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Gemeinschaftshauptschule nimmt Abschied

Die Umzugskisten sind gepackt, Bilder und Erinnerungen werden nach und nach von den Wänden genommen, Regale sind abgehängt. Es heißt Abschied nehmen. Abschied von einem bewährten und zuverlässigen Schulsystem.
„Leicht fällt dieser Abschied nicht“, beteuern Renate Timmermann, Schulleiterin der städtischen Gemeinschafts-Hauptschule und Bernd Druyen, stellvertretender Schulleiter der Gemeinschafts-Hauptschule, mit bewegter Stimme.
Die 59 Schüler der Gemeinschafts-Hauptschule haben ihre emotionale Entlassfeier bereits hinter sich. „Dennoch haben wir versucht, die Feier für die Schüler zu gestalten“, betont Renate Timmermann. Sicherlich nicht ganz einfach. Denn 51 Jahre Schulgeschichte beinhalten Lebensereignisse, die Bücher füllen könnten.
Sprungbrett in die berufliche Zukunft
Schon während der Jubiläumsfeier im vergangenen Jahr war allen Beteiligten die Vergänglichkeit dieser Schulform bewusst. Eine Schulform, die für viele Schüler ein Sprungbrett in die berufliche Zukunft bedeutete. Mit Ende des laufenden Schuljahres ist in der Wallfahrtsstadt die Zeit der Haupt- und Realschule endgültig aus und vorbei.
Im Juni 2013 beschloss der Stadtrat, beide Schulen aufzulösen und eine Gesamtschule zu errichten. „Eine damals bittere Pille“, erinnern sich Timmermann und Druyen, die mit diesem Beschluss aber nicht in Resignation verfallen, sondern eine Chance sehen. Ein engagiertes Lehrerkollegium nutzt die verbleibende Zeit. „Wir haben immer die Schüler im Blick gehabt. Sie dort abgeholt, wo sie gerade stehen, mit ihnen in die Zukunft geblickt“, betont die Schulleiterin. „Zudem konnten wir, und das war unser großer Vorteil, den Kids berufsorientierte Fächer anbieten. Zusätzlich erhielten wir immer große Unterstützung der Kevelaerer Firmen, die den Schülern einen Einblick in die Berufswelt gewährten“, fügt der Koordinator für Berufsorientierung der Gemeinschafts-Hauptschule Kevelaer mit Dankbarkeit hinzu. Zu hoffen bliebe, dass dieses Engagement an der Gesamtschule weitergeführt werden kann.
Die Geburtsstunde erlebt die Hauptschule im Frühjahr 1968. Ausgedient hatte die gute alte Volkschule. Aus ihr entstanden die Grundschulen bis zum vierten Jahrgang und drei weiterführende Schulen: Haupt-, Realschule und Gymnasium. Drei Hauptschulen existierten zunächst im Stadtgebiet Kevelaer, zwei in Kevelaer Mitte und eine in Winnekendonk, die bereits ein Jahr später wieder geschlossen wurde. Die ersten Rektoren waren Willi Dicks an der Edith-Stein-Hauptschule und Josef Pauels an der Theodor-Heuss-Hauptschule, der 1970 von Albert Pannen abgelöst wurde.
Mit Beginn eines neuen großen Schulzentrums auf der Hüls, Anfang der 1970 Jahre, erhielten auch die Hauptschulen neue Räume. Nach der Pensionierung von Albert Pannen wurde Winfried Janssen zu seinem Nachfolger gewählt. Auch die Edith-Stein Hauptschule erfuhr 1990 einen Rektorenwechsel. Für Willi Dicks kam Wolfgang Funke. 1986 hielt die Realschule Einzug am Schulzentrum, deutlich spürbar für die existierenden Hauptschulen.
Das Ansehen der Schulen, die schon 2000 den Schritt der Inklusion für körperlich und emotional beeinträchtigte Kinder wagten und auch bis zum Schluss erfolgreich betrieben, bröckelte. Erste Stimmen einer Fusion kamen auf, wurden im politischen Programm aufgenommen. Der ungebremste Zuwachs der Realschule ging auf Kosten beider Hauptschulen. 2004 beschloss der Rat der Stadt Kevelaer die Zusammenlegung beider Schulen.
Mit dem Schuljahr 2005/2006 ging die Städtische Gemeinschafts-Hauptschule an den Start. Ralph Lenninger übernahm das Rektorenamt. Doch schon die damalige Weitsicht des 2004 pensionierten Rektors Winfried Janssen ließ bereits seit 2002 eine gemeinsame Schulleitung zukunftsorientiert arbeiten.
Aus zwei Schulen wurde eine Gemeinschaft
Renate Timmermann, die 33 Jahre an der Kevelaerer Hauptschule mitwirkte, 2006 Konrektorin und 2014 zur Schulleiterin ernannt wurde, war maßgeblich daran beteiligt. Ebenso wie Bernd Druyen, der seit 2002 an der Hauptschule unterrichtete. Beide Pädagogen erinnern sich nur zu gut an die anfänglichen Schwierigkeiten. Doch aus beiden Schulen wurde, dank eines engagierten Schulkollegiums, eine Gemeinschaft.
Ihnen gelang es, Traditionen wie St. Martin, Nikolaus, Karneval und die Kevelaerer Wallfahrt aufrechtzuhalten. Zusätzlich schafften sie es, mit gemeinsamen Aktionen wie Musicals, Sport-Events, Berufsfindung, Städtereisen nach Berlin oder Ski-Freizeit, den Unterricht abwechslungsreich und spannend zu gestalten. Mehr noch: Die Gemeinschafts-Hauptschule Kevelaer hatte sich das Ziel gesetzt, jedes Kind zu fördern und zu fordern.
Mit Festigung dieser Gemeinschaft kam vor sechs Jahren die Verkündigung über das Aus der Hauptschule. Turbulente Zeiten für Lehrer wie für Schüler und Eltern. „Wichtig ist, dass die Gesamtschule mit Beginn des neuen Schuljahres in Ruhe starten und damit den Kindern gerecht werden kann“, so der Wunsch von Renate Timmermann und Bernd Druyen. Denn nichts sei wichtiger als die Kinder im Blick zu behalten.
Am Freitag wird die Gemeinschafts-Hauptschule mit einem offiziellen Akt von Bürgermeister Dominik Pichler verabschiedet. Ihm soll ein Schul-Schatz überreicht werden. Und auch die alte Schulglocke, die ihren Platz aus der alten Volksschule am Markt im Gebäude der Gemeinschafts-Hauptschule hatte, soll in gute Hände gegeben werden. Emotional dürfte diese Verabschiedung auf jeden Fall noch einmal werden.
Eines liegt der scheidenden Renate Timmermann sehr am Herzen und das verkündete sie auch während der Abschiedsrede: „Die Beurteilung einer Leistung darf niemals ein Urteil über eine Person sein. Niemand darf glauben, er sei nichts wert. Jeder Schüler, jede Schülerin, ist wertvoll durch das, was er ist, und nicht allein durch das, was er kann.“

Einblicke in Handwerk, Pflege und Co.

Fabian, 16 Jahre, weiß genau, was er nach seinem Schulabschluss machen möchte. „Ich fange eine Ausbildung zum Elektriker an“, sagt er ganz stolz. Dafür nimmt er sogar einen Umzug nach Bamberg in Kauf.
Einige seiner Kameraden aber wissen noch nicht so richtig, was sie nach Beendigung der Schule machen möchten. „Das geht sehr vielen Schülern so“, wissen Schulleiterin Renate Timmermann und ihre Stellvertreter Bernd Druyen zu berichten. Seit vielen Jahren schon bietet die Städtische Gemeinschaftshauptschule Kevelaer ihren Schülern eine mehr als spannende Berufsorientierung an. In diesem Jahr unter dem Motto: „Berufsorientierung 2.19“.
Großer Zuspruch
Eine Woche lang erhielten die Schüler viele wichtige Einblicke in unterschiedliche Berufsfelder. Dieses erstmals als Kompaktwoche angebotene Projekt wurde bei allen beteiligten Schülern, wie auch bei allen Gästen und Gastgebern mit sehr großem Zuspruch und positivem Feedback angenommen. „Wir können nur hoffen, dass es auch in Zukunft so ein Angebot für Entlass-Schüler gibt“, sagen Timmermann und Druyen. Denn die Schüler bräuchten zum Ende ihrer Schullaufbahn Beratung und Informationen, damit sie Zugang zur Berufswelt finden. „Nicht jeder Schüler hat die Möglichkeit das Abitur zu machen und zu studieren“, bekräftigen die Pädagogen.
Unter dem Leitfaden „Fördern und Fordern“ bereitet die Hauptschule ihre Schüler auf ein Leben nach der Schule vor. Hautnah erfuhren sie während der Projektwoche wie wertvoll eine gute handwerkliche Ausbildung ist. Den Startschuss legte der Caritasverband Geldern-Kevelaer e.V. Er stellte die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten und Aufgabenbereiche im Bereich der Pflege vor. Marcel Schmetten, ein ehemaliger Schüler der Schule und inzwischen stellvertretender Küchenchef des Hauses „Goldener Schwan“ in Kevelaer, stellte sich selbst und die vielfältigen Aufgaben in der Gastronomie und Hotelgewerbe vor.
Interessante Einblicke erlaubte auch der Besuch der ALDI-Ausbildungsfiliale in Geldern. An eine Betriebsbesichtigung der Firma Wystrach nahmen Fabian, Steven, Jakob, Pascal, Tommy, Friedrich, Aaron, Jenny, Sonja, Aiden, Julian, Lukas, Krispin und Dominik teil. (Das KB berichtete). Hier erhielten sie, dank einer informativen Führung durch Kevin Sonderkamp, einen guten Einblick und waren erstaunt über die vielen Berufszweige, die dieser Betrieb anbietet.
Nur einen Tag später reichte Lukas seine Bewerbung ein. „Ein Erfolg“, sagt Bernd Druyen. Denn an Ausbildungsplätzen mangelt es keineswegs. Auch hier in Kevelaer und Umgebung nicht. Zusätzlich gewannen die Schüler einen dreidimensionalen Einblick in ihr zukünftiges Berufsleben. Durch Einsatz einer 3D Brille tauchten sie virtuell in unterschiedlichste Berufe, gewannen so wertvolle Informationen.
Unter Federführung der Niederrheinischen IHK Duisburg-Wesel-Kleve begrüßten die Schüler an einem Tag eingeladene „Ausbildungsbotschafter“ der Firmen ALDI-Süd, Herbrand, Westnetz und der Debeka. Kurz vor ihren Prüfungen stehend, konnten die junge Dame und die Herren hautnah berichten, wie der Übergang Schule–Beruf zu gestalten ist. Eine Führung durch das Duisburger Stahlwerk der ArcelorMittal war so etwas wie das Highlight der Woche. Hier konnte der „Kohlenpott“, hautnah erlebt und auch gerochen werden. Am letzten Tag der Projektwoche boten die Bundesagentur für Arbeit und die Firma maxQ Geldern, ein Bildungsträger im Bereich der Pflegeberufe, noch eine umfassende Gesprächsrunde an.
Eine Abschlussrunde ergab bei allen Beteiligten ein eindeutiges Fazit: Berufsorientierung ist spannend, interessant und dringend notwendig. Eine Wiederholung? Ja, auf jeden Fall. „Vielleicht früher im Schuljahr, wenn da die Schulschließung im Juli nicht wäre“, bedauert Bernd Druyen.

Am 16. Januar starb Wolfgang Funke

Der langjährige Lokalpolitiker und ehemalige Rektor der Kevelaerer Edith-Stein-Hauptschule, Wolfgang Funke, ist am 16. Januar 2019 im Alter von 76 Jahren verstorben.
Der gebürtige Essener hate in jungen Jahren zunächst eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann gemacht, bevor er auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur nachholte, um in Bochum und Essen Pädagogik und Erziehungswissenschaften zu studieren.
1972 heiratete er seine Frau Anita. Drei Jahre später kommt Tochter Sonja zur Welt, noch einmal drei Jahre später folgt Sohn Robin. Für seine Familie war Funke immer da und hat seine Kinder auch nachdem diese längst das Haus verlassen hatten, immer gerne beraten und unterstützt. Als „liebevoll, großherzig und stets optimistisch“ beschrieb ihn seine Familie.
Seine Laufbahn als Pädagoge begann Funke 1973 nach einem kurzen Intermezzo als Fachleiter Wirtschaftslehre in Geldern als Lehrer an der Kevelaerer Theodor-Heuss-Hauptschule. Von 1985 bis 2004 leitete er als Konrektor und schließlich als Rektor die Kevelaerer Edith-Stein-Hauptschule. Seine Schüler beschrieben ihn als Leistung einfordernd, aber stets fair – ein Urteil, das viele Kevelaerer teilten, nicht zuletzt in der Politik.
Denn Funke war für die SPD von 1975 bis 1999 Mitglied im Rat der Stadt Kevelaer und von 1984 bis 1991 Vorsitzender des hiesigen SPD-Ortsvereins. Der Sozialdemokraten lag das Gemeinwohl sehr am Herzen und er wollte stets Dinge vorantreiben und besser machen. Neben Helmut Esters und Winfried Janssen war es vor allem Wolfgang Funke zu verdanken, dass die SPD in Kevelaer bei der Kommunalwahl 1989 erstmals mehr als 30 Prozent der Stimmen erhielt. Als sachkundiger Bürger gehörte Funke bis zuletzt der SPD-Fraktion an und war Mitglied der Spielplatzkommission.
In der Arbeiterwohlfahrt Kevelaer und im Generationenhaus der evangelischen Kirchengemeinde Kevelaer war Funke auch nach seiner Pensionierung als ehrenamtliches Vorstandsmitglied tätig. Außerdem arbeitete er seit Beginn des Ruhestands an einer Schulchronik und widmete sich ausgiebig dem Reisen. Seinen weiteren Hobbys – Langlauf, Segeln, Motorboote, Fahradfahren und Kieser-Training – ist er bis zuletzt gerne nachgegangen und hat sich zu Hause an seinen diversen Haustieren erfreut.
Wolfgang Funke hinterlässt seine Frau, seine beiden Kinder sowie vier Enkel.


Update: Der Nachruf wurde am 22. Januar 2019 um weitere Facetten aus dem Leben von Wolfgang Funke ergänzt.

Aus dem Dschungel befreit

Ohne Zweifel ist die Schulentlassung eine der markanten Wegmarken im Leben eines jeden Menschen. Am gestrigen Mittwochvormittag war die Schulgemeinschaft der Hauptschule Kevelaer zusammenzukommen, um ihre diesjährigen Abgänger „ins Leben“ zu entlassen. Ob man dabei nun mehr das Ende eines Lebensabschnitts betonen oder den „Zauber eines neuen Anfangs“ beschwören möchte, ist im Grunde gleichwertig und so widmeten sich auch zahlreiche Beiträge mal der einen und mal der anderen Perspektive.
Schulleiterin Renate Timmermann begrüßte Schüler, Eltern, Lehrerkollegen und Ehrengäste dieses Vormittags. Allerdings sollen an so einem besonderen Tag natürlich die Schüler im Mittelpunkt stehen und so übernahmen die charmanten Damen Laura Fleddermann und Lorentina Aslani die meiste Zeit die Moderation des gut zweieinhalbstündigen Programms, das unter dem Motto „Ich bin ein Schüler – Holt mich hier raus!“ stand.
Erster Beitrag war eine Darbietung des Kurses Darstellendes Spiel/Gestalten der Gesamtschule Kevelaer-Weeze. „Fehler sind menschlich!“ – Dieser nur allzu natürlichen, aber nicht immer als selbstverständlich begriffenen Eigenschaft von uns allen widmeten sich die Schüler in verschiedenen Szenen, die sowohl ihren Spaß an der Schauspielerei als auch am gemeinsamen Tanz erlebbar werden ließen.
Der Ernst des Lebens holte alle aber mit der ersten Rede schnell wieder ein, obwohl Bürgermeister Dr. Dominik Pichler eben genau darum bemüht war, diese kurzweilig vorzutragen. Das am Beginn stehende Zitat von Sokrates, der die Verderbtheit der Jugend tadelt, dürfte hinlänglich bekannt und so manchem in der Schulzeit begegnet sein. Doch bei aller Aktualität der Schelte durch den großen Philosophen liegt in der Gewissheit, dass er diese bereits vor 2400 Jahren formulierte, der Trost, dass manches verwerfliche Verhalten der Heranwachsenden in einer gewissen Kontinuität steht – kurzum, eine Aufforderung an die Älteren, Ruhe zu bewahren und Zeit zur Entwicklung zu geben. Schlussendlich gab Pichler den jungen Leuten die Einsicht Konfuzius‘ mit den auf den Weg, dass der Mensch drei Wege beschreiten kann, klug zu handeln: den Weg des Nachdenkens – der Edelste –, den Weg der Nachahmung – der Leichteste – und den Weg der Erfahrung – der Bitterste.
Hinter einem erfolgreichen Jahrgang stehen nicht nur Lehrer, Sonderpädagogen, Schulsozialarbeiter und all die Menschen im Hintergrund, die einen Schulbetrieb erst möglich machen, sondern auch die Eltern. Allen gebührlich zu danken übernahmen sowohl die Schülervertreter als auch später im Verlauf des Vormittags die Schulleiterin Renate Timmermann. Beim Dank von Torben Schellenberg als Schülervertreter an die Lehrer war auch eine gewisse Einsicht an manche schülertypische Schandtat und Grenzüberschreitung zu spüren, die den einen oder anderen im Saal zumindest schmunzeln ließ.
Wenn der Tag schon unter einem Motto in Anlehnung an das hinlänglich bekannte TV-Format stand, so galt es nun auch ein paar „Dschungelprüfungen“ zu absolvieren. Mal standen Schüler und mal Lehrkräfte im Fokus und mussten Quizfragen beantworten oder sich Prüfungen mit zumindest „simuliertem Ekelfaktor“ stellen – die Regenwürmer aus Gelatine dürften am Ende wohl doch geschmeckt haben. Impressionen der durch die ganze Stufe absolvierten Berlinreise rundeten den „Showteil“ des Programms ab. Mehrfach kam zum Ausdruck, dass es sich dabei um ein ganz besonderes Highlight des Schuljahres gehandelt haben muss.
Das Finale des Vormittags bildete die Übergabe der Zeugnisse an die Schüler durch ihre Klassenleiter Rebecca Elger, Pia Heine, Bernd Druyen und Kerstin Kindermann. Insgesamt 54 Schüler aus drei Klassen durften das wohl heißersehnte Dokument in Empfang nehmen. Besondere Leistungen wurden dabei auch gewürdigt. Stellvertretend sei an dieser Stelle Jasmin Krawinkel aus der Klasse 10A2 von Bernd Druyen für ihre besonders guten Prüfungsergebnisse genannt. Aber nicht nur besonders gute Prüfungsergebnisse, auch das über das Normale hinausgehende Engagement fand Würdigung, zum Beispiel bei der Vorbereitung dieser gut organisierten Veranstaltung oder der Erstellung der Abschlusszeitung.
Freude und Nachdenklichkeit liegen an so seinem Tag oftmals dicht beieinander. Einerseits werden die Schüler der neunten Jahrgangsstufe, die sich in diesem Jahr um Gastronomie und Technik hervorragend kümmerten, die letzten sein, die an der Hauptschule Kevelaer ihren Abschluss erwerben – eine Ära geht zu Ende. Andererseits macht auch die Zahl nachdenklich, dass nur neun der 54 Absolventen nach derzeitigem Stand ein Lehrverhältnis aufnehmen werden. Und sollte es nicht gerade die Hauptschule sein, die Nachwuchs für Gewerbe und Handwerk qualifiziert?

Festakt zum Fünfzigsten

Mit einem Festakt und einer abendlichen Feier begingen ehemalige Schüler, Lehrer und Ehrengäste den 50. Geburtstag der Hauptschule Kevelaer. Vor dem offiziellen Festakt hatten die Schüler der aktuellen Jahrgangsstufen neun und zehn auf dem Schulhofgelände nahe der Zweifachturnhalle die volle Aufmerksamkeit der Gäste.

Dort zeigten sie die Ergebnisse der Projekte, die aus der gemeinsamen Berlin-Fahrt heraus mit 113 Schülern und zwölf Lehrern entstanden waren: von der Umsetzung einer eigenen „Berliner Mauer“ mit Graffiti über einen kleinen Olympia-Parcours bis zu verschiedenen Stellwänden, die das Tempelhof-Areal im Wandel der Zeit oder den Unterschied der Politik in Kevelaer und im Bundestag darstellten. „Unser aktuelles Berlin-Projekt mit der heutigen Präsentation zeigt einmal mehr, was eine Hauptschule kurz vor der Auflösung trotz geringer Schülerzahl noch auf die Beine stellen kann“, würde Schulleiterin Renate Timmermann später beim Festakt sagen.

Einer der Gäste, die sich umschauten, war der frühere Rektor Winfried Janssen. „Wehmut für das, was Hauptschule bedeutet hat, 36 Jahre als gewaltigen Lebensabschnitt. Ich war von Beginn an dabei“, beschrieb er seine Gefühlslage. Er zeigte sich „stolz, dass wir vielen jungen Menschen den Weg ins Leben und in eine ganz gute Karriere geebnet haben“ und hatte beim Jubiläum auch das Ende 2019 im Blick. Die Wehmut Janssens teilten viele Gäste: „Das ist eine Entscheidung gegen die eigene Meinung. Dreigliedrig war einfach immer gut“, meinte Marieluise Schoofs vom Schul- und Sportausschuss der Stadt.

Um Punkt 12 Uhr schwang der stellvertretende Hauptschulleiter Bernd Druyen die Originalglocke der alten Marktschule („Die ist bestimmt 60, 70 Jahre alt“) , um alle Personen auf ihre Plätze zu bitten. „Mal sehen, wem wir die Glocke vererben“, richtete sich der erste Hinweis an den Bürgermeister.

Gemeinsam begrüßten beide die Gäste und machten dann eine Zeitreise durch die Geschichte der Hauptschule – von der Auflösung der Volksschule und der Begründung der beiden Hauptschulen „Edith Stein“ und „Theodor Heuss“ bis zur Fusion 2005/2006 zur Gemeinschaftshauptschule und dem bevorstehenden Ende 2019. „Wir wollen aber keine depressive Stimmung aufkommen lassen, denn schließlich haben wir heute Jubiläum“, rief Timmermann die Anwesenden zum Feiern auf. „Ich finde gut, dass gefeiert wird, auch wenn in einem Jahr Schluss ist. Es gibt für die, die feiern, keinen Anlass, traurig zu sein“, machte Bürgermeister Dominik Pichler in seiner Rede deutlich. „Was die Hauptschule anbietet, ist ein qualifizierter Abschluss.“

Viele, die er persönlich kenne, seien durch diese Schulform erfolgreich gegangen und verdienten vielleicht sogar mehr als ein Jurist. „Manche Themen sind ein Wiedergänger. Bei G9 dachte man auch, es ist abgeschafft. Und es werden neue Hauptschulzweige eingerichtet“, wollte er in den vollkommenen Abgesang auf die Schulform nicht einstimmen.
Viele Redner würdigten die Arbeit der Schule. Die Schulausschussvorsitzende Brigitte Middeldorf dankte Timmermann und Druyen, „dass Sie und Ihr Team noch mit so viel Herzblut da rangegangen sind.“ Was von der Hauptschule in anderen Schulformen bleiben werde, seien ganz viele wichtige Elemente wie das konkrete Lernen über Praktika, die Schülerorientierung oder der Beitrag zur Erziehung.

Tobias Jaschke sprach von einer „Erfolgsgeschichte“, viele Eltern und andere Schulformen empfänden Dankbarkeit. „Die Realschule war ein Wegweiser für neue pädagogische Arbeit“, nannte er die Inklusion und den Ganztag als Beispiele, dankte Druyen und Timmermann persönlich.

„Ich wäre in Sachen Inklusion ein Fall für ADHS gewesen. Ich war ein Spätstarter“, scherzte Norbert Killewald, der als ehemaliger Schüler der beiden Standorte Edith-Stein- und Theodor Heuss-Hauptschule sein Zeugnis mitgebracht hatte und auf eine „Fünf“ in Schrift verwies. „Man muss kein Abitur machen, um glücklich und zufrieden zu sein“ und könne auch nach neun Schuljahren einen Betrieb gründen und damit erfolgreich sein.

Druyen und Timmermann führten durch das Festprogramm.

Schule sei ein Ort ganzheitlichen Lernens, beziehe sich auf den ganzen Menschen in Richtung „Selbstständigkeit, Mündigkeit und Herzensbildung“, unterstrich der Berufsmusiker und frühere Heuss-Schüler Sebastian Sürgers in seiner Laudatio. Zukunft sei Bildung, und Bildung brauche einen Ort. „Die Hauptschule trägt daran ihren Anteil.“

Zwei ehemalige Schüler sorgten für das musikalische Rahmenprogramm des Festaktes. Daniel Klingel bewies am Klavier seine Fähigkeiten für gefühlvolle Melodien. Und Igor Harz sang später mit „In the Ghetto“ und „Wahnsinn“ zwei unterschiedliche, aber beide auf ihre Weise beeindruckende Songs. Am Klavier unterstützte ihn Karl Timmermann.

Sportlich überzeugte Jakob Wieggers von der 9a mit seinen Fähigkeiten am Trampolin. Sonja Ochmann von der 9b trug im Kontext der Berlin-Fahrt „Berlin in Zahlen“ von Erich Kästner vor, Jos van Bebber von der 9b „Das große Tor“ von Gerhard Ledwina und dazu präsentierten die Schüler das gemalte Brandenburger Tor auf der Bühne.

Im Anschluss an die Feier gab es im Obergeschoss der Turnhalle noch einen Empfang und rund 120 ehemalige Schüler trafen sich am Nachmitag zum gemeinsamen Erzählen bei „Scholten“ , verfolgten das WM-Spiel Deutschland gegen Schweden und erlebten „eine stimmungsvolle Feier“, wie Organisatorin Angelika Achten danach zufrieden feststellte.

„Vor Geldausgabe erst eine Nacht schlafen“

Die Welt des Geldes ist heute komplexer als jemals zuvor. Durch Kartenzahlung, Online-Käufe und durch den Abschluss von Mobilfunk- oder anderen langfristigen Verträgen ist die Kontrolle von Ausgaben zunehmend erschwert. Dies bekommen besonders auch junge Menschen zu spüren, wenn sie bei Volljährigkeit in die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung entlassen werden. Nicht nur Jugendliche, auch junge Erwachsene laufen Gefahr, Schulden anzuhäufen. Aktuell liegt der Anteil junger Menschen, die sich verschulden, bei ca. 70 %. Dem Statistischen Bundesamt zufolge belaufen sich die durchschnittlichen Schulden 20-25-Jähriger auf 7.500 Euro. Und laut einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hatten bereits 69 % der 14- bis 24-Jährigen schon einmal Schulden.
Um diesem Trend entgegenzuwirken und Schülerinnen und Schüler fit im Umgang mit Geld zu machen, führte die Schuldnerberatung der Caritasgesellschaft Geldern-Kevelaer e.V. in Zusammenarbeit mit der Volksbank an der Niers an der Gemeinschaftshauptschule Kevelaer das Projekt „Money Check“ durch. 127 Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen erhielten im Rahmen einer kleinen Feierstunde ihre Abschlusszertifikate im Beisein der Schirmherrin des Projektes, der Landtagsabgeordneten Margret Voßeler. Sie sprach sich in einem Grußwort dafür aus, die wirtschaftliche Kompetenz von jungen Menschen zu fördern: „Wirtschaft ist wichtiger Bestandteil des Lebens und auf diese Herausforderungen des Lebens müssen wir die Schüler stärker vorbereiten. Es muss nicht immer der Vertrag im Fitness-Studio sein, es macht auch viel Spaß, mit Freunden in der freien Natur zu laufen.“
Johannes Janhsen, Vorstandsvorsitzender der Volksbank an der Niers, ermutigte: „Jeder sollte wissen, wie er verantwortungsvoll mit seinem Geld umgeht. Denn das ist eine Grundvoraussetzung dafür, bequem durch das Leben zu kommen. Im Projekt `Money Check´ habt Ihr das nötige Rüstzeug erhalten.“
Andreas Becker, Vorstand des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer e.V., griff in seinem Grußwort auf, was die Verschuldung von Menschen heute erleichtert: „Früher reichte ein Blick ins Portemonnaie um zu sehen, wie viel Geld man ausgeben kann. In Zeiten von Onlinebanking und Amazon ist es nicht mehr so leicht, noch den Überblick über die eigenen Finanzen zu behalten. In dieser Situation lassen wir die Schüler nicht allein und haben deshalb dieses Projekt initiiert.“ Becker gab auch noch einen Tipp: „Bevor Sie den Button drücken, mit dem Sie etwas kaufen und bezahlen wollen, schlafen Sie noch einmal eine Nacht darüber (das sollten Sie auch bei anderen Entscheidungen machen, ich bin damit immer gut gefahren).“ Außerdem lud er die Anwesenden ein, sich beim Caritasverband auf eine der fast 100 Lehrstellen zu bewerben und dort eine Ausbildung zu machen.
Vier Tage lang waren Mitarbeiter der Caritas und der Volksbank in den Klassen gewesen. Dabei ging es beispielsweise um Haushalts- und Budgetplanung, um Verträge, insbesondere um Kreditverträge und um Onlinebanking. Andrea Verhoeven beschrieb in einem Gespräch, wie sehr die Schüler bei Fallstudien beeindruckt waren. „Dass eine nicht bezahlte Handy-Rechnung zu Mahnungen, Zahlungsbefehlen, Gehaltspfändungen, Arbeitsplatz-Verlust, Trennung vom Partner, Wohnungs-Verlust und Obdachlosigkeit in nur einem Jahr führen kann, fanden viele schon sehr erschreckend.“ Sie wies darauf hin, dass es wichtig ist, bei Zahlungsproblemen sofort zu reagieren und ein Gespräch mit dem Gläubiger zu suchen. „Viele öffnen erst gar keine Briefe und meinen, dann sei das Problem vom Tisch, aber dann fangen die Probleme erst richtig an.“ Wenn man nicht weiter weiß, sollte man sich umgehend an eine der Schuldnerberatungsstellen des Caritasverbandes in Straelen, Geldern und Kevelaer wenden.
Zum Thema Hauptschule
Zum Schluss bedankte sich Schulleiterin Renate Timmermann bei allen Beteiligten von Volksbank und Caritasverband für die wertvolle Unterstützung und den Schülerinnen und Schülern für die gute Mitarbeit und ließ Bernd Druyen das letzte Wort. Er hatte für die Schule das Projekt geplant und begleitet. Er verwies auf die erfolgreiche Durchführung des Projektes und beanstandete in Richtung Landesregierung die Abschaffung der Schulform Hauptschule, die gerade in solchen praktischen Hilfen Vorreiter sei. „Solche Projekte und solche Informationen kann man den Schülerinnen und Schülern gar nicht genug mit ins Berufs- und Erwachsenenleben geben.“
Das Projekt „Money Check“ wird in vielen Schulen in Kevelaer, Straelen und Geldern auch in Zukunft fortgeführt werden.

Sechs ehemalige Hauptschüler erinnern sich: „Das waren Zeiten!“

Wenn sich Johannes „Jean“ Kamps an seine Hauptschulzeit erinnert, dann huscht ihm ein Lächeln über die Lippen. „Das war für mich das Salz in der Suppe“, schwärmt der heute 63-jährige Bestatter von der Zeit, als er 1965 in die Antonius-Volksschule an der Biegstraße kam, die dann 1968 erst Hauptschule Süd und ab 1970 Theodor-Heuss-Hauptschule wurde. „Es war wild, weil wir Mädchen in der Klasse hatten – und was für welche“, erzählte er beim Treffen einiger Ehemaliger bei Angelika Achten am Schravelner Niersweg, die alle aus ganz unterschiedlichen „Schülergenerationen“ bestanden, um über ihre Erfahrungen zu berichten. „Da gab es ja noch die Hauswirtschaftslehre für die Mädchen – da kamen wir dann in der Pause naschen.“ Und es gab auch sowas Ähnliches wie „G8 vorgezogen“, erinnerte er sich. „Wir hatten früher ein Kurzschuljahr, haben in einem Jahr zwei gemacht.“
Viele junge Lehrer waren damals dabei – „Winfried Janssen, Uli Knepper, Fräulein Kanders, die jetzige Frau Valentin. Die hatte so einen Silberblick, die konnte Mittwochs beide Sonntage sehen“, brachte er damit die Runde zum Lachen. Daneben gab es aber auch noch Persönlichkeiten aus der Kriegsgeneration wie den damaligen Rektor Albert Pannen. „Alte Schule – Zucht und Ordnung. Da gab´s auch noch Finger schrubben.“
Birgitt Jahnke kam 1974 auf die damalige Theodor-Heuss-Hauptschule, neben der Edith-Stein die zweite Hauptschule, die später dann auf der Hüls in einem Komplex zusammenkamen und 2004 letztendlich als eine Hauptschule zusammengelegt wurde. „Ich hatte ein Jahr Biegstraße und dann ging es auf die Hüls.“
Bei ihr vollzog sich der Generationswechsel der Lehrerschaft. „Bei Pannen mussste man antreten, wenn man zuviel gequatscht hatte. Bei uns wurde das dann aber viel lockerer. Da begann es dann, dass Lehrer wie Ralph Lenniger auch schon mal auf den Feten mit dabei waren.“ Wobei eines damals schon ersichtlich war: Auch wenn alle Schüler inklusive der Gymnasiasten später in einem Schulkomplex waren. „Die jeweiligen Schüler wollten nichts voneinander wissen. Edith-Stein war Edith-Stein. Und die Gymnasiasten galten als die mit der „Nase hoch.“ Robert Achten war wie seine Frau Angelika von 1984 bis 1990 auf der Theodor-Heuss-Hauptschule. „Damals konnte ich mit der nix anfangen, das war eine echte Streberin damals“, konnten beide darüber im Nachhinein entspannt lachen. „Man hat damals viel mit den Klassenkameraden unternommen“, lautete auch Angelika Achtens Erfahrung, dass es einen guten Klassenverbund gab. Auch Kathrin van Ditzhuysen war ein „Theodor-Heuss“-Kind, kam 1995 dorthin. „Das war eine Umstellung – von zwölf Leuten in der Grundschule auf eine so große Schule mit vielen Kindern.“
Sie erinnerte sich an „Thunfischbrötchen mit Creme“ auf dem Schulhof und „viele Chaoten in der Klasse“ und daran, wie sie zum Abschluss die Rede für alle gehalten hatte. „Ich hab die ganze Zeit vergessen, Luft zu holen.“ Der Rektor Winfried Janssen sei durchaus streng gewesen. „Er konnte laut werden, wenn es notwendig war.“
Sabrina Koenen war die Einzige in der Runde, die – von 1997 bis 2001 – auf der Edith-Stein-Hauptschule war – und sich an pfeiferauchende Lehrer im Unterricht, abgeschriebene Deutscharbeiten und die klar abgegrenzten Identitäten beider Hauptschulen erinnerte. „Man hat immer gesagt, meine Schule ist besser. Das ist wie Schalke und Gladbach: man mag sich nicht, respektiert sich aber trotzdem.“
Bei allen klang das Bedauern über das baldige Ende der Hauptschule 2019 schon durch. Auf die Feier am 23. Juni freuen sich aber alle, um wieder alte Freunde sehen zu können.

Noch einmal eine große Party

Wenn Renate Timmermann an das bevorstehende Jubiläum denkt, dann keimt in ihr schon so was wie Vorfreude. „Wir lassen es noch mal richtig knallen“, drückt die kommissarische Leiterin der Hauptschule aus, was ihr Kollegium und sicher auch die aktuell gut 130 Schüler darüber denken.
Denn bevor die Hauptschule im Juli 2019 aufgrund des Ratsbeschlusses von 2013 ihre Pforten endgültig dicht machen wird, wollen die aktuell Verantwortlichen der Schule am Samstag, den 23. Juni mit einem großen Fest am Schulzentrum den runden Geburtstag der Einrichtung feiern.
Der Geburtstag der Hauptschule 1968 war zugleich auch das Ende der Volksschule. „Schon ein Jahr zuvor war die Idee entstanden, an der damaligen Volksschule gezielter die Kinder zu fördern“, erläutert der Stellvertreter Timmermanns, Bernd Druyen.
Die Hauptschule wurde als dritte weiterführende Schule neben Realschule und Gymnasium etabliert. So existierten dann in den alten Volksschulgebäuden – der Overbergschule in Winnekendonk, der St.-Antonius- und der St.-Hubertus-Schule – in Kevelaer drei Hauptschulen. Später wurde Winnekendonk zur Dependance der Edith-Stein-Hauptschule im Overberg-Schulgebäude.
„Wir sind damals mit dem hohen Anspruch gestartet, den jungen Menschen, die praktisch veranlagt sind, eine gute Basis für den Einstieg in den Beruf zu geben“ ergänzt der langjährige Rektor der Theodor-Heuss-Hauptschule, Winfried Janssen. Das geschehe heute noch so, versichert Timmermann. „Und alle hängen sich hier noch mal so richtig rein – bis zum Schluss.“
„In den 70er-Jahren gab es dann die Kampagne „Schicke dein Kind auf bessere Schulen“, erinnert sich Janssen. „Damals hat man sicher nicht an die Hauptschulen gedacht, was den Keim langfristig gelegt hat, dass Eltern sich das überlegt haben.“ 1973 vergab der Stadtrat die Planungsarbeiten für ein neues Schulzentrum auf der Hüls. Daraus entwickelte sich das große Zentrum, in dem heute alle weiterführenden Schulen Kevelaers untergebracht sind.
Die 1986 gegründete Realschule zog dann nach und nach Schüler von der Hauptschule ab. Dazu diskutierte die lokale Politik immer wieder über eine Zusammenlegung der Schulen. Und Eltern drängten auf höher qualifizierte Schulabschlüsse ihrer Kinder, die Einstiegsbedingungen für eine Lehre stiegen.
Da half auch der kurzfristige Erfolg einer Artikelserie des Kevelaerer Blattes im Jahr 2000 für die Edith-Stein-Hauptschule Mitte 2000 „Ich sage JA! zur Hauptschule“ nichts mehr. Im Dezember 2004 wurden beide Hauptschulen zusammengelegt. Und 2013 beschloss der Kevelaerer Rat, eine Gesamtschule einzurichten, in der die Hauptschule und die Realschule aufgehen sollten.
Vor dem Abschied steht aber noch mal das große Feiern. „Wir begehen hier keine Beerdigung, sondern wollen ganz klar darstellen, dass an allen Standorten wichtige Arbeit geleistet wurde –ob mit Eltern, Schülern, Kollegen, den Aktiven vor Ort, die die Hauptschule geprägt haben“, sagt Timmermann. „Wir sind natürlich traurig, dass diese Schulform ausstirbt, aber das wird sich wieder ändern“, ist sich die Pädagogin sicher.
Im Rahmen der Feier stellen Schüler die Ergebnisse ihrer Projektwoche „Berlin 2018“ vor. „Früher haben wir das nur mit den Abschlussklassen gemacht, diesmal fahren wir mit allen 130 Schülern nach Berlin“, freut sich Druyen auf die besondere Reise.
Die Klassen bereiten jeweils Besuchspunkte in Berlin vor und danach ihren Schwerpunkt für die Präsentation am 23. Juni auf. Unter anderen laden die beiden Bundestagsabgeordneten Barbara Hendricks und Stefan Rouenhoff zum Gespräch. Es geht in den Bundestag oder zum Abfallentsorgungszentrum am Potsdamer Platz.
Zahlreiche Kevelaerer Unternehmen werden an dem Festtag mit Getränken und Kulinarischem präsent sein. „Sonst machen das die Schüler, aber das wird dann diesmal einfach auch größer – und die Schüler können sich auf ihre Sachen konzentrieren“, erläutert Timmermann.
Um zwölf Uhr erfolgt vor der Zweifachsporthalle – bei Regen drinnen – der offizielle Festakt, „wo auch Ex-Kollegen der Hauptschulen, Gäste aus Politik und Gesellschaft und alle, die in den 50 Jahren mit beteiligt waren, eingeladen sind.“ Danach soll es einen kleinen Umtrunk und einen Empfang geben.
Ganz gespannt sind Druyen und Timmermann auf das geplante Ehemaligentreffen im Schulzentrum. Die Kontaktaufnahme dazu „läuft zur Zeit über soziale Netzwerke“, so Druyen. Das könnten am Ende tatsächlich mehrere Tausend Schüler sein, sollte es sich ausreichend herumsprechen.
Für die Teilnehmer soll es auf jeden Fall Erinnerungs-T-Shirts und Giveaways geben – und bei Scholten ab 17 Uhr dann eine riesengroße Party steigen. „Wir haben uns viel vorgenommen – eine Riesensache“, hoffen beide Pädagogen mit den Schülern und Lehrern auf einen super Tag.

Berufsorientierung ganz praktisch

Sich für einen Beruf zu entscheiden, ist gar nicht so leicht. Deshalb fand mit den Schülern der Klasse 10a der Städtischen Gemeinschaftshauptschule Kevelaer ein dreitägiges Orientierungsseminar über grüne Berufe statt.
Gefördert durch die Gelsenwasser-Stiftung, brachte das Projekt Schüler des Wahlpflichtfaches „Grüne Berufe“ im Rahmen einer vertieften Berufswahlorientierung auf den Weg, sich mit den Mitteln des Theaters „hautnah“ mit diesen und anderen Fragestellungen zu beschäftigen und sie gemeinsam auf die Bühne zu bringen. Klassenlehrerin B. Elger und Diplom-Kunsttherapeutin P. Lemke hatten das Konzept entwickelt und dafür 1000 Euro von Gelsenwasser erhalten.
Welcher Beruf passt?
„Ich lass es krachen oder bin ich ein toller Hecht?“, unter diesem Motto wurde nach einer Antwort gesucht auf die Frage: „Welcher Beruf passt da nun eher zu mir? Mag ich es, mit Holz umzugehen oder doch eher mit Tieren, vielleicht als Land-, Fisch- oder Pferdewirt?“ In methodisch unterschiedlichen Einheiten wurden die Schüler angeleitet, eigene und fremde Ressourcen zu erkennen und scheinbare Defizite zu Fragen in der Berufswahl in Stärken zu verwandeln.
Zum Abschluss der Orientierungstage gab es dann noch eine Exkursion zur Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft, Haus Riswick, und zur Blumenwerkstatt des SOS-Kinderdorfs Niederrhein in Kleve.
In Haus Riswick führte Margret Küsters, Bäuerin vom Kiwittwardhof, die Schüler durch die Modellställe, in denen Kühe gehalten werden. Hier wurde gleich deutlich, dass für einige Schülerinnen der Beruf Bäuerin nicht der naheliegendste ist. Sie liefen mit zugehaltener Nase und unter Ausrufen, die ihren Ekel deutlich machten, direkt wieder aus den Stallungen. Die anderen interessierten Schülerinnen und Schüler konnten erfahren, dass es für die sensiblen Tiere in dem Musterbetrieb Versuche mit dem Bodenbelag gibt. „Nur eine Kuh, die sich wohlfühlt, gibt Milch“, berichtete Küsters und zeigte den Anwesenden ein „Kuh-Matratzenstudio“, das auch ein Wasserbett für die Boxen der Kühe enthielt. Eine andere Information, dass eine Kuh pro Tag 50 Kilo Mischfutter benötigt, sorgte ebenfalls für Staunen. Zwei sehr Interessierte stellten Fragen. So wollte eine Schülerin wissen, warum das Kalb seiner Mutter direkt nach der Geburt weggenommen wird (damit keine Bindung aufgebaut wird), und ein Schüler wollte wissen, wie alt denn so eine Milchkuh wird (sie wird nur vier bis fünf Jahre gemolken und dann geschlachtet).
Berufszweig Floristik
Beim Besuch in der Blumenwerkstatt von SOS Kinderdorf e.V. ging es um den Berufszweig Floristik. Floristikmeister Meik Schnitger beschrieb den Schülern den Aufgabenbereich in der Ausbildung und die geforderten Kernkompetenzen: Ehrlichkeit, Loyalität und Herzlichkeit. Ferner seien kaufmännische, handwerkliche und kommunikative Fähigkeiten erforderlich. Auch eine ausgeprägte Empathie sei vonnöten. „Bei Kundenkontakten mit Aufträgen für Hochzeiten oder bei Todesfällen ist dies besonders angesagt. Wir begleiten das Leben von der Geburt bis zum Tod.“

Klassentreffen der Hauptschüler

Kevelaer. Bis in die frühen Morgenstunden feierten die ehemaligen Schüler und Schülerinnen der Theodor-Heuss-Hauptschule ihr Wiedersehen. Bereits zum dritten Mal trafen sich die Entlass-Schüler von 1987 zu einem fröhlichen Beisammensein. Auch 30 Jahre nach der Schulentlassung hatten sich die 42 Teilnehmer des Klassentreffens einiges zu erzählen. Mit zahlreichen Fotos aus der Schulzeit und von Klassenfahrten kamen so manche Erinnerungen aus vergangenen Zeiten wieder ans Tageslicht. Wie gerne die ehemaligen Schüler zusammenkommen, zeigt die rege Anteilnahme am Klassentreffen. „Da ist selbst eine Anreise aus Kiel und Schönwalde bei Berlin nicht zu weit“, versichert Elke Holla, Mitorganisatorin des Treffens. Nach kulinarischen Leckerbissen und ausgelassenen Tanzschritten waren sich die Teilnehmer des Klassentreffens einig: „In fünf Jahren sehen wir uns wieder!“
Die Teilnehmer des Klassentreffens waren: (In Klammern die Mädchennamen) Christine (Hülsmann) Andris, Heinz Deselaers, Dirk Eskes, Ralf Eskes, Andreas Fischer, Markus Fischer, Silke (Schwickerath) Geerkens, Maria (Teuber) de Goey, Jochen Hein, Birgit Hoever, Mario Hoffmann, Elke (Jeuken) Holla, Michael Janßen, Robert Janßen, Nicole (Reetz) Janßen, Sonja Kammann-Reka, Tanja (Zsian) Kawik, Jürgen Kisters, Dirk Kleinschmidt, Monika (van de Langenberg) Kleyda, Helmut Lenßen, Oliver Leuschner, Michael Lörcks, Annette Magoley, Michael Mevissen, Thomas Molderings, Christoph Opwis, Vera Paeßens, Maria (Kannenberg), Puschmann, Michael Ricker, Heike (Rommen) Große-Budde, Martina Schax, Dagmar (Jakobs) Schriefers, Monja (Schmitz) Schneppendahl, Frank Speulmanns, Theo Terlinden, Michael Uhlmann, Jürgen Thielen, Andreas Thoenissen, Sabine (Bollen) Valks, Rita (Cleven) Wennekers und Mike Zass.