Gocher gesteht versuchten Raub in Kevelaer
Einem 55-jährigen Mann aus Goch wird vorgeworfen, im Januar 2015 mit einer Sturmmaske und Pfefferspray die Filialleiterin am Kevelaerer REWE-Markt angegriffen zu haben, um an die Tageseinnahmen von ca. 15.000 Euro zu kommen. Eine 51-jährige Frau, die in dem Markt angestellt war, soll ihn dabei im Vorfeld mit Informationen versorgt haben, um ihm den Überfall zu ermöglichen, der aufgrund des Widerstandes der Filialleiterin und einer Kollegin nicht erfolgreich war. Das Verfahren gegen den Mann und die Frau wurde am Landgericht Kleve eröffnet. In dem Verfahren bekannte sich der unter anderem wegen Nötigung und Hehlerei vorbestrafte Mann, der zwischenzeitlich Mitglied der Rockergruppe „Bandidos“ in Kleve war, über seinen Anwalt für schuldig.
Die Mitarbeiterin des REWE-Marktes sei eine Freundin seiner Frau gewesen. Die Idee zu dem Überfall sei auf einer Feier im Sommer 2014 entstanden. Der Mann nannte Geldnot als Motiv. Demnach sollte er „etwas mehr von der Beute“ erhalten. Er gab zu, auf die Filialleiterin zugerannt zu sein und versucht zu haben, ihr die Handtasche mit dem Geld zu entreißen. Eigentlich sei das Ganze anders gedacht gewesen: Seine Mitkomplizin habe ihm versichert, dass sie das Geld an dem Abend nach Ladenschluss an sich nehmen wollte, er sie dann ‚beraubt‘ und mit Pfefferspray besprüht, damit das Ganze nicht nach einer Absprache aussieht.
Überfallene dachte erst an einen Scherz
Das Pfefferspray gegen die Filialleiterin habe er aber nur „aus Versehen“ verwandt, gab er an. Dem widersprach das überfallene Opfer entschieden. Im Rahmen ihrer Aussage gab sie an, dass man zuvor einen „recht witzigen Abend“ gehabt habe und nach Feierabend gegen 22.15 Uhr in Richtung der Autos gegangen sei. Sie habe erst an einen Scherz geglaubt, als sie die herannahenden Schritte hörte. Dann habe sie den mit einer Sturmhaube maskierten Täter wahrgenommen, der unmittelbar und gezielt immer wieder das Pfefferspray ins Gesicht gesprüht habe. Intuitiv habe sie dann die Tasche in den Wagen geworfen, sich selbst in den Wagen hineinfallen lassen und auf der Tasche gesessen.
„Geredet hat der Angreifer nicht“, gab sie an. „Und egal in welche Richtung ich meinen Kopf gedreht habe – er hat immer weiter gezielt in meine Augen gesprüht.“ Ein Arzt hatte später Ätzungen an den Augen festgestellt. Sie habe selbst solche Schmerzen noch nie erlebt, ernsthaft kurz daran gedacht, ihm die Tasche zu überlassen, da man in so einem Fall ja versichert sei. „Aber er hat mir so wehgetan, dass ich in dem Moment dachte: Nee!“
Der Räuber floh ohne erzielte Beute
Die Kollegin der überfallenen Frau, die vor Gericht ebenfalls als Zeugin aussagte, gab an, ihrer Kollegin zu Hilfe geeilt zu sein. Der Räuber sei daraufhin geflohen, vorbei an seiner vermeintlichen Komplizin, die an diesem Abend ebenfalls Schichtende hatte. Die Mitangeklagte bestätigte lediglich, Informationen an den Mann weitergegeben zu haben, weil sie sich von dem Mann eingeschüchtert und bedroht gefühlt habe. Sie habe noch am Vortag der Tat den Mann gebeten, den Überfall nicht zu begehen und habe nicht damit gerechnet, dass er das am nächsten Tag tun würde. Deswegen habe sie nicht gewusst, wer unter der Maske steckt. Einer der am Tatort herangeeilten Polizisten gab als Zeuge an, dass nach seiner Auffassung der Überfall kein zufälliger „Glückstreffer“ des Mannes gewesen sein könne.
In dem Verfahren wurden auch Kurzvideos der Überwachungskameras vom Tathergang gezeigt. Das Gericht zitierte des Weiteren aus einzelnen gegenseitigen Whatsapp-Nachrichten der beiden Angeklagten. Der Prozess wird am 18. März fortgesetzt.