Über ein Bildhauerleben

Die Besucher der Janssen-Galerie am Kapellenplatz standen fast bis an der Tür. Groß war das Interesse an dem Besuch des Bildhauers Bert Gerresheim, dessen Werke die Galerie an diesem Tag prägten. Der Titel der Ausstellung, die dort bis zum 6. Dezember zu sehen sein wird, war gleichlautend mit der im Frühjahr erscheinenden Biografie: „Bert Gerresheim – Ein Bildhauerleben“.
Der Bildhauer und sein Biograf, der Journalist Michael Kerst, ließen in dem Atelier während einer Kombination aus Lesung und Gespräch das Leben des 82-jährigen Düsseldorfers Revue passieren. Galerist Heinz Janssen bezeichnete Gerresheim als „Wahl-Kevelaerer“ und „guten Freund, den ich seit 1982 kenne“. Er riss zudem dessen künstlerische Tätigkeiten und Arbeiten in Kevelaer an.
Danach plauderten Kerst und Gerresheim über die Arbeit an dem Buch, rissen einzelne Anekdoten an und sorgten für einen kurzweiligen Blick in ein reiches Künstlerleben. „Er ist auf mich zugekommen, wollte eine Biografie schreiben und wir haben ein lebendiges rheinisches Gespräch geführt“, umschrieb Gerresheim die fünfmonatige Zusammenarbeit, die am Ende in dem Buch mündete. „Wir wollten das Sargdeckelknarren vermeiden“, erzählte der Künstler weiter. „Dafür habe ich einen guten Mann getroffen, weil er sich darauf eingelassen hat.“ Als „etwas unangenehm“ habe er das schon irgendwie empfunden. „Aber wenn man das mit Humor macht, geht das.“ Das Buch gebe jedoch nur „Fetzen einer rheinischen Existenz“ wieder.
Der Bezug zu Kevelaer sei schon frühzeitig gegeben gewesen, erzählte Gerresheim von seiner Kindheit mit dem Onkel im KZ und dem Bild der „Mutter Gottes“, das zu Hause immer hinter einem Hitler-Bild versteckt wurde, wenn jemand kam. Da schon habe sich für ihn die „Frage nach der Kraft der Bilder“ gestellt.
Gerresheim erinnerte sich auch an seinen „guten Lehrer Otto Pankok“ sowie seine Mitschüler Günter Grass und Günther Uecker. „Er wollte eine „stille Revolution“ abseits des Möglichen bringen – nicht aggressiv, sondern subversiv.“ Und er erzählte rheinisch-launig von den beiden unverheirateten Schwestern im Kolonialwarenhandel. „Die eine schrubbte, die andere hatte Visionen“ wie den Heiland, der „zwei Meter über dem Boden schwebte“. Da habe seine Mutter gesagt: „Das ist typisch: Die Heiligen machen sich die Füße nicht schmutzig.“.
Natürlich wurde der Bildhauer auch auf seine Kevelaerer Zeit angesprochen, mit dem Pastor Coenen, dem Feuer in St. Antonius und seinen Arbeiten dort. Und er äußerte sich zu seinem monumentalen Kevelaerer Kernwerk, die „Apokalypse“ an der Marienbasilika, für die er über zwei Jahre seiner Lebenszeit aufgewandt hatte.
„Da hatte ich das Höllentor von Auguste Rodin im Hinterkopf“, erzählte der Künstler bei der Präsentation über seine beiden wichtigsten Themen: „die Verwandlung und Auferstehung des Menschen“.
Man habe ihm bei seiner Arbeit „viel Vertrauen entgegengebracht.“ Er habe, ob in Kleve, Wesel, Kranenburg oder Kevelaer in der Region „stets offene Arbeitgeber gehabt, die mir Freiheit gaben. Ich habe am Niederrhein wirklich Glück gehabt.“ Ausdrücklich nannte er im Zusammenhang mit der „Apokalypse“ den Namen Richard Schulte Staade.