Boule ist cool

Das sind zwei – der liegt drei Millimeter näher“, konstatierte Wener Sturme, als er mit dem Zollstock die Abstände der beiden großen Kugeln zu der Zielkugel ausgemessen hatte.
„Ein bisschen schwanger ist auch schwanger“, lachte der 64-Jährige, der mit seinen Mitstreitern auf dem Ascheplatz hinter der Realschule mit Markierungen zwei Boulebahnen gestaltet hatte und das gemeinsame Hobby genoss.
„Andere hängen auf der Couch – wir machen halt so´n „Quatsch“, scherzte er, während er die Kugeln aufnahm und an seiner selbst entworfenen Anzeigetafel die Punkte nach oben schob. „Das muss man im Gefühl haben“, verriet er sein Geheimnis für erfolgreiches Werfen.
In der folgenden Runde hatte Bernadette Derksen das meiste Glück – die Wemberin platzierte ihre Kugel mit großem Wurfgeschick auf der selbst markierten Bahn am besten. „Ich find daran einfach Spaß“, meinte die 56-Jährige, die erst zum zweiten Mal mitwirkte. „Es sind aber noch zu wenig Frauen hier – ich werd´ein paar Freundinnen ansprechen.“
„Wir treffen uns hier seit Februar“, erzählte Initiator Norbert Niersmann in einer Pause. „Wir haben mit drei, vier Leuten angefangen, jetzt sind wir schon acht. Und wir hoffen darauf, dass es noch mehr werden.“
Selber hat er vor zehn Jahren im Urlaub damit angefangen. Zwischenzeitlich hat er bei den beiden Boulegruppen am Klostergarten und am Kreuzweg mal mitgemacht. Dann ergriff er selbst die Initiative, sprach zwei Leute an, ging übers Internet: „Die waren sofort Feuer und Flamme dafür“, so der 65-Jährige.
Bernhard Spronk kommt regelmäßig mit dem Rad von Geldern aus zu den Treffen. „Das sind Kollegen hier von früher, vom Oppumer Ausbesserungswerk der Bahn“, erzählte dder 68-Jährige. „Erstens Radtour, zweitens abschalten, drittens Spaß haben“, lautete seine Begründung fürs Mitmachen. „Den ganzen Tag zu Hause rumhängen ist ja nix – und den Garten machste nebenbei.“
Jeden Donnerstagnachmittag trifft sich die Gruppe auf dem Schulgelände neben dem abgegitterten Fußballplatz, um dort die Kugeln ans Rollen zu bringen. Über „facebook“, was der Ausgangspunkt der Treffen war, und „whatsapp“ organisiert sich die Gruppe immer für die Donnerstage.
„Da verabreden wir uns, kurzfristig machen wir „Bike & Boule“, fahren zu Anlagen wie in Twisteden oder nach Pont“, erzählt Mitbegründer Hans Langen,. „Die gemeinsame Freude am Spiel“ motiviere die Beteiligten, gemeinsam aktiv zu bleiben. Seine Frau hatte ihn motiviert, er bei einem Probespiel Gefallen gefunden. „Die Kameradschaft gehört dazu.“
Ein bisschen Sorge machen Niersmann und seinen Mitstreitern die Pläne um den Bau einer Skaterbahn auf dem Platz.
„Wenn die Skateranlage hierherkommt und das von der Jugend angenommen wird hier als Nachbar, dann könnte man den Platz richtig mit Umrandung abspannen und drei Felder machen. Das wäre schon perfekt“, meint der umtriebige Rentner. „Wäre aber nicht schlecht, wenn wir eine eigene Anlage hätten – eine Scheune oder eine Halle, wo wir auch im Winter spielen könnten“, ergänzte Langen.
So einen Sport könne jeder ausüben, sogar Rollstuhlfahrer, die aus dem Sitzen heraus werfen könnten, meint Niersmann.
Jeder sei eingeladen mitzumachen, „auch Flüchtlinge, wenn sie sich hier anpassen.“ Ihm selbst gibt das Ganze eine Menge. „Damit man sich bewegt und unter Leute, miteinander ins Reden kommt“, lautet sein Credo jugendhaft schlicht: „Boule ist cool.“