Geschickte Kevelaerer Geschichte

Seit den 80er Jahren sammelt Christoph Bristioph Bercker Ansichtskarten von Kevelaer. „Ich habe mich schon immer für Kevelaerer Geschichte interessiert, denn auch meine Familie hat eine lange Geschichte hier in der Stadt“, begründet er seine Sammelleidenschaft. Sein Urgroßvater Franz-Hermann Bercker war Gründer der „Fa. Butzon und Bercker“, Großvater Joseph Bercker war Verleger des „Heiligen Apostolischen Stuhls“ und Vater Rudolf Bercker Devotionalienhändler am Kapellenplatz und Großhändler in der Venloer Straße. „Die Postkarten schildern die Entwicklung von Kevelaer und zeigen, mit welchen Bildern Grüße in die ganze Welt versendet wurden.“
Die älteste seiner etwa 150 antiken Grußkarten stammt von 1894. Neben der Gnadenkapelle sind die Basilika, die Kerzenkapelle, der Kreuzbaum vom Kreuzweg und die Consolatrix Afflictorum zu sehen. Auch seine Lieblingskarte ist nicht deutlich jünger. „Es ist die richtig kitschig-schöne Karte mit der gestanzten Goldborde und der über dem Kapellenplatz thronenden Maria“, hält Bercker sie lächelnd hoch.
Neben den Grußkarten hat der Sammler noch gut 50 Karten mit Darstellungen der Gnadenkapelle sorgfältig in Sammelordnern sortiert. Auch über 50 Karten mit Hotels und Gaststätteninnenansichten (Hotel zur Sonne, Hauptstraße 10) sind dort zu finden. Eine Karte zeigt den „Kölner Hof“, Hauptstraße 36, von Pet. und Heinrich Boes (heute Drogeriemarkt Müller). Auf der Karte ist auch zu sehen, dass zu dieser Zeit die Anzahl der Telefone in Kevelaer noch recht niedrig war, denn sonst wäre die Rufnummer nicht nur zweistellig, nämlich „22“ gewesen. Auch öffentliche Gebäude wie das „Kaiserliche Postamt“ (von 1910) oder ortsansässige Handwerksbetriebe sind auf den Karten abgebildet. So wurde der Steinmetzmeister Carl Hoss oder die Orgelbauhütte Seifert beworben.
Dass Besonderheiten auch manchmal auf der Rückseite zu finden sind, zeigt der wahre Schatz, den der Sammler sein Eigen nennt. Hier ist nicht das Bild die Besonderheit, sondern das Geschriebene, beziehungsweise der Autor. Am 19.12.1889 bekommt da ein gewisser Maler Ed. Peschges nach Kempen handschriftliche Anweisungen für die Farbgebung von Blättern, Blumen und Text gesandt. „Das Grün hellgelblich im Licht (lichter ocker), in den Halbtönen etwas mehr zinkgrün, aber nicht zu blaugrün, beides hell genug, dass es vom schwarzen Grund von unten gesehen sich klar abhellt.“ Geschrieben hat diese Karte kein anderer als „Ergebenst Fried. Stummel Maler“. Auch die Ortschaften, Winnekendonk, Wetten, Kervenheim und Twisteden werden auf Karten von 1910 – 1951 dargestellt.
Eine Stadt voller Verleger
Die Karten zeigen aber noch etwas. Kevelaer war über eine lange Zeit eine Stadt voller Verleger, wie die Herstellerhinweise der Karten verraten. Unter anderen findet man die Verlage Fritz Forstreuter, Josef Vorfeld, P. Köster, Alois Reder und Carl Steven.
Manchmal produziert so eine Sammlung auch einmal Gänsehaut. Ein Freund brachte ihm vor ein paar Jahren eine Kevelaerer Postkarte von einem Trödelmarkt aus Köln mit.
In einer vollen Kiste mit alten Karten hatte er eine Postkarte gefunden, die die Mutter von Christoph Bercker kurz nach dem Krieg an seinen Bruder geschickt hatte. „Noch heute bekomme ich davon aufgestellte Haare“ so der Kevelaerer. Für Christoph Bercker ist es ein Vergnügen, Heimatgeschichte und Kunsthandwerk (so bezeichnet er die Karten) festzuhalten, um sie an folgende Generationen weiterzugeben.