Der etwas andere Alltag im Kindergarten

Verlassene Räume, geschlossene Türen und eine Menschenleere findet man aktuell in den meisten Kindertageseinrichtungen vor. Aufgrund des Coronavirus sind die Einrichtungen geschlossen. Lediglich eine Notfallbetreuung wird aufrechterhalten – für Kinder, deren Eltern in Schlüsselpositionen arbeiten und bei denen im Umfeld keine Betreuung gewährleistet werden kann.  Die Mitarbeiter der Kindergärten der Pfarrgemeinde St. Antonius Kevelaer bleiben zu Hause, „um die Ketten zu unterbinden“, erklärt Verbundleiter Rudolf Just. Es werden auch keine alternativen Arbeiten in den Einrichtungen vorgenommen. Anwesend sein müssen Mitarbeiter nur dann, wenn Kinder zur Notfallbetreuung kommen. Die Mitarbeiter des St. Urbanus Kindergartens in Winnekendonk sind inzwischen kreativ geworden, den Kindergartenalltag mit nur zwei Kindern oder einem Kind zu gestalten.

Die betroffenen Erziehungsberechtigten hätten jederzeit die Möglichkeit, ihr Kind unter den gegebenen Umständen zur Notfallbetreuung anzumelden, sagt Just. Es entscheide sich von Tag zu Tag, ob noch weitere Kinder betreut werden müssen. Darauf seien die Verantwortlichen der Einrichtungen jederzeit vorbereitet und auf Abruf verfügbar. Das ist bisher in der Pfarrei St. Antonius nur im St.-Urbanus-Kindergarten der Fall gewesen. Dort kamen in der vergangenen Woche zwei (an einem Tag zwei weitere) Kinder zur Betreuung und in dieser Woche ist ein Kind vor Ort.

Überall Verstecken spielen

„Die ersten Tage haben die Kinder das total genossen, den Kindergarten für sich alleine zu haben“, erzählt Gruppenleiterin Anna Röös. „Die haben alles für sich in Beschlag genommen und fanden das total witzig – waren überall und nirgendwo. Die haben im ganzen Kindergarten Verstecken gespielt.“ Die Situation im Kindergarten sei für alle außergewöhnlich – für die Kinder und auch für die Mitarbeiter. Es seien immer mindestens zwei Erzieher vor Ort. So gab es in der vergangenen Woche quasi eine 1 zu 1 Betreuung. „Wichtig ist uns, dass trotzdem eine Struktur aufrechterhalten wird“, betont Röös. Auch Matschkuchen backen, gemeinsam essen und basteln steht weiterhin auf dem Tagesplan. Dabei versuche man, etwas mehr Abstand zu halten, was in der Kinderbetreuung jedoch oft schwierig sei.

In der vergangenen Woche haben die Erzieherinnen dann mit den Kindern Kresseraupen aus Eierschalen gebastelt und einen Regenbogen mit den Worten „Wir sind für Euch da, bleibt Ihr für uns zu Hause“ ins Fenster gemalt. „Das waren auch kreative Kinder“, sagt die Gruppenleiterin. Die Angestellten arbeiten aktuell im 2-Wochen-Takt. Jeder von ihnen ist jedoch zu jeder Zeit auf Abruf verfügbar. Die Mitarbeiter, die zu einer Risikogruppe gehören, arbeiten im St.-Urbanus-Kindergarten momentan als Vorsichtsmaßnahme nicht.

Kein gemeinsames Kochen

Abgesehen von der stark reduzierten Anzahl an Kindern sind auch einige weitere Dinge bei der Betreuung zu beachten. So gibt es aktuell der Hygiene wegen kein gemeinsames Kochen mit den Kindern. „Denn wenn die Kinder niesen, dann niesen die – egal wohin“, weiß die 26-jährige Gruppenleiterin. Auch das Händewaschen der Kinder wird immer kontrolliert. Da habe man auch sonst immer ein Auge drauf, in dieser Zeit jedoch noch mehr, erklärt Röös. Man könne jedoch auch Dinge unternehmen, die mit der normalerweise anwesenden Zahl an Kindern nicht möglich sind. So gab es in der vergangenen Woche zum Beispiel einen selbst gemachten Bananenmilchshake. „Die hatten Spaß für 10, als das im Mixer war“, berichtet Röös.

Insgesamt sei das Thema „Corona“ bei den anwesenden Kindern nicht sehr präsent. Manchmal wundere man sich dann aber doch über das große Verständnis, was auch die Kleinen für die Situation bereits aufbringen. Ein Kind habe zu ihr gesagt, nachdem eine Kollegin von draußen hereinkam: „Die muss sich aber gleich die Hände waschen.“ Vor Schließung der Einrichtungen habe man bereits im Vorschultreff über das Thema gesprochen. Da hätten die Kinder schon einiges gewusst, erinnert sich die 26-Jährige. Viele wussten bereits über die Symptome Bescheid, über die gravierende Lage in Italien und auch, wie man richtig husten sollte. „Und die Kinder wissen auch, wie man sich die Hände waschen sollte.“

In der Einrichtung versuchen die Erzieher, den anwesenden Kindern einen geregelten Alltag zu ermöglichen. In der vergangenen Woche ging es für Röös und die Kinder mit den Rädchen „in den Urlaub“, lacht die Erzieherin. So wird den Kindern eine Zeit geboten, in der das Coronavirus nicht dauerhaft Thema ist. „Die Kinder haben die 1 zu 1 Betreuung zwar genossen“, sagt Röös, es wurde aber schnell deutlich, dass sie all ihre Freunde vermissen. „Und wir freuen uns auch auf die Kinder, wenn sie wieder da sind. Wir vermissen sie nämlich auch.“