Behutsame Weiterentwicklung
Kevelaer. Wie schwierig es sein kann, Traditionen zu bewahren und gleichzeitig lebendig zu erhalten, muss man in einer Stadt wie Kevelaer, die im vergangenen Jahr auf 375 Jahre Wallfahrt zurückblickte, nicht erklären. Präsident Peter Tenhaef tat gut daran, das Credo der immerhin in diesem Jahr seit 110 Jahren bestehenden Geselligen Vereine Kevelaer mehrfach zu betonen: „Seid einig – es lebe die Gemeinschaft!“, sagte Tenhaef recht oft bei der Jahreshauptversammlung der großen Kevelaerer Dachorganisation am Dienstagabend im Bühnenhaus. Und noch einen Aspekt betonte der Präsidiumschef häufig: Eine „behutsame Weiterentwicklung“ sei in vielen Bereichen vonnöten.
Das beginnt schon beim Präsidium, das mit dem Ausscheiden von Ulrich Wolken in 2016 und dem offiziellen Ende der Amtszeiten von Ferdi van Ditzhuysen, Jürgen Aben und Heinz Goemans zum Ende 2017 „starke Abgänge“ zu verzeichnen hat. Doch mit Dominik Lemken kam in 2017 ein ebenso starker Neuzugang. Das Präsidium erweiterte dessen Kompetenzen jetzt deutlich: Lemken wurde von dem Gremium zum Stellvertreter des Präsidenten ernannt. Und eine der weiteren freien Stellen im Präsidium wurde Dienstagabend gleich neu besetzt: Die Versammlung wählte auf Vorschlag des Präsidiums Tobias Aymanns einstimmig in selbiges (siehe Bericht auf Seite 7 dieser Ausgabe).
Eine würdige offizielle Verabschiedung der scheidenden Präsidiumsmitglieder folge in den kommenden Tagen, versprach Peter Tenhaef. Doch der Präsident konnte Heinz Goemans, der ihn als Adjutant begleitet hatte, als er 2008 selbst die Festkette trug, natürlich nicht einfach so von Bord gehen lassen. Er dankte für 22 Jahre ehrenamtlicher Arbeit, die sich längst nicht nur auf die Vorbereitung des Heimatabends – „der Heimatabend trägt Deine Handschrift“ – und das Führen der Chroniken beschränkt habe. Vor allem aber dankte er für eine langjährige Freundschaft, die beide Männer über die Präsidiumsarbeit hinaus verbinde.
„Einer von Euch, einer für Euch“
Goemans selbst sprach von einer Aufgabe, „die mich ausgefüllt, aber auch erfüllt hat.“ „Ich war immer einer von Euch und einer für Euch“, betonte er und ergänzte das Vereinsmotto um die Variante „Seid mutig – und lasst Euch auch in die Pflicht nehmen“. „Gutes pflegen, Neues bewegen“, sei die Aufgabe künftiger Generationen.
Peter Tenhaef knüpfte daran
gleich an und leitete über zu einem Thema, das bei der Kirmes 2017 für heftige Diskussionen gesorgt hatte: die Zugwege. „So wie es jetzt gelaufen ist, geht es nicht mehr“, sagte Tenhaef und wurde noch deutlicher: „Ich bin es satt, über leere Straßen zu laufen.“ Das Präsidum wolle einen Zugweg erörtern, der sich auf die Innenstadt beschränke; mehrere Varianten – mit Abholung des Festkettenträgers und/oder Adjutanten, je nach dem, ob diese im Innenstadtbereich oder außerhalb wohnten, sollen geprüft und den Mitgliedern der Geselligen Vereine vorgestellt werden. Nach einigen Vorschlägen und Diskussionen sprach sich die Versammlung für diese Prüfung durch das Präsidium aus.
Weiterentwicklungen könnte es auch im Bereich der Verlosung auf dem Heimatabend geben. Tenhaef stellte klar, dass der Erlös weiterhin einem „guten sozialen Zweck in Kevelaer“ zugute kommen sollte. In diesem Zusammenhang wies er auf die Stiftung „Seid einig“ hin: „Es kommt draußen schlecht an, wenn wir als Stifter unsere Stiftung außer Acht lassen.“ Diesbezügliche Irritationen mit dem festgebenden Verein, der „St. Petrus Schützen-Gilde 1907 e.V.“, seien ausgeräumt, erklärte deren Präsident Heinz van Bühren. Der Erlös der Verlosung am Heimatabend solle zu je einem Drittel an die DLRG Kevelaer (für die Ausstattung eines Einsatzfahrzeugs), das Hospiz in Wetten sowie die Stiftung „Seid einig“ gehen.
Dr. Edmund Bercker und Stefan Jansen aus dem Vorstand der Stiftung nutzten die Gelegenheit, die Herausforderungen der zehn Jahre alten Stiftung zu erläutern, in erster Linie die problematische personelle Situation. Auch hier sieht das Präsidium der Geselligen Vereine künftig Handlungsbedarf.