Erster Stolperstein der Marienstadt wird auf der Maasstraße verlegt

Maria Wackers, geborene van Aaken, war am 26. Februar 1906 als zweites von 11 Kindern in Kevelaer zur Welt gekommen. Ihre Eltern waren die Eheleute Peter August van Aaken und Bernhardine van Aaken, geborene Te Niersen von der Hauptstraße 51.
Im Jahr 1929 heiratete Maria van Aaken den Bäckermeister Josef-Franz Wackers aus dem Haus „Zum goldenen Krug“ in der Maasstraße 35. Zusammen mit ihm führte sie neben der Bäckerei-Konditorei eine Gastwirtschaft mit Fremdenzimmern. Zwischen 1930 und 1944 gebar sie sechs Kinder. Sie soll eine starke Frau gewesen sein, die sich oft den Vorschriften der NSDAP widersetzte.
Im Juni 1944 hatten die Alliierten begonnen, über Kevelaer Bomben abzuwerfen. Deshalb wurden viele Kevelaerer Familien in den Gau Magdeburg gebracht. Beim letzten Aufruf zur Evakuierung nach Gardelegen war auch Maria Wackers dabei. Sie befand sich in einem Zug, der auf dem Weg bombardiert wurde. Als sie dort einen Nervenzusammenbruch erlitt, wurde sie zur Behandlung in die Nervenklinik nach Uchtspringe gebracht, wo sie dann im Januar 1945 verstarb.
Elisabeth Wackers, die zu dieser Zeit nicht einmal ein Jahr gewesen war, hatte ihrer Mutter schon in der frühen Jugendzeit tief im Herzen versprochen, sie niemals zu vergessen. Jahrzehntelang war das Schicksal von Maria Wackers in ihrer Familie ein Geheimnis gewesen. Es wurde nicht darüber geredet, es war ein Tabu. Die jüngste Tochter wollte sich damit aber nicht zufriedengeben und begann zu recherchieren. Mit Hilfe der Organisation „Gegen das Vergessen“, Professoren und Wissenschaftlern, die über die Klinik in Uchtspringe forschten und promovierten, erhielt sie endlich Antworten auf ihre Fragen. Maria Wackers wurde Opfer des Hitlerregimes, sie war im Rahmen des Euthanasieprogramms der Nazis kaltblütig ermordet worden.
Es sei sehr schwierig gewesen, seitens unseres Staates die Rehabilitation zu erhalten, erzählt Elisabeth Wackers, die in Berlin lebt. Erst 70 Jahre nach dem Tod ihrer Mutter erhielt sie im Dezember 2015 das Zugeständnis. „Sie habe nie locker gelassen und habe viel Unterstützung durch großartige Menschen erhalten“, betont sie. Sie stellte den Antrag, für ihre Mutter einen Stolperstein verlegen zu lassen. Der Rat der Stadt Kevelaer hat dem einstimmig zugestimmt.
Der Stolperstein, der am 23. November um 9:30 Uhr durch den Künstler Gunter Demnig in den Boden an der Maasstr. 35, dem letzten Wohnort von Maria Wackers, eingelassen wird, ist für die Tochter eine Herzensangelegenheit. Sie hoffe, „dass dieser Stein ein Zeichen des Erinnerns, des Friedens und der Versöhnung werden möge, aber ebenso auch ein Appell, unsere Stimme immer da zu erheben, wo Unrecht geschieht.“ Im Anschluss an die Verlegung des ersten Stolpersteins in Kevelaer findet um 10.30 Uhr in der Beichtkapelle ein Gedenkgottesdienst für Maria Wackers, geb. van Aaken, und für alle Kriegsopfer statt. (chu)


Stolpersteine in 500 Orten Deutschlands
Seit dem Jahr 2000 erinnert der Kölner Bildhauer Gunter Demnig mit seinem Projekt „Stolpersteine“ an die Opfer des Nationalsozialismus. Er fertigt handgroße, würfelförmige Gebilde aus Beton, die mit einer gewölbten Messingplatte versehen sind. Eingraviert sind der Name, das Geburtsdatum und der Tag der Ermordung. Vor dem letzten selbst gewählten Wohnsitz des Opfers lässt Demnig persönlich den Stein ins Erdreich ein.
Mittlerweile liegen in über 500 Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas Stolpersteine. Sie sind das größte dezentrale Mahnmal der Welt.