Die Pest – zum Teil hausgemacht
In dem Jahrhundert, in dem ich, Henrik Busman, das Licht der Welt erblickte, herrschte in ganz Europa eine Geißel namens Pest; so „ganz nebenher“ gab es noch den furchtbaren 30-jährigen Krieg, unter dem auch die Kevelaerer sehr zu leiden hatten, man denke nur an die ermordeten Bürger Kevelaers, die an der Schanz Schutz suchten und dennoch ihr Leben ließen.
An anderer Stelle und in einem anderen Zusammenhang habe ich davon schon mal erzählt.
Nun nennt sich die heutige Pest, deren Ende wir alle sehnlichst erhoffen, CoronaVirus. Aber es gibt einen wesentlichen Unterschied. Wir hatten damals im 17. Jahrhundert noch nicht den medizinischen Fortschritt, die biologischen Forschungsmittel und daraus folgende Erkenntnisse, der grassierenden Seuche Herr zu werden. Wir mussten sie ertragen!
Und dieses Ertragen ist heutzutage weiß Gott nicht mehr „in“, denn es gehört Verzicht dazu und Selbstdisziplin, was ich den heutigen Zeitgenossen massiv vorwerfe – nicht verzichten wollen, Urlaub machen und Partys feiern, wo es geht, reisen, wohin es geht. Denn die folgende „schlaue“ Überlegung steckt dahinter und damit bin ich wieder bei dem Riesenunterschied zu vergangenen Jahrhunderten:
Unsere Wissenschaftler und Forscher werden das Serum schon finden, das mir ermöglicht, weiter dem Virus die kalte Schulter zu zeigen, es einfach zu ignorieren. Wenn es mich trifft – was soll’s – so schlimm wird es wohl nicht werden. Heftig ansteigende Infektionszahlen und über 9000 Tote in Deutschland – ich bin ja nicht dabei. Das Problem sitze ich aus – wenn ich mir selbst nicht helfen will, dann tun es eben andere für mich.
Man kann über die Menschen mitleidig lächeln, die Tag für Tag in unseren Fußgängerzonen stehen und ihre Broschüren hochhalten. Da steht drauf „Erwachet!“, wenn auch aus anderen Beweggründen.
Mechel gehört nicht zu ihnen, greift den Ruf aber gerne auf: „Nauw word es endlek wacker!“
Euer Hendrick