Noch einmal eine große Party

Wenn Renate Timmermann an das bevorstehende Jubiläum denkt, dann keimt in ihr schon so was wie Vorfreude. „Wir lassen es noch mal richtig knallen“, drückt die kommissarische Leiterin der Hauptschule aus, was ihr Kollegium und sicher auch die aktuell gut 130 Schüler darüber denken.
Denn bevor die Hauptschule im Juli 2019 aufgrund des Ratsbeschlusses von 2013 ihre Pforten endgültig dicht machen wird, wollen die aktuell Verantwortlichen der Schule am Samstag, den 23. Juni mit einem großen Fest am Schulzentrum den runden Geburtstag der Einrichtung feiern.
Der Geburtstag der Hauptschule 1968 war zugleich auch das Ende der Volksschule. „Schon ein Jahr zuvor war die Idee entstanden, an der damaligen Volksschule gezielter die Kinder zu fördern“, erläutert der Stellvertreter Timmermanns, Bernd Druyen.
Die Hauptschule wurde als dritte weiterführende Schule neben Realschule und Gymnasium etabliert. So existierten dann in den alten Volksschulgebäuden – der Overbergschule in Winnekendonk, der St.-Antonius- und der St.-Hubertus-Schule – in Kevelaer drei Hauptschulen. Später wurde Winnekendonk zur Dependance der Edith-Stein-Hauptschule im Overberg-Schulgebäude.
„Wir sind damals mit dem hohen Anspruch gestartet, den jungen Menschen, die praktisch veranlagt sind, eine gute Basis für den Einstieg in den Beruf zu geben“ ergänzt der langjährige Rektor der Theodor-Heuss-Hauptschule, Winfried Janssen. Das geschehe heute noch so, versichert Timmermann. „Und alle hängen sich hier noch mal so richtig rein – bis zum Schluss.“
„In den 70er-Jahren gab es dann die Kampagne „Schicke dein Kind auf bessere Schulen“, erinnert sich Janssen. „Damals hat man sicher nicht an die Hauptschulen gedacht, was den Keim langfristig gelegt hat, dass Eltern sich das überlegt haben.“ 1973 vergab der Stadtrat die Planungsarbeiten für ein neues Schulzentrum auf der Hüls. Daraus entwickelte sich das große Zentrum, in dem heute alle weiterführenden Schulen Kevelaers untergebracht sind.
Die 1986 gegründete Realschule zog dann nach und nach Schüler von der Hauptschule ab. Dazu diskutierte die lokale Politik immer wieder über eine Zusammenlegung der Schulen. Und Eltern drängten auf höher qualifizierte Schulabschlüsse ihrer Kinder, die Einstiegsbedingungen für eine Lehre stiegen.
Da half auch der kurzfristige Erfolg einer Artikelserie des Kevelaerer Blattes im Jahr 2000 für die Edith-Stein-Hauptschule Mitte 2000 „Ich sage JA! zur Hauptschule“ nichts mehr. Im Dezember 2004 wurden beide Hauptschulen zusammengelegt. Und 2013 beschloss der Kevelaerer Rat, eine Gesamtschule einzurichten, in der die Hauptschule und die Realschule aufgehen sollten.
Vor dem Abschied steht aber noch mal das große Feiern. „Wir begehen hier keine Beerdigung, sondern wollen ganz klar darstellen, dass an allen Standorten wichtige Arbeit geleistet wurde –ob mit Eltern, Schülern, Kollegen, den Aktiven vor Ort, die die Hauptschule geprägt haben“, sagt Timmermann. „Wir sind natürlich traurig, dass diese Schulform ausstirbt, aber das wird sich wieder ändern“, ist sich die Pädagogin sicher.
Im Rahmen der Feier stellen Schüler die Ergebnisse ihrer Projektwoche „Berlin 2018“ vor. „Früher haben wir das nur mit den Abschlussklassen gemacht, diesmal fahren wir mit allen 130 Schülern nach Berlin“, freut sich Druyen auf die besondere Reise.
Die Klassen bereiten jeweils Besuchspunkte in Berlin vor und danach ihren Schwerpunkt für die Präsentation am 23. Juni auf. Unter anderen laden die beiden Bundestagsabgeordneten Barbara Hendricks und Stefan Rouenhoff zum Gespräch. Es geht in den Bundestag oder zum Abfallentsorgungszentrum am Potsdamer Platz.
Zahlreiche Kevelaerer Unternehmen werden an dem Festtag mit Getränken und Kulinarischem präsent sein. „Sonst machen das die Schüler, aber das wird dann diesmal einfach auch größer – und die Schüler können sich auf ihre Sachen konzentrieren“, erläutert Timmermann.
Um zwölf Uhr erfolgt vor der Zweifachsporthalle – bei Regen drinnen – der offizielle Festakt, „wo auch Ex-Kollegen der Hauptschulen, Gäste aus Politik und Gesellschaft und alle, die in den 50 Jahren mit beteiligt waren, eingeladen sind.“ Danach soll es einen kleinen Umtrunk und einen Empfang geben.
Ganz gespannt sind Druyen und Timmermann auf das geplante Ehemaligentreffen im Schulzentrum. Die Kontaktaufnahme dazu „läuft zur Zeit über soziale Netzwerke“, so Druyen. Das könnten am Ende tatsächlich mehrere Tausend Schüler sein, sollte es sich ausreichend herumsprechen.
Für die Teilnehmer soll es auf jeden Fall Erinnerungs-T-Shirts und Giveaways geben – und bei Scholten ab 17 Uhr dann eine riesengroße Party steigen. „Wir haben uns viel vorgenommen – eine Riesensache“, hoffen beide Pädagogen mit den Schülern und Lehrern auf einen super Tag.