Miss Sophie hätte fröhlich gefeiert

Beim berühmten „Dinner for One“ geht es schon ziemlich turbulent zu. Das lässt ein Feuerwerk erwarten, wenn Miss Sophies Erben endlich zum Zuge kommen. Und so kam es dann auch: Die Kevelaerer Amateurtheatergruppe „4c“ hatte sich das Stück „Miss Sophies Erbe“ ausgesucht – wohl nicht zuletzt ob der vielen schrillen Figuren, die nach und nach auf Ansitz Kübelstein eintreffen, jeder natürlich mit dem Wunsch, sich nach dem Ableben der Ewig-90-Jährigen möglichst schnell die Taschen vollzustopfen.

Als da wären und während der beiden Aufführungen am Wochenende auf der Bühne waren: Die abgehalfterte Operndiva Ludmilla Stroganoff (Marion Schink), die gleich dem jungen Butler (Micha Rosenkranz) um den Hals fällt, und ihre verhärmte Assistentin Gundula (Helene Voß); der tuntige Modemacher Siegfried Roy Toby, der seine Finger auch gleich in Richtung des schon durch die Diva belästigten Bediensteten ausstreckt, der sich daraufhin mit Pfefferspray wehrt und irrtümlich Richard Pommeroy (Günther Thomas) erwischt, sowie die attraktive Pflegerin und Gattin von Sir Winterbottom (Nicole Arping). Erblassverwalter Dr. Ross (Marcus Kemper) und Köchin Marlies (Annika Selders) hatten also alle Hände voll zu tun, den letzten Willen der Verstorbenen adäquat umzusetzen.

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Lebensfrohe Witwe

Auf den Running-Gag mit dem Tigerfell und andere artistische Höhenflüge verzichtet Autor Andreas Wening in seiner Fortsetzung des Dinners mit anderen Darstellern. Dafür gibt‘s jede Menge Zicken-Krieg, Tunten-Tratsch, einen ganz schön schüchternen Butler, eine richtig resolute Köchin und eine sexy erb-stöckelnde statt -schleichende Pflegerin, die sehr schnell zur lebensfrohen Witwe wird.

Die Dialoge überfordern den Kopf nicht wirklich, landen ihre Treffer oft unter der Gürtellinie, bürgen aber dank des Dauerbeschusses für schnelle Lachsalven beim Publikum. Und so geht dieser Dreiakter so schnell vorbei, dass man sich eigentlich noch gar nicht sattgesehen und -gehört hat, an den schrill-schrägen Figuren, die allesamt zum Schluss noch mal richtig von Miss Sophie posthum vorgeführt werden.

Neben einer glücklichen Hand bei der Stückauswahl, einer flotten Regie (Joachim Huissmann) und einem wunderbar-detailverliebten Bühnenbild des Teams, darf man den Darstellern gratulieren, dass sie ihre Rolle allesamt farbenfroh rübergebracht und mit sichtlicher Freude am eigenen Spiel für viel Spaß bei den Zuschauern gesorgt haben.
Mit hervorragendem Nachwuchs und engagierter Stammtruppe darf man sich auch auf kommende Stücke sicherlich freuen.