Start in den Ausstellungsfrühling

Enttäuscht konnte Eva-Maria Zacharias nur über den Zulauf „zum Start in den wort.werk-Ausstellungsfrühling“ sein, wie es die Busmannstraßen-Galeristen poetisch formulierte. Das stürmische Wetter hatte dazu beigetragen, dass nur gut ein Dutzend Gäste den Weg in die Räumlichkeiten fanden.
Trotzdem „liegt Aufbruch in der Luft“, hoffte Zacharias auf die gedankliche „Reiselaune“ der Anwesenden. „Denn hier und heute braucht es nur Phantasie, um abzuheben – in einem weit gespannten Kosmos der Kunst“, zitierte sie den grossen Aktionskünstler André Heller.
Mit Klaus Cordes, Viktor Nono und Nanni Wagner hatte sie „drei kreative Geister“ mit eigener künstlerischer Handschrift eingeladen, um deren Werke „mindestens so bis Mitte Juni“ zu präsentieren. Cordes und Nono erzählten Geschichten, „in denen Bilder und Texte erstaunliche, manchmal fast mystisch anmutende Verbindungen eingehen“.
Cordes kreiert Mail-Art-Collagen auf der Basis von prominenten Köpfen auf Briefmarken. In dem Fall ist es Nofretete, die er „träumend durch Zeiten und Räume reisen“ und dabei zahlreiche Rollen „von der Pharaonin bis zur modernen Frau“ einnehmen lasse.
„Ihre Träume sind Illustrationen – auch Albträume der bundesrepublikanischen Wirklichkeit“, machte der 72-jährige Bocholter die gesellschaftlichen Bezüge deutlich.
So schaffe er eine Verbindung zu Themen wie Tourismus in der Stadt, Migration oder Vereinsamung, ergänzte Zacharias. Am 26. April wird Cordes in der Galerie ergänzend dazu noch eine Art „fiktiven Briefwechsel“ zwischen ihr und Cordes vortragen.
Viktor Nono präsentiert in Kevelaer Übermalungen literarischer Texte und anderer Blätter neben Natur-Motiven in Mischtechnik auf Aluminium.
Der 57-jährige Düsseldorfer „transformiert literarische Themen und Motive aus der Natur – so wie Illustrationen zu Jules Verne oder ,Botschaften‘ aus einer skurrilen Vogelwelt“ – in seiner Kunst, erläuterte Zacharias. Dazu will Nano noch mehr bei einer Lesung am 17. Mai ausführen.
Er verwende dazu Materialien wie Papier oder Plastikfolien und natürliche Farben. „Was ich damit ausdrücken möchte – wenn ich das wüsste, könnte ich das nicht mehr machen“, meinte der Künstler selbst.
Dazu reihten sich die keramischen Miniatur-Objekte der Gel­denerin Nanni Wagner mit ein. Ihre kleine Serie lässt „filigrane Gebilde auf organischen Fundstücken“ sprießen, zarte Gewächse besiedeln Schwemmholz und Baumpilz. „Das ist wie ein Blick in einen verzauberten Wald“, beschrieb die Galeristin die Wirkung.
Die 61-Jährige selbst hat die Inspiration für ihre 30-teilige „Moosblüten“-Serie bei einem Spaziergang im bergischen Land erhalten, wie sie im KB-Gespräch erzählte. Am Ende der eineinhalbstündigen Vernissage erhielt Viktor Nono die Gelegenheit, als Ersatz für den erkrankten Klaus Pohl aus seinem Buch „Über die Vergeblichkeit der Liebesmüh“ zu lesen. Er trug dabei die etwas grotesk anmutende Geschichte eines Mannes vor, der seine Mutter in einer Art Notstand mit einem Einkaufswagen und Lebensmitteldosen vorbei an den Militärs nach Hause schiebt.