Da sein, wenn ein Mensch gehen muss

Wenn Marlies Delp über ihre Tätgikeit als ehrenamtliche Hospizhelferin spricht, spürt man die Demut und Achtung, die die Begegnungen mit Menschen auslöst, die nicht mehr lange zu leben haben.

„Ich habe zuerst als Alltagsbegleiterin bei der Caritas angefangen – und da ich eine Affinität zu alten Menschen habe, habe ich ja gesagt, als man mich gefragt hat“, begann sie vor drei Jahren, sich um Sterbende ambulant zu kümmern. „Das erdet einen und die eigenen Probleme sind nicht mehr so relevant. Man sieht vieles anders“, sagt die 60-Jährige.
Der Tod werde in der Gesellschaft totgeschwiegen, meint die Frau aus Kervenheim. „Die Angst geht über diese Arbeit verloren – und so kann man auch anders mit den Angehörigen umgehen.“ Dazu komme noch der Umgang mit den Todgeweihten selbst, berichtet sie von der Situation mit einer Frau Mitte 90, mit der sie sich nicht mehr unterhalten kann.
„Dieser Frau habe ich einmal Schokoladen-Mousse mitgebracht, weil sie Süßes so liebt. Da hat sie gestrahlt, das hat sie ganz glücklich gemacht. Und allein dafür lohnt es sich, jede Woche dorthin zu gehen.“

Im gesamten Altkreis Geldern betreut man zwischen 30 und 40 Familien und Menschen, die sich auf dem Weg zum Sterben befinden. Die Arbeit der zur Zeit 35 auf der Helferliste stehenden Personen – ein paar Männer gibt es aber auch darunter – sei wertvoll, um sich Angehörigen im Gespräch zu widmen und Menschen auf dem Weg zum Tod zu begleiten, unterstreicht Birgit Stienen, Leiterin des ambulanten Hospizdienstes der Caritas. „Wir suchen und ermutigen auch Ehrenamtliche, da mit einzusteigen.“

Dazu biete man Ermutigungs- und Befähigungskurse an, „wo man auf sechs, sieben Terminen am Wochenende erörtert, wie man einen Rollstuhl richtig schiebt, wie man da kommuniziert, wie man zugleich Nähe und Distanz aufbauen kann“, erläuterte die Koordinatorin des Hospizdienstes, Franziska Eickmanns.

Zu Ehren dieser Menschen hat der Caritasverband Geldern-Kevelaer auch besondere Gäste für die Jubiläumsfeier zum zehnjährigen Bestehen des Hospizdienstes eingeladen, die am. 26 April kommenden Jahres um 18 Uhr im Konzert- und Bühnenhaus der Stadt Kevelaer stattfinden wird. „Wir wollen das Jubiläum zum Anlass nehmen, Danke zu sagen“, unterstrich Birgit Stienen bei der Vorstellung des Programms für den Abend.

Einer von ihnen ist der frühere Vizekanzler und SPD-Chef Franz Müntefering, der über seine ganz persönlicchen Erfahrungen mit dem Leben und Sterben sprechen wird. „Er weiß, was das Ehrenamt hier bedeutet“, verwies Stienen auf die Tatsache, dass er selbst monatelang seine erste Frau gepflegt hat, ehe diese starb. Und musikalisch wird der Musiker Purple Schulz mit seinem „Soloprogramm „Einzig, nicht artig“ auf der Bühne stehen. „Bei der Recherche sind wir auf das Lied „Der letzte Koffer“ gestoßen, den er zu der gleichnamigen Wander-Ausstellung von Fritz Roth komponiert hat. Das ist so das, was wir da erleben“, beschreibt Stienen, warum man sich für den Künstler entschieden hat. „Weil er das Leben so einbaut, wie es jeden treffen kann. Und sein Soloprogramm passt auch so zu uns.“

Abend „geöffnet“

Eingeladen sind natürlich die Ehrenamtlichen, die über die Jahre die Hinwendung zu den Menschen, die sterben, geleistet haben. Erwartet werden auch Angehörige und die Kooperationspartner für diese wichtige Aufgabe. Der Bürgermeister werde sicher auch anwesend sein, hoffen die Veranstalter.

Und angesichts der prominenten Gäste habe man den Abend auch für alle anderen Interessierten „geöffnet“, sagte der Presesprecher der Caritas, Tobias Kleinebrahm. Die Karten zum Preis von 26 Euro gibt es in den Caritas-Zentren in Kevelaer, Geldern und Straelen zu erwerben oder online unter www.caritas-geldern.de/hospiz.