Auf zu neuen Ufern

20 Minuten Anlaufzeit gab ihr die „Scala Jazz Band“, zeigten die Saxofonisten Reinhard Schmitz und der lyrische Aart Gisolf im „Goldenen Apfel“ ihre Fähigkeiten.
Und dann durfte die nur 1 Meter 53 große, zierlich wirkende Maya Kehren im schwarzen Kleid auf die Bühne – mit einer klaren, runden Stimme ohne viele Schnörkel interpretierte sie „Can´t take that away from me“, „Moondance“ und scattete sich durch den Klassiker „Honeysuckle Rose“.
Eine Herausforderung

In der Pause nahm Maya Kehren dann auf einem alten historischen Sofa Platz. „Wenn man Jazz spielt, ist man auf Kommunikation angewiesen“, meinte die Sängerin. „Und da ist es schön, wenn man sich wohlfühlt, auch wenn man sich nicht kennt“, war das Fazit der 35 Jahre jungen Frau schon zur Hälfte des Abends positiv. Jazz sei für sie „eine Herausforderung.“ Dieser „Mix aus afrikanischen Rhythmen und europäischer Musik verbindet ganz viele Kulturen, ist international und hat eine ganz eigene Sprache.“
Dazu komme das Spontane, Vielfältige, Lebendige der Musik. „Da kannst du aus einer Ballade ein Uptempo-Stück machen und umgekehrt.“ Wenn sie Namen nennen soll, fallen ihr als Gesangs-Vorbilder „Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan oder von der jüngeren Generation Jane Monheit“ ein.
In Kalkar geboren, wurde sie im zarten Alter von einem Monat nach Kevelaer „verzogen“. Sie geht zur Hubertus-Grundschule, dann auf die Realschule und später ans KvGG.
Ihre ersten Schritte auf eine Bühne wagt sie beim Theaterspielen mit „Tom Sawyer und Hucklebery Finn“, spielt „mit 13, 14 Jahren“ sogar mal das „Sams.“ Als bei einem Stück eine Rolle ausfällt, springt sie ein- und soll dabei gleich „Oh Danny Boy“ singen.
Sie singt das Stück bei einer Probe a-capella. „Alle guckten mich an. Das war ein magischer Moment.“ Da war dann wohl klar, „dass das Kind musikalisch“ ist.
Mit Anfang 18 singt sie in ihrer ersten Band, der „Motown Soul Cover Band“, die neben den alten Hits aus den 70er Jahren auch sowas wie Jamiroquai zum Besten gibt. „Ich hab Aretha Franklin gesungen, da war ich mutig genug.“
Kehren singt dann in einer anderen Coverband mit Songs von Pop bis Rock, macht im Jahr 40 bis 45 Gigs „quer über den Niederrhein“. Sie lernt dabei noch am Glockenspitz in Krefeld Medienberaterin, ist später unter anderem bei Herbrandt beschäftigt und zieht dann der Liebe wegen „zu meinem Mann, der es heute nicht mehr ist.“
Mit Oliver Nepper ist sie aktuell zusammen in einem Pop- und Jazz-Duo unterwegs. „Das Schöne ist, dass man aufwendig-reduziert Konzerte machen kann“, meint Maya Kehren. Nach der großen Bühne genießt sie auch mal das ganz Kleine. „Wir haben sogar schon in Wohnzimmern gespielt.“
Aber so richtig komplett professionell in Richtung Gesang zu gehen, das habe sich so nie richtig ergeben. „Die Lebensumstände haben das nie zugelassen“, sagt die junge Frau. Mit einem Freund habe sie lange darüber diskutiert. „Er hat mich dann ermutigt, es zu tun.“ Das war im September 2018.
Um Künstlerin zu werden

In Arnheim studiert sie jetzt nochmal „als Älteste“ in dem Jahrgang Jazz und Pop. „Nicht um das Singen zu lernen und auch die Technik, sondern um Künstlerin zu werden“, sagt Kehren, die aktuell in Kalkar lebt. Sie wolle die Zeit für die Musik nutzen. „Ich bin ja noch in den Dreißigern und erfülle mir damit jetzt meinen Traum.“ Das Ziel ist der „Bachelor of arts“ – und danach von der Musik zu leben, wenn es geht.
Einen festen Plan habe sie nicht, sagt Kehren. Der feste Wille, es zu packen, der ist jedenfalls vorhanden. Und wer sie im „Apfel“ gehört hat, der konnte den Eindruck gewinnen, dass sie das Potenzial dafür hat.