Da wurden viele Erinnerungen wach

Die Senioren des Wohnstifts St. Marien saßen erwartungsvoll im Forum und warteten auf die Scala Jazzband, die das Programm gestalten sollten. Irmgard Hardt, die Daniela Rothenburg (Gesang) und Wolfgang Czeranka (Klavier) und die Gäste begrüßt hatte, stimmte auf die Lieder der 60er Jahre ein und verriet, dass die Interpreten auch privat wohlgesonnen sind.

Rothenburg und Czeranka (beide Musiklehrer am Gymnasium) war von Anfang an anzumerken, dass die Musik und deren Darbietung nicht nur ihr Beruf und Hobby, sondern auch ihre Passion sind. „Ist er nicht süß – der Wolfgang. Ich habe noch nie so erotisch die Uhrzeit gehört“ sang die Berlinerin, die jetzt in Dortmund lebt, und sah den Pianisten dabei liebevoll an. Dann stellte sie sich selbst vor: „Bin zu hungrig für eine Hungerdiät, werde weder Vamp noch Gretchen.“

Feinsten Jazz wie „My baby just care for me“, „Lady is a tramp“ oder „Cheek to cheek“ im ersten Teil und „Let‘s do it“, „Ja das Küssen“ oder „Bei mir biste scheen“ im zweiten Teil, schufen die beiden Musiker bei exzellentem Klavierspiel mit typischer und volumenstarker sowie reich im Tonumfang versehener Stimme. Und die Gäste?

Hände, Kopf oder Oberkörper wippten im Takt. Bei fast allen war ein sinnliches Lächeln zu sehen oder sie schauten verklärt in die Ferne (und sicher in vergangene Zeiten). Manche wähnten sich anscheinend bei einer Sitztanz-Gruppe. Die Füße tänzelten zwischen den Stuhlbeinen hin und her. Bei manchen erschien es so, als würden sie gleich ausbrechen, um im Saal einen Tanz aufs „Parkett“ zu legen. Und bei einigen waren auch feuchte Augen der Rührung zu erkennen.

Es kam zu einer sehr ausgeprägten Konversation zwischen Musikern und Publikum. So nahm besonders Rothenburg die Zuhörer immer wieder mit in die vorgetragenen Stücke und spielte mit den deutlich vorhandenen Erinnerungsgedanken der Gäste. Einige der Anwesenden forderten bereits mitten im Vortrag ein baldiges Wiederkommen mit anderen Liedern, wie zum Beispiel Beiträge von den Beatles oder Louis Armstrong.

Auch die Zugabe wurde von einem Gast genau gefordert: „Können sie nicht ‚What a wonderful world‘ spielen?“ Die zwei Mitglieder der Scala Jazzband konnten. Was für ein Zufall. Dieser Beitrag stand auch auf der Titelliste der beiden Interpreten, die den alten Herrschaften nicht nur einen schönen, sondern einen „wonderfullen Nachmittag“ bereitet hatten.