„Crowdfunding“ für Bienen
Klimaveränderung, Umweltschutz und Artensterben sind das Thema unserer Zeit. Es ist ein Thema, das die Gemüter erhitzt, Diskussionen auslöst, junge Menschen zu Tausenden auf die Straße treibt und die Politik zum Handeln zwingt. „Und das ist auch gut so – und so langsam glaube ich, dass die Menschen sich bewegen und auch etwas ändern wollen“, behauptet Werner Neumann, erster Vorsitzender des 1981 gegründeten Natur- und Heimatvereins Twisteden-Kleinkevelaer e.V..
Was heute medienwirksam praktiziert wird, nämlich bienen- und insektenfreundliche Wiesen anlegen, Bäume pflanzen, Vogel- und Umweltschutz betreiben, das betreibe der Natur- und Heimatverein bereits seit nahezu 40 Jahren.
Vogelschutz ohne Genehmigung
„Für uns eine Selbstverständlichkeit“, sagt der erste Vorsitzende, der sich in Belangen Naturschutz auch schon mal über Grenzen hinwegsetzt. „1983 haben wir eine ehemalige Kiesgrube, die in den 1960er Jahren als Müllkippe genutzt wurde, in ein Vogelschutzgebiet umgewandelt – wohlgemerkt ohne Genehmigung“, berichtet der Naturliebhaber. 1987 erhielten sie für die Umwandlung des Gebietes den Umweltpreis des Landes Nordrhein Westfalen. Heute bietet das am Ortsrand gelegene Schutzgebiet zahlreichen Vogelarten, Insekten und Pflanzen unberührten Lebensraum.
„Wir haben damals einen acht Meter tiefen See angelegt, Sträucher und Bäume gepflanzt, Brutmöglichkeiten geschaffen“, erklärt Neumann. Dank der schon damals weitsichtigen Naturschützer im Ort hat sich auf dem zehn Hektar großen Areal ein wahres Naturparadies für die bedrohte Tier-und Pflanzenwelt entwickelt.
Ein reich gedeckter Tisch für Insekten
Doch damit nicht genug: 1988 kaufte der Natur- und Heimatverein ein 843 Quadratmeter großes Waldstück und errichtete dort ein Feuchtbiotop. Weiter wurden 1988 in Kleinkevelaer 150 großkronige Laubbäume zur Begrünung gepflanzt. Auch die Seitenbegrünung entlang des Maasweges am Ortsausgang gleicht mit einem üppigen Strauß wilder Sommerblüten einem reich gedeckten Tisch für Insekten und Co. Seit nahezu 10 Jahren summt und brummt es hier im Paradies der wilden Blüte. „Pflücken verboten“, steht auf einem Hinweisschild zu lesen.
Maßnahmen, die heute wichtiger denn je sind. Mag man den Forschungsaktivitäten des Entomologischen Vereins Krefeld Glauben schenken, ist die Gesamtmenge an Insekten in den vergangenen 27 Jahren um 76 Prozent zurückgegangen. Insekten aber sind unverzichtbare Akteure in der Bestäubung von Blütenpflanzen, regulieren Energie- und Nährstoffflüsse und sind Nahrungsquellen für viele andere Arten. Im Umkehrschluss also auch für uns Menschen.
„Wir Verbraucher müssen uns an die Nase packen“, fordert der Gründer des Natur-und Heimatvereins, „jeder kann und muss etwas für die Naturerhaltung tun“, führt Neumann mit deutlichen Worten weiter aus. Und sei es mit noch so kleinen Schritten. Es könne nicht sein, dass immer mehr Lebensmittel zu noch niedrigeren Preisen angeboten werden, um sie im Nachhinein auf den Müll zu werfen.
Wieder Wertschätzen
Zudem müsse man weg von der Geiz-ist-Geil-Mentalität. „Wir müssen den Produkten, die wir gebrauchen und zu uns nehmen, wieder eine Wertigkeit geben“, fordert der Twistedener Unternehmer weiter, dem besonders die zahlreichen mit Folien versiegelten Flächen ein Dorn im Auge sind. „Hier finden weder Hase, Fasan oder ein anderes Geschöpf irgendetwas zum Überleben – wo soll da noch Natur entspringen“, sagt Neumann mit trauriger Stimme, dem ein neues Projekt sehr am Herzen liegt: „Wir suchen Paten für unsere Bienenweide“, erklärt der Vorsitzende des Natur- und Heimatvereins.
Dafür hat der Verein am Ortsausgang ein circa 1 Hektar großes Feld angepachtet, worauf ab kommenden Herbst eine insekten- und bienenfreundliche Blumenmischung ausgesät werden soll. „Ein Landwirt wird dieses Feld bearbeiten und auch versorgen“, erklärt der Heimat- und Naturliebhaber. Und genau dieses Projekt kann ab sofort unterstützt werden.
Mit 25 Euro jährlich können Sie, liebe Leserinnen und Leser, zu einem wichtigen Überlebenspaten für Insekten, Bienen und Co werden. Mit dieser Summe unterstützen Sie 100 Quadratmeter Brachfläche, die mit Ihrer Hilfe zu einem lebensnotwendigen Refugium umgewandelt wird.
Deutschland kann sicher nicht alleine die Welt retten. Das weiß auch der Vorsitzende des Natur- und Heimatvereins Twisteden-Kleinkevelaer. Doch jede noch so kleine Maßnahme macht die Welt wertvoller. „Wenn ich selber nicht mehr daran glauben würde, dann wäre alles umsonst“, sagt Werner Neumann, und lässt dabei seinen Blick über die so wichtige Wildblumenwiese schweifen.
Patenschaft für die Bienenweide
Wer sagt eigentlich, dass auf einer Weide nur Kühe, Pferde oder Schafe weiden dürfen? In moderner Sprache würde man die Aktion des Vereins wohl „Crowdfunding“ für die Bienen nennen: Bei der Patenschaft können 100 Quadratmeter Feldfläche für 25 Euro jährlich gepachtet werden. Diese wird mit der Wildblumenmischung „Bienenweide“ professionell ausgesät und versorgt. Patenschaftsanfragen beantworten Werner Neumann, 1. Vorsitzender oder Doris Mierzwa, 2. Vorsitzende des Natur-und Heimatvereins Twisteden-Kleinkevelaer e.V., unter Tel. 02832-97270.