Fußball gegen Rassismus

Schon morgens früh um acht waren die ersten jungen Kicker auf dem Gelände des Hülsparkstadions aktiv. Die Jahrgangsstufen sieben und acht des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums verteilten sich auf den zehn verschiedenen Kleinfeldern, um sich in sportlichem Wettbewerb miteinander zu messen.

Der Modus des Turniers, an dem Klassen von der fünften bis zur EF teilnahmen, war dabei ein ganz spezieller, erläuterte Sportlehrer Sebastian Clarke: „Wir spielen ein Changing-Team-System. Das heißt, wir bestimmen per Los immer eine neue Paarung. Man spielt gegeneinander, alle durcheinander, ob Mädchen oder Jungen.“

Erlös wird gespendet

Jeder Spieler sammelte dann an dem Tag für sich Punkte. „Wer die meisten Punkte am Ende hat, gewinnt.“ Dabei stand natürlich „einfach nur der Spaß“ für die insgesamt rund 250 teilnehmenden Schüler im Vordergrund. Daneben gehen die Erlöse des Tages an den „Runden Tisch Flüchtlinge“ in Kevelaer.

Die Idee, im Rahmen der Auszeichnung dieses Turnier auszurichten, hatte die frühere Fußball-Bundestrainerin Tina Theune. Als ehemalige Schülerin des KvGG fungierte sie auch als Patin des Schulprojekts und verbrachte den gesamten Vormittag mit den Schülern.

Fairness im Sport

„Bei Länderspielen steht man zusammen, grüßt die gegnerische Mannschaft. Es gibt klare Fairnessregeln. Fußball ist ein Teamsport, wo es eine Ureinstellung ist, dass man zusammenspielt. Und die Sprache spielt da auch keine Rolle“, betonte die Weltmeisterinnen-Trainerin die verbindende Funktion des Sports.

Die Teilnehmer waren mit viel Spaß dabei. Foto: AF

Auf den Tribünen wurden die Gäste und Teilnehmer mit Kaffee, Kuchen, Getränken und anderen Leckereien versorgt. Dort verfolgte auch Schulleiter Karl Hagedorn das sportliche Geschehen. „Wenn wir schonmal so einen Titel haben, da ist Fußball so ein „Eisbrecher“ für die Kommunikation“, freute er sich über die Resonanz auf das Turnier.

Es gehe sowohl in der Schule als auch darüber hinaus um „gegenseitige Anerkennung und die Werte, die in unserem demokratischen Verständnis liegen.“ Die Auszeichnung als  „Schule ohne Rassismus“ sei eine „Bestätigung, diese Werte auch zu leben“ und „als Erziehungsziel immer wieder umzusetzen“, unterstrich Hagedorn. Dem dienten die Gedenk-Veranstaltungen, die Schul-Partnerschaften oder die jährliche-Auschwitz-Fahrt.

Plädoyer für Toleranz

Auch der Kevelaerer Bürgermeister Dominik Pichler würdigte am Mittag bei der Siegerehrung die Verdienste der Schule und die Aktivitäten der Schüler, wobei er in seiner kurzen Ansprache den österreichischen Komponisten und Kabarettisten Gerhard Bronner zitierte: „Es gibt drei Dinge, die sich nicht vereinen lassen. Intelligenz, Anständigkeit und Nationalsozialismus. Man kann intelligent und Nazi sein. Dann ist man nicht anständig. Man kann anständig und Nazi sein. Dann ist man nicht intelligent. Und man kann anständig und intelligent sein. Dann ist man kein Nazi.“

Niemand sollte nach äußerlichen Merkmalen, Hautfarbe und Staatsangehörigkeit beurteilt werden. Von den gut 29.500 Kevelaerer Einwohnern gebe es rund 3.800 Ausländer – davon 1.500 Polen, 500 Holländer und weitere Nationalitäten. Dazu kämen noch die, die mit einem Doppelpass ausgestattet sind. „Ich zum Beispiel hab‘ zwei Pässe – mein Vater ist Österreicher.“

Und dann gebe es eine ganze Menge Deutsche „mit Migrationshintergrund“, die einen ausländischen Elternteil haben. In dem Kontext zitierte er den AfD-Politiker Gauland, der den deutschen Fußballer Jerome Boateng „nicht als Nachbarn“ haben wollte. „Das ist nichts andres als Rassismus und trifft auch Deutsche, die aus deren Sicht die „falsche“ Hautfarbe haben.“

Es gelte „vom Grundsatz her, dass wir alle sagen: Wir sind nicht oberflächlich und das Aussehen ist uns egal. Und dass Ihr das begriffen habt, zeigt Ihr dadurch, dass Ihr hier seid. Vielen Dank dafür.“

Trikots geschenkt

Danach wurden die besten Mädchen und Jungen der jeweiligen Jahrgangsstufen ausgezeichnet. Auch ein Fairnesspreis wurde vergeben. Tina Theune schenkte der Schule zwei sehr wertvolle Trikots mit den Unterschriften der Frauen-Olympiasiegerinnen von Rio und den Weltmeistern von 2014 der Männer. Auch sie betonte, wie viele Spielerinnen es in der Nationalmannschaft der Frauen gebe, die einen Migrationshintergrund haben und trotzdem integraler Bestandteil des Teams sind. 

Stellvertretend für alle Schüler des KvGG nahm dann ein Lateinkurs die Urkunde mit der Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“  entgegen. Die Übergabe nahm Monika Labmeier vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Kleve vor. Sie unterstrich, dass es sich um die erste Kevelaerer Schule und die erst vierte Schule im gesamten Kreisgebiet handelt, die diese Auszeichnung von der europäischen Jugendinitiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ erhält.