Natur für den Menschen

Es gibt einen großen Unterschied zwischen Umwelt- und Naturschutz, der nicht allen Menschen bewusst ist: Umweltschutz – das steckt schon im Namen – bezieht sich auf jemandes Umwelt, nämlich die der Menschen. Umweltschutz dient immer einem menschlichen Zweck – auch wenn Politik und Wirtschaft das gerne mal vergessen. Um so erstaunlicher, dass das, was vergangene Woche in Kevelaer eher leise und überraschend einhellig beschlossen wurde, waschechter Naturschutz ist – Erhalt der Natur um ihrer selbst willen (siehe KB 06/2018, S. 2).

Gemeint ist das Programm zur bienen- oder besser insektenfreundlichen Stadt Kevelaer. Keine langen Diskussionen gingen vorweg. Ein Antrag der SPD, der genau in die Kerbe schlug, die der Verein „Natur und Kultur um Achterhoek“ (NUK) da schon einige Wochen bearbeitete, und kurz darauf stand das eher informelle Treffen von Bürgermeister, Politikern und Naturschützern. Jeder erkannte nicht nur die Kompetenzen der anderen an. Auch die Sinnhaftigkeit des Vorstoßes wurde von keiner Seite in Frage gestellt.

Und nicht nur das. Schon dieses erste Treffen brachte einen ganzen Katalog sinnvoller, einstimmig beschlossener Maßnahmen auf den Weg. In mancher Kommune hätten schon einzelne der Maßnahmen lange Auseinandersetzung in politischen Ausschüssen mit sich gebracht, vom ganzen Programm in seiner durchaus beachtlichen Tragweite gar nicht zu reden. Für so viel Entschlussfreudigkeit kann man Politik und Verwaltung nur applaudieren.

Der Applaus gilt aber auch dem NUK, der mit wohlüberlegten und realisierbaren Ideen in dieses Treffen gegangen ist. Überhaupt dürfte der NUK ein idealer Partner für dieses Vorhaben sein, liegt die Stärke der Achterhoeker doch seit der Vereinsgründung darin, nicht konfrontativ, sondern vermittelnd Naturschutz und Landwirtschaft zusammenzubringen.
Kevelaer wird von diesem Projekt profitieren; nicht nur, weil die Stadt damit ihr Image polieren kann. Es gibt nämlich noch eine zweite Wahrheit über den Naturschutz: Mit den Insekten kommen auch wieder Singvögel, Fledermäuse und Kleinsäuger verstärkt zurück in die Stadt. Das ist nicht nur Selbstzweck. Es erfreut auch die Herzen vieler Menschen, diese Tiere in ihren Gärten und auf öffentlichen Grünflächen zu beobachten. Und das ist ein Stück Lebensqualität.