Eine Stadt auf einem Tisch

Als die stellvertretende Bürgermeisterin Brigtte Middeldorf die Bänder durchschnitt und sich die beiden Türen zu dem großen Raum im Haus der Evangelischen Freikirchlichen Gemeinde öffneten, erschloss sich für Gross und Klein ein besonderer Anblick. Auf mehreren großen Tischen fanden sich Wohnhäuser, Straßen, ein Park, sogar ein Fussballstadion und eine riesige Kirche, alles, was man sich im Zusammenhang mit einer lebendigen Stadt vorstellen kann.
Drei Tage lang hatten 24 Kinder, unterstützt von zehn Helfern, sich an das Mammutprojekt herangewagt. „Hier sind sicher bis zu 45.000 Steine verbaut worden“, sagt Robert Mausberger vom Forum Wiedenest, einer theologischen Ausbildungsstätte mit Sitz in Bergneustadt. Die Bildungsstätte bietet das Projekt verschiedenen freikirchlichen und religiösen Gemeinden an. „Die Idee ist, mit einem Team ein Bauwerk fertig zu kriegen, was Geduld, Standfestigkeit und Durchhaltevermögen benötigt.“ Was sich insbesondere bei dem Kirchenbauwerk zeigte, wo die Kinder im Alter zwischen 9 und 16 Jahren mit Unterbrechungen schon 24 Stunden lang daran saßen.
Zwischen den Bauzeiten wurden Lieder gesungen, die Jesus-Geschichte besprochen, gebetet und gegessen. „Dass sie etwas von Gottes Liebe mitbekommen, auch über den liebevollen Umgang der Betreuer, die bib­lischen Geschichten erfahren“, das gehört für Mausberger neben der eigentlichen Lego-Arbeit noch dazu. Er war trotz der überschaubaren Gruppe von Kindern richtig begeistert.
Die Idee sei gewesen, den Kindern zu ermöglichen, „was Besonders zu schaffen“, meinte Björn Stofffels vom Leitungskreis der Kevelaerer Gemeinde. Daneben sei es auch um den Aspekt gegangen, den Kids die Beziehung zu Gott nahe zu bringen. „Wobei die immer sagten: Wir haben noch soviel zu tun, wir wollen bauen.“
Wolfgang Koebckes persönliches Highlight war ein Cabrio-Fahrzeug. „Die Natur kommt mit einem Stadtpark und einem Wald nicht zu kurz“, zeigte sich der Betreuer überwältigt von der tollen Atmosphäre beim Bauen und wie „schön im Detail“ die Kinder alles zusammengefügt hatten. „Der Aspekt Sicherheit ist mit einer wahnsinnsmodernen Feuerwehr abgedeckt.“
„Wir hatten einen Block, wo das aufgezeichnet fertig war und haben dann Etage für Etage hochgebaut“, beschrieb die elfjährige Helen den Bau ihres Hotels gemeinsam mit drei anderen Kindern. Sylvia Bockerhoff war bei dem Modell vor allem von einem Bauteil begeistert: „So ein Schwimmbad auf‘m Dach. Das wäre eine gute Idee.“
Der elfjährige Pier hatte mit vier anderen Kids das Stadion gebaut: „Am schwierigsten war es, die Kurven aufzubauen und die Tribünen. So was Großes habe ich noch nie zu Hause gebaut, obwohl ich viel mit Lego gemacht habe.“
Matthias Geßwein begutachtete mit seinem achtjährigen Sohn Simon die Objekte: „Es sind vor allem diese vielen kleinen Überraschungen im Detail wie dieser Fotograf da am ADAC-Tower oder die Party, die in einem Haus gefeiert wird.“ Sein Junge hatte mit seinem Freund Samuel ein „Haus der Hässlichen“ gebaut: „Auf den Stühlen waren Kisten, da haben wir die Sachen rausgenommen“, erzählte er, wie das Ganze grob abgelaufen war. Oder wie es Betreuer Daniel Hahnen ausdrückte: „Es war ein geordnetes Gewusel und wie eine gut sortierte Werkstatt.“
Am Ende wurde die Lego-Stadt wieder zum Einsturz gebracht, um das Projekt an anderer Stelle, mit anderen Kindern, an einem anderen Wochenende wieder aufzubauen. „Das ist schon schade“, bedauerte nicht nur der achtjährige Justus, dass das Kunstwerk nicht noch länger stehen bleiben konnte. (aflo)