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Birgit Brünken freut sich über die Spenden, die bei der Gästeführung gesammelt wurden. Foto: Wallfahrtsstadt Kevelaer
Gästeführerinnen und Gästeführer sammelten zum Weltgästeführertag

Spenden für das Hospiz in Wetten

 Jährlich findet am 21. Februar der Weltgästeführertag statt. Zu diesem Anlass bietet das Kevelaerer Gästeführungsteam mittlerweile traditionell eine kostenlose Überraschungsführung an.

Der Chor „Schlager & More“ aus Moers sorgte für musikalische Untermalung. Foto: HvL
Die Ambulante Hospizgruppe Niederrhein beging den Welthospiztag in Kevelaer

Zum ersten und zum letzten Mal

Unter dem Motto „Hospiz lässt mich nochmal“ beteiligte sich auch die Ambulante Hospizgruppe Niederrhein, Ortsgruppe Kevelaer, an diesem wichtigen und für manchen wegweisenden Tag.

Frank Leukers (links), Birgitt Brünken (Leiterin des Hospizes) und Adjutant Hermann Voss bei der Scheckübergabe. Foto: JvS
Frank Leukers übergab den zweiten Scheck aus dem Erlös der Prinzengarde-Tombola an den Hospizverein in Wetten

„Damit die Leute in Ruhe gehen können“

Es ist Frank Leukers‘ letzte Amtshandlung als scheidender Prinz Frank I. – und zugleich ein schwerer Gang für den Karnevalisten: die Übergabe des zweiten Schecks der Prinzengarde-Tombola an den „Hospiz Verein Kevelaer e.V.“ in Wetten.

Im Hospiz in Wetten erleben Menschen ihre letzten Feiertage. Es wird gelacht, geweint und gefeiert.

Das letzte Weihnachtsfest erleben

Schon beim Betreten des Hospizes in Wetten fällt der erste Blick auf einen wunderschönen großen Weihnachtsbaum. Viele bunte Sterne schmücken dieses Prachtexemplar.

500 Euro für das Hospiz in Wetten

500 Euro für das Hospiz in Wetten gab es nun von Paeßens Zahnwelten aus Kevelaer: Dr. med. dent. Fritz Paeßens hat die Spende kürzlich persönlich übergeben. Die Mitarbeiterin Zita Maria van de Meer und Birgitt Brünken, die Leiterin des Hospiz’, haben sich sehr gefreut, dass der Gewinn des Schaufenster-Wettbewerbs der Stadt Kevelaer (das KB berichtete) durch Paeßens an die Einrichtung weitergegeben wurde.

Biker fuhren für einen guten Zweck

Für großes Aufsehen sorgte Sonntagmittag ein großer Korso von Motorradfahrern, der sich vom Roermonder Platz aus auf den Weg in Richtung Düsseldorf machte. Der Kevelaerer Arno Verheyen hatte mit seinen Harley-Davidson-Freunden vor einigen Wochen begonnen, Geld für Spielzeuge für das Düsseldorfer Kinderhospiz „Regenbogenland“ zu sammeln. Daraus entwickelte sich dann eine Art „Selbstläufer“. Zahlreiche Biker und Freunde begannen zu spenden. Am Ende stand eine Summe von 14.500 Euro für das Hospiz, das sich zur Hälfte aus Zuwendungen von außen finanziert. Davon kamen allein am Roermonder Platz 1.900 Euro zusammen.

„Eine Frau, der ich das gerade erzählte habe, worum es geht, ist fast weinend zusammengebrochen und musste gehen. Und zwei kleine Kinder haben darauf bestanden, ihr Taschengeld für den guten Zweck zu geben“, war Verheyen am Roermonder Platz von der Reaktion der Menschen genauso überwältigt wie von dem Engagement der vielen Motorradfahrer. „Das ist eine Herzenssache. Die verstreuen sich danach wieder in alle Himmelsrichtungen, aber fahren alle mit für den guten Zweck und die Kinder. Ich hab‘ schon wieder Pipi in den Augen“, konnte Verheyen vor Beginn der Ausfahrt beim Anblick der Fahrer aus allen Teilen des Niederrheins und aus den Niederlanden seine Rührung nicht verbergen.

„Wir sind dabei, gehören zum harten Kern, die das organisiert haben. Das ist für einen guten Zweck – da merkt man, wo das Herz sitzt“, meinte Franz Hoeboer aus Kapellen. „Es wird so viel Geld für so viel Unsinn ausgegeben. Und wir haben alle gesunde Kinder.“ Es sei für alle klar gewesen, mitzumachen.

Herzens- und Familienmenschen

Der Satz von Marion Eickelkamp aus Kleve-Grieth stand für die Meinung vieler Anwesender: „Wir sind Biker. Wir sind Herzens- und Familienmenschen und wir helfen, wo wir können, auch wenn es nur ein kleiner Beitrag ist.“ Neben den Spenden gab jeder Teilnehmer der Fahrt noch einen Zehner dazu.

In Düsseldorf kam Arno Verheyen dann mit gut 140 Bikern und einem Wagen mit einer Seifenblasenmaschine und Kinderliedern an. Coronabedingt erfolgte die Zusammenkunft und die Übergabe der Sachspenden und des Spendenscheck an die Verantwortlichen des Hospiz-Fördervereins  auf einem „Bauhaus“-Parkplatz. Dort machte Verheyen deutlich, dass er vor sieben Wochen niemals damit gerechnet hätte, dem „Regenbogenland“ so eine Summe überreichen zu dürfen. „Wir sind unglaublich stolz und glücklich, unser ursprüngliches Spendenziel bei Weitem überschritten zu haben und erkrankten Kindern und Jugendlichen mit der Summe schöne Miteinander-Momente schenken zu können.“

Der Vorstandsvorsitzende des Fördervereins „Kinder- und Jugendhospiz Düsseldorf e.V.“, Norbert Hüsson, sprach von einer „tollen Aktion, die Sie alle auf die Beine gestellt haben. Die Spendensumme ist unglaublich und beschert uns glatt den nächsten Gänsehautmoment.“ Man wisse es sehr zu schätzen, „dass Sie gerade in dieser besonderen und für uns unsicheren Zeit an uns denken. Mit ganzer Kraft arbeiten wir daran, den Familien auch weiterhin beizustehen, ihnen Entlastung zu bieten und die Versorgung sicherzustellen.“ Unterstützer wie diese Bikler machten das möglich.

Sein Stellvertreter Bernd Breuer dankte für das große „Herzblut“ der Biker. „Wenn das Gebrumme dann losgeht, dann steigen die Haare an den Armen hoch, weil das so emotional ist. Die sind alle freundlich, freuen sich, wenn sie die Kinder sehen und haben ein tolles Herz“, sagte er gegenüber dem KB. Von der Summe sei man überrascht. „Wir empfinden das als großes Glück, dass die Biker uns da unterstützen.“

Kein Bewohner muss einsam sterben

Normalerweise gibt es im Hospiz in Wetten keine strengen Besuchsregeln. Jeder darf zu jeder Uhrzeit und Tageszeit kommen, um einen Bewohner zu besuchen. „Da ist es auch egal, ob es die Familie, der Nachbar oder der Kegelverein ist“, sagt Zita-Maria van de Meer, stellvertretende Einrichtungsleitung.

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich jedoch auch in der Wettener Einrichtung einiges geändert. Nicht nur die Mitarbeiter müssen sich durch verschärfte Hygienemaßnahmen in ihrem Alltag umstellen.

Die Bewohner müssen sich damit zurechtfinden, dass der Besucherkreis eingeschränkt wird und auch manch ein Angehöriger oder Freund muss mit dem Gedanken leben, einen geliebten Menschen auf seinem letzten Lebensweg nicht so eng begleiten zu können wie gewünscht. „Da mussten wir, so leid es uns tat, etwas den Riegel vorschieben“, sagt van de Meer.

Die stellvertretende Einrichtungsleitung findet rückblickend auf die vergangenen Wochen viele lobende Worte für die Angehörigen. Alle hätten Verständnis für die verschärften Maßnahmen gehabt, obwohl es zwischenzeitlich große Einschränkungen gab: Die Besucher müssen sich zwecks Kontaktnachverfolgung in eine Liste eintragen, außerdem stets auf die Handhygiene achten und außerhalb des Bewohnerzimmers einen Mund-Nase-Schutz tragen.

Eine Zeitlang durften nur die engsten Angehörigen zu Besuch kommen. „Wenn jemand eine große Familie hat, muss die natürlich Abstriche machen“, sagt Schwester Zita-Maria. Doch auch da hätten alle Angehörigen viel Verständnis gezeigt. Viele seien einfach froh, dass sie mit ihrem Familienmitglied die Zeit nicht mehr im Krankenhaus verbringen müssen und bringen den Mitarbeitern Dankbarkeit entgegen.

Keine tröstenden Umarmungen

Auch die Räumlichkeiten der Einrichtung konnten von den Besuchern lange Zeit weitestgehend nicht mehr genutzt werden. „Seit Montag sind die Regeln auch bei uns entschärft worden. Man darf mit Mundschutz wieder im Haus umher laufen als Besucher“, sagt die stellvertretende Einrichtungsleitung. Auch auf die tröstenden Umarmungen der Mitarbeiter müssen Angehörige aktuell verzichten. Dank der zahlreichen technischen Möglichkeiten hätten manche Bewohner Alternativen wie Videotelefonie nutzen können, um mit Freunden und Familienmitgliedern in Kontakt zu bleiben. Aktuell gibt es auch für das Wettener Hospiz weitere Lockerungen hinsichtlich der Besuchsregeln. „Es dürfen auch wieder Freunde und wichtige Bezugspersonen zu Besuch kommen und nicht nur die engen Angehörigen.“ Es dürfe dennoch keine Gruppenbildung erfolgen.

Die Bewohner, die meist ihr letztes Zuhause im Hospiz finden, seien in der Regel sehr entspannt mit den Beschränkungen umgegangen. Niemand sei aufgrund dessen emotional zusammengebrochen oder habe viel geweint. „Ich habe das Gefühl, dass die Gäste (Anm. d. Red.: Bewohner) das irgendwie alle hinnehmen“, sagt Schwester Zita-Maria. Obwohl sich für die Bewohner des Hospizes auch im täglichen Kontakt mit den Mitarbeitern Dinge geändert haben.

Vor allem – und das sieht van de Meer als große Behinderung an – müssen die Mitarbeiter einen Mund-Nase-Schutz tragen. „Die Maske hemmt den Umgang miteinander und bildet in gewisser Weise eine Barriere. Man fühlt sich anonym. Man spricht auch deutlich weniger, weil man unter einer Schutzmaske nur begrenzt Luft bekommt.“ Normalerweise nehmen sich die Mitarbeiter Zeit für persönliche Gespräche mit den Bewohnern. „Bei allem bleibt irgendwie das Menschliche auf der Strecke“, meint van de Meer.

Die Ehrenamtlichen sind freigestellt

Neben dem organisatorischen Mehraufwand für die Mitarbeiter, fehlen aktuell auch helfende Hände. Denn die Ehrenamtlichen der Einrichtung sind freigestellt – viele von ihnen gehören zur Risikogruppe. Arbeiten wie Bügeln und Hausmeistertätigkeiten müssen von den Festangestellten zusätzlich erledigt werden.

Rückblickend auf die vergangenen Wochen sagt van de Meer: „Ich finde schon, dass die Beschlüsse, die für Hospize erlassen wurden alle sehr, sehr menschlich sind. Man hat uns in unserer kleinen Blase gelassen.“ Mit Einschränkungen liefe der Alltag weiter. Bei all dem sei vor allem eines wichtig: „Es ist nicht vorgekommen, dass jemand still und für sich alleine sterben musste.“

Denn auch wenn der Besuch stark eingeschränkt wurde und die persönliche Ebene eine andere ist als sonst: „Ich kann einem sterbenden Menschen den Kontakt zur engsten Familie einfach nicht verwehren“, betont Zita-Maria van de Meer. Im Sterbefall dürfen unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen auch mehrere Leute gleichzeitig in das Zimmer des Bewohners, um sich in aller Ruhe und Stille zu verabschieden.

Spende für das Hospiz in Wetten: 300 Einmalschutzmasken

Das Hospiz in Wetten nahm kürzlich eine Spende entgegen, die auch für die Mitarbeiter so nicht alltäglich ist. Die Firma Hornbergs (Radio- und Fernsehtechnik) aus Geldern brachte 300 Einmalschutzmasken nach Wetten. Zustande gekommen war die Spende durch eine Aktion der Firma Metz – einem deutschen Traditionsunternehmen im Bereich Unterhaltungstechnik. Das Unternehmen stellte Mundschutze zur Verfügung, die von anderen Firmen beantragt werden konnten, um diese an eine gemeinnützige Einrichtung zu spenden. „In diesem Falle galt diese großzügige und dringend benötigte Spende dem Hospiz in Kevelaer“, zeigt sich die stellvertretende Hospizleitung Zita-Maria van de Meer dankbar über die Geste. Am 29. April übergab Mitarbeiter Mark Goemanns im Auftrag der Firma Hornbergs die 300 gespendeten Einmalschutzmasken an van de Meer.

Buntes Ehrenamt Hospiz

Der Welthospiztag dient dazu, die Hospizarbeit der Öffentlichkeit näher zu bringen und auf die ehrenamtliche Arbeit aufmerksam zu machen. Auch die Ambulante Hospizgruppe Niederrhein (Regionalgruppe des IGSL-Hospiz e. V.) wird am Samstag, 12. Oktober, ihre Geschäftsstelle öffnen.

Während eines Tages der offenen Tür erwartete die Besucher in der Luxemburger Galerie ein buntes Programm. Ab 11 Uhr werden die Türen geöffnet. In lockerer Atmosphäre und mit kleinen Überraschungen wollen die Vereinsmitglieder den Tag gestalten. „Gerne möchten wir speziell an diesem Tag an die Öffentlichkeit herantreten und unsere ehrenamtliche Arbeit in den Vordergrund heben“, heißt es von Seiten des Vereins. Die Besucher können ihre Fragen stellen und bekommen Antworten. „Wir klären gerne über unsere kostenfreie Arbeit in der Sterbe- und Trauerbegleitung auf“, so der Verein.

In schweren Zeiten nicht alleine

Der Ambulanten Hospizgruppe sei es ein großes Anliegen, die Möglichkeiten für Betroffene in der häuslichen Betreuung zu definieren, da noch immer viele Menschen nicht ausreichend über die ehrenamtliche Arbeit der gut geschulten Mitglieder informiert seien. Wären sie doch auch in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern im Umkreis tätig.

Die Ambulante Hospizgruppemöchte deutlich machen, dass betroffene Menschen auch in solch einer schweren Zeit nicht alleine seien.

Ein Ehrenamt, das glücklich macht

Es mag nach einer kurzen Etappe auf einem langen Weg klingen, aber wenn man genau hinschaut ­– auf das Geleistete und Erreichte – wird sofort klar, warum der zehnte Geburtstag für den ambulanten Hospizdienst des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer ein erster festlicher Moment des Dankes und des Innehaltens war. Die beiden Leiterinnen Birgit Stienen und Franziska Eickmans hatten sich richtig was einfallen lassen, um die Arbeit ihrer derzeit 38 ehrenamtlichen Hospizhelfer gebührend zu würdigen: der SPD-Grandseigneur Franz Müntefering und Musikerurgestein Purple Schulz sind schon besondere Geburtstagsgäste. Aber eigentlich standen nicht sie im Mittelpunkt, sondern die durchweg ehrenamtlich tätigen Hospizhelfer und ihre Angehörigen.

Zu diesen gehört das Vierergrüppchen Barbara Wallis, Ingrid Haß, Irene Brück und Maria Stolzenburg, die, so man ihnen ein wenig zuhört, offensichtlich nicht nur die Hospizarbeit verbindet. Alle vier Damen haben sich im gemeinsam besuchten Qualifizierungslehrgang kennengelernt, der Basis für die Arbeit mit Sterbenden und deren Angehörigen ist. In diesem auf ein Jahr angelegten Kurs geht es unter anderem um Gesprächstraining, Fremd- und Eigenwahrnehmung und schließlich auch um die Balance aus Nähe und Distanz, die es zu finden gilt, um sich einerseits in einen anderen Menschen einzufühlen, andererseits aber nicht „jeden Tod mitzusterben“.

Was treibt einen an, sich ehrenamtlich mit dem Sterben fremder Menschen auseinanderzusetzen? Für alle vier Hospizhelferinnen stand am Anfang ihrer nunmehr fünfjährigen Tätigkeit ein Schlüsselerlebnis im persönlichen Umfeld – die Begleitung eines geliebten Familienmitgliedes im Sterbeprozess –, aus dem der Wunsch erwuchs, etwas von der erfahrenen Anteilnahme an andere weiterzugeben.

Irene Brück fasst es für sich so zusammen: „Ich möchte in der Dankbarkeit für das eigene Leben etwas zurückgeben“. Aber auch die positive Variante eines „Helfersyndroms“ ist notwendig, wie alle vier Frauen lachend eingestehen, und zwei begleitende Ehemänner wollen nicht wirklich widersprechen. Die Rolle der Lebenspartner für jeden Hospizhelfer ist nicht zu unterschätzen, leisten doch gerade sie einen wichtigen Beitrag, das Erlebte zu verarbeiten, vielleicht mehr als jede noch so gute Supervision und Gesprächsrunde.

Der Umfang der Sterbebegleitung fällt naturgegeben sehr unterschiedlich aus, von wenigen Stunden bis hin zu längeren Zeiträumen von Wochen und selten Jahren ist alles möglich. Wichtig ist, dass die sprichwörtliche Chemie zwischen Sterbendem und seinem Begleiter stimmt – daran ist den beiden hauptamtlichen Mitarbeiterinnen im Hospizdienst, Birgit Stienen und Franziska Eickmans gemeinsam mit den Ehrenamtlichen sehr gelegen, denn nur so kann ihre Arbeit gelingen. Die sieht sehr unterschiedlich aus und reicht vom stillen „Einfach-da-sein“ über das gemeinsame Singen eines geliebten Liedes bis hin zum Anhören von Episoden aus dem Leben des Sterbenden, was für beide Seiten nicht immer leicht ist.

Darauf angesprochen, was ein Hospizhelfer mitbringen sollte, antworten denn auch alle vier Frauen, dass eine starke Gemütsverfassung unbedingte Voraussetzung ist, wie auch eine ständige Begleitung durch Supervision und letztlich auch den Lebenspartner, beziehungsweise das eigene soziale Umfeld.

Der eigentliche Festakt im Konzert- und Bühnenhaus war aufwendig arrangiert und nach lockerem Empfang und Gesprächen bei „Sekt & Schnittchen“ eröffneten Birgit Stienen und Franziska Eickmans mit launig-charmanter Moderation den Abend. Ein Grußwort des stellvertretenden Bürgermeisters der Stadt Kevelaer, Johann-Peter van Ballegooy, folgte, bevor Karl Döring aus dem Vorstand der Caritas den Hospizdienst inhaltlich und funktionell in das Aufgabenspektrum des Verbandes einordnete. Genauso wie der Sterbeprozess ein unausweichlicher Bestandteil des Lebens ist, gehört ein würdevoller Umgang mit Sterbenden zu einer zivilisierten Gesellschaft. Schließlich ist die Sterbebegleitung ein unverzichtbarer Dienst im Sinne christlicher Solidarität und ordnet sich damit in den diakonischen („dienenden“) Grundauftrag der Kirche ein.

Festredner Franz Müntefering Foto: MaWi

Hauptredner des Abends war zweifelsohne Franz Müntefering, langjähriger SPD-Bundestagsabgeordneter, Vizekanzler, ehemaliger Bundesminister für Arbeit und Soziales und letztlich charismatischer Vollblutpolitiker, für den „Ruhestand“ kein Begriff ist. Der Tod seiner zweiten Frau war nicht nur in jeglicher Hinsicht ein lebensändernder Einschnitt für ihn – er legte in Folge sein Amt als Bundesminister und Vizekanzler nieder –, sondern brachte ihn auch den Palliativ- und Hospizdiensten näher, für die er sich seitdem engagiert.

Wie schon Karl Döring, stellte auch Müntefering den Tod als Teil des Lebens in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen – „Sterben ist normal“. Dass das in unserer Gesellschaft, in der das Wohnen mehrerer Generationen unter einem Dach fast nicht mehr gegeben ist, in der „ewige Jugend“ das Credo ist und die das Thema Sterben vornehmlich an den dunklen Rand drängt, keineswegs normal ist, steht dazu in einer gewissen Spannung. Viele Entwicklungen in der Gesellschaft, sei es der Trend zu Ein-Personen-Haushalten oder auch die Fortschritte in der Hochleistungsmedizin führen zu vollkommen neuen Anforderungen, wenn es darum geht, Menschen an ihrem Lebensende würdig zu betreuen.

Von der Forderung palliativ- und hospizdienstliche Versorgung flächendeckend anzubieten, träumt gewiss nicht nur Müntefering, sondern auch die Engagierten bei der hiesigen Caritas tun dieses. In diesem Zusammenhang mahnte Müntefering die längst überfällige Aufwertung sozialer Berufe und Tätigkeitsfelder an, die sich in einer höheren gesellschaftlichen Anerkennung ebenso äußern muss wie in einer besseren Bezahlung. Die unersetzliche ehrenamtliche Arbeit vergaß er dabei selbstverständlich nicht und strich heraus, dass Leistungsfähigkeit nur in der Verzahnung von dieser mit hauptamtlicher Arbeit entsteht. Seiner Quintessenz „Helfen und sich helfen lassen sind Kernwerte in einer Demokratie“ mag gewiss niemand widersprechen.

Nach einer etwas unfreiwilligen Pause – der nun folgende Künstler war kurzzeitig nicht auffindbar –, übernahm dann Purple Schulz die Bühne. In seinem Soloprogramm „Einzig, nicht artig“ präsentierte er Songs aus 35 Jahren seiner Bühnenkarriere und las auch eigene Texte.

Das Lied „Der letzte Koffer“ hatte Birgit Stienen und Franziska Eickmans derart angerührt, dass sie sich entschieden, Purple Schulz für diesen Abend einzuladen, der nach eigenem Bekunden spontan zugesagt hat. Gemäß seinem programmatischen Motto war er dann auch wenig artig und begeisterte das Publikum mit seinen gesellschaftskritischen Songs – so wie man es eben von einem Alt-68er erwartet.