Händler vermissen die Sonntagsöffnung
Das Wetter am verkaufsoffenen Sonntag war durchwachsen, aber die Parkplätze rund um die Innenstadt waren wieder gut ausgelastet. An den unterschiedlichsten Autokennzeichen konnte man erkennen, dass neben Einheimischen viele Gäste aus ganz NRW und den Niederlanden angereist waren.
Für Marianne Kohfeld sind die Kunden von außerhalb existenziell, und da sie oft lange Anfahrtwege haben, können sie nur am Sonntag in ihr Geschäft kommen. Ein Beispiel hierfür ist Familie Bluhm aus Remscheid, die seit 18 Jahren zu ihren Stammkunden gehört und auch diesen Sonntag einen Einkauf machte. Damals baute der Sohn Andreas das Glockenspiel im Pax Christi und die Familie lernte das Geschäft in der Busmannstraße kennen und schätzen. „Wir sind richtig traurig darüber, hier nur noch so begrenzt einkaufen zu können und bedauern dies sehr. Früher sind wir öfter gekommen und konnten dann auch öfter in die Basilika und zur Mutter Gottes, das fällt jetzt weg“, so die Kunden aus dem Bergischen Land.
Kohfeld sieht nach dem erzwungenen Ladenschluss am Sonntag die Zukunft dunkel. Trotz Eigenherstellung vieler Produkte und überwiegend auswärtigen Kunden, wofür es eine Ausnahmegenehmigung geben kann, hat sie diese bisher nicht bekommen. „Wenn dieses Jahr wieder so wird wie das letzte Jahr, dann muss ich schließen“, so die Geschäftsfrau. Sie versucht durch Anmietung von Schaufensterfläche mehr einheimische Kunden zu werben, sieht aber auch darin nicht viel Erfolgsaussichten.
Bürgermeister Dr. Dominik Pichler verwies in einer Stellungnahme auf das Ladenöffnungsgesetz (LÖG). Inwieweit das vor Kurzem beschlossene neue LÖG Veränderungen bringen werde, vermochte er noch nicht zu sagen.
Für Alternativen beziehungsweise ein Rahmenprogramm zum Sonntagsverkauf sehen einige Einzelhändler das Stadtmarketing in der Pflicht. Angebote wie „Wir verzichten am Samstag ab 14 Uhr auf Parkgebühren, wenn sie bis 18 Uhr geöffnet lassen“, seien da untaugliche Versuche. In vielen Großstädten sei Parken am Wochenende Normalität. Foodtrucks, Straßenveranstaltungen und gemütliche Aufenthaltsbereiche müssten die einheimischen Kunden in die Stadt ziehen.
Einige sehen aber auch bei den Kevelaerer Bürgern die Notwendigkeit des Handelns. „Das Geld ist da, es wird jedoch außerhalb von Kevelaer ausgegeben. Wenn die Einwohner nicht noch mehr Leerstand und dann eine unattraktive Innenstadt haben möchten, dann sollten sie auch hier kaufen“, wurde geäußert.
Natürlich unternehmen die Einzelhändler in Kevelaer auch eigene Anstrengungen, um weiter existieren zu können. Internethandel als Multiplikator oder Stände auf Märkten am Sonntag machen teilweise 30 Prozent des Umsatzes aus. Auch stehen schon einmal Gebäck oder Süßigkeiten für die Kunden bereit oder sie werden mit Live-Musik am Klavier begrüßt. Sonderangebote oder Ermäßigungen zu bestimmten Zeiten sind weitere Mittel. Für manche Bekleidungsgeschäfte kommt aber zum Beispiel ein zusätzlicher Internethandel nicht in Frage: „Internethandel ist ein zweites Geschäft und bedarf voller Aufmerksamkeit, außerdem gibt es Retouren, die verschmutzt sind oder bei denen nicht sicher ist, ob sie getragen wurden, und man benötigt zusätzliches Personal.“
Worüber sich viele einig waren: „Die Stadt benötigt neue Ideen für den Handel und die Attraktivität der Innenstadt, sie muss entstaubt werden.“ Dann würde die Online-Abwanderung und die Tatsache, dass in den nahen Niederlanden an Sonntagen geöffnet ist, nicht auf Dauer den Einzelhandel in Kevelaer auslöschen.