Eine Sängerin aus Leidenschaft

Wenn man sich dem Proberaum in Chrisi Maas‘ Keller in ihrem Wohnhaus in Weeze nähert, erklingt eine durchdringende, angenehme und trotzdem akzentuierte Stimme: „Wise men say“ lauten die ersten Zeilen des Elvis-Songs, den die 45-jährige Sängerin intoniert. „Sorry, ischt nich‘ uffgeräumt“, entschuldigt sie sich für das etwas wuselige Erscheinungsbild aus Wäschekorb und Porträt-Plakat im akzentfreien Badisch, der Sprache ihrer Heimatregion, aus der sie ursprünglich stammt.
„Wir waren jetzt im Allgäu und a bissle im Schwarzwald, wo ich herkomme“, ezählt die 1974 in Wolfach geborene Künstlerin. Sie ist die Tochter eines Vermessungstechnikers. Ihre Mutter hat geputzt und in der Bäckerei gearbeitet. „Wir sind alle gesellige Leut‘ in der Familie“, sagt sie und zählt die vier Jahre ältere Schwester natürlich noch hinzu. „Die wohnt auch noch im Schwarzwald mit Pferd, Katze und Hund. Da fahr ich oft zum Abschalten hin.“
Mutter, Vater und Oma bringen Chrisi zur Musik
Die Liebe zur Musik kam da irgendwie auch aus der Familie. „Die Mutter, die hat bei Hochzeiten gesungen.“ Auch der Papa sang für sich ein wenig und auch die Oma. „Und ich hab‘s gelegentlich als Jugendliche getan, auch so für mich so‘n bissle“, erinnert sich Chrisi zurück, wobei ihr Dialekt immer wieder durchkommt.
Mit 16 Jahren macht sie eine Ausbildung zur Zahntechnikerin. „Das war auch künstlerisch und kreativ“, erzählt sie und und sagt, dass sie damals dem Rat des Berufsberaters folgte und anschließend 17 Jahre in Oberwolfach arbeitete.
Ihr persönliches „Aha“-Erlebnis in Sachen Gesang hatte sie dann „mit 18/19 Jahren. Da war ich in Korsika im Hafen und habe eine Band gehört. Das war wie ein Blitz – und da war für mich klar: das will ich machen.“ Sie geht in Rockbands und tummelt sich auch in anderen Formationen, um Erfahrungen zu sammeln. „Da sang ich Ufo, 4 Non Blondes und solche Sachen“, erinnert sie sich nach einigem Überlegen.
Musik als Hobby
Die Künstlerin singt dann auch auf Hochzeiten und tourt mit einer anderen Sängerin und dem Dirigenten der Dorf-Trachtenkapelle, „der auch im Musical in Stuttgart war“ und der ihr viel an Musiktheorie vermitteln konnte, durch die Gegend. „Das war alles mehr Spaß und Hobby“, sagt sie.
Damals entwickelt sich auch ein spezieller „Mechanismus“ heraus. „Ich versuche bis heute, bei Liedern im Radio die zweite Stimme zu finden“ – und sie mitzusingen. Als sie ihren Ehemann Stephan kennenlernt, ändert sich ihr Leben. Der Maschinenbautechniker hat ebenfalls eine kreative Ader. Er bastelt gerne an Motorrädern und restauriert sie.
Umzug an den Niederrhein mit etwas Heimweh
„Aus beruflichen Gründen“ zieht das Paar im Jahr 2007 vom Schwarzwald nach Weeze, ein Schritt, der Chrisi Maas zunächst nicht leichtfällt. „Zu Anfang hatte ich Heimweh, muss ich sagen.“ In ihrem „kleinen Dörfle kennt jeder jeden“, hier muss sie sich am Anfang erstmal finden.
Eine Zeitlang arbeitet sie noch als Zahntechnikerin, bis die beiden Kinder Nela und Marti kamen. Aber die Musik, die lässt sie nicht ruhen. „Ich habe dann ein, zwei Hochzeiten gemacht. Es kam gut an, und von da an habe ich weiter Musik gemacht.“
Von Balladen über Schlager und Oldies bis Rock reicht ihre Palette. „Ich probiere alles aus. Ich bin kein Schlagerfan und würde auch keine CDs kaufen, aber das zu singen, macht Spaß.“ Seit 2009 wirkt sie als Sängerin in der Emmericher Band „Tribal Voices“ mit Rock von AC/DC bis Skunk Anansie. Mit dem Gitarristen Rainer van Treeck bildet sie das Duo „MiiKado“ und singt Songs und Balladen aus der Rock- und Pop-Geschichte.
Auf dem Stadtfest in Kevelaer wird sie gemeinsam mit „Mr. Soul“, Hans Ingenpass, auf der Bühne stehen. „Der Kontakt kam über Karl Timmermann. Im Bühnenhaus standen wir bei seiner Weihnachtsgala 2018 schon auf der Bühne.“
Musik ist wie Medizin für die Sängerin
Von der Chemie und den Stimmen her „passt das gut. Er macht das auch mit Herz, das ist immer schön,“ meint die Sängerin, die von sich selbst sagt: „Musik gibt mir alles, ganz viel Energie. Das ist wie Medizin. Ich könnte nicht mehr ohne.“
Chrisi Maas wird solo die ersten 20 Minuten bestreiten, Ingenpass die letzten 20. „Wir haben zur Zeit nur drei Titel, die wir gemeinsam singen können“ sagt die Sängern.„Wir müssten uns halt mal mehr treffen.“
Mit anderen Sängern arbeiten, wenn es zusammenpasst, das macht Chrisi Maas gerne. Wie das Ganze ankommt und läuft, darauf ist sie gespannt. „Denn ich war bisher noch nicht auf dem Fest.“