Ehrliches Interesse für die Belange von Landwirtschaft und Natur

Gut zwei Dutzend Bürger und Mitglieder des Vereins „Natur und Kultur im Achterhoek e.V.“ (NuK) warteten Sonntagmittag am Achterhoeker Dorfplatz gespannt auf den hohen Besuch.
„Wir haben uns anlässlich der Bundes-Silbermedaille für „Unser Dorf hat Zukunft“ in Berlin kennengelernt und sie hatte einfach Interesse, das Dorf mal kennenzulernen“, unterstrich Johannes Baaken vom NuK den eher informellen Charakter der Visite. „So einen Anlass gab es hier noch nie – eine Bundesministerin in unserer kleinen Ortschaft“ , unterstrich der Vorsitzende des NuK, Rainer Verhülsdonk.
Um kurz vor halb ein Uhr entstieg die 65-jährige Kleverin dann ihrem Dienstwagen, begrüsste leger und entspannt die Anwesenden und Bürgermeister Dominik Pichler. Wir müssen das dörfliche Leben für die Zukunft stärken und erhalten“, plädierte sie in dem Rahmen für nachhaltige Landwirtschaft, streifte Themen wie die örtliche Versorgung durch nahe Städte wie Kevelaer und zukünftige Gesundheitszentren und scherzte angesichts des beschränkten Busplatzes: „Die anderen können doch mit der Fiets hinterher.“
Anschließend machte sich ein ausgewählte Gruppe mit der Ministerin auf den Weg zu verschiedenen Stationen. Am alten Kapellener Weg begrüssten Jörg und Romy Werner die Ministerin und den Tross auf ihrem Bio-Naturlandbetrieb Möllenhof, erläuterten ihr Konzept mit der Hühner-Freilandhaltung ohne Antibiotika und dem landesweiten Vertrieb im Zusammenspiel mit dem zweiten Standort nahe Wuppertal.
Hendricks erwähnte in dem Kontext die Sorgen des früheren Niederrhein-Bischofs Wilfried Theising, der jetzt im Oldenburger Land mit „Wiesenhof“ zu tun hat, wo große Mengen Hähnchen geschlachtet und die Menschen in „prekären Arbeitsverhältnissen“ beschäftigt würden. Als Verbraucher sei man diesbezüglich nicht konsequent genug, nahm sie sich selbst dabei nicht aus.
An der „Singendonkschen Achtkantmühle“ gab Besitzer Jürgen Bay einige Infos zur 220-jährigen Geschichte der Mühle, seiner Idee, für ein eigenes Bier Hopfen anzubauen und in der Scheune Kultur-Events zu machen. „Das wird irgendwann dann doch Beruf“, bemerkte die Ministerin anerkennend und schüttelte den Kindern der Familie die Hand.
Die Gebrüder Michael und Bernhard Stenmans stellten dann am Booshof ihren Schweinemastbetrieb mit 120 Hektar Land und 300 Sauen vor. Sie unterstrichen dabei, dass sie seit Jahren keine Zuchttiere mehr dazukauften und statistisch zu dem „oberen Zehntel mit dem wenigsten Medikamentenanteil“ zählten.
„Kommen Sie mit der Gülle-Verordnung zurecht?“, fragte Hendricks gezielt nach und fand die Idee einer „Kreativschmiede Landwirtschaft“ nicht schlecht. Auf dem Weg zu Johannes Baakens Mehrgenerationengarten ließ sie sich über verschiedene Naturschutzprojekte aufklären – wie die Umwandlung von 2000 Quadratmetern Seitenstreifen an Feldern zu Grünstreifen „im Einvernehmen mit der Landwirtschaft“ und die Aktivitäten für ein „blühendes Band“ am Niederrhein.
Bei Baakens begutachtete sie die Versuchswiese für diese Grünstreifen, setzte sich mit Baakens Sohn in dessen Weidentipi und plauderte mit den Eltern des Naturschützers. An der NuK-Vereinswiese und der Geschäftsstelle am Achterhoeker Schulweg bei David/Dassel endete die Rundreise. Dort löcherten Amelie David und Paula Bey von der NuK-Jugend die Ministerin mit gezielten Fragen – wie zur Möglichkeit eines Verbots von Mikroplastik in Kosmetikartikeln und von Plastiktüten.
Hendricks wich da der Diskussion nicht aus. Die Umweltministerin verwies auf das Problem, dass ein Mikroplastikverbot nur auf europäischer Ebene gelingen könne, und bei den Plastiktüten eine Verordnung für einen Pro-Kopf-Verbrauch angedacht sei.
Mit einem Präsentkorb und einem Umschlag mit Fragen machte sich die Ministerin auf den Weg. Sie zog eine positive Bilanz: „Das Engagement der Achterhoeker ist beispielgebend, weil sie sehr überlegt, sehr vernetzt und im Bewusstsein der Wirkung dessen, was sie tun, handeln.“
Matthias David vom NuK meinte: „Es war gut, dass Sie es nicht als Wahlkampf missbraucht hat – echt ehrliches Interesse.“ Und Verhülsdonk fand gut: „Das war sehr konkret und kein Wischi-Waschi.“