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VFR-Prinz Frank I. nimmt Stellung zur Absage des Rosenmontagszuges in Kevelaer

„Überdenken und dann entscheiden“

Auch in Kevelaer wurde der Rosenmontagszug coronabedingt abgesagt (das KB berichtete). Während diese Entscheidung in der Bevölkerung für gemischte Reaktionen sorgt…

KB-Leser Ingo Pichler berichtet von seinem Besuch im Impfzentrum in Kalkar

„Einfach professionell”

Zum Artikel „Was haben die sich bloß dabei gedacht?“ im Kevelaerer Blatt meldet sich ein Leser zu Wort…

KB-Leser Eckehard Lüdke meldet sich zu Wort

„Besonders irrational”

Zu den Themen Peter-Plümpe-Platz, Leserbrief Dr. Ahlbrecht, Kritik der Gewerbebetriebe meldet sich ein Leser zu Wort.

„Einer ist es geworden, damit ist das für mich erledigt“

Die Entscheidung ist gefallen: Armin Laschet wurde zum neuen Bundesvorsitzenden der CDU gewählt. Wie denken Kevelaerer Christdemokraten darüber?

Matthias Wirth

Schon im Vorfeld der Wahl hatte der CDU-Kreistagsabgeordnete Matthias Wirth seinen Favoriten benannt.  „Es war nicht zu übersehen, dass ich Röttgen favorisiert habe. Laschet hat eine sehr gute Rede gehalten. Es war die beste Rede, weil er die Delegierten mit einem sehr persönlichem Statement angesprochen und den Zusammenhalt in der Partei beschworen hat.“ Er halte es für eine „tendenziell gute Wahl“, weil er Laschet durchaus zutraue, „die Partei über die drei Flügel zu versöhnen.“ Röttgen habe er favorisiert, „weil er der Partei mehr inhaltliche Impulse gegeben hätte.“ Die Chance müsse man Laschet aber auch geben.


Jens Spahns Wortbeitrag zugunsten von Laschet bewertet Wirth als „taktisch nicht geschickt“. Man könne das sogar als „Eselei“ bezeichnen, meinte der CDU-Politiker. „In einer Kandidatenbefragung mache ich nicht Werbung für mein Gespann. Wenn die Redezeit eine Minute beträgt, beträgt sie eine Minute. Und wenn dann die Parteitagsregie nicht eingreift, ist das schon ein Foulspiel.“ Das bleibe dann auch hängen, das habe man dann an dem Wahlergebnis zum CDU-Präsidium gesehen. Aber das müsse man nicht so hoch hängen, „dass man ihm die Kanzlerfähigkeit da abspricht.“


Die Stimmung in der Parteibasis habe er hier so wahrgenommen, „dass große Teile der Basis hinter Merz stehen“. Dazu habe er auch eine Netzumfrage gemacht. „Absolut disqualifiziert“ habe er sich aber dann mit dem Twitter-Statement, dass er sich sofort zum Wirtschaftsminister berufen fühlte, sagt Wirth. „Das ist ein No-Go. Das zeigt, dass er eine One-Man-Show abliefern will, auch wenn er ein wirtschaftskompetenter Politiker ist. Aber das geht gar nicht.“ Es sei ein komischer Widerspruch, dass auf Merz eine gewisse rückwärtsgewandte politische Sehnsucht projiziert werde, obwohl er im Grunde schon einen modernen innerparteilichen Wahlkampf mit zeitgemäßen Themen geführt hat. Aber die Sehnsucht „nach einer anderen, ‚besseren‘ Zeit ist schon da.“ Dafür sei Merz die Projektionsfläche. „Aber die Entwicklung geht nach vorne.“ Und wenn man seit 2005 nicht mehr in der Politik sei und zweimal verloren habe, „dann ist es irgendwo gut.“ Da müsse es im Bund schon eine Figur sein, die mehrere Lebensmilieus anspricht. „Schließlich nimmt die CDU für sich in Anspruch, Volkspartei zu sein. Der Spagat ist so schon schwierig genug.“

Michael Kamps

Der kommissarische Kevelaerer CDU-Vorsitzende Michael Kamps bewertete die Wahl Laschets etwas knapper. „Ich sach mal so: die Mehrheit hat entschieden. Wenn die entschieden hat, steht die Entscheidung.“ Es nutze nichts mehr, über Wenn und Aber zu diskutieren, wollte er sich den Namen seines Favoriten nicht entlocken lassen. „Da möchte ich nix zu sagen.“ Nur soviel: „Ich habe Merz stets als positiv empfunden.“ Zur Frage, was dessen Vorpreschen als potenzieller Wirtschaftsminister nach seiner Niederlage sollte, meinte er: „Das fragen Sie ihn am besten selber. Ich denke, er hat sich das gut überlegt, dass das was für ihn ist.“

Röttgen habe von vornherein nicht die allergrößten Chancen gehabt, sagt Kamps. „Ich dachte mir schon, Merz oder Laschet. Er war eher so der Außenseiter.“  Aber es sei schön gewesen, „ein Luxusproblem mit drei guten Leuten“ gehabt zu haben. Jetzt heiße es, nach vorne zu schauen. Die größte Baustelle sehe er innerparteilich darin, „das Merz-Lager einzufangen“. Dazu kämen natürlich Fragen wie Corona, Wirtschaft, Klima. Und wer wird Kanzler? „Laschet ist ja nicht automatisch Kanzlerkandidat.“ Dazu seien „ein paar Gespräche mit Söder erforderlich“, meint Kamps „Mal sehen, wie da eine Einigung ist.“

Peter Hohl

Das langjährige CDU-Kreistagsmitglied Peter Hohl hat den Bundesparteitag wie viele aus der Ferne beobachtet. „Ich fand, das ist ein Ergebnis, mit dem die Union in Deutschland sehr gut leben kann, weil der Vorsitzende den Menschen zugewandt ist“, sagt er. Die Rede von Laschet habe er nicht gehört. „Aber was man davon gehört hat und die Ausschnitte, die fand ich gut.“

Es seien drei Kandidaten mit unterschiedlichen Kompetenzen angetreten. „Einer ist es geworden, damit ist das für mich erledigt. Jetzt ist das Gesicht der CDU in Deutschland Armin Laschet.“ Allerdings stehe Friedrich Merz bei ihm nicht mehr auf der Tagesordnung. Dessen Vorstoß, nach seiner Nichtwahl das Wirtschaftsministerium zu fordern, fasste er mit einem Wort zusammen: „Unmöglich.“ Dieser Vorgang sei „stillos allein gegenüber dem amtierenden Wirtschaftsminister und nicht in Ordnung.“

Die wichtigste Baustelle für Laschet sei aus Hohls Sicht jetzt die K-Frage. „Das muss er in Absprache mit der CSU machen.“ Der Kandidat solle aber auch mal einen Moment Luft holen können, um zu registrieren, dass er Parteivorsitzender geworden ist. „Wir haben da drängendere Frage Anfang 2021. Die Grünen haben das auch noch nicht gemacht.“

Björn Lohmann

Neue Impulse, alte Verhältnisse?

Ein Kommentar von Björn Lohmann.

Dr. Dominik Pichler bleibt Bürgermeister von Kevelaer. Das dürfte für die Wenigsten ein überraschender Ausgang der Wahl am vergangenen Sonntag gewesen sein. Pichler agiert in der Politik trotz seines SPD-Parteibuchs meist überparteilich und Brücken schlagend. In der Bevölkerung ist er beliebt und hat sich in seiner ersten Amtsperiode keine großen Schnitzer geleistet. Doch trotz der Unterstützung durch SPD, KBV, Grüne und FDP dürfte die Deutlichkeit seines Sieges – 77,7 Prozent – überrascht haben. Sie beweist, wovon der ehemalige CDU-Fraktionschef und Stadtverbandsvorsitzende Paul Schaffers früh überzeugt war: Auch bei vielen CDU-Mitgliedern und CDU-Wählern wird Pichlers Arbeit geschätzt. Ein eigener CDU-Kandidat war von Beginn an chancenlos.

Es ist Mario Maaßen aus Parteisicht hoch anzurechnen, dass er dennoch seinen Hut in den Ring geworfen hat. Maaßen ist gradlinig und qualifiziert, seine Bekanntheit vor der Kandidatur war vermutlich mit der von Pichler bei dessen erster Kandidatur vor fünf Jahren vergleichbar. Das Ergebnis ist daher wohl vor allem ein Sieg Pichlers und weniger eine Niederlage Maaßens, die sich beide im Wahlkampf mit Respekt begegnet sind. Umso mehr erstaunt das Verhalten des CDU-Vorstands am Wahlabend: Der ließ Maaßen mit seiner Niederlage geschlossen allein. Letztlich war es dessen Mitbewerber Pichler, der öffentlich eine Lanze für den CDU-Mann brach und zudem Vorfreude auf die weitere Zusammenarbeit im Rat bekundete. Zwar erklärte der kommissarische CDU-Vorsitzende Michael Kamps später, er wolle weiter auf Maaßen bauen und auch der Wahlverlierer selbst zeigte sich kämpferisch. Wie die CDU aber tatsächlich mit der Niederlage umgeht, wird sich wohl erst bei der nächsten Wahl des Fraktionsvorsitzenden zeigen.

Zweischneidig dürfte für die CDU in Kevelaer auch das Ergebnis der Ratswahl sein. Einerseits hat die Partei in gewohnter Stärke mit einer Ausnahme alle Direktmandate geholt und ist mit Abstand wieder stärkste Fraktion geworden. Andererseits hat sie nach dem herben Verlust in 2015 nun noch einen weiteren Verlust erlitten und liegt nur noch bei 40,5 Prozent. Nominell ist damit ihre Position im neuen Rat etwas geschwächt – faktisch braucht sie wie bisher lediglich eine beliebige Fraktion als Verbündeten, um ihre Positionen durchzusetzen. Pichler wird also weiterhin kaum darum herumkommen, den Kompromiss mit der CDU zu suchen.

Bitter ist das Ergebnis für die Partei des alten und neuen Bürgermeisters. Während dieser die überwältigende Mehrheit der Bürger hinter sich weiß, rutscht die Zustimmung zur SPD auf ein neues Rekordtief. Der Ortsverband hat einige Konflikte hinter sich, ist zuletzt öffentlich und im Rat eher blass geblieben. Wer so wenig vom eigenen Bürgermeister profitieren kann, darf die Schuld nicht nur in der Bundespolitik suchen.

Die KBV hat ihre Stimmgewinne von 2014 in dieser Wahl wieder abgegeben. Da es keine Analysen zur Wählerwanderung gibt, kann man nur spekulieren, wem sich die Abgewanderten zugewandt haben. Der verjüngten FDP? Den in Kevelaer ebenfalls bürgerlichen, aber progressiveren Grünen? In jedem Fall bleibt die KBV auch geschwächt eine relevanter Akteur der Kevelaerer Politik.

Die beiden Wahlsieger sind jedenfalls klar die Grünen und die FDP. Nachhaltigkeit, Klimaschutz, lebenswerte Innenstädte – das sind Themen, deren Bedeutung für die Wähler zunimmt und die Kernkompetenzen der Grünen sind. Kaum eine Partei fällt im Rat zudem mit so vielen Vorschlägen auf. Damit ist die Partei nach dem zweiten Stimmgewinn in Folge auf Platz zwei in Kevelaer aufgestiegen, wenngleich nur knapp vor der SPD und noch weit hinter der CDU. Ob das genügt, damit die grünen Ideen künftig häufiger eine Ratsmehrheit finden, bleibt dennoch abzuwarten.

Klar aufwärts geht es auch für die FDP: Nach den Verlusten 2014 ist die Partei neu erstarkt. Zwar bildet sie weiterhin die kleinste Fraktion im Rat, aber die Nadelstiche, die die FDP regelmäßig gegen die Verwaltung oder andere Parteien gesetzt hat, dürfte das verjüngte Team mit viel Lust und Energie fortsetzen, wie man schon am Abend der Wahlparty spüren konnte.

Bleibt ein Wort an die größte Fraktion des Wahlsonntags: die Nichtwähler. Eine Wahlbeteiligung von 54 Prozent ist peinlich. Damit ist Kevelaer zwar alles andere als ein Sonderfall, aber bei aller Kooperation, die oft zwischen den Parteien zu beobachten ist – und die etwas Gutes darstellt –, gibt es ganz klare Unterschiede in der Grundhaltung und in einzelnen Forderungen. Dadurch dürften sich weit mehr Menschen in einem der Wahlprogramme wiederfinden, als jetzt an die Wahlurne getreten sind. Aber wer nicht wählt, darf hinterher auch nicht meckern, wenn sich andere Positionen als die eigene politisch durchsetzen.

Björn Lohmann

Testen, testen und testen!

Unverantwortlich – anders kann man das Verhalten vieler Menschen nicht bezeichnen, die in den vergangenen Tagen in Cafés dicht beisammen saßen, sich auf Spielplätzen trafen oder sogar Partys feierten. Sie gefährden nicht nur sich selbst – zahlreiche Todesfälle durch Covid-19 sind inzwischen für gesunde Menschen mittleren Alters dokumentiert –, sondern vor allem die Gesellschaft als Ganzes. Sie sind der Grund, weshalb „social distancing“ – Kontaktminimierung – als Maßnahme die Ausbreitung des Virus nur geringfügig verlangsamt, wie aktuelle Studien aus anderen Ländern zeigen. Im Ergebnis würde sich mittelfristig mehr als die Hälfte der Bevölkerung infizieren, wie Berechnungen zeigen. Für Deutschland hieße das eine sichere sechsstellige Zahl Todesfälle, vor allem Ältere und anderweitig Immungeschwächte. Dafür dürfen wir uns bei den eingangs genannten Personen bedanken.

Bedanken dürfen wir uns bei ihnen auch dafür, dass die Bundesregierung eigentlich nicht mehr anders kann als einigen Nachbarländern zu folgen und eine Ausgangssperre zu erlassen. Geht es nicht freiwillig, muss die Kontaktminimierung erzwungen werden. Noch streitet das Bundeskanzeramt ab, dass eine solche Maßnahme erforderlich oder geplant sei. Das liegt jedoch an der Zögerlichkeit der Regierung. Die Fakten sprechen eine klare Sprache. Nicht zuletzt hatte das Bundesgesundheitsamt Spekulationen über die Schließung von Geschäften als Fake News bezeichnet, zwei Tage bevor die Regierung sie dann verkündete.

Allerdings hat die Strategie der Ausgangssperre einen dicken Haken: Sie müsste so lange aufrechterhalten werden, bis ein Medikament oder ein Impfstoff in ausreichender Menge verfügbar sind – ansonsten würde die Infektionskurve wieder nach oben schnellen. Die Hoffnung ruht auf bereits zugelassenen Medikamenten, die sich als ebenfalls gegen Covid-19 wirksam erweisen könnten. Kandidaten gibt es, Sicherheit keine. Auf ein neues Medikament oder einen Impfstoff müssten wir jedoch mindestens ein halbes Jahr warten. Denn bei der Zulassung eines Präparats für zig Millionen Menschen darf auch in Eile kein Risiko eingegangen werden.

Die heutige Situation und erst recht eine Ausgangssperre möchte sich niemand für ein halbes Jahr vorstellen. Nicht nur die wirtschaftlichen, auch die sozialpsychologischen Folgen wären katastrophal. Die wissenschaftlichen Analysen der vergangenen Tage zeigen noch einen anderen Weg auf – den vieler asiatischer Länder: Dort wird jeder Verdachtsfall isoliert und – zweifach – getestet. Selbst bei einem negativen Ergebnis folgen zwei Wochen Quarantäne. Wer positiv getestet wird, kommt ins Krankenhaus, bis er geheilt ist (und nicht etwa nur, bis er symptomfrei ist). Niemand kommt unbeaufsichtigt in häusliche Quarantäne, auch nicht bei milden Symptomen. China hat ein vierschichtiges Quarantänesystem, bei dem Verdachtsfälle in zweckentfremdeten Hotels in Quarantäne kommen, bis hin zu den schweren Infektionen, die im Krankenhaus isoliert und behandelt werden.

Während bei uns viele Epidemiologen Tests als Möglichkeit sehen, die Epidemie zu quantifizieren, sehen ihre asiatischen Kollegen Tests als Möglichkeit, die Epidemie unter Kontrolle zu bringen. Jeder Kontakt eines Verdachtsfalls wird in Asien ermittelt, auch mittels Mobilfunkdaten, und ebenfalls getestet. Wer glaubt, er könne infiziert sein, wird sofort getestet. Die Methode zeigt Wirkung und hat das Potenzial, die Fallzahlen so stark zu senken, dass das gesellschaftliche Leben gedämpft weitergehen kann, lange bevor ein Medikament verfügbar ist. Bei uns hingegen hört man von einer Berliner Ärztin, die am Freitag drei Intensivpatienten testen ließ und bis Montagabend kein Ergebnis hatte, weil das Labor am Wochenende nicht arbeitet. Man hört von Menschen, die Kontakt zu bestätigten Fällen hatten, denen aber der Test verweigert wird, weil sie (noch) keine Symptome zeigen. Auch das ist: unverantwortlich.

Worten auch Taten folgen lassen

Ein Kommentar von Björn Lohmann.

Der Schutz von Flüchtlingen sollte eine gemeinsame europäische Aufgabe sein. Was jedoch, wenn das System auf Ebene der Staatengemeinschaft versagt, Kommunen aber in die Bresche springen wollen? Tolle Sache, fanden auch die Kevelaerer Ratsfraktionen – bis Kevelaer tatsächlich springen wollte.

Natürlich sind viele Fragen ungeklärt, wie die KBV zu Recht betont; nicht zuletzt die, ob die Bundesregierung die Rahmenbedingungen schafft. Aber je mehr Städte von ihren Parlamenten die Unterstützung erhalten, desto eher wird sich ein Weg zur Umsetzung finden lassen. Unterbringung und Betreuung würde Kevelaer zweifellos stemmen können. Da waren die Herausforderungen vor fünf Jahren größer. Ja, das wird kosten. Deshalb will jeder „Sichere Hafen“ seine Möglichkeiten selbst definieren. Zehn verzweifelten Kindern eine Zukunftsperspektive zu eröffnen, sollte sich Kevelaer leisten können. Und natürlich muss, wo möglich, am Ende die Familienzusammenführung stehen. Alles andere wäre unmenschlich – und unchristlich.

Deshalb haben die vier christlichen Gemeinden Kevelaers in einem gemeinsamen Brief an den Rat appelliert, der Vorlage der Verwaltung zuzustimmen. Dies sei auch ein wichtiges Zeichen gegen Ausgrenzung und Intoleranz, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse in Thüringen. Neben der KBV gibt es nur eine Fraktion, die dem Appell wohl nicht folgen wird: die Christlich-Demokratische Union im Wallfahrtsort der Trösterin der Betrübten.

„Der Bürger da draußen ist schon viel weiter“

Ist Klimaschutz eine Zumutung für uns? Am Ende einer aufgeladenen Debatte hat sich eine Mehrheit im Ausschuss auf eine salomonische Formulierung geeinigt und so den Klimaschutz in Kevelaer aufgewertet – gut so. Aber warum so weich, warum eine so unverbindliche Formulierung?
Die Argumente der CDU und der SPD lassen mich daran zweifeln, dass die Ratsmitglieder dem Klimaschutz wirklich den ersten Rang einräumen werden. Konkret frage ich mich dies bei folgenden Aussagen (aus dem Gedächtnis zitiert): Maßnahmen in Kevelaer haben nur eine verschwindend geringe Auswirkung auf das Klima. Wenn wir die Menschen überfordern, kann es zu Unruhen kommen. Wir dürfen nicht mit der Peitsche hinter den Bürgern stehen.
Offensichtlich dominiert hier die Angst, Macht und Wähler zu verlieren. Bei mir erzielt das die gegenteilige Wirkung. Ich brauche keine Politiker, die zwar den Klimawandel anerkennen, aber keinen Mut haben, ernsthaft und entschlossen zu handeln.
Der Bürger da draußen ist schon viel weiter und sehr viele Menschen wollen mehr Klimaschutz. Es wäre hilfreich, wenn die Politik uns Bürgern dabei hilft, unser Leben entsprechend umzustellen.
Dazu müssen die Politiker allerdings vorausdenken und nicht hinterherlaufen. Ohne weitere breite Diskussionen und natürlich dem Druck von der Straße wird es wohl allenfalls minimale Fortschritte geben, sowohl in Kevelaer als auch im Bund – und das bezeichne ich als Symbolpolitik.
Ich hoffe, dass diese Debatte uns noch länger beschäftigt und dass sie von den Beteiligten mit Respekt vor dem Anderen geführt wird! „Tragen wir gemeinsam die Verantwortung für einander und für den ganzen Planeten.“ (Papst Franziskus)

Rettet die Rheinstraße!

Liest man diesen Artikel, gewinnt man den Eindruck, die IG Binnenheide habe sich „den Erhalt der Natur als das neue übergeordnete Interesse“ auf die Fahnen geschrieben, den sie durch den Bau der OW1 und den sich daraus ergebenden Folgen gefährdet sieht.
Die OW1 wird es geben, die apokalyptisch dargestellten Folgeszenarien sind reine Spekulation. Schäden für das Ökosystem werden sicher unvermeidbar sein, aber erstens kann man dem Planfeststellungsbeschluss entnehmen, mit welch großem Sachverstand heutzutage an die Problemerfassung herangegangen wird und welch großer Raum, sowohl baulicher als auch finanzieller Art, der Lösung der ökologischen Frage gegeben wird. Zweitens sind Tierarten manchmal, wenn sie nicht gerade ausgesprochene Spezialisten sind, ziemlich anpassungsfähig.
Wenn der IG die Natur in diesem Gebiet so am Herzen liegt, warum richtet sich ihr Zorn nicht schon seit langem gegen folgende Missstände:
• Die nicht unerhebliche Anzahl der Besucher des Bauernhofcafés Binnenheide dürfen mit dem Auto bis zu dem Lokal vorfahren. Von dort aus sind es bis zu den von Frau Dr. Blauert so geliebten Uferbenden der Issumer Fleuth nur wenige Meter! Meines Wissens nach liegt kein Antrag vor, außerhalb des Landschaftsschutzgebietes einen Parkplatz zu errichten und die Gäste die restlichen Meter durch die „Idylle“ laufen zu lassen. Deshalb, liebe IG, macht endlich Nägel mit Köpfen: Autos raus aus der Binnenheide!
• Wie jeder, der sich dafür interessiert, weiß, ist der Rückgang der Biodiversität auf dem Land eklatant (Nachfragen möglich bei dem entomologischen Verein Krefeld). Mehr als die Hälfte Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt und dort ist es wie in der Binnenheide: In der Monokultur der Äcker finden die Insekten nichts zu fressen oder werden von Glyphosat und Neonicotinoiden getötet. Das sind dort keine „wertvollen Ackerböden“, sondern Nitrat-verseuchte grün angestrichene Friedhöfe.
• Die Oberflächengewässer in diesem Gebiet sind mäßig bis stark belastet mit Schwermetallen und Nitrat. Wer ist der Verursacher? Wie wirkt sich die Verschmutzung auf die Tierwelt aus? Danach hat noch keiner gefragt, daran besteht kein Interesse.
Man muss sich also ernsthaft fragen, warum sich diese IG erst seit der Unterzeichnung des Planfeststellungsbeschlusses für die böse OW1 darauf besinnt, dass hier Natur erhalten werden soll. Die eigentliche Motivation liegt auf der Hand: Es geht wie immer um Geld und um die Wahrung persönlicher Interessen. Die Bauern befürchten Landentnahmen, die Besitzer betroffener Häuser sehen ihre Idylle bedroht, das Bauernhofcafé bangt um seine Gäste, der Zeltplatz um seine Besucher. Das ist es!
Dem steht gegenüber, was wir alle kennen, was uns täglich stresst und was endlich ein Ende haben muss: 13.250 PKW und 642 LKW täglich auf der Rheinstraße. Ein LKW-Verbot wird es nicht geben. Kilometerlange Staus, die krankmachenden Lärm und Abgase produzieren. Geschwindigkeitsbegrenzungen nachts, die keiner kontrolliert und deshalb keiner einhält, da wird richtig Gas gegeben. Flüsterasphalt, der bei Regen nicht flüstert, sondern schreit. Die Produktion eines schwarzen Staubes jeden Tag, der sich nicht nur brav auf den Fensterbänken ablagert, sondern den wir auch einatmen! Unbestellte Beschallung mit lauter Musik aller Art aus offenen Auto-Fensterscheiben vor allem im Sommer. Kanaldeckel auf der Straße, die durch die Belastung immer wieder absinken und beim Überfahren die jeweilige LKW-Fracht laut scheppern lassen. Autos hupen, klingt bei den LKW wie bei Ozean-Dampfern. Motorräder: So laut, dass man sie kilometerweit hört.
Ist das etwa alles ökologisch? Haben wir Menschen nicht auch Rechte? Natürlich ist es so, und der Großteil der Kevelaerer ist mit uns einer Meinung, dass sowohl die Verkehrssituation als auch die Lage der Anwohner der Rheinstraße nicht mehr länger so hingenommen werden können.
Die Zukunft unserer heimatlichen Landschaft wird nicht vom Bau dieser 5,3 km langen Straße beeinflusst werden. Was sein wird, hängt davon ab, wie die Menschheit mit dem riesigen Bevölkerungswachstum umgehen wird: Von jetzt 7 Milliarden wird sie 2050 auf 10 Milliarden und Ende des Jahrhunderts auf über 11 Milliarden angestiegen sein. Wie werden wir den Energiebedarf aller decken können, wie sie alle ernähren? Das sind die eigentlichen Fragen. Ob dafür Lösungen gefunden werden, ist wichtig. Wenn nicht, geht letztlich der gesamte Niederrhein samt Uferbenden und OW1 in einem Nordseeschwall baden. Das ist auch eine apokalyptische Spekulation, aber leider eine ziemlich wahrscheinliche.

Tarnschild zur Wahrung von Eigeninteressen

„Die Bewertung dieser Informationsveranstaltung, mit der die BI ihren Protest gegen die Fortführung der OW1 zum Ausdruck bringen wollte, hinterließ einen sehr zwiespältigen Eindruck und bedarf einer Nachbetrachtung.
Die einleitende Darstellung der mit dem Bauvorhaben verbundenen Nachteile für die Landschaft, das Ökosystem, die Menschen und die Tierwelt durch Herrn Dr. Blauert war sachlich zutreffend. Zustimmende Reaktionen aus der Versammlung überraschten demzufolge nicht, berührt dieses weltweite Problem inzwischen alle Generationen. Auch die Anerkennung der Belastungen/Gefährdungen der Bürger in Kevelaer und Winnekendonk durch das ständig zunehmende Verkehrsaufkommen im Bereich der Ortsdurchfahrten, inbesondere der Rheinstr., wurde zustimmend zur Kenntnis genommen.
Gut 90 Minuten umfassten die ausufernden Redebeiträge weiterer BI-Vertreter. Ohne Blick auf die Zielsetzung der Veranstaltung drifteten diese schnell in eine Beschreibung der globalen Umweltproblematik ab, zeichneten sich durch einen ideologischen Duktus ab und blieben oft ohne Bezug zum Thema des Abends (Frau Dr. Blauert). Dieser Eindruck verstärkte sich durch Beiträge ortsfremder „Gäste“, die zudem zur unausgereiften Diskussionskultur des Abends beitrugen. Die langatmigen Ausführungen der Herren Krebber und Pothmann ließen vielfach auch Zweifel an der sachlichen Richtigkeit ihrer Aussagen aufkommen.
In der abschließenden „Diskussion“ wurden keine neuen Ideen geboren und die notwendige Bereitschaft zum Konsens und zur Akzeptanz rechtlicher Gegebenheiten, z. B. der Verkehrssteuerung, nicht sichtbar. Der Einwurf aus der Versammlung: „Wir sollten einen Schulterschluss“ anstreben, blieb unbeachtet. Wie auch, wenn der Blickwinkel ideologisch eingeengt ist?
Fazit: Die Forderung: „Erhalt unserer Binnenheide“ ist ein Tarnschild zur Wahrung von Eigeninteressen, wohlwissend, dass der Schutz unserer Umwelt ein globales Problem ist.
So lange wir auch in Winnekendonk eine intensive Landwirtschaft ohne Rücksicht auf die Fauna betreiben, Umweltgifte dort und im eigenen Garten einsetzen, nicht nur Autos fahren, die zur Mobilität notwendig sind, sondern unserem Image dienen, und unsere tierischen Lieblinge mit fragwürdigen Industrieprodukten füttern, müssen wir und auch die Protagonisten der Umweltbewegungen akzeptieren, dass der Mensch die Ursache für die Gefährdung ist. Nicht die OW1 ist das Problem, sondern unser Verkehrs- und Umweltverhalten. Dann wird auch bei der BI und allen Aktivisten die Erkenntnis wachsen, dass die OW1 eine Konsequenz unseres Lebensstils ist und für den gebeutelten Menschen auf der Rheinstraße und im Innenstadt- und Ortsbereich Menschen- und Umweltschutz bedeutet. Beugen Sie sich dieser übergeordneten Sichtweise!