Projekt „PeRiskoP“ startet in ganz NRW. Kreispolizeibehörde Kleve nahm an der Testphase teil.

Polizei soll mögliche Amokläufe früher erkennen

Die Polizei möchte mit einem Frühwarnsystem eher auf mögliche Amokläufe reagieren können. Foto: Pixabay

Das Konzept zur Früherkennung von und zum Umgang mit Personen mit Risikopotenzial, kurz „PeRiskoP“, kommt ab Mai in allen 47 Kreispolizeibehörden Nordrhein-Westfalens zum Einsatz. Mithilfe des Konzepts sollen risikoträchtige Personen frühzeitig erkannt werden – auch losgelöst von politischen oder religiösen Motiven. „Mit PeRiskoP können wir potenzielle Amokläufer nun landesweit leichter aufspüren. Natürlich gibt es keine hundertprozentige Sicherheit, aber wir hoffen, dank PeRiskoP bereits im Verdachtsfall eingreifen und so das Risiko schwerer Gewalttaten minimie- ren zu können,“ erklärt Innenminister Herbert Reul.

Nach den Amokfahrten von Münster, Volkmarsen und Trier hatte Reul das Konzept ins Leben gerufen. Im März 2021 begannen die Polizeibehörden Münster, Bielefeld und Kleve dann mit der Erprobung von PeRiskoP. Während dieser Testphase wurden insgesamt 66 Prüffälle bearbeitet. Darunter war zum Beispiel ein junger Mann, der wiederholt Bücher zum Thema ‚Amok‘ ausgeliehen hatte. Im Internet hatte er zudem Amoktaten angedroht. Im Rahmen von PeRiskoP führte die Polizei weitere Informationen über den Mann zusammen, sodass er schließlich durch psychologische Behandlung stabilisiert wurde.

„Das Konzept hat sich mehr als bewährt. Aus einem Versuch wird deshalb jetzt ein landesweiter Standard bei der Früherkennung und im Umgang mit Personen mit Risikopotenzial. Davon profitieren wir alle“, kündigt Reul an.

Kriterienkatalog soll Einheitlichkeit schaffen

Bei der Risikobewertung geht die Polizei anhand eines Kriterienkatalogs vor. Wenn eine Person sich zum Beispiel gewaltbereit oder waffenaffin in Verbindung mit psychisch auffälligem Verhalten zeigt, kann PeRiskoP eingesetzt werden. In gemeinsamen Fallkonferenzen beraten Polizei und weitere Behörden wie Schulen, Gesundheitsämter oder psychiatrische Einrichtungen über das Risikopotenzial und besprechen das best- und schnellstmögliche Vorgehen. 

„In der Regel machen Amokläufer bereits vor der Tat Andeutungen – manchmal mündlich, manchmal schriftlich. PeRiskoP nimmt aber nicht einfach Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Auffälligkeiten ins Visier. Neben Risikofaktoren werden deshalb bei der Bewertung auch Schutzfaktoren und stabilisierende Aspekte berücksichtigt. Eine Stigmatisierung wollen wir so ausschließen,“ betont Reul.

PeRiskoP beruht im Wesentlichen auf der engen Zusammenarbeit zwischen allen Projektpartnern. Die Polizei kann erst eingreifen, sobald eine Person straffällig wird. Andere Institutionen können dagegen noch vor einer Straftat reagieren – etwa durch Familienberatung oder psychosoziale Unterstützung.