Nostalgisches zur Kirmes

Ein altes Lied schwärmt, wie „et fröher doch so schön wor en Colonia…“ So weit braucht man gar nicht zu reisen, um auch hier bei uns in Erinnerungen schwelgen zu können. Zum Beispiel an alte Kirmes-Zeiten auf unserem Marktplatz …

Und jedes Mal im Mai kommen mir solche Bilder ins Gedächtnis zurück: „Selbstfahrer“ nannte man die Auto-Scooter von Bruno Tusch, die man nur in Bewegung setzen konnte, wenn man einen roten Plastikchip vorne auf der Motorhaube in einen Schlitz steckte. Und dann ging die wilde Fahrt los – für 50 Pfennige! Wenn ich diesen Betrag auf heutiges Geld umrechne, komme ich auf sagenhafte 25 Cent.

Apropos wilde Fahrt: Die Raupe! In Weeze fährt sie heute noch als regelmäßiger Gast. Während der Fahrt senkte sich immer so eine Art Punching-Ball herunter, aus dessen unterem Teil man – mitten in voller Fahrt! – einen Ring herausziehen konnte und dadurch eine Freifahrt gewann. Nach solcher Halsbrecherei lehnte man sich zurück und dann schloss sich still und diskret ein Stoffdach über den Kabinen, und was sich in den folgenden knapp zwei Minuten darunter abspielte, blieb dem Tatendrang des „Insassen“ überlassen, sofern er die entsprechende Begleitung neben sich sitzen hatte. Dieser ganze Spaß war damals übrigens für schlappe 30 Pfennige zu haben.

Ein drittes Kirmesgeschäft ist mir unvergesslich – Monte Carlo, wo man auf Flippergeräten mittels einer abgeschossenen Kugel einen möglichst hohen Punktestand erzielen musste. Der Sieger, meistens eine Siegerin, erhielt eine kleine Schachtel Pralinen oder eine Tafel Schokolade. Und was kostete dieser Spaß? Ich höre heute noch die Ansage des Mannes, der von den langen, den Kunden auffordernd hingestreckten Holzbrettern die Geldstücke einstrich: „Zehn Pfennig ist der kleine Einsatz und jedes Mal wird hier gewonnen!“

Die Kevelaerer Damenwelt war begeistert – von den Pralinen oder von dem Herrn, der sie um die vielen Groschen brachte?

Nur wenige werden sich noch an eine große Rutschbahn zu Anfang der 60er-Jahre erinnern können, die direkt vor dem alten Rathaus aufgebaut war: „Birkeneder’s Calk Walk Rutsche“. Mit einem Förderband wurde man – trotz Hilfe oft mit heftigem Gestolpere – an den höchsten Punkt gebracht, bekam eine Kokosmatte unter den Allerwertesten geschoben und ab ging die Fahrt, spiralförmig in die Tiefe. Dieses Fahrgeschäft kam meines Wissens leider nie mehr nach Kevelaer zurück.

Mechel meint zu meinem Schwärmen: „Nauw komm mar wehr teröck, gujje Mann. Dat Raupen-Gedöns es doch wäll vör ow vorbej! Lott die Jöngskes vandag mer inne Höcht fliege.“

Euer Hendrick