Von Königen und Krippen

Ruhig beugte sich Ruth Girmes hinunter zu den Kids und blickte dabei auf die Figuren hinter dem Schaufenster: „Wo sind die Könige, wer kann sie sehen?“, fragte sie in die übersichtliche Runde, die sie als Führerin im Niederrheinischen Museum an diesem Nachmittag begleiten durfte.

Der zehnjährige Tom zeigte auf drei prachtvoll „gekleidete“, orientalisch erscheinende Männer und identifizierte sie tatsächlich als die richtigen Könige, links neben dem Stall auf der großzügig gestalteten Fläche der „Leuker-Krippe“ im ersten Stock des Museums aufgestellt.

„Und was haben die dabei?“, fragte sie erneut und bekam von dem Jungen „Gold, Weihrauch und Myrrhe“ als Antwort. „Myrrhe ist heute noch in Zahnpasta – da war das damals auch bestimmt gut, das für Kinder mitzubringen“, meinte sie augenzwinkernd.
Die drei Könige, so dargestellt, stünden für die drei damals bekannten Kontinente Europa, Asien und Afrika, erläuterte die Museumsführerin. Und sie machte deutlich, dass das mit den drei Königen gar nicht bewiesen ist. „Wir sagen, es waren drei Könige aufgrund der Gaben. Aber wir wissen es nicht genau.“

Gerade mal die vier Kinder der Familie Wienhofen tummelten sich mit ihren Eltern Dirk und Tanja vor der Scheibe der 1971 von der Anton-Leuker-Stiftung zur Verfügung gestellten Krippenszenerie. „Da sind die verschiedenen Szenen des Lebens von Jesus dargestellt“, verwies Ruth Girmes auf die einzelnen Stationen.

Danach zeigte sie der Familie noch eine Kastenkrippe aus Oberösterreich aus dem 19. Jahrhundert. „Auch hier kann man simultane Szenen sehen. So wird die Jesusgeschichte in die Landschaft des jeweiligen Landes gesetzt.“ Mehr an Krippen konnte sie nicht zeigen. „Die sind alle in Xanten zur Zeit.“

Aber als Einstieg war es ihr wichtig, um die Brücke zu den Königen der Ausstellung zu schaffen, meinte Irmes, bevor es mit der Familie mit dem Lift runter ins Erdgeschoss zu der zentralen Bilderausstellung ging.

Unbefangene Kids – gerührte Eltern

„Wir waren zuletzt als Kinder hier im Museum und haben uns gedacht, wir gehen da mal wieder hin“, beschrieb Dirk Wienhofen die Motivation für den Besuch der Ausstellung. „Und wir haben die Schlechtwetterlage mit dem Regen mal genutzt.“

In der Ausstellung selbst ging es direkt zu dem orientalisch anmutenden Ölbild des ungarischen Künstlers Gyula Torrai mit den älter anmutenden Königen. „Das ist mein Lieblingsbild – auf dem Schoß haben sie die Gaben“, zeigte sie sich später überrascht darüber, dass die Kinder so unbefangen darauf zugestürmt waren. „Das kann auch gruselig sein.“

Fasziniert schaute die sechsköpfige Familie dann auf das Richard Rother-Bild mit Maria mit dem Kind auf dem umgedrehten Wäschekorb sitzend und dem Wäsche aufhängenden Josef und den drei Königen, die zu Besuch kurz reinkommen. „Das ist ein sehr modernes Bild“, fand Tanja Wienhofen.

Am Ende durften die Kinder mit ihren Eltern im Museumscafé an einem Tisch sitzen und gemeinsam mit ihnen eine eigene Krone basteln.

„Das ist erfrischend, so von den Dingen nach 25 Jahren beeindruckt zu werden. Das ist wie Revue passieren lassen – wie früher“, zeigte sich Dirk Wienhofen angenehm berührt. „Da kommen soviele Kindheitserinnerungen hoch. Ich war oft mit einer Freundin früher hier“ ergänzte seine Frau. „Die große Krippe und die Alten auf dem Bild“ hatten dem zehnjährigen Tom am besten gefallen.

Und Ruth Girmes freute sich darüber, wie die Kids die Führung wohl aufgefasst hatten. „Dass „König“ nix mit Macht allein zu tun hat, sondern eine Sache der inneren Einstellung und der Spiritualität ist – das scheinen zumindestens die Größeren echt verstanden zu haben.“