Beiträge

Der Chor „Glaubhaft“ bereitet sich auf sein Konzert „Zeit“ am 25. November vor

Zeit für Musik

Es ist Donnerstag, 20 Uhr im Pfarrheim Winnekendonk und langsam füllt sich der Raum mit Menschen. Denn es ist Zeit für eine Probe des Chores „Glaubhaft“. Die heiße Probephase vor dem jährlichen Konzert im November ist angebrochen.

Sebastian Piel, Basilikakantor in Kevelaer, ist zu Gast in der neuen Folge von „kannste glauben“, dem Podcast des Bistums Münster. Foto: Bischöfliche Prressestelle / Ann-Christin Ladermann
Kevelaerer Basilikakantor beim Podcast „kannste glauben“

Sebastian Piel über seine Arbeit

Das war schon ein überwältigendes Gefühl für Sebastian Piel: 1.600 Kinder und Jugendliche singen „Gib Frieden“ – das Mottolied, das der 36-Jährige für das bundesweite Jugendchorfestival „Pueri Cantores“ in Münster komponiert hat.

Kaiserdom zu Frankfurt. Symbolbild: pixabay
Mitsänger für den Auftritt des Projektchores zum Holodomor-Gedenken gesucht

Theodosius-Chor singt in Frankfurt

Auch in diesem Jahr ist der Theodosius-Chor – der Projektchor des Kevelaerer Männer-Gesang-Vereins (KMGV) für die Ostkirchenliturgie – eingeladen, das Holodomor-Gedenken in Frankfurt musikalisch zu gestalten.

Jugendchor St. Laurentius, Erwitte. Foto: privat
Der Chor wird am Wochenende gleich zwei Anlässe musikalisch gestalten

Jugendchor Laurentius ist zu Gast in Kevelaer

Die Basilikamusik Kevelaer erwartet am ersten Juniwochenende Besuch vom Jugendchor St. Laurentius, Erwitte. Der Chor wird zwei Anlässe gestalten.

Die Künstlerin begeisterte mit Songs von Reinhard Mey, Robbie Williams und Abba

Frau Höpker erneut vor ausverkauftem Haus

Das ausverkaufte Konzert- und Bühnenhaus platzte aus allen Nähten. „Frau Höpker bittet zum Gesang“ hieß es nach der ersten Veranstaltung im Mai erneut und die Kevelaererinnen und Kevelaerer ließen sich nicht lange bitten.

Mädchenchor verabschiedet sich mit „irischen Segenswünschen" von Petra Gavaz und ihrer Eisdiele

„Und bis wir uns wiedersehen…“

„Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in deinem Rücken sein…“ Bei vielen dürften sich allein beim Lesen dieser Liedzeile die Haare zu Berge stellen.

Der Männergesangverein probt wieder

Das Bild, das sich bietet, ist ungewohnt: die Mitglieder des Kevelaerer Männergesangvereins sitzen in der Clemenskapelle weit verteilt und mit Abstand voneinander auf den Plätzen. Sie folgen dabei dem Dirigat von Wolfgang Dahms, der mit einem elektrischen Klavier auf der Erhöhung steht und versucht, die Musiker von dort aus zu führen.

Fast sechs Monate lang hatten die Männer vom KMGV auf das erste gemeinsame Singen verzichten müssen. „Wir haben vorher intensiv geprobt, jetzt eine ganze Zeit gar nicht. Und man hat so ein bisschen auch seine Stimme verloren. Wenn man zu Hause ist, da übt man nicht so kräftig“, erklärt Heinrich Schreiber, fast 29 Jahre schon Chormitglied.

Seit ein paar Wochen geht es aber wieder. „Jetzt haben wir die Möglichkeit hier. Wir haben mit der Caritas gesprochen und die haben uns den Raum zur Verfügung gestellt“, erläutert Heinz Lamers, der Vorsitzende des KMGV.

„Drei bis vier Leute“ seien aus Angst vor Corona wohl nicht da. „Mit 35 bis 37 Sängern sind wir zufrieden, es könnten mehr sein. Aber es ist wichtig, dass wir überhaupt was machen. Die Sänger hatten wirklich Bedarf und haben danach förmlich gedürstet.“

Besondere Umstände

Die Umstände seien schon besonders, ergänzt Neu-Dirigent Wolfgang Dahms: „Das ist manchmal gewöhnungsbedürftig, weil die Entfernung zwischen den Sängern so groß ist. Die meisten sind gewohnt, dass sie direkt jemanden neben sich haben. Aber man merkt so langsam, dass sie ein Gefühl bekommen für den Raum und für die Abstände.“

Viele Sänger bräuchten halt den „engen Kontakt mit dem Nachbarn. Das gilt vor allem für die, die nicht so stimmsicher sind. Die haben zwei Meter neben sich nichts. Und der Einfluss des Chorleiters auf den Chor ist auch ein ganz anderer. Normalerweise stehe ich einen Meter vor denen, aber ich bin jetzt vier Meter weg.“ Und es dauere halt auch länger, bis der letzte Ton beim Sänger angekommen ist.

Zurzeit arbeitet der Chor an Volksliedern, auch Material von den „Bläck Fööss“ sei dabei. „Wir wollen 2021 ein Weihnachtskonzert geben, dafür arbeiten wir vor und ziehen das Material im Oktober vor.“ Eigentlich wollte Dahms mit den Männern schon im Frühjahr loslegen, dann bremste Corona alles aus. „Das war nicht nur hier so, das war auch bei der Verabschiedung des anderen Chores, des MGV Materborn, so.

Das konnte ich coronabedingt auch nicht, das war auch sehr bescheiden“, erklärt der Dirigent. Zumal er mit dem Materborner Chor zehn Jahre lang gut zusammen gearbeitet hatte. „Alles ist in Frieden auseinandergegangen. Es ist nur unschön, sich nicht anständig verabschieden zu können.“

„Ich bin Anfang 60 und wolle mich nochmal verändern, und zwar nicht, wenn ich im Rentenalter bin“, erklärt Wolfgang Dahms, was ihn veranlasst hatte, den KMGV zu übernehmen. „Die Sänger vom MGV Kevelaer meinten zu mir, ich könnte das mit ihnen wohl schaffen.“ Überzeugt hatte ihn letztendlich das Probedirigat. „Es war eine gute Resonanz und eine gute Probeatmosphäre. Daraufhin habe ich mich entschieden, nach Kevelaer zu kommen.“

Dahms dirigiert auch den Uedemer Männerchor. „Also ist mir der Südkreis nicht so fremd.“ Und der KMGV weise „eine gute Mischung“ auf. „Wir können froh sein, dass wir die lange Durst-strecke überwunden haben“, sagt der Dirigent. „Denn die große Gefahr ist, dass Chöre auseinanderbrechen, wenn sie nach einer gewissen Zeit merken, dass es auch ohne Chor geht.“

Chorproben unter Unterführungen

Er denkt dabei an aktuelle Studien, „nach denen gut ein Drittel der Chöre diese Coronakrise nicht überleben wird.“ E habe viele Chöre gegeben, die sogar unter Unterführungen proben mussten. „Ich habe zu Hause Übungsdateien für alle meine Chöre gemacht und per MP3 geschickt.“

Man habe es auch im Juli über das Telefon und das Internet versucht, ergänzt Heinz Lamers. „Das hat aber nicht geklappt. Der Klang war versetzt und die Leute quatschen dann. Da ließ die Disziplin zu wünschen übrig.“

Sicher sei schon jetzt, dass es „kein Adventskonzert und keine Weihnachtsfeier“ des Vereins geben werde. „Wir wissen auch noch nicht, ob wir beim Volkstrauertag singen sollen“, so der KMGV-Vorsitzende. „Sonst haben wir auch immer Anfang des Jahres ein Singen im Krankenhaus durchgeführt. Das werden wir wohl nicht machen können.“

Auch das traditionelle November-Konzert im Frankfurter Dom sei abgesagt. „Es geht erst mal um den Erhalt des Chores“, sagt Lamers. Man müsse sehen, dass es weitergeht und dann weitersehen, was möglich ist. „Wenn wir zwölf Monate uns überhaupt nicht sehen, das wäre gefährlich geworden.“

Für Schwester Hildegard ist die Situation mit dem Chor aktuell „ungewohnt, aber gut.“ Als sie gefragt wurde, war die erste Reaktion: „Halten sie genügend Abstand. Reicht das hier? Das war ja noch zu dem Zeitpunkt, wo nach vorne hin noch drei Meter notwendig waren. Das hat sich ja etwas gelockert.“

Jeder habe die Möglichkeit, die Kapelle in Gebrauch zu nehmen. Man müsse da natürlich seine Verantwortung tragen. „Ich muss gucken, das dann alles zu desinfizieren. Es ist ganz anders, weil Sachen regelmäßig abends stattfinden. Aber wir sind im Grunde froh, dass der Raum genutzt wird und Gemeinsames passieren kann, auch für den Chor jetzt.“

Einfach mal probieren

Seit fünf Jahren unterhält der Theaterchor Niederrrhein mit einem vielfältigen Repertoire von 30er-Jahre-Musik bis zum Queen-Rock das Kevelaerer Publikum. Die alljährlichen Konzerte des Chores finden großen Anklang, sogar vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier wurde der Chor nach Bonn eingeladen und kam mit dem Staatsoberhaupt ins Gespräch.

Jetzt wollen die Mitglieder der Chorgemeinschaft ihrer Historie ein weiteres Highlight hinzufügen. Denn der Theaterchor hat sich für die „Nacht der Chöre“ beworben, die von der „Rotkäppchen“-Sektkellerei ausgerichtet wird und Mitte November in Freyburg / Sachsen-Anhalt stattfinden soll – musikalisch unterstützt von dem Popstar Johannes Oerding und dem Komponisten Dieter Falk.

Geschickter Link

„Wir sind da dran gekommen, weil ein Mitglied unseres Chores mal den dazugehörigen Link geschickt hat“, erinnert sich Marloes Lammerts, eine der beiden Gründerinnen des Chores. „Da habe ich spontan gesagt: Das könnten wir doch mal machen.“ Der Vorschlag ging in den Chor-Vorstand und an die Stimmsprecher, die sich mit der Idee sofort anfreunden konnten.

Wie kriegt man es aber hin, sich für so einen Wettbewerb angemessen zu präsentieren? Als Grundbedingung war gefordert, den eigenen Lieblingssong zu singen, sich dabei filmen zu lassen und das Video auf der Internetseite des Unternehmens unter dem Stichwort „Nacht der Chöre“ hochzuladen.

Nur ein einfaches Filmchen, das sollte es eigentlich nicht sein, dachten sich die Verantwortlichen des Chores. Auch da half der Zufall mit: Lammerts, die als Künstlerin Keramik-Skulpturen herstellt und auch mal auf Ausstellungen zu finden ist, traf auf der „Landart“ Ende August im Achterhoek den Foto- und Filmjournalisten Gerry Seybert.
Der drehte dort zufällig einen Imagefilm über die Veranstaltung. „Da habe ich ihn einfach gefragt, ob er nicht was für uns machen könnte. Und er hat spontan zugesagt.“ Am 1. September kam Seybert dann mit seinem Equipment in das Forum Pax Christi, wo der Chor seit ein paar Wochen wieder seine Proben durchführt, drehte einzelne Einstellungen der Proben und führte Kurzinterviews mit einigen Mitgliedern.

Es entstand ein 4:59 Minuten langer Kurzfilm, der die Idee und die Philosophie des Theaterchores in angemessener Form zusammenfasst. „Wir haben uns vor Ort umgesehen und dann spontan entschieden, wer aus dem Chor dazu auch was vor der Kamera sagen kann“, sagt Christina Derix, die zweite Gründerin des Theaterchores.

„Garniert“ wurden diese Aussagen und Probeaufnahmen mitAusschnitten aus den Konzerten, die im Bühnenhaus Kevelaer stattfanden.

Eine Jury, die sich aus dem Sänger Johannes Oerding, Dieter Falk, dem „Rotkäppchen“-Marketing-Manager Tobias Richter, Moderatorin Johanna Klum und dem Model und der Schauspielerin  Marijke Smittenaar zusammensetzt, entscheidet Anfang Oktober, welche zwei Gewinnerchöre und SängerInnen dabei sein dürfen.

Coaching mit einem Komponisten

Die sollen dann Anfang November durch ein Coaching mit Dieter Falk – abhängig von der aktuellen Situation – persönlich in ihrer Heimatstadt oder digital auf die „Nacht der Chöre“ vorbereitet werden. Die „Nacht der Chöre“ soll dann am 14. November nach klaren Abstands- und Hygienevorgaben im Lichthof der „Rotkäppchen“-Sektkellerei stattfinden.
„Wir wissen nicht, was da alles genau passiert“, sagten die beiden Frauen. „Da müssen wir uns überraschen lassen.“ Auf jeden Fall glauben sie an die Chance ihres Chores. „Wir haben eine super Bewerbung abgegeben und einen super Imagefilm. Und wenn wir nicht genommen werden, kann man mit dem Film immer super darstellen, was der Theaterchor ist.“

Mit Stimme, Spaß und Fantasie

Es schien, als hätten sie die Welt um sich herum vergessen – so gebannt lauschten die zehn Kinder im „Goldenen Apfel“ an diesem Nachmittag den Worten des Mannes am Klavier. „Wer von Euch hat Lust, mal je eine Strophe von dem Lied zu singen?“, fragte Johannes Stammen in die erwartungsvolle Runde der kleinen „NachwuchssängerInnen.“ Sofort streckten sich ihm die Finger entgegen. „Na dann, los“, lachte der 66-Jährige und ließ seine Finger über das Klavier gleiten, während die Kinder mit allem, was die Lungen hergaben, jeder die jeweiligen Zeilen des Liedes „Zirkus Fantasie“ wiedergaben. „Klasse“, meinte Stammen.

Pommes, Polonäse und Süßigkeiten

Im Anschluss daran zeigten die Kinder von sich aus mal, wie lustig so eine Probe aussehen kann – und stimmten gemeinsam schreitend, klatschend und tanzend ihre lustige „Pommesbuden-Polonäse“ an. Danach gab´s erstmal eine Pause – und was Leckeres zum Naschen. „Ich fühle mich hier wie bei der Fütterung der Raubtiere“, meinte Stammen und hielt die Tüte etwas höher, um die Süßigkeiten zu retten. „Die Pause machen wir immer aus pädagogischen Gründen. Es ist für Kinder nicht so leicht, sich durchgehend so zu konzentrieren“, erzählte er.

Seit November vergangenen Jahres bemüht er sich mit seinem an diesem Tag erkrankten Kollegen Elie Wakeem vom „Theaterchor Niederrhein“, den Kindern die Freude am Gesang zu vermitteln. „Unser erster Auftritt war das Weihnachtssingen im Dezember“ erinnert sich Stammen, wie es eigentlich zu diesem Projekt gekommen war. Damals hatte man einfach mal die Idee, in Kostümen des 19. Jahrhunderts an zwei Dezember-Wochenenden Weihnachtslieder zu singen – und das sollte dann auch mit Kindern vonstatten gehen.
„Wir haben dann erst mal im Chor rumgefragt“, erzählt der Sänger mit Bassstimme. Und das Interesse der sangesbegeisterten Eltern, ihren Kids auch ein Forum für dieses besondere Hobby zu geben, war von vornherein gegeben. Am einem Tag gingen die Kinder mit – und waren begeistert. „Kalt war´s , aber sehr schön. Wir sind sogar vor die Krippe gezogen“, erzählt der achtjährige Leo. „Das war voll cool und was Besonderes“, ergänzte der zwei Jahre ältere Janesh.

Freude fördern

Seitdem versammelt sich die kleine Gruppe regelmäßig jeden Donnerstag zwischen 17 und 18 Uhr, versuchen die beiden engagierten „Lehrer“, den Kids etwas von ihrer Begeisterung für Musik weiterzugeben. „Wir wollen hier keine „Gesangsstars“ züchten, sondern die Freude am Gesang fördern“, meint Stammen, der selbst seit dem neunten Lebensjahr singt und seit zwei Jahren den Kirchenchor Wemb leitet. „Kinder sind viel impulsiver. Du mußt bei ihnen ein vernünftiges Konzept haben, um sie bei der Stange zu halten“, erkennt er aber in der Herangehensweise schon einen wesentlichen Unterschied.

Stammen ist besonders glücklich darüber, dass es in dem doch relativ kurzen Zeitraum schon einen echten Fortschritt zu beobachten gibt. „Beim ersten Mal waren alle schüchtern, und wenn ich da jetzt sehe, dass die selbst Strophen singen wollen, dann geht mir das Herz auf.“

Ähnlich sieht es Elie Wakeem. Der 19-jährige gebürtige Syrer hat in seiner Heimat Damaskus unter lebensgefährlichen Bedingungen einen Kinderchor geleitet und hat eine ganz tiefen inneren Bezug zum Singen und zu der Arbeit mit Kindern. „Ich möchte mich nicht Kinderchorleiter nennen, sondern ein Kind im Chor“, meint der junge Mann bescheiden. „Und wenn ich sehe, wie zufrieden die Kinder sind bei der Probe, dann freut mich das am meisten.“

Keine Noten, keine Langeweile

Singen egal wo und mit wem, „das ist das Wichtigste.“ Und man spüre, dass die Kinder einfach Lust haben, zu lernen. „Aber wir müssen jedes Mal was Neues finden, damit sie keine Langeweile haben.“ Vieles laufe in Verbindung mit aktivem Singen, das hätten er und Stammen bei einem Kurs in Münster gelernt. Und die Kinder müssten keine Noten in der Hand haben, erzählte Wakeem.

Die Kinder selbst, die finden den Ansatz einfach nur toll. „Wir machen zu den Liedern bestimmte Bewegungen“, beschrieben die neunjährigen Theresa und Amelie, wie sie die Stunden erleben.

Zum Abschluss der Stunde stimmten die Kinder tanzend und singend das Lied „Wir sind Kinder einer Welt“ an. Elie Wakeem hofft, dass es bei dieser Kerngruppe nicht bleibt. „Unsere Türen sind geöffnet. Jedes Kind ist willkommen.“