Melodien ohne Millionen

Kevelaer. Welch‘ wundervolle Charaktere sich in diesem Chor „verstecken“: die nach dem Lenz lechzende Veronika und der gefährliche Mackie Messer, die geständige Kleptomanin und die fesche Lola, der verliebte Matrose und der kleine Gardeoffizier, Bel Ami und Lilli Marleen – um nur einige derer zu nennen, die am Wochenende auf ganz wunderbare Weise über die große Kevelaerer Show-Bühne gingen. Der Theaterchor Niederrhein hatte dem Publikum im zweimal ausverkauften Bühnenhaus nicht zuviel versprochen.

Parforceritt durch eine Epoche

„Evergreens“ aus den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, von Chorleiter Tom Löwenthal liebevoll zu Potpourris arrangiert, mal mitreißend, mal gefühlsbetont, mal temperamentvoll-schmissig und mal zärtlich-anrührend dargeboten – das ließ niemanden kalt. Löwenthal leitete auch das eigens zusammengestellte Salonorchester mit Musikern aus der Region und trieb diese mit schwungvollem Dirigat zu einem gelungenen Parforceritt über eine immense Distanz von über 80 einzelnen Melodien an.
Die große Zeit der Ufa-Stars, die wunderbar authentisch daherkommenden Kostüme und Frisuren und nicht zuletzt die gelungene Choreographie der kleinen wie insbesondere der großen Szenen des wohl fast 100 Sängerinnen und Sänger umfassenden Theaterchores durch Peter van Aar und Dorette Ploegmakers, denen es gelang, die Mischung aus Gala und Revue mit einem Laienchor erstaunlich professionell umzusetzen, das alles begeisterte die Zuschauer im Bühnenhaus restlos. Und es war ein weiterer Beweis dafür, dass man eben keine Millionen braucht, sondern Begeisterung und Engagement, um einen gelungenen Unterhaltungsabend auf die Beine zu stellen.
Ach ja, natürlich brauchte man in diesem Falle noch ziemlich viel „Musik, Musik, Musik“, und die stand an diesem Abend wiklich im Mittelpunkt. Durch Conférenciers eingeleitete Medleys unterschiedlicher Komponisten wie etwa Kurt Weill, Friedrich Hollaender, Peter Kreuder oder Michael Jary wechselten mit thematisch oder nach Interpreten gefassten Sets. Arrangeur, Regie, Solisten, Chrogruppen bis hinauf zum Gesamtchor hatten sich die Stücke offensichtlich mit viel Geführl für die Autoren, die Zeiten und die Hintergründe erarbeitet und lieferten ein rundum stimmiges Bild der Epoche der großen Revuen und Galakonzerte ab.
Das Publikum belohnte den hohen Aufwand und das liebevolle Engagement der Beteiligten mit minutenlangem, begeisterten Applaus.

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