Gemeinsam fit durch die Krise kommen
Wenn Michael und Nick Bol durch ihre neu gestalteten Räumlichkeiten in der Luxemburger Galerie schlendern, ist ihnen der Stolz anzusehen. „Myokraft“ wurde in den vergangenen Wochen vom Eingangsbereich über den Fitness- bis hin zum Physiobereich umgebaut und neu gestaltet. Kurz bevor die Inhaber aufgrund des Coronavirus schließen mussten, sollten die neuen Räumlichkeiten gemeinsam mit den Kunden eingeweiht werden. Stattdessen war die Einrichtung nun bis zum 3. Mai geschlossen. In der vergangenen Woche ging es dann unter strengen Hygieneauflagen mit medizinischem Training wieder los. Seit Anfang dieser Woche dürfen Fitnessstudios in Nordrhein-Westfalen unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen wieder den normalen Betrieb aufnehmen. Michael und Nick Bol sind der Ansicht, dass die Menschen auch in den vergangenen Wochen Fitnessstudios gebraucht hätten und jetzt besonders bräuchten, um gesund zu bleiben.
„Ich finde, Fitnessstudios sind relevant, um das Immunsystem zu stärken“, sagt Michael Bol. Diese Stärkung sei zu Zeiten des Coronavirus vor allem wichtig, „solange wir noch keinen Impfstoff haben.“ Die Inhaber haben gemeinsam mit ihrem Team Möglichkeiten geschaffen, die Kunden möglichst fit durch den Lockdown zu bringen. Neben Online-Kursen, Blogs und Newslettern zu verschiedenen Gesundheitsthemen gab es zum Beispiel für die Reha-Sportler, die die digitale Variante nicht nutzen wollten oder keinen Zugang dazu hatten, einen Zettel mit Übungen.
Kunden sind dankbar für Kontaktaufnahme
Eine weitere Besonderheit: Die Kunden konnten sich Geräte im Studio ausleihen – zum Beispiel ein Spinning-Gerät. „Wir haben auch online Trainingspläne geschrieben“, fügt Nick Bol hinzu. „Außerdem haben wir jeden Kunden angerufen“, sagt Andrea Krüling, Trainerin bei Myokraft. Für die Kontaktaufnahme und dafür, dass man die Kunden mit der Schließung nicht alleine gelassen hat, seien alle sehr dankbar gewesen. „Ich finde, wir haben hier eine sehr gute Community“, findet auch Michael Bol lobende Worte für seine Kunden.
Über die Erlaubnis zur Öffnung zeigt sich das Team glücklich. Doch wie stark schränken die verschärften Hygienemaßnahmen den Betrieb ein? Noch in der vergangenen Woche war das medizinische Training nur mit Maske möglich. Das sei für die Kunden gut auszuhalten gewesen, sind sich die Inhaber und Trainerin Andrea Krüling einig. Und auch wenn die Maske im Fitnessstudio seit vergangenem Montag keine Pflicht mehr ist, manche Kunden fühlen sich mit Maske einfach wohler. Dann könne man das Training zum Beispiel anpassen, indem man weniger Ausdauer und mehr Kraft trainiere, erklärt Nick Bol mit Blick auf mögliche Atemprobleme. Die übrigen Maßnahmen seien alle problemlos umsetzbar, meint Krüling: Die Umkleidekabinen dürfen aktuell nicht benutzt und Getränke müssen selbst mitgebracht werden, die Kunden müssen sich zwecks Kontakt-Nachverfolgung in eine Liste eintragen, der Sicherheitsabstand muss eingehalten werden und die Geräte müssen vor und nach der Benutzung desinfiziert werden. Kurse und Rehasport finden aktuell noch nicht statt, werden voraussichtlich im Juni wieder beginnen. „Alle Leute haben Verständnis dafür und sind froh, dass sie wieder trainieren dürfen“, sagt Michael Bol.
3,5 Jahre Umbau-Planung
Vor allem die Abstandsregeln sind für das Myokraft-Team jetzt nach dem Umbau leichter umzusetzen. Von 800 auf ca. 1.300 Quadratmeter hat sich die Einrichtung vergrößert. 600 Quadratmeter Trainingsfläche stehen zur Verfügung. Da ist es für die Trainer kein großes Problem, wenn einzelne Geräte zur Einhaltung des Abstandes gesperrt werden müssen. Über 3,5 Jahre haben die Inhaber mit einem Architekten den Umbau geplant. Das Studio ist nun räumlich in unterschiedliche Trainingsbereiche geteilt und mit neuen Geräten ausgestattet, das Design im Studio ist in Schwarz gehalten, ein Lichtkonzept zieht sich als „roter Faden“ hindurch. Bei all dem war den Inhabern eines besonders wichtig: Die Kunden sollen sich wohlfühlen – sowohl ältere Menschen als auch junge Sportler.
Kurse im Freien
Die geplante Eröffnungsveranstaltung muss das Team vorerst verschieben. Sie wollen es sich jedoch nicht nehmen lassen, den Umbau mit ihrer „Community“ zu feiern – eben dann, wenn Covid-19 es zulässt. Bis dahin können die Kunden unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen im neuen Ambiente trainieren und bald auch wieder an Kursen teilnehmen. Die wolle man gegebenenfalls vermehrt nach draußen ins Freie verlegen, sagt Krüling. Sie habe in den vergangenen Wochen vor allem gespürt, dass den Kunden die persönlichen Kontakte fehlen.
„Viele vermissen den Reha-Sport nicht nur, weil sie Beschwerden haben, sondern weil sie die sozialen Kontakte auch vermissen“, beobachtet auch Nick Bol. Bis alles wieder in gewohnten Bahnen verläuft, wird das Myokraft-Team die weiteren Entwicklungen in Sachen Coronavirus beobachten und bei weiteren Lockerungen individuell für das Studio entscheiden, ob man diese annimmt.