Beiträge

“Auf der Suche nach Gnade” – jetzt online sehen

Nach dem die Film-Dokumentation von Dr. Stefan Pannen sowohl in der Premierenvorführung im Museum (Kevelaerer Blatt berichtete) als auch im WDR in einer 30-minütigen Fassung ausgestrahlt wurde, bietet das KB nun die exklusive Langfassung (Directors Cut) auch Online an. Der Film ist auf  YouTube unter diesem Link zu finden https://youtu.be/z9kD0MkcEcY.

 

"Auf der Suche nach Gnade" – jetzt online sehen

Nach dem die Film-Dokumentation von Dr. Stefan Pannen sowohl in der Premierenvorführung im Museum (Kevelaerer Blatt berichtete) als auch im WDR in einer 30-minütigen Fassung ausgestrahlt wurde, bietet das KB nun die exklusive Langfassung (Directors Cut) auch Online an. Der Film ist auf  YouTube unter diesem Link zu finden https://youtu.be/z9kD0MkcEcY.
 

Politik für die Menschen machen

Aus seinem „Sabbatjahr“ wird wohl nichts: Eigentlich hatte der Winnekendonker Burkhard Bonse vorgehabt, alle zeit­intensiveren ehrenamtlichen Verpflichtungen für zwölf Monate ruhen zu lassen. Mit Blick auf die in zwei Jahren anstehende Rentenzeit habe er neu überlegen wollen, wo er seine Kräfte weiterhin einsetzen möchte. Dann starb Helmut Baues, und Bonse, bereits mehrere Jahre im Vorstand der CDU Winnekendonk, rückte nach in den Rat der Stadt Kevelaer.
1985 kam der heute 62-Jährige berufsbedingt nach Winnekendonk. Er ist als Mitarbeiter eines genossenschaftlichen Prüfungsverbandes tätig, der u. a. im Auftrag der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht in 14 Bundesländern Volks- und Raiffeisenbanken prüft. In der wenigen Freizeit hat Bonse sich zwischen 1986 bis 2016 in der evangelischen Kirche im Presbyterium, in der Kreissynode und im Vorstand der Evangelischen Rechnungsprüfungsstelle Niederrhein engagiert. Im Urlaub zieht es ihn und seine Frau seit einigen Jahren hoch hinaus: Die leidenschaftlichen Bergwanderer haben die Hochtouren für sich entdeckt. Und dann ist da noch seit sieben Monaten der erste Enkel, mit dem die Großeltern gerne Zeit verbringen.
Die Politik hat Bonse 2011 für sich entdeckt. Seine Wahl fiel aus religiösen Gründen auf die CDU: „Es geht nicht um einen christlichen Staat oder eine christliche Gesellschaft. Aber das gesellschaftliche Leben sollte unter christlichen Gesichtspunkten geführt werden“, fordert Bonse in Anlehnung an Dietrich Bonhoeffer. „Wir müssen Entscheidungen immer hinterfragen, wie sie sich auf die Menschen auswirken.“
Gemeinsam mit Bonse wurde am 19. Oktober auch Hans-Georg Knechten in den Rat aufgenommen. Auch für ihn kam das Amt überraschend, da er für den verstorbenen Egon Kammann nachrückt. Anders als sein Fraktionskollege hat sich der 63-Jährige schon seit der Jugend zunächst in Weeze in der Jungen Union und dann in der CDU engagiert. Seine Frau bewegte ihn zum Umzug nach Kevelaer. „Dafür bin ich heute sehr dankbar“, sagt der Mann, dessen Vater „überzeugtes Mitglieder der Zentrumspartei“ war und so im Sohn die Lust an politischen Debatten weckte. „Ich versuche immer, Leute zu überzeugen – oder mich überzeugen zu lassen.“
Aus persönlichen Gründen trat Knechten später jedoch aus der CDU aus. „Bestimmte Strömungen in der CDU Kevelaer haben mir nicht gefallen“, erinnert er sich. 2013 reaktiviert der Sparkassenbetriebswirt seine Mitarbeit bei der CDU. Er habe gemerkt: „Wenn du nicht aktiv bist, kannst du auch nichts beeinflussen.“
Auch Knechten arbeitet seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Kirche mit. Mehr als 20 Jahre ist er im Kirchenvorstand von St. Antonius, wirkt im Vorstand des Kirchenbauvereins („Wir haben die schönste Kirche in Kevelaer“) und seit 1996 auch im Kuratorium des Karl-Leisner-Klinikums.
Seine Freizeit verbringt der frisch gebackene Rentner gerne gemeinsam mit seiner Frau auf dem Boot. „Zum 40. Geburtstag hatte mich mein Bruder gefragt, ob wir nicht den Motorradführerschein machen sollten“, erzählt er. Nach einem Veto seiner Frau und der Anregung eines Freundes sei daraus dann der Bootsführerschein geworden. Und noch ein Hobby teilt er mit seiner Frau: das Singen im Kirchenchor von St. Antonius Kevelaer. „Wir suchen noch Mitglieder“, wirbt er.
Politisch wird er künftig neben dem Rat auch im Kulturausschuss und im Haupt- und Finanzausschuss arbeiten, in letzterem gemeinsam mit Bonse. Der ist zudem Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung und im Rechnungsprüfungsausschuss. Als Winnekendonker bewegt Bonse die jüngste Grundschuldebatte und natürlich die OW1. Knechten pflichtet bei: „Wer gegen die OW1 ist, ist gegen die Menschen.“ Die Entwicklung auf der Hüls begrüßen beide, „damit Kevelaer auch in 20 Jahren noch unverwechselbar ist“, sagt Bonse. Und Knechten freut, „dass endlich ein Projekt mal durchgezogen wird“.

Tim Kelm hat das Kirmes-Licht auf der Burg gestaltet

Dass Tim Kelm mal mit Veranstaltungstechnik zu tun haben würde, das zeichnete sich bereits schon relativ früh ab. „Das hat in der Grundschule begonnen. Da hab ich Sankt Martin mitgemacht, da brachte jemand Technik mit. Da war ich total begeistert, bin dann da regelmäßig mitgefahren“, erinnert sich der 21-jährige Kervenheimer, der neben seiner Tätigkeit noch in Krefeld Elektrotechnik studiert. „Da hab ich mir dann immer schon Material gekauft“, sagt der Sohn eines Orthopäden, der mit 16 Jahren anfing, eigenständig zu arbeiten. „Ich habe Lampen und Lautsprecher geholt, bin so in die DJ-Schiene reingerutscht.“ Tim ging auf Geburtstagsfeiern, legte da Musik auf, brachte Ton- und Lichtanlagen mit.
Geld fließt ins Equipment
„Meine Eltern haben das unterstützt. Zu Anfang konnte ich ja nicht fahren, die haben mich zu den Veranstaltungen hingefahren und wieder abgeholt. Das war für die kein Problem“, sagt er heute. Daraus spricht auch eine Menge Dank.
Das ganze Geld, das er bei der Musik verdiente, steckte er ins Equipment. „Das fing an bei Freunden beim Geburtstag. Dann hat sich das schnell rumgesprochen, dann kamen Geburtstage oder halt viele Hochzeiten wie im Moment dazu. DJs gibt es einige, das läuft alles über Mund-zu-Mund-Propaganda. Dann läuft das von selber mit dem DJ.“
Mit 18 Jahren schon eine eigene Firma gegründet
Mit 18 Jahren gründete er im Jahr 2015 seine eigene Firma, die „Mobilesound Veranstaltungstechnik“. Seitdem ist er weniger als DJ unterwegs. „Es gibt da ein paar Leute, die ich mag, die Musik machen, da bauen wir nur noch die Anlage auf und fahren zur nächsten Veranstaltung.“
Heute bieten er und sein Xantener Kollege Martin Bloemen alles rund um Veranstaltungen an – von Ton- bis Lichttechnik, Laden- und Messebau über Lichtdächter bis zu unterschiedlichen Beleuchtungen.  „Wir machen viel Objektbeleuchtung, darunter ziemlich viele Kirchen für Veranstaltungen – Konzerte in Kervenheim und Sonsbeck, den „Tag der offenen Kirche“ Winnekendonk oder auch ein Benefizkonzert in Bingen/Rhein.“ Das Duo ist auch viel im Kreisgebiet mit seiner Veranstaltungstechnik unterwegs – in Geldern, Kevelaer überwiegend, als Subunternehmer bundesweit.
Das Faszinierende daran: Alles hat sich Kelm selbst beigebracht oder angelesen, dazu kommen Tipps vom erfahrenen Kollegen Bloemen. „Das Meiste hab ich halt auf den Veranstaltungen gelernt, alles direkt angewandt und so gelernt.“
Als ihn die Geselligen Vereine Kervenheim ansprechen, überlegt er nicht lange, zumal er schon ein paar Jahre bereits die Technik für das Kabarett dort besorgt. „Die Kirmes lief in den letzten Jahren nicht so gut, die wollten ein komplett anderes Konzept – alles auf der Burg und als Augenmerk diese Beleuchtung, um damit zu werben und mehr Leute ranzuziehen.“
Von elegant bis bunt
Kelm und Bloemen sehen sich die Burg an, erhalten Lagepläne, stellen ein Konzept vor, von dem die Beteiligten angetan sind. Die größte Herausforderung dabei war, die verschiedenen Anforderungen unter einen Hut zu bringen. „Die Kirmes ist ja bunter und es ist ein Gelände der evangelischen Kirche. Da sollte das nicht nach Party aussehen. Das Ziel war, das Objekt anders darzustellen.“
Dazu kamen unterschiedliche „Spieltage“ mit einem etwas „eleganteren“ Kabarett am Donnerstag, dem Freitag mit dem Tanz und Montag mit dem Galaball. „Es war uns wichtig, immer ein paar Sachen zu verändern, damit man auch immer etwas Neues sieht.“
Positive Resonanz
Mit dem Ergebnis und der positiven Resonanz ist Kelm zufrieden: „Wir waren auch begeistert, so wie wir uns das vorgestellt haben. Aber wir hatten gleich so viele neue Ideen für das nächste Jahr, haben uns direkt den Block in die Hand genommen, um zu gucken, was wir ändern wollen. Da sind wir beide Perfektionisten.“ Die grundsätzliche Bereitschaft, das im kommenden Jahr zu wiederholen, besteht also. „Angesprochen wurden wir schon.“
Solange Studium und Firma nebeneinander funktionieren, will Kelm seine Tätigkeit so weiter fortsetzen. „Es läuft so, dass ich bislang problemlos alle Klausuren bewältigt habe“, macht sich der 21-Jährige da keine großen Gedanken. „Und nach dem Studium will ich in der Veranstaltungsbranche weiter arbeiten und mein Geld verdienen.“

Ein wahrer Genussabend

Das Ambiente allein verbreitete eine gemütliche Atmosphäre. Auf Bänken oder an Stechtischen ließ es sich gut Plaudern. An einer kleinen Weintheke wählte man sein Gläschen für den Trinkgenuss aus. Und auf dem Außengelände gab‘s Würstchen und Flammkuchen als kulinarische Ergänzung.
Der Musikverein Winnekendonk gab dazu der unter einem großen Fallschirm unterhaltsame Melodien wie „Griechischer Wein“ zum Besten gab. Zudem genossen auch die Musiker eins der leckeren Tropfen, die die Winzerfamilie aus dem Moseltal mitgebracht hatten. „Es ist geselliger als Bier“, fand nicht nur Sonja Plaenkers.
Winzer Manuel Brixius freute sich über den erneut guten Zuspruch: „Ich finde es schön hier, weil die Leute wirklich vom Wein begeistert sind und interessiert.“ Elf verschiedene Sorten standen dabei zur Auswahl.
„Unser Favorit ist die Nummer vier. Den haben wir letztes Jahr schon getrunken“, hatten sich Johannes und Gabi Blenkers auf einen Rosé festgelegt und stießen gemeinsam an.
„Man hat einen schönen Anlass, sich zu treffen, lernt auch nette Menschen kennen und wird locker“, beschrieb Ursula Klein, was diesen Abend für sie so wertvoll macht. „Wer ist gestorben, wer heiratet, das geht alles mit Wein flüssiger und man bleibt dabei kultiviert“, umschrieb Heinz die „Auswirkungen“ des besonderen Genusses. Der erstmalig dazu gereichte Flammkuchen fand dabei zahlreiche Abnehmer. „Eine gute Kombination“, lobte Dorothe Ophey.
Fünf Kegelschwestern der „Heidemädels“ aus Twisteden , Winnekendonk, Rheinberg und Kevelaer nutzten nach ihrer Planwagenfahrt durch den Niederrhein (von Rheinberg über Xanten bis Kevelaer) den Ausklang ihrer Tour. „Im Wein liegt die Wahrheit“, philosophierte die Rheinbergerin Marlies van Heys. „Auch die über Männer: Je älter der Mann, desto jünger der Wein.“
Die Idee, für die Winnekendonker eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, die es so noch nicht gegeben hat, habe sich ausgezahlt, bilanzierte der stellvertretende Vorsitzende des Musikvereins, Hans-Gerd Lehnen. Ins gleiche Horn stieß auch der Vorsitzende der Geselligen Vereine Winnekendonk, Rüdiger Göbel: „Ich glaube, dass das Weinfest mittlerweile eine akzeptierte Gelegenheit zur Geselligkeit geworden ist. Es ist ungezwungen.“
Zu späterer Stunde fanden sich auch immer mehr jüngere Besucher ein. Sie nahmen neben einem guten Glas auch die Gelegenheit wahr, zur Musik der Liveband „Flash“ noch ein paar Stunden zu tanzen und für ein ausgelassenes Ende des Genussabends zu sorgen.
https://www.kevelaerer-blatt.de/weinfest-2107-in-winnekendonk/

Schlaganfall: „…und danach kommt die Angst“

Am Dienstag, des 15. Juli 2014 kam Karl-Heinz („Kalle“) Baaken (59) vom Spätdienst bei der Deutschen Bundesbahn nach Hause und freute sich auf sein Abendessen. Das wollte er sich an diesem Tag selbst zubereiten, da seine Frau Gabi noch bei ihrer „Krabbelgruppe“ war (eine Gruppe von Müttern, die das regelmäßige Treffen über das Erwachsen werden ihrer Kinder beibehalten haben).
Für den bodenständigen, in Kevelaer wohnenden, Baaken eigentlich ein Abend wie viele andere zuvor auch. Doch es sollte anders kommen. Er erinnert sich besonders gut an diesen Abend, zum einen weil er die Rückkehr der deutschen Weltmeister-Elf aus Brasilien im Fernsehen verfolgen wollte und zum anderen weil ihn „der Schlag“ traf.
Nach dem Verzehren seines Abendessens stand er vom Tisch auf, um das Geschirr in die Küche zu bringen, als er spürte das ihm schwindelig wurde. Sein erster Gedanke war, du bist zu schnell aufgestanden. Wer kennt dieses Gefühl nicht auch, wenn der Kreislauf  mit dem abrupten Aufstehen nicht sofort klar kommt. Doch etwas war anders, denn plötzlich lag er auf dem Boden und ein Arm und auch eine Hand waren verkrampft und ein Bein wollte ihm nicht mehr gehorchen. Nach einger Zeit konnte er sich unter starken Mühen aufstellen und schaute in einen Spiegel. Als er seinen herunterhängenden Mundwinkel und das schiefe Gesicht sah, wollte er laut mit sich selbst reden, allerdings konnte er die Laute, die aus seiner Kehle drangen nicht mehr verstehen. Sofort schoss es ihm der Gedanke durch den Kopf „Scheiße, du hast einen Schlaganfall“.
Irgendwie fiel ihm ein den Notruf zu wählen und es war ihm ganz klar, dass das die 112 ist. Auch, dass er dazu ein Telefon benötigte erschien ihm logisch. So ergriff er das Handy, das in der Nähe lag, doch wusste er nicht mehr was er damit sollte. Er konnte sich einfach nicht mehr erinnern, wie er das Telefon bedienen muss. Einfach weg die Erinnerung.
Hilflos in der Küche
Hilflos und allein ließ er sich in der Küche nieder und legte seinen  Kopf auf die verschränkten Arme auf Küchentisch. Es sind dann wohl 30 Minuten vergangen bis seine Frau nach Hause kam und fragte, „Sag mal Kalle warum sitzt du denn hier im dunkeln? Schläfst du?“ Als sie erkennt, dass ihr Ehemann in großer Not war, packt sie ihn beherzt sofort ins Auto und fuhr zum Kevelaerer Krankenhaus. „Meine Frau ist eine echte Kämpferin, hätte ich sie und die professionelle Ersthilfe im Marienhospital nicht gehabt, wer weiß…
Baaken hatte sehr viel Glück, da ihm schnell geholfen wurde. Auch der Umstand, dass er einen Ruhepuls von nur ca. 50 Schlägen hat (ähnlich wie bei Leistungssportlern), hat vermutlich größere Schäden verhindert. So vermuteten es zumindest seine behandelnden Ärzte. „So ein Schlaganfall ist schon eine komische Sache“, sagt er, „es tut nicht weh und manche Dinge die man vorher aus dem Eff-Eff konnte gehen dann nicht  mehr“. Auf einfache Fragen, die man ihm zur Diagnose im Krankenhaus stellt, fand er keine Antworten. So zeigte man ihm ein Bild, auf dem eine Tomate abgebildet war. Er erkannte zwar den Gegenstand, konnte aber nicht mehr das passende Wort dafür über die Lippen bringen. „Oder“, so führt er weiter aus, „Multiplizieren konnte ich,  nur addieren nicht, auch simpelste Aufgaben, diese Fähigkeit war weg“.
Nach dem Verlassen des Krankenhauses kam das übliche Programm der Nachsorge und Reha, um seine Defizite in den Griff zu bekommen. Die Physiotherapie half ihm die eingeschränkten Bewegungsabläufe wieder herzustellen, mit Logopädie die Sprache zu normalisieren und die Wortfindungsstörungen abzubauen. „Manchmal ist es auch heute, nach drei Jahren, noch so, dass mir einzelne Worte nicht spontan einfallen wollen, aber die Logopädin hat mir Tricks beigebracht, wie ich das umgehen kann bzw. wie ich mich an das fehlende Wort erinnere“, sagt er mit einem Lächeln.
Plötzlich kam die Angst
Er war schon eine ganze Weile aus der Reha zurück aber noch nicht wieder arbeitsfähig. Daher verbrachte er viel Zeit Zuhause. Seine Frau Gabi war ganztägig arbeiten und sein erwachsener Sohn wohnt in einer anderen Stadt. Sein Tagesablauf gab zu viel Raum zum Grübeln und um sich selbst zu beobachten. Und dann war sie plötzlich da, die Angst.
Denn jedes Mal wenn ihn irgendetwas zwickte kreisten seine Gedanken sofort um das, was ihm wiederfahren war und dass das möglicherweise wiedergeschehen kann. Dieses negative Gefühl kam immer häufiger und er steigerte sich derart heftig hinein, dass sein Blutdruck auf 200 hochschnellte. Umgehend wurde er wieder ins Marienhospital eingeliefert und kam erneut auf die Stroke Unit (Spezialstation für Schlaganfallpatienten). Hier konnte man jedoch nichts diagnostizieren, dass auf ein körperliches Defizit hindeutete. Man gab ihm die Empfehlung sich in psychologische Behandlung zu begeben, um seine Ängste abzubauen. Zum Psychologen? Das war ihm dann doch suspekt. „Da war ich doch noch nie. Und was soll ich da“, so schildert er seine ersten Gedanken.
Aber er wollte und musste sich seiner Angst, die sich schon zu einer beginnenden Depression ausweitete, stellen. Es war nicht die Angst vor dem Tod, sondern von jetzt auf gleich nicht mehr gebraucht zu werden und nichts mehr alleine zu können. „Ich hatte riesige Angst ein Pflegefall zu werden. Ich war doch immer der, der geholfen hat. Ob im Beruf bei der Bahn oder sonst im alltäglichen Leben“, sagt er mit ernster Mine.
Also begab er sich zur regelmäßigen psychologischen Behandlung nach Kalkar und in eine erneute Reha nach Füssen.  „Das alles hat mir unglaublich geholfen. Aber die beste Medizin hat mit ein Arzt in Kalkar verabreicht. Dieser fragte mich nach meinen Hobbies und ich erwähnte, dass ich sehr gerne und auch viel lese. Darauf hin meinte der Arzt, dann könne ich doch auch ein Buch schreiben über das, was mich beschäftigt. Denn wer lesen kann, der kann auch schreiben“, erzählt Baaken sehr emotional.
Mit dem Gedanken, tatsächlich ein Buch zu schreiben, setzte er sich intensiv auseinander und kaufte eine Ausgabe „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“ von Gabi Köster (Kölner Komikerin, erlitt 2008 einen schweren Schlaganfall), um herauszufinden wie andere das gemacht haben.
Baaken war aber enttäuscht über den Inhalt, da nicht wirklich etwas über ihre Krankheitsgeschichte und ihre Ängste in dem Buch stand. „Das kann ich besser“, war seine Überzeugung. Er setzte sich an seinen PC und fing an drauf los zuschreiben. „Am ersten Tag hatte ich bereits 50 Seiten geschafft“, sagt er voller Begeisterung. Eva Dicks, die er aus der ehrenamtlichen Hilfe kennt –  die beiden geben Deutschkurse für Flüchtlinge im Sporthotel – bestärkte ihn darin und bot ihm Hilfe beim Korrekturlesen an. Sie brachte ihn auch darauf, das Buch im Selbstverlag zu produzieren. (Anm. d. Red. Selbstverlag oder Eigenverlag bezeichnet die Herausgabe eines Buches oder anderer Publikationen durch einen Autor selbst, der damit zum Selbstverleger wird).
Nach rund sechs Monaten des Recherchierens und Schreibens sowie Dank der Unterstützung durch seine Familie war es dann soweit, das Buch war mit 228 Seiten fertiggestellt. Das erste vollständige Exemplar gab er seiner Mutter zur Lektüre. „Nach zwei Tagen war sie fertig und war mächtig stolz auf mich“, sagt er mit leicht wässrigen Augen. „Wenn ich die Endfassung lese, dann hätte ich heute sicherlich 350 Seiten schreiben können. Es fallen mir jeden Tag noch Dinge ein, die erwähnenswert sind“.
„Ich möchte mit diesem Buch auch manchem die Hoffnung geben, dass nach einem Schlaganfall das Leben auch immer noch schön sein kann. In der Reha habe ich viele, jüngere und ältere Menschen kennengelernt, die nicht so viel Glück wie ich gehabt haben. Denen möchte ich Mut machen.” Sein Lebensmoto heute lautet: „Bevor du sagst, das kann ich nicht, versuche es und du wirst sehen, du kannst es. Nach dieser Maxime hatte ich die letzten zwei Jahre nicht gelebt. Jetzt kommt das gute Gefühl wieder und es geht mir gut, auch wenn die Angst nicht vollständig weg ist“.
Er hat Pläne. Er arbeitet wieder bei der Deutschen Bahn, erfüllt aber andere Aufgaben als früher, da er in dem was er zuvor machte nicht zu 100 Prozent einsatzfähig ist.
„Ich gehe wieder gerne zur Arbeit und meine neue Tätigkeit füllt mich aus. Ich werde dann in gut drei Jahren in Rente gehen können und spätestens dann werde ich wieder ein Buch schreiben. Vielleicht wird es eine ergänzende Fassung des jetzigen sein oder etwas gänzlich anderes. Erste Ideen habe ich bereits. Jetzt bin ich erst mal gespannt, wie mein Buch angenommen wird und wie die Reaktionen darauf sein werden. Das Buch ist erschienen unter dem Titel „….und danach kommt die Angst“ und kann als Taschenbuch in jeder Buchhandlung oder auch als eBook erworben werden. Wer Baaken schreiben möchte, der kann ihm eine Nachricht unter baaken@gmx.net zukommen lassen.

Geschickte Kevelaerer Geschichte

Seit den 80er Jahren sammelt Christoph Bristioph Bercker Ansichtskarten von Kevelaer. „Ich habe mich schon immer für Kevelaerer Geschichte interessiert, denn auch meine Familie hat eine lange Geschichte hier in der Stadt“, begründet er seine Sammelleidenschaft. Sein Urgroßvater Franz-Hermann Bercker war Gründer der „Fa. Butzon und Bercker“, Großvater Joseph Bercker war Verleger des „Heiligen Apostolischen Stuhls“ und Vater Rudolf Bercker Devotionalienhändler am Kapellenplatz und Großhändler in der Venloer Straße. „Die Postkarten schildern die Entwicklung von Kevelaer und zeigen, mit welchen Bildern Grüße in die ganze Welt versendet wurden.“
Die älteste seiner etwa 150 antiken Grußkarten stammt von 1894. Neben der Gnadenkapelle sind die Basilika, die Kerzenkapelle, der Kreuzbaum vom Kreuzweg und die Consolatrix Afflictorum zu sehen. Auch seine Lieblingskarte ist nicht deutlich jünger. „Es ist die richtig kitschig-schöne Karte mit der gestanzten Goldborde und der über dem Kapellenplatz thronenden Maria“, hält Bercker sie lächelnd hoch.
Neben den Grußkarten hat der Sammler noch gut 50 Karten mit Darstellungen der Gnadenkapelle sorgfältig in Sammelordnern sortiert. Auch über 50 Karten mit Hotels und Gaststätteninnenansichten (Hotel zur Sonne, Hauptstraße 10) sind dort zu finden. Eine Karte zeigt den „Kölner Hof“, Hauptstraße 36, von Pet. und Heinrich Boes (heute Drogeriemarkt Müller). Auf der Karte ist auch zu sehen, dass zu dieser Zeit die Anzahl der Telefone in Kevelaer noch recht niedrig war, denn sonst wäre die Rufnummer nicht nur zweistellig, nämlich „22“ gewesen. Auch öffentliche Gebäude wie das „Kaiserliche Postamt“ (von 1910) oder ortsansässige Handwerksbetriebe sind auf den Karten abgebildet. So wurde der Steinmetzmeister Carl Hoss oder die Orgelbauhütte Seifert beworben.
Dass Besonderheiten auch manchmal auf der Rückseite zu finden sind, zeigt der wahre Schatz, den der Sammler sein Eigen nennt. Hier ist nicht das Bild die Besonderheit, sondern das Geschriebene, beziehungsweise der Autor. Am 19.12.1889 bekommt da ein gewisser Maler Ed. Peschges nach Kempen handschriftliche Anweisungen für die Farbgebung von Blättern, Blumen und Text gesandt. „Das Grün hellgelblich im Licht (lichter ocker), in den Halbtönen etwas mehr zinkgrün, aber nicht zu blaugrün, beides hell genug, dass es vom schwarzen Grund von unten gesehen sich klar abhellt.“ Geschrieben hat diese Karte kein anderer als „Ergebenst Fried. Stummel Maler“. Auch die Ortschaften, Winnekendonk, Wetten, Kervenheim und Twisteden werden auf Karten von 1910 – 1951 dargestellt.
Eine Stadt voller Verleger
Die Karten zeigen aber noch etwas. Kevelaer war über eine lange Zeit eine Stadt voller Verleger, wie die Herstellerhinweise der Karten verraten. Unter anderen findet man die Verlage Fritz Forstreuter, Josef Vorfeld, P. Köster, Alois Reder und Carl Steven.
Manchmal produziert so eine Sammlung auch einmal Gänsehaut. Ein Freund brachte ihm vor ein paar Jahren eine Kevelaerer Postkarte von einem Trödelmarkt aus Köln mit.
In einer vollen Kiste mit alten Karten hatte er eine Postkarte gefunden, die die Mutter von Christoph Bercker kurz nach dem Krieg an seinen Bruder geschickt hatte. „Noch heute bekomme ich davon aufgestellte Haare“ so der Kevelaerer. Für Christoph Bercker ist es ein Vergnügen, Heimatgeschichte und Kunsthandwerk (so bezeichnet er die Karten) festzuhalten, um sie an folgende Generationen weiterzugeben.

Endlich besiegelt

Auf einen wunderschönen Traumtag blicken Nina und Pascal Tenhaef zurück. „Ja, es war unsere Traumhochzeit“, berichtet das frisch getraute Ehepaar. Nina und Pascal Tenhaef gaben sich in der St. Antonius-Kirche Kevelaer ihr Jawort.
Den bewegenden Traugottesdienst, den das Brautpaar selbst mit vorbereitet hatte und der musikalisch von Elmar Lehnen begleitet wurde, zelebrierte der ehemalige Kaplan von St. Marien, Pastor Hendrik Wenning. Er schenkte dem Kevelaerer Paar Gottes Segen für einen gemeinsamen Lebensweg. „Unsere Liebe braucht jetzt endlich eine Besiegelung“, so der Bräutigam und erntet dafür zustimmendes Lachen seiner frisch angetrauten Frau.
Eine Liebe, die 2008 ihren Anfang nahm. Daran waren auch die Trauzeugen des Brautpaares nicht ganz unbeteiligt. Das Aufeinandertreffen ihrer jeweiligen Freunde lässt schon beim ersten Treffen einen gewissen Funken zwischen Nina Hanrath und Pascal Tenhaef überspringen. Dieser führt zu einem weiteren Kennenlernen. „Da mein Vater, (Peter Tenhaef, FKT 2008, Anmerkung der Redaktion), in dem Jahr auch noch die Festkette der Stadt Kevelaer trug, wurde Nina gleich in die Vorbereitungen und alles, was dazugehört, mit eingebunden“, berichtet der Lagerist der väterlichen Getränkefirma schmunzelnd.
„Ich wurde aber auch direkt in der Familie aufgenommen“, ergänzt die 29-jährige Braut fröhlich. In dieser Zeit lernt Pascal Tenhaef die Vorzüge des Vereinslebens kennen, tritt in die Hubertus-Gilde ein. „Es ist der Zusammenhalt, die Gemeinsamkeit, die mich diesen Schritt haben machen lassen“, erklärt der 31-jährige, amtierende Stadtbundkönig. Ein Schritt, den seine Frau gerne mitträgt. 2015 steht sie ihm als Königin zur Seite. „Wir haben gemeinsam ein so schönes Jahr erlebt“, erinnert sich das Paar nur zu gerne an diese Zeit.
Stadtbundkönigspaar
2013 richtet sich das reiselustige Paar ein gemeinsames Nest auf der Koxheidestraße ein. „Von hier aus erkunden wir die Welt“, so die Erzieherin im St. Hubertus-Kindergarten, die vor einer geplanten Thailandreise im vergangenen Jahr eine besondere Geburtstagsüberraschung erleben sollte. Eine Herztorte verbirgt einen überraschenden Heiratsantrag. „Ich war so verblüfft, dass ich die Ringe auf der Torte total übersehen hatte“, gesteht die überraschte Braut, die ihr Glück kaum fassen kann, dann aber dem Antrag zustimmt.
Dem folgte am 7. Juli die standesamtliche Trauung und nun die kirchliche Trauung. Ihre Traumhochzeit feierte das traditionsbewusste und heimatliebende Paar mit der Familie und einem großen Freundeskreis im Knoase-Saal in Wetten. Zwar lieben Nina und Pascal Tenhaef das Reisen und freuen sich schon jetzt auf ihre etwas verschobene Hochzeitsreise, eine Mittel-Amerika-Kreuzfahrt, aber: „Unsere Heimat ist und bleibt Kevelaer“, versichert das Paar, „hier haben wir unsere Familien und unsere Freunde“, sagen Nina und Pascal Tenhaef, fassen sich an den Händen und genießen ihr Glück.

Ines und Leo haben „Ja“ gesagt

Noch immer strahlen die Frischvermählten um die Wette. Leo und Ines Reinders haben sich das Jawort gegeben. Der 29-jährige Bräutigam arbeitet nach seinem erfolgreich abgeschlossenen Architekturstudium seit drei Jahren in einem Architekturbüro in Krefeld. Seine 22-jährige Frau ist als Erzieherin in einem Kindergarten in Strae­len tätig. Kennengelernt haben sich Ines, geb. Gorthmanns aus Weeze, und Leo vor zwei Jahren bei „Mine“ im Prinzenhof. Das junge Ehepaar wohnt in Kevelaer und schwört auf seine Heimat. Können die beiden doch so auch ihren Familien nahe sein und den Wirkungskreis erweitern.
Während beide begeistert Tennis spielen, genießt Ines Reinders auch das Glück auf dem Rücken der Pferde. Ihr Mann schwingt sich dagegen gerne aufs Rennrad oder begibt sich in luftige Höhen beim Drachenfliegen. Dies unterrichtet er auch selber in Süddeutschland.

Mehr Taufen, gleich viele Trauungen, weniger Austritte

Im Kreis Kleve lebten im vergangenen Jahr 191.236 Katholiken. Das geht aus der Statistik des Bistums Münster für das Jahr 2016 hervor. 696 Menschen haben 2016 ihren Austritt aus der Kirche erklärt, 68 weniger als im Jahr zuvor. Damit ist die Zahl der Austritte bereits im zweiten Jahr rückläufig. 27 Gläubige sind im vergangenen Jahr wieder in die Kirche aufgenommen worden, hinzu kamen 16 Eintritte aus anderen christlichen Konfessionen.
Deutlich gestiegen ist die Zahl der Taufen. 1.404 Mal wurde das Sakrament gespendet, 96 Mal mehr als im Jahr 2015, zur Erstkommunion sind im Kreis Kleve 1.453 Kinder gegangen, das ist ein Minus von 71. Rückläufig ist die Zahl der Firmungen (1.216 zu 1.349), die der Trauungen ist mit 338 exakt auf Vorjahresniveau geblieben. Es gab 2.154 Bestattungen. Das sind 94 weniger als 2015.
Der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, erklärt zu den Zahlen für das gesamte Bistum: „Über 8.000 Menschen sind im vergangenen Jahr in unserem Bistum aus der Kirche ausgetreten. Die Zahl ist – auch wenn sie deutlich niedriger ist als im Vorjahr – schmerzhaft hoch. Dahinter  verbergen sich individuelle Geschichten und Gründe für den Austritt. Als Kirche im Bistum Münster müssen wir sehr genau auf diese Gründe schauen. Und wir müssen Schritte auf die Menschen zugehen, um ihnen deutlich zu machen: Wir sind keine Kirche der Ab- und Ausgrenzung, sondern eine Kirche, die die Beziehung zu den Menschen sucht und ihnen zeigt, dass die Beziehung zu Jesus Christus das Leben bereichert.
Hier stehen wir in unserem Bistum in wichtigen Veränderungsprozessen: Wir wollen die Beziehung zwischen der Liturgie, also den gottesdienstlichen Feiern, und dem Leben der Menschen stärken. Wir wollen intensiver auf Menschen zugehen, die sich in schwierigen Lebenssituationen oder am Beginn einer neuen Lebensphase befinden. Und wir wollen unser Profil als katholische Kirche im Bistum Münster schärfen: Kirche im Bistum Münster, das sind nicht nur die so genannten Amtsträger oder die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern das sind alle Getauften mit ihren individuellen Begabungen und Fähigkeiten.
Jedem dieser Getauften, die – vielleicht trotz mancher Kritik  an unserer Kirche – weiter zu unserer Gemeinschaft gehören und sich auf unterschiedliche Weise einbringen, bin ich sehr dankbar. Dieser Dank gilt, und das möchte ich vor dem Hintergrund der im November anstehenden Wahlen betonen, besonders den mehr als 2.000 Frauen und Männern, die sich in den Pfarreiräten in unserem Bistum engagieren. Ich weiß, dass diese Arbeit manchmal mühsam ist. Aber wie großartig ist es, dass es diese Menschen gibt, die sagen: Ich bin bereit, mich auch über einen längeren Zeitraum in meiner und für meine Kirche einzusetzen. Zusammen, da bin ich trotz mancher Zahlen, die die aktuelle Statistik zeigt, zuversichtlich, werden wir als Kirche im Bistum Münster eine gute Zukunft haben.“