Niederrheinisch Platt
Überall, wo Menschen sprechen und sich unterhalten, da verändern sich im Laufe der Jahrhunderte Worte und ihre Bedeutungen, entstehen neue Wortschöpfungen, mitunter sogar Dialekte. Sprechen war ohnehin das alleinige Kommunikationsmittel der Menschen, denn nur Gebildete, Gelehrte, Mönche und andere Kleriker waren des Schreibens kundig und mächtig. Die erwähnten dann im 14. Jahrhundert, also gut dreihundert Jahre vor meiner Geburt, zum ersten Mal Kevelaer in einer Verkaufsurkunde, in der damaligen Schreibweise „Kevlaar“.
Es dauerte lange, bis sich in unserer Gegend das heutige Platt etablieren konnte. Ich spreche mit Absicht nicht von „Kävels Platt“, denn in anderen Ortschaften entstand auch dieses niederrheinische Platt, aber – siehe oben – mit anderen Schattierungen und Bedeutungen. Da reichen auch heute noch ein paar Kilometer Abstand, damit aus ein und demselben Wort ein fast neues Gebilde entstehen konnte. Beispiel „min“ und „mej“: „Gej könnt mej es…“ – „Gej könnt min es…“ Lassen wir den Rest des Satzes für einen Augenblick außen vor.
Abgesehen von den regionalen Unterschieden im Gebrauch desselben Angebotes, das in diesem Satz enthalten ist – es fällt sofort auf, dass man im heimischen Dialekt derbe und „botte“ Sätze viel besser verpacken, d.h. an den Mann bringen kann. Wenn mir jemand dieses berühmte Zitat des Götz von Berlichingen auf Hochdeutsch entgegenschleudert, bin ich schon fast entschlossen, ihm entweder an die Gurgel oder aber zum Rechtsanwalt zu gehen. Doch wie harmlos, ja geradezu heimisch und überhaupt nicht aggressiv hört es sich auf Platt an!
Lasst uns diese Sprache, diesen Dialekt erhalten und pflegen. Er nimmt soviel Druck weg von unserem alltäglichen Gerangel und Gerenne. Dialekt und Mundart sind kostbare Perlen, die es zu hüten und zu bewahren gilt!
Und Mechel, mit der ich tagtäglich in unserem Kävels Platt spreche, ist meiner Meinung, stimmt voll und ganz zu: „Et gett wat verloore, wenn de Menße blos noch in öhr Advokatendeutsch quake.“ – „Mechel, wat gett dann verloore?“ Und dann antwortet sie sogar auf Hochdeutsch, damit es ein Jeder versteht: „Mitmenschlichkeit!“
Euer Hendrick