Sieben Ideen, die Impulse geben sollen

Wie kann es mit der Dorfgemeinschaft Kervenheim/Kervendonk weitergehen? Welche Potenziale kann man ausschöpfen und welche Wünsche gibt es von Seiten der Menschen? Die Fragen waren Gegenstand einer Studie der Hochschule Rhein-Waal, die bei einer Bürgerveranstaltung in der Burg Kervenheim vorgestellt wurde.

Im Rahmen des deutsch-niederländischen Interreg-Projektes KRAKE (Krachtige Kernen /Starke Dörfer) hatten Projektleiterin Barbara Arntz und ihr Team im November 2017 in zwei Blöcken zehn Kervenheimer Bürger befragt. „Wir haben bewusst keine quantitative Umfrage gemacht“, erläuterte sie den Ansatz. „Das ist eine wissenschaftliche Methode, mit Meinungen zu arbeiten, denen wir eine Bedeutung geben. Sie sagen: Stimmt das, ändert sich das Bild? Es kann sein, dass wir neue Ideen entwickeln, die wir oder Sie verwirklichen. Das ist ein Angebot, aber kein Muss.“

Vor allem ginge es dabei um die Schwerpunkte „Natürliche Umgebung“, „Bauliche Umgebung“, „Finanzen“, „Die Dorfbewohner“, „Politik“, „Kultur“ und „Soziales“. Der Sinn sei es, „das zurückspielen, wie im Dorf über Aspekte geredet wird“, ohne zu sagen „Sie machen das gut oder schlecht.“

Nach dieser Einführung ging Arntz jeden einzelnen der Punkte durch. Sie merkte an, dass die Gesprächspartner Kervenheim in Sachen Natur „mehr grün als grau“ und damit positiv wahrnehmen. Das könnte man auch durchaus touristisch nutzen, zum Beispiel über den Einbezug der Donken oder des Gochfortzbergs. Das könne auch einen Nutzeffekt für die Ansiedlung von Geschäften haben, kam aus dem Plenum.

In Sachen „Bauliche Umgebung“ wurden der Saal Brouwers und die Burg als Alleinstellungsmerkmal genannt. Gefühlt gebe es aber keine Förderung von Arbeitsplätzen im Ort und viele Leerstände.

Deutlich sei in den Interviews auch der „Kampf“ um den Schulstandort hervorgetreten und die Schließung des Dorfladens, über die die Runde in der Rückschau nochmal diskutierte. „Das ist ein total emotionales Thema. Da werde ich Woche für Woche drauf angesprochen“, sagte Ortsvorsteher Martin Brandts.

Was die Finanzen angehe, wurde in den Interviews positiv herausgestellt, dass vieles im Ort aus eigener Kraft finanziert würde und die Vereine sich auch gegenseitig helfen würden. „Da gibt es eine Euphorie um die Kirmes, dass man es geschafft hat, das zu finanzieren und sich so was geändert hat“, sagte Arntz. Allerdings fehle die Unterstützung von außen und von der Stadt.

Bei den „Dorfbewohnern“ wurde klar, dass es zwar „Macher“ und ehrenamtliches Engagement (Stichwort Bürgerbus) vor Ort gäbe, aber es immer die gleichen Personen wären, die was organisierten. Da gelte es, miteinander zu reden, so die Wissenschaftlerin. „Da müssen Impulse kommen aus dem Dorf“, meinte Andreas Jannsen von der Evangelischen Kirchengemeinde.

Das gallische Dorf Kevelaers

In Sachen Politik verstünden sich die Kervenheimer als das „gallische Dorf“ Kevelaers, das mit „Wir für Kevelaer“ einen eigenen Stadtmarketingverein, Ratsmitglieder, Glasfaser und einen Ortsvorsteher habe. Als Herausforderungen wurden das Gewerbegebiet Kervenheim, der sehr „martialisch“ dargestellte „Kampf“ für Schule und Kindergarten, das Gefühl von Fremdbestimmung und die gefühlt zu geringe politische Vertretung Kervenheims gesehen.

„Ich bin nicht so präsent, wie andere waren oder konnten“, brachte Ortsvorsteher Brandts die Idee eines „Funktionsteams“ ins Spiel. „Ich brauche auch Unterstützung. Das Kapital ist das Dorf!“ Der CDU-Politiker wünschte sich, dass auch andere Ratskollegen das Kervenheim-Fähnchen mal hochhalten. „Ich bin da oft allein.“

Bei der Kultur wiesen die Interviewten auf die Burg und die identitätsstiftende Arbeit der Vereine bei Veranstaltungen hin. Sie stellten aber auch die Frage nach der Einbindung der Jugend in die Traditionen und dem Charakter Kervenheims als „Schlafstadt“.
Beim Sozialen sahen die Befragten die Stärken in den Veranstaltungen, dem Bürgerbus und dem regen Vereinsleben. Gefühlt fehlten aber Angebote für Jugendliche und junge Macher. Von der Hochschule wurde ein Treffpunkt für Jugendliche und die Frage nach einem Dorfmanager in die Diskussion mit eingebracht.