Mit Präzision zum Ziel in der Landwirtschaft
Was Precision Farming eigentlich bedeutet, machte Landwirt Jacob van den Borne direkt zu Beginn seines Vortrags deutlich: „Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz das Richtige machen.“ Wann genau der richtige Zeitpunkt, wo der richtige Platz und vor allem, was „das Richtige“ ist, das führte der 38-Jährige niederländische Landwirt für die anwesenden Landwirte und Interessierten aus. Der Vortrag fand in den Räumlichkeiten der Firma „Agrarservice Schmitz GmbH & Co. KG“ statt. Vorab gab es eine Führung durch den Betrieb in Weeze. Initiiert wurde die Veranstaltung von der Evangelischen Akademie im Rheinland und dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt.
Jacob van den Borne übernahm 2006 den Ackerbetrieb seines Vaters an der niederländisch-belgischen Grenze gemeinsam mit seinem Bruder und hat seitdem vieles verändert. Am Anfang stand die Frage: „Wollen wir besser oder größer machen?“, erzählte van den Borne, der hauptsächlich Kartoffeln anbaut. „Wir haben beides gemacht“, sagte er. Seit 2009 arbeite er in seinem Betrieb nach dem Prinzip „Precision Farming“. Zu Beginn machte van den Borne deutlich, dass er innerhalb von drei Jahren seine investierten 500.000 Euro zurückverdient habe. Allem voran stehe beim Precision Farming das Ertragspotenzial. Dieses müsse man mit Hilfe einer Ertragspotenzialkarte bestimmen, um den Ertragsprozess zu optimieren. Im Folgenden erläuterte der Landwirt den Weg, den er selbst mit seinem Betrieb durchlaufen ist.
Das richtige Feld finden
Zunächst habe er mit Hilfe eines Programmes seine Felder verortet. Was so simpel klingt, ist vor allem für die Zeiteinsparung wichtig. Da viele Felder bei ihm keine Abgrenzungen haben und über ein weites Gebiet verbreitet sind, sei es für die Mitarbeiter gar nicht so einfach, auf Anhieb das richtige Feld zu finden.
Der nächste Schritt sei der Bodenscan gewesen, erklärte van den Borne. „Das Problem von unterschiedlichen Erträgen liegt am Boden“, machte er deutlich. So müsse man die Leitfähigkeit des Bodens messen und anschließend die Düngung darauf abstimmen. Es sei wichtig, den Boden nicht so zu behandeln, als wäre er überall gleich beschaffen. Manche Bereiche hätten einen größeren „Akku“ und andere einen kleineren.
Ebenfalls nicht außer Acht zu lassen sei die Planung des Weges, den man über das Feld fährt. 5 bis 20 Prozent mehr Ertrag könnten auf dem nicht-befahrenen Teil erzielt werden. „Wir fahren überall“, machte van den Borne den Normalfall deutlich. „Aber wir machen es nur für den Nachbarn. Damit er nicht sieht, was wir falsch machen, weil wir es überall falsch machen“, scherzte er. In seinem Betrieb fahre man aktuell mit speziell geplanten Fahrzeugen, bei denen Druck und Auflagefläche speziell abgestimmt sind. Auf die Düngung mit Gülle ging der Landwirt ebenfalls ein und machte Vor- und Nachteile deutlich.
Variable Bepflanzung für gleichmäßigen Ertrag
Eine große Wichtigkeit misst van den Borne auch der variablen Bepflanzung der Felder bei. Er passe den Abstand der Pflanzen dem Ertragspotenzial an. So gebe es zum Beispiel am Rande der Fahrspuren ein höheres Potenzial, da die Pflanzen an den Stellen mehr Licht und Wasser erhalten. Hier pflanze man also möglichst dicht, um das Potenzial ausschöpfen zu können. „Wenn man es variabel legt, hat man überall den gleichen Ertrag“, verdeutlichte der 38-jährige Niederländer.
Das Spritzen und die Beregnung ist in seinem Betrieb über Sensoren und zugehörige Programme automatisiert. Die Sensoren würden zum Beispiel erkennen, wie viele neue Blätter gewachsen sind und könnten so die Menge anpassen, während andere Sensoren die Bodenfeuchtigkeit messen, sodass nicht durch zu viel Beregnung Wasser verschwendet oder Nährstoffe ausgeschwemmt werden.
Van den Borne hat sich außerdem einen kleinen Helfer zugelegt: Mit einer Drohne kann er seine Felder abfliegen und so den äußerlichen Zustand prüfen. „Viele meiner Nachbarn denken, dass ich den ganzen Tag nichts anderes mache, als mit der Drohne zu spielen“, lachte er. Mit der Drohne könne er jedoch schnell und zeitsparend reagieren, wenn das System ihm anzeigt, dass mit einem Feld etwas nicht in Ordnung ist. Regelmäßige Fahrten/Gänge zu den Feldern ersetze diese Methode natürlich nicht. Ganz im Gegenteil. Durch das Precision Farming, erklärte van den Borne, habe er wieder zur eigentlichen Materie – der Pflanze – zurückgefunden.
Nicht nur Technik und Drohnen
„Ich war Ackerbauer, jetzt bin ich Pflanzenbauer. Ich weiß wieder, wie eine Kartoffelpflanze eigentlich aussehen soll“, machte er deutlich und erklärte, wie wichtig es sei, Proben vor Ort zu nehmen. „Wir sind super Manager, aber haben nicht mehr viel Ahnung vom Ackerbau“, fand der Landwirt deutliche Worte. Spätestens an diesem Punkt seiner Erläuterungen wurde klar, dass Precision Farming nicht nur mit neumodischer Technik arbeitet und man als Landwirt nicht alles von zu Hause aus mit Hilfe eines Systems und einer Drohne steuern kann.
Zuletzt, so schloss van den Borne seinen Vortrag, machten sich all die innovativen Mittel nur dann bezahlt, wenn der Landwirt die gewonnenen Daten nutze. „Wir können Mutter Natur nicht homogenisieren“, machte er deutlich. Man müsse aus den Daten lernen, die Ertragskarte nutzen und dadurch den Ertrag optimieren. Die Daten zu erhalten und für seinen Betrieb die optimalen Folgen daraus zu ziehen – das sei der Kern des Precision Farming.