Zug um Zug beim großen Tag des Schachclubs Kevelaer 1948

Ein Brett, zwei Menschen, 32 Figuren – mehr braucht es nicht, um eine Sportart auszuüben, die die Akteure vor komplexe geistige Herausforderungen stellt, im öffentlichen Bewusstsein aber eher als unspektakulär und optisch wenig spannend gilt.
Die Herausforderung, dieses Nischendasein zu überwinden, möchte der Schachclub Kevelaer 1948 e.V. jetzt mit einem großen Schachtag am Samstag, 15. Juni, im Bühnenhaus begegnen.
Zuletzt waren es die Stadtmeisterschaften im März und die NRW-Meisterschaft im Blitzschach, die die Arbeit des Vereins etwas mehr in das Rampenlicht rückten. „Da gab es auch eine schöne Beteiligung. Und Thomas Koch, der das NRW-Blitzschachturnier gewonnen hat, wurde im bundesweiten Wettkampf in Magdeburg Zweiter“, wusste der Vorsitzende des Vereins, Werner Vonk, zu berichten.
Auch die Kevelaerer Seniorenteams schlugen sich in den jeweiligen Klassen achtbar. „Die Erste hat in der Verbandsliga einen Mittelplatz, die Zweite ist in der Bezirksliga sogar Dritter geworden.“ Lediglich die dritte Mannschaft musste sich als Tabellenletzter von der Bezirksklasse in die Kreisliga verabschieden.
Mitglieder gewinnen
Nichtsdestotrotz macht die Jugendarbeit den Verantwortlichen schon Kopfzerbrechen, auch wenn es Nachwuchsleute gibt, die freitags ab 18 Uhr in der Begegnungsstätte zum Training zu finden sind. „Wir haben mehr Leute über 80 im Verein als Schüler“, sagt Vonk. Und das ist bei einem Verein mit knapp 40 Mitgliedern schon keine gute Situation. „Der Trend darf so nicht weitergehen. Da müssen wir aktiv werden und in die Öffentlichkeit gehen“, sagt der Vorsitzende.
Dementsprechend war man schon im vergangenen Jahr an der OGS-Grundschule, um für sich zu werben. „Da waren an die 40 Schüler – und da kam der Impuls, das auch mal für alle Schüler und Bürger zu machen“, sagt Vonk. In diesem Jahr sei man mit zwei Schulen im Gespräch.
Der große Schachtag am Samstag soll das generelle Interesse für den Schachsport wecken. „Das Angebot ist für Jung und Alt“, unterstreicht Turnierleiter Peter Drißen. Dementsprechend wird es ab 10.30 Uhr ein Schnellschachturnier geben, bei dem wirklich jeder „ab der ersten Schulklasse“ (Drißen) antreten darf und die besten Schüler einen Pokal abräumen können.
Daneben soll ein besonderes Schach-Simultanturnier für Aufmerksamkeit sorgen: Denn ab 15 Uhr wird der Kevelaerer Bürgermeister Dominik Pichler gleichzeitig gegen mehrere Spieler an den Brettern antreten. Angedacht ist ein Simultanspiel mit zehn bis 15 Spielern.
Anmeldefrist verlängert
„Er ist Schirmherr der Veranstaltung, Vereinsmitglied und traut sich das zu“, sind Vonk und Drißen gleichermaßen gespannt, wie sich das Stadtoberhaupt so schlagen wird. Die Anmeldefrist für beide Turniere wurde bis zum 15. Juni verlängert.
Ergänzt wird das Angebot durch ein Schachquiz mit Fragen rund um das Schachspiel und durch entsprechende Preise. Auch ein großes „Gartenschach“-Feld wird in der Halle zu finden sein. „Das ist immer sehr attraktiv für die kleinen Kinder“ spricht Vonk aus Erfahrung. „Das ist schon beim Stadtfest letztes Jahr gut angekommen.“
An einem Infostand mit Schachutensilien und Büchern kann man sich über die Grundzüge und Regeln des Sports aufklären lassen. „Wir wollen den Spaß vermitteln“, unterstreicht Materialwart Harald van Leyen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich,
Jetzt hoffen die Aktiven auf eine gute Resonanz. „Wenn wir an dem Abend dann groggy sind und später junge Leute bei uns aufkreuzen, dann ist alles wunderbar“, glaubt Werner Vonk an die Anziehungskraft des Schachsports.
Und vielleicht wird der eine oder andere eine ähnliche innige Verbundenheit mit dem historischen Brettspiel entwickeln, so wie es der Schriftsteller Stefan Zweig einst in einem lyrischen Satz zusammengefasst hat: „Schach ist wie die Liebe – allein macht es weniger Spaß.“