Das „Junge Theater Bonn“ brachte den Roman „Tschick“ auf die Bühne

Ein Sommer, eine Pubertät, eine Jugend, eine Freundschaft, ein Autodiebstahl, ein Autounfall, eine erste zarte Liebe, der erste Kuss, eine verkorkste Familie… – es ist nicht ganz einfach, alles zu umreißen, was Wolfgang Herrndorf in seinem Erfolgsroman „Tschick“ zwischen zwei Buchdeckel gepackt hat. Das Buch auf die Bühne zu wuchten, war ein Kraftakt, den der Dramatiker Robert Koall unverkrampft gestemmt hat. Und analog zum über zwei Millionen Mal verkauften Buch spielten sich zahlreiche Theater quer durch die Republik durch das Roadmovie, mit mal mehr, mal weniger Erfolg. Dass die in Kevelaer am Montagabend gezeigte Version des Jungen Theaters Bonn eine der spannenderen sein würde, ließ schon die Idee vermuten, die Rolle der Jugendlichen mit jugendlichen Darstellern zu besetzen.

Die beiden „erfahreneren“ Schauspieler übernahmen neben den Eltern weitere Neben-Rollen im Stück und spielten souverän. Die Spannung jedoch entstand durch die hervorragende Leistung der drei jugendlichen Darsteller. Wer weiß, wie schwierig es sein kann, einen Doppelstunde vor versammelter Klasse zu gestalten, mag ahnen, wie hoch die darstellerische Kraft dieser Nachwuchsschauspieler einzuschätzen ist. Nicht einmal kam in den fast zwei Stunden reiner Spielzeit Langeweile auf, die Inszenierung wusste die rund 70 anwesenden Zuschauer in jeder Sekunde zu fesseln. Das mag einerseits auch an der in flotter, unverkrampfter Sprache geschriebenen Vorlage liegen, andererseits muss man die auch erstmal auf der Bühne rüberbringen. Das gelingt in dieser Inszenierung auf hervorragende Weise durch ein wandelbares, nicht zu abstraktes Bühnenbild, das aber auch nicht vom Spiel der Protagonisten ablenkt.

Dennoch ist es vor allem die Energie des Ensembles, die so unverstellt über die Bühnenrampe kommt, dass man sie auch in einem nur mäßig besetzten Zuschauerraum spüren kann. Und für die jugendlichen Darsteller ist diese Version eine Visitenkarte für eine mögliche Bühnenkarriere, die man ihnen ohne zu aufdringlich zu werden, phrophezeien kann. Ein herausragendes Theaterereignis im Kevelaerer Bühnenhaus, das viel mehr Interesse verdient gehabt hätte.