Politik für die Menschen machen

Aus seinem „Sabbatjahr“ wird wohl nichts: Eigentlich hatte der Winnekendonker Burkhard Bonse vorgehabt, alle zeit­intensiveren ehrenamtlichen Verpflichtungen für zwölf Monate ruhen zu lassen. Mit Blick auf die in zwei Jahren anstehende Rentenzeit habe er neu überlegen wollen, wo er seine Kräfte weiterhin einsetzen möchte. Dann starb Helmut Baues, und Bonse, bereits mehrere Jahre im Vorstand der CDU Winnekendonk, rückte nach in den Rat der Stadt Kevelaer.
1985 kam der heute 62-Jährige berufsbedingt nach Winnekendonk. Er ist als Mitarbeiter eines genossenschaftlichen Prüfungsverbandes tätig, der u. a. im Auftrag der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht in 14 Bundesländern Volks- und Raiffeisenbanken prüft. In der wenigen Freizeit hat Bonse sich zwischen 1986 bis 2016 in der evangelischen Kirche im Presbyterium, in der Kreissynode und im Vorstand der Evangelischen Rechnungsprüfungsstelle Niederrhein engagiert. Im Urlaub zieht es ihn und seine Frau seit einigen Jahren hoch hinaus: Die leidenschaftlichen Bergwanderer haben die Hochtouren für sich entdeckt. Und dann ist da noch seit sieben Monaten der erste Enkel, mit dem die Großeltern gerne Zeit verbringen.
Die Politik hat Bonse 2011 für sich entdeckt. Seine Wahl fiel aus religiösen Gründen auf die CDU: „Es geht nicht um einen christlichen Staat oder eine christliche Gesellschaft. Aber das gesellschaftliche Leben sollte unter christlichen Gesichtspunkten geführt werden“, fordert Bonse in Anlehnung an Dietrich Bonhoeffer. „Wir müssen Entscheidungen immer hinterfragen, wie sie sich auf die Menschen auswirken.“
Gemeinsam mit Bonse wurde am 19. Oktober auch Hans-Georg Knechten in den Rat aufgenommen. Auch für ihn kam das Amt überraschend, da er für den verstorbenen Egon Kammann nachrückt. Anders als sein Fraktionskollege hat sich der 63-Jährige schon seit der Jugend zunächst in Weeze in der Jungen Union und dann in der CDU engagiert. Seine Frau bewegte ihn zum Umzug nach Kevelaer. „Dafür bin ich heute sehr dankbar“, sagt der Mann, dessen Vater „überzeugtes Mitglieder der Zentrumspartei“ war und so im Sohn die Lust an politischen Debatten weckte. „Ich versuche immer, Leute zu überzeugen – oder mich überzeugen zu lassen.“
Aus persönlichen Gründen trat Knechten später jedoch aus der CDU aus. „Bestimmte Strömungen in der CDU Kevelaer haben mir nicht gefallen“, erinnert er sich. 2013 reaktiviert der Sparkassenbetriebswirt seine Mitarbeit bei der CDU. Er habe gemerkt: „Wenn du nicht aktiv bist, kannst du auch nichts beeinflussen.“
Auch Knechten arbeitet seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Kirche mit. Mehr als 20 Jahre ist er im Kirchenvorstand von St. Antonius, wirkt im Vorstand des Kirchenbauvereins („Wir haben die schönste Kirche in Kevelaer“) und seit 1996 auch im Kuratorium des Karl-Leisner-Klinikums.
Seine Freizeit verbringt der frisch gebackene Rentner gerne gemeinsam mit seiner Frau auf dem Boot. „Zum 40. Geburtstag hatte mich mein Bruder gefragt, ob wir nicht den Motorradführerschein machen sollten“, erzählt er. Nach einem Veto seiner Frau und der Anregung eines Freundes sei daraus dann der Bootsführerschein geworden. Und noch ein Hobby teilt er mit seiner Frau: das Singen im Kirchenchor von St. Antonius Kevelaer. „Wir suchen noch Mitglieder“, wirbt er.
Politisch wird er künftig neben dem Rat auch im Kulturausschuss und im Haupt- und Finanzausschuss arbeiten, in letzterem gemeinsam mit Bonse. Der ist zudem Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung und im Rechnungsprüfungsausschuss. Als Winnekendonker bewegt Bonse die jüngste Grundschuldebatte und natürlich die OW1. Knechten pflichtet bei: „Wer gegen die OW1 ist, ist gegen die Menschen.“ Die Entwicklung auf der Hüls begrüßen beide, „damit Kevelaer auch in 20 Jahren noch unverwechselbar ist“, sagt Bonse. Und Knechten freut, „dass endlich ein Projekt mal durchgezogen wird“.