Auf dem Weg zum Doktorgrad

Abgewetzte Schuhe, graue blasse Haut, Ärmelschoner – all diese klischeehaften Merkmale eines archivbewohnenden Historikers sucht man bei Dennis Hartjes vergebens. Stattdessen lässt man sich wie selbstverständlich von der jugendlich-frischen Begeisterung gefangen nehmen, wenn der junge Mann von seinem Forschungsgegenstand erzählt – Die Geschichte der Pfarrei St. Petrus Wetten zwischen 1154 und 2014.
Mit nur 24 Jahren hat Dennis Hartjes zwei Mastertitel in der Tasche: einen im Lehramt für Katholische Theologie und Geschichte und einen weiteren im Fach Mittelalterliche und Frühneuzeitliche Kirchengschichte. Selbst wenn man ihm sein Abitur nach zwölf Jahren und die Freiheit von Wehr- oder Zivildienst in Rechnung stellen mag, ist es ein beeindruckendes Tempo, das er in seinem wissenschaftlichen Werdegang an den Tag legt.
Bereits in seiner am Historischen Seminar der Universität Münster vorgelegten Masterarbeit hat er sich eingehend mit der Geschichte Wettens beschäftigt und dabei die Entstehung der Ortschaft untersucht. Den zeitlichen Rahmen bildeten die ersten nachweisbaren Spuren in der Mittelsteinzeit bis hin zur ersten urkundlichen Erwähnung eines Priesters im Jahre 1154. Eine Veröffentlichung dieser ersten Früchte seines Forschens in gedruckter Form ist in Planung und wird die heimatgeschichtliche Literatur unserer Region gewiss bereichern.
Nun also die nächste Etappe: Die auf seiner Masterarbeit aufsetzende Forschung soll bis in die Gegenwart reichen und für Dennis Hartjes in das Erlangen des Doktorgrades münden. Viel Vorarbeit und wesentliche Teile der Forschung hat er dafür bereits geleistet und wird sich nun ab Januar der Verschriftlichung seines insgesamt auf drei Jahre angelegten Dissertationsprojektes widmen.
Die Geschichte der Pfarrei Wetten ist äußerst wechselvoll und spiegelt dabei die einstige Bedeutung der Ortschaft wieder. So werden Wetten zahlreiche Tochtergründungen im Umkreis zugeschrieben, wie jene in Veert und Kapellen, wohlmöglich zählen auch Winnekendonk und Geldern dazu – um diese Fragen nach dem Ursprung zweifelsfrei zu beantworten, bedarf es allerdings weiterer Forschung. Mit der Fusion der Kevelaerer Pfarreien im Jahr 2014 kehrten sich diese Vorzeichen in gewisser Weise wieder um, indem aus St. Petrus Wetten eine Filialkirche wurde und markieren damit auch den zeitlichen Schlusspunkt der Untersuchung. Diese Mikrostudie wird somit auch die erste umfassende und modernen Standards gerecht werdende wissenschaftliche Arbeit über Wetten werden und manch legendenhaftes aus der älteren heimatgeschichtlichen Literatur einer kritischen Prüfung unterziehen.
Nun kommen dann sinnbildlich noch einmal die „Ärmelschoner“ ins Spiel, ist doch die Forschung des Historikers ohne Archivarbeit nicht denkbar. Die Dokumente liegen „gut verteilt“ zum Beispiel in Münster, Geldern und auch in der Provinz Limburg in den Niederlanden. Letzteres spiegelt die Zugehörigkeit unserer Gemarkung zum Bistum Roermond zwischen 1559 und 1801 wider. Aus dieser Zeit haben sich zahlreiche Visitationsprotokolle erhalten, die in Dennis Hartjes‘ Arbeit Eingang finden werden und wertvolle Quellen sind, um den Aufbau und das Funktionieren der Pfarrei beurteilen zu können. Doch seine Arbeit möchte über reine Archivstudien hinaus breiter ansetzen und sich auch der Untersuchung der in Wetten überlieferten liturgischen Gebrauchsgegenstände (beispielsweise Kelche und Monstranzen) und den Schätzen kirchlicher Kunst widmen, die sich in Wetten glücklicherweise zahlreich erhalten haben.
Für Dennis Hartjes entstand der Antrieb für seine Forschung beinahe „wie von selbst“ – er ist seit Jahren in der Messdiener- und Jugendarbeit seiner Heimatgemeinde aktiv und dort auch regelmäßig als Zeremoniar und stellvertretender Küster zu sehen.
Der Blick in die Zukunft ist gewiss immer ein schwieriger, aber eine Fortsetzung seiner Tätigkeit in der universitären Forschung und Lehre ist es, was sich Dennis Hartjes erträumt, auch nach Abschluss seines Promotionsverfahrens. Für Letzteres haben ihm alle erdenklichen Verantwortlichen Unterstützung zugesichert, beispielsweise auch der zuständige Weihbischof Rolf Lohmann und Pastor Andreas Poorten aus der Pfarrei St. Antonius. Doch vielleicht kann auch manch Wettener oder Kevelaerer dem Vorhaben zum Erfolg verhelfen.
Haben Sie Dokumente, Geschichten, Erinnerungen oder Bilder aus dem (kirchlichen) Leben in Wetten, die sie Dennis Hartjes für seine Arbeit gern zur Verfügung stellen möchten? Besonders gesucht ist Bildmaterial aus der Zeit vor der Umgestaltung der Kirche in den 70er Jahren und aus der Zeit der Jahrhundertwende. Senden Sie eine Mail an: dennis.hartjes@uni-muenster.de oder melden Sie sich im zentralen Pfarrbüro von St. Antonius in Kevelaer unter 0 28 32 / 97 52 61-0.