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Der Beständige

Hermann Voss sitzt mit seiner Ehefrau Yvonne gewissermaßen auf „gepackten Koffern“ und fiebert Sonntagabend in seinem Haus an der Endstraße dem Abflug entgegen. „Um drei Uhr nachts geht es Richtung Düsseldorf, um sechs Uhr geht die Maschine“, erzählt Voss, dass man sich in Richtung westliche Agäis zu den nördlichen Sporaden Griechenlands aufmacht.
„Statt Geschenken gibt es den Urlaub mit der Frau – das war einfach mal eine gute Idee. Aber wir feiern mit der Familie sicher nach“, kann er auf diese elegante Weise auch dem Chor der Gratulanten entgehen. Und die 46-Jährige ergänzt: „Und es ist die Hoffnung, dass es ruhiger wird.“
Vor 65 Jahren erblickte Hermann Voss im Kevelaerer Krankenhaus das Licht der Welt – das Baugeschäft des Vaters befand sich unmittelbar neben dem Hospital, „da wo die Krankenwagen heute runterfahren“. Für ein Jahr geht der junge Hermann noch zur Volksschule am Markt, danach ist er auf der Antonius-Grundschule an der Biegstraße.
Auf dem Kardinal-von-Galen-Gymnasium absolviert er die mittlere Reife, geht auf die höhere Handelsschule in Geldern. „Ursprünglich wollte ich Luftverkehrskaufmann werden und bei einer Fluggesellschaft arbeiten“, erinnert sich der Jubiliar.
Weltweite Kontakte
Stattdessen macht er anschließend bei den Deutschen Edelstahlwerken in Krefeld eine Lehre als Industriekaufmann, kommt in die Logistik und organisiert das „english overseas shipment“ , wo die Güter in Containern in Schiffe geladen werden. „Das war interessant, da hat man weltweite Kontakte geknüpft, das hat immer Spaß gemacht und nach Welt geatmet.“ Dort arbeitet er 45 Jahre lang, bis er am 1. Juni diesen Jahres in Rente geht.
Im Jahr 1971 tritt er in den Bürgerschützenverein Kevelaer ein. „Die Schützen waren bei mir früh auf dem Schirm“, lächelt der 65-Jährige. Schon der Vater war bei den Schützen, der Klassenlehrer war dort Major – und als Kind war Hermann bereits Vogelträger.
„Wir sind mit einem Stamm von fünfzehn Leuten über zwei Jahren hinweg eingetreten, die alle noch heute irgendwie aktiv sind.“ Dabei ist auch Gerd Aengenheyster, der ihn über die Jahre als Freund und später als stellvertretender Präsident stets begleitet.
1978 wird er Adjutant des Präsidenten Werner Zumkley. „Ich werde das machen, wenn ihr dort mitmacht“, machte Voss gegenüber seinen Schützenfreunden deutlich. Denn sich nach vorne hin groß aufplustern und in der ersten Reihe stehen, ist seine Sache nicht. „Wat mutig angeht, war ich ‚ne bange Bux‘“, gesteht er heute im Rückblick.
Als Zumkley zehn Jahre später schwerkrank wird, ist es für Voss selbstverständlich, für ihn das Amt zu übernehmen. Denn seine Einstellung ist glasklar: „Egal in welchen Verein ich reingehe, da muss ich bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.“
Festkettenträger
Seine Frau Yvonne, die in der stationären Jugendhilfe tätig ist, lernt er 1991 auf der Hubertuskirmes kennen. Die achtzehn Jahre Altersunterschied machen dem Paar nichts. „Da war irgendwie sofort die Chemie da, das hat gepasst“, war für beide die Sache sofort klar.
Ihr Vater war als Feuerwehrmann Festkettenträger, sie selbst geht früh in den Reiterverein. Gerd Plümpe ist ihr Mentor. „Die Geselligen Vereine waren mir also nicht unbekannt“ – und somit klar, dass sie die Leidenschaft ihres Ehemannes mitträgt. Was sie besonders am ihrem Hermann schätzt? „Seine Kontinuitität und Beständigkeit, das Sich-Kümmern und gegenseitig den Rücken freihalten.“
Mittlerweile ist er seit 1988 ununterbrochen im Amt, durfte in der Zeit dreimal mit dem Verein die Kirmes organisieren und den Festkettenträger stellen. Im Jahr 2001 trägt Voss die Festkette sogar selbst. „Das ist die größte Ehre und Auszeichnung, die man als Miglied der Geselligen Vereine erhalten kann“, merkt man ihm bis heute die Freude und den Stolz über diese Ehrenbezeugung an.
Generationenwechsel
Im vergangenen Jahr ist sein Freund Gerd Aengenheyster aus dem Vizeamt ausgeschieden, 2018 wird ihm Hermann Voss nachfolgen. „Dreißig Jahre sind eine ganz lange Zeit – da muss dann mal irgendwann auch ein Generationenwechsel her“, zeigt sich der Jubiliar überzeugt, dass es dann auch ganz gut sein wird, „auch mal Schütze A… in der letzten Reihe zu sein.“
Mit dem Rentnerdasein und dem Rückzug vom Amt wird für den passionierten Doppelkopfspieler und Gartenarbeiter dann für diese Vorlieben mehr Zeit bleiben – genauso wie für seinen neunjährigen Labrador und die Familie.
Mit seinem Motorroller kann er seine Frau auf ihren Motorradfahrten entlang des Niederrheins und nach Holland nun häufiger begleiten – und als relativ „junger“ Vater mit zwei Jungs von 21 und 18 Jahren möchte er von deren Weiterentwicklung noch soviel miterleben, wie es eben geht. „Das ist ein wichtiges Ziel“, sagt er ganz bewusst.
 
 

„ABInauten“ – wir greifen nach den Sternen

Pfarrerin Karin Dembek und Kaplan Christoph Schwerhoff zogen feierlich mit der Abiturientia des Kardinal-von-Galen Gymnasium in die mit Lehrern, Eltern, Familienangehörigen und Freunden voll besetzte St. Antonius Kirche ein. Den 74 Schülerinnen und Schülern, die soeben das Abitur bestanden und so den höchsten Schulabschluss in Deutschland erreicht haben, war es wichtig, den neuen, vor ihnen liegenden Lebensabschnitt, unter das Wort Gottes zu stellen.
„Wir machen uns auf den Weg“ und „Wir greifen zu den Sternen – wenn nicht jetzt, wann dann“, waren die Grundaussagen für den Gottesdienst. Schwerhoff stellte nach der Lesung aus Prediger 3, 1-11 fest: „Alles hat seine Zeit und nun ist die Zeit, wo Sie etwas geschafft haben und stolz auf sich sein können. Es ist die Zeit, auch nach einigen Kurven und Umwegen der neuen Bestimmung zu folgen. Gott hat etwas Bestimmtes mit Euch vor und wird Euch dabei helfend beistehen.
Den Gottesdienstes gestalteten auch einige der Abiturienten mit. Gänsehautstimmung verbreitete dabei Lea Halmans, als sie „Wir können alles sein baby“ von Julia Engelmann rezitierte. Sie traf dabei nicht nur den Poetry-Slam-Sound der Autorin, sondern auch mit der Aussage des Textes den Nerv der Anwesenden. Sternenaktion und Segen mit anschließendem Sektempfang und Luftballon-Aktion schlossen den Vormittag ab.
Im Konzert- und Bühnenhaus hingen unzählige silberne Sterne von der Decke als die Gäste und die Abiturientia dort zur Abiturfeier zusammenkamen. „Use Somebody“ von Kings of Leon präsentierten Pia Angenendt (Gesang) und Jan-Joel van den Weyenbergh (Flügel), bevor die stellvertretende Schulleiterin Dr. Astrid Czubayko-Reiß die Anwesenden begrüßte und im Anschluss ein spontanes Geburtstagsständchen erhielt.
Das Grußwort des Bürgermeisters der Stadt Kevelaer, Dr. Dominik Pichler war, wie von ihm gewohnt, in gut gelaunter Manier. Zunächst konnte er es sich nicht verkneifen bei dem gewählten Abi-Motto einige Passagen aus den Star Wars Filmen zu zitieren bevor er („Natürlich werde ich Sie, ebenso wie den vorigen Abi-Jahrgang, nicht mit Latein verschonen“) unter anderem erklärte, dass Abitur vom lateinisch abire ‚davon gehen’, abgeleitet ist. „Er oder sie wird weggegangen. Sie feiern also das weggegangen werdens.“ Als er mit den Worten „Möge die Macht mit Euch sein“ endete, brandete tosender Applaus auf.
Auch die Grußworte der Elternvertretung durch Georg Foitzik, des Jahrgangsstufensprechers Trung Vi Pham und des Schulleiters Oberstudiendirektor Karl Hagedorn wurden mit viel Beifall bedacht. Kathrin Schick (Gesang) und Hannah Müller (Gesang und Flügel) mit Leonard Cohens „Halleluja“, Anna Bieck (Gesang) und Jan-Joel van den Weyenberg mit Peter Maffays „Ich wollte nie erwachsen sein“ und Kathrin Schick und Pia Angenendt mit „Father and Son“ von Cat Stevens sorgten im Verlauf für den musikalischen Rahmen.
Zu ausgewählten Klängen und zu selbsteingereichten Kinderbildern, die auf einen Sternenhimmel projiziert wurden, erhielt jeder Abiturient sein „Reife-Zeugnis“ und eine Rose. Diejenigen, die sich in der Streitschlichtung oder der Schülerverwaltung engagiert hatten wurde zusätzlich ein Buchgeschenk überreicht. Vier Abiturienten wurden besonders erwähnt. Sie hatten die Besten Leistungen erbracht. Ein Abitur mit 1,3 schafften Klara Werthmanns, Lea Halmans und Shannon Mc Govern.

Sophie Thyssen machte als Schulbeste ihr Abitur mit 1,0.


Die Bestleistung mit einem Schnitt von 1,0 erzielte Sophie Thyssen. Etwas verlegen äußerte sie, dass sie eigentlich gar nicht so übermäßig gelernt habe. Nur für Mathematik waren einige Lernstunden erforderlich. Das nächste Jahr möchte sie mit „Work and Travel“ nach Australien und Neuseeland verbringen und voraussichtlich Sport fürs Lehramt und Sportmedizin studieren.
Am Abend und bis früh in den Morgen wurde dann im Bühnenhaus eine riesige „Sternenreise“ unternommen. Mit enormen Aufwand war der Saal dekoriert worden. Neben einem ausführlichen Rückblick bedankte sich die Abiturientia bei den Lehrkräften und besonders den Eltern für die Unterstützung auf dem Weg zum Abitur. Manches Taschentuch der Rührung wurde dabei benötigt. Buffet, Vorträge, viel Erinnerungsaustausch, Musik und Tanz rundeten eine gelungene und fröhliche  Abiturfeier ab.
https://www.kevelaerer-blatt.de/kardinal-von-galen-gymnasium-verabschiedete-abiturientia/

Zum Mitsingen bewegen

Ein herumfuchtelnder Derwisch, 20 faszinierte Sänger und ein von Liedern wie „Herr Jesu Christ, Dich zu und wend und „Friede für dich“ klangerfülltes Kirchenschiff, das waren die „Zutaten“ zur ersten gemeinsamen Probe von Chorsängern der Evangelischen Kirche und Interessierten mit dem niederländischen Chorleiter Tom Löwenthal in der Jesus-Christus-Kirche.
Bei der Probe war auch Sebastian Belleil.  Der aus dem französischen Angers stammende Organist leitet seit zehn Jahren den Kirchenchor: „Das Presbyterium und Frau Dembek haben überlegt, wie wir vielleicht einen noch pfiffigeren Gottesdienst und Chor gestalten könnten.“ Darum habe man dieses Projekt gestartet, um die Erfahrungen miteinander auszutauschen „und ob er von seinen Erfahrungen als Chorleiter etwas geben kann.“ Das Ziel sei nicht nur, den Chor zu unterstützen, sondern den Gemeindegsang generell. „Ich merke selbst als Dirigent, dass die Leute nicht viel singen“, gesteht Beilleil. „Wir wollen einen Impuls kriegen, um mehr Gemeindegesang zu fördern.“ Viele Menschen zwischen 40 und 50 Jahren sagten oft, dass sie das Singen verlernt hätten. „Aber das ist wie Radfahren“, findet Beilleil. „Wer das nicht einübt. Man muss das den Leuten wieder beibringen.“
Dazu gehöre es auch, dass der Chor nicht auf der Empore singen soll, sondern unten als Teil der Gemeinde, um diese auch selbst zum Mitsingen anzuregen. „Wie wir das alles genau machen und wo der Chor steht, ist noch unklar.“
Über ein vielfältiges Repertoire (aus dem Gesangbuch, aber auch mit Gospel und anderen Songs, darunter einem Stück von Löwenthal selbst) wolle man die Leute zum Singen anregen.
Das Projekt ist ausgelegt für den Gottesdienst am Sonntag, 16. Juli. Löwenthal sorgte mit seiner Art der Ansprache jedenfalls für eine gute Stimmung. „Ich hab gehört, dass er kommt und dachte, versuch‘s mal“, meinte Julia Kaenders, die selbst zu so einer Probe noch nicht gegangen war. „Aber es ist ein gutes Gefühl. Es macht Spaß. Er ist sehr profesionell und nimmt einem die Scheu.“
Ähnlich angetan war Jürgen Kulcke: „Ich bin heute da, um was Neues zu machen. Er macht es locker, weiß aber, wie er es beibringen will. Das gefällt mir.“ Es sei wichtig, „auch mal Bahnen zu verlassen“, pflichtete im Hans aus Geldern bei. Man kann also gespannt sein, wie sich das Ergebnis am 16. Juli anhören wird.

Vögel hielten sich ungewöhnlich lange auf der Stange

Nach dem Antreten am Vereinslokal führte der erste Weg zur Eichenstraße, um den amtierenden König Christoph Gehlmann und seine Minister Walter Thyssen und Heinz-Adolf Magoley abzuholen.  Nach dem Fahnenschwenken ging es unter den Klängen des Musikvereins Eintracht Twisteden zum Schießstand am Huxenweg.
Die vorbereitenden Arbeiten, die zahlreichen Helfer am Vormittag sowie das hervorragende Wetter sorgten für optimale Rahmenbedingungen. Scheinbar gefiel es den  beiden Vögeln ebenfalls so gut, dass sie sich ungewöhnlich lange auf der Stange hielten und es den Schützen in diesem Jahr besonders schwer machten.
Bei den Schützen ging der dritte Preis an Dennis Grüntjens (159. Schuss), der zweite Preis an Alexander Hecks (282. Schuss) und der erste Preis mit dem 284. Schuss an Markus Koenen. Um den Königstitel entbrannte anschließend ein spannender Dreikampf zwischen Siegmund Schlutt, Alexander Hecks und Daniel Witte.
Fast 200 Schuss waren noch notwendig, um den Rest des Vogels von der Stange zu holen. Siegmund Schlutt war am Ende mit dem 476. Schuss der erfolgreiche Schütze. Zu seinen Ministern ernannte er seine beiden Mitbewerber Alexander Hecks und Daniel Witte.
Auch bei den Jungschützen wurde lange geschossen. Neue Prinzessin wurde nach ebenfalls spannendem Verlauf Michelle Schiedeck mit dem 487. Schuss. Ihre Minister heißen Sabrina Hußmann und Niklas Schiedeck. Hier errang Henri Hirschmann den 3. Preis (101. Schuss), der 2. Preis ging mit dem 246. Schuss an die Prinzessin Michelle Schiedeck und der 1. Preis an Manuel Paeßens (401. Schuss).
Bereits zwei Tage zuvor hatten die Jungschützen ihre Prinzen mit der Scheibe ermittelt. Hier setzten sich bei der Jugend Miriam Welbers und bei den Schülern Henri Hirschmann durch. Bis zur offiziellen Amtsübernahme müssen sich aber die neuen Majestäten und Minister noch etwas gedulden. Traditionell beginnt die offizielle Amtszeit erst mit der Proklamation am Kirmessamstag im September.

KFD war „Mit Maria unterwegs“

Eine Kopie des Kevelaerer Gnadenbildes der Consolatrix Affliktorum geht im Jubiläumsjahr von Haus zu Haus. Da lag es für die KFD der Mariengemeinde nahe, das Bild zur ihrer  Maiandacht mit auf den Weg zu nehmen. Im Marienlob wurde das Gnadenbild in der Kerzenkapelle von vielen Frauen in Empfang genommen. Am nächsten Tag starteten fast 40 Frauen mit Fahrrädern oder Autos. In ihrer Mitte das Bildnis der Madonna, wohlgeschützt in einer Ledertasche am Lenker eines Rades. Ziel der Fahrt und Ort der Andacht war die Schlosskapelle in Wissen. Dort war Mitte und Thema der Maiandacht  die  „Mutter Gottes –  Maria als Frau“. Nach dem Segen durch den Präses Pastor Lohmann und einem Gruppenbild vor der Schlosskapelle ging es dann weiter in Richtung Weeze.Dort wurde die Gruppe mit Glockengeläut empfangen und von Pastor Niesmann vor der Kirche begrüßt. Nach einem Gebet und einem Lied stärkten sich alle vor der Rückfahrt im Pfarrheim mit Kaffee und Kuchen. Am nächsten Abend  brachten die Frauen der KFD St. Marien Kevelaer das Bild im Rahmen des Marienlobes wieder zurück.

Viele alte Geschichten in kleiner Runde

Im vorigen Jahr war der Tisch im Goldenen Schwan noch voll besetzt, als der Jahrgang 1936/1937 der St. Antoniusschule zu seinem jährlichem Klassentreffen zusammenkam. An den Tisch passen 14 Gäste. Diesmal hatten aber nur neun Herren daran Platz genommen.
Neben Richard Opwis, der das Treffen mit organisiert hatte, waren zahlreiche weitere bekannte Kevelaerer in dem Jahrgang. Hans Plönes, Willi Rommen, Willi Scholten, Heinz und Willi Quartier, Joseph Plümpe und Walter Kaenders.
„Als wir 1952 aus der Marktschule entlassen wurden da waren wir 66 Jungen. 40 davon sind schon verstorben und viele können aus Alters- und Krankheitsgründen oder weil die Anreise zu schwierig ist, nicht mehr kommen“, sagte Richard Opwis. „Deshalb hatten wir in der Einladung geschrieben, dass es vielleicht die letzte Gelegenheit ist, sich hier zu treffen.“ Neben Opwis waren Felix Passens, Walter Kaenders, Willi Quartier, Jakob Terlinden, Joseph Plümpe, Josef Daniels, Rudi Maliani und Otto Hüllekens gekommen.
Aber auch die kleine verbliebene „Truppe“ freute sich an dem Wiedersehen. Es wurden neben aktuellen Lebensgeschichten Erinnerungen ausgetauscht. Natürlich war Lehrer Franz Jaschke (* 1901, † 1985), bei dem man Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt hatte, ein Thema: „Wer bei dem gut singen konnte, der hatte gute Karten. Jaschke hatte einen Knabenchor. Das war etwas ganz besonderes in dieser Zeit. Weil er aus Schlesien stammte, mussten wir oft `Und in dem Schneegebirge´ singen“, erinnerte sich einer der ehemaligen Schüler. „Wir sind noch Zeitzeugen vom Krieg, den wir erleben mussten. Panzer rollten über den Marktplatz direkt an unserer Schule vorbei, am Bahnhof gingen welche in Stellung und hier gegenüber im ehemaligen ‚König von Spanien‘, da war das Rote Kreuz einquartiert.“
Von den Anwesenden ist nur noch Richard Opwis berufstätig,  mit seinem Herrenbekleidung-Geschäft in der Bahnstraße („Im Geburtshaus von Richard Opwis“, wie es dort angeschlagen ist). Die weiteren Teilnehmer kommentierten dies lachend: „Der will Prince Philip, den Prinzgemahl der britischen Königin Elisabeth II noch übertreffen, der geht jetzt mit 96 in Rente.“
So saß man noch lange zusammen und machte sich zum Abschied gegenseitig Mut, dass man es vielleicht doch schaffen würde, sich nächstes Jahr am dritten Samstag nach Ostern wiederzusehen.

Beim Wiedersehen nach 60 Jahren gab es viel zu erzählen

„Es war zu der Zeit, wo noch Anstand und Sitte herrschte, Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet wurden und es auf dem Pausenhof eine imaginäre Trennwand gab, die beide Geschlechter voneinander trennte“, erinnert sich eine Jubilarin der Diamantenen Kommunion, die nun in Kevelaer gefeiert wurde, an das Jahr 1957. „Die Mädchen gingen mit gesenktem Blick und waren total eingeschüchtert.“ Danach zeigt sie ein Foto von dem Tag der Erstkommunion.
Johanna Kusters, geborene Knechten, hatte das Treffen mit Hilfe von Rainer Peters organisiert.  Aus allen Himmelsrichtungen (aus Hannover, Wiesbaden, München und Österreich) waren 32 Jubilare gekommen, die vor 60 Jahren in der Antoniuskirche mit Pastor Wilhelm Overlack (1997 verstorben) die erste Heilige Kommunion feierten. Für alle gab es eine freudige Begrüßung und ein großes Hallo vor der Basilika, wo man sich zum Besuch der Abendmesse getroffen hatte. Diese hielt neben dem designierten Weihbischof Rolf Lohmann auch der Russenseelsorger im Bistum Münster, Pfarrer Heinrich Michael Knechten, der auch 1957 in Kevelaer zur Erstkommunion gegangen war.
Lohmann stellte das Johannesevangelium 21, 1-14, wo Jesus sich am See Tiberias den Jüngern zu erkennen gibt, indem er sie nach erfolglosem Fischfang noch einmal hinaus schickt, um dann mit vollem Netz wieder an Land zu kommen, und den Roman „Der alte Mann und das Meer“ von  Ernest Hemingway nebeneinander. „Das kennen wir auch aus dem privaten Bereich. So wie bei dem alten Mann, ist nach vielen Mühen und großem Einsatz die Bilanz oft ein Nichts. Die Geschichte des erneuten Fischzugs auf Gottes Geheiß hin zeigt, das die Zukunft mehr ist als die Verlängerung der düsteren Gegenwart. Sie zeigt, dass da, wo Vertrauen, Verstehen und Zuwendung hinzukommt die Gegenwart Gottes als ein Geschenk das Leben möglich macht. In der Eucharistie bekommen wir das größte Geschenk, nämlich Gott selbst und davon können sich die Jubilare der Diamantenen Kommunion heute noch tragen lassen.“
Nach der Messe wurde auf den Stufen vor der Basilika noch ein Erinnerungsfoto gemacht, bevor man sich zum gemeinschaftlichen Abend im „Alt Derp“ traf. Pfarrer Knechten sang ein russisches Tischgebet, dann ließen es sich alle schmecken und es gab einen langen Austausch von Erinnerungen und Neuigkeiten. Für Johanna Kusters war das Treffen eine der letzten Gelegenheiten, dass sich alle noch einmal wiedersehen konnten: „Viele konnten jetzt schon nicht mehr kommen, weil die Anfahrt zu beschwerlich gewesen wäre. Es gab auch schon Absagen wegen Krankheit oder weil einige schon verstorben sind.“
Ein Teilnehmer erinnerte sich genau an seinen Kommunionunterricht: „Wir wurden vom Lehrer im Fach Glaubenslehre unterrichtet und ab und zu kam der Pastor in die Schule. Jeden Morgen vor der Schule waren wir um sieben Uhr im Halbschlaf in der Kirche. Da gab es zusätzlich biblischen Unterricht und der Besuch der Messe am Sonntag um acht Uhr war Pflicht, ebenso wie die Christenlehre am Sonntag um 14 Uhr. Wenn wir nicht ordentlich mitgemacht hatten, wurde es noch länger und es gab auch schon einmal eine Bibel in den Nacken.“
In die Zeit der Erstkommunion fiel auch der Umzug der alten Volksschule von der Marktstraße in die St. Antonius Grundschule an die Bieg. „Jeder musste seinen eigenen Stuhl tragen und zur neuen Klasse bringen“, erinnert sich ein Teilnehmer. An den Tag der Kommunion konnten sich auch noch einige erinnern. „Wir haben uns in der Schule getroffen und sind dann zusammen mit den Lehrern in einem feierlichen Marsch zur Kirche gezogen. Das Wetter war gut und wir waren stolz auf unsere schönen Kleider.“

Die einstige Geschäftsfrau und Politikerin Christel Janßen wird 65 Jahre alt

Christel Janßen ist eine Frau, die immer viele „Beinamen“ hatte: Ehe-Frau, Geschäfts-Frau, Haus-Frau und Rats-Frau. Vor allem ist und war sie Mutter ihrer drei Kinder Theo, Ralf und Kristina. Am Dienstag, 25. April, wird sie 65 Jahre alt.
Längst ist ihre Familie gewachsen. Die acht Enkelkinder Johanna, Lisanne und Elias, Anton, Josephine und Marleen sowie Titus und Cora zählen dazu. Jeden Mittwochnachmittag feiert Christel Janßen mit ihrem Mann Theo und den Enkeln an der Biegstraße Oma-und-Opa-Tag. „Oma“ backt Brot (und kocht liebend gern); „Opa“ spendiert hausgemachtes Schokoladeneis. Dann wird gespielt.
„Meine Familie war und ist der Mittelpunkt meines Lebens; und sie ist mein Ruhepol“, sagt Christel Janßen. Den hatte sie in ihrer aktiven Zeit als Geschäftsfrau und selbstbewusste Politikerin nötig.
Christel Janßen kommt 1952 auf dem Leukerhof an der Walbecker Straße zur Welt und freut sich noch heute darüber, „dass mein Bruder Theo und ich nicht verwöhnt wurden“. Sie leben vom eigenen Hof, schon als Kind packt sie mit an, brät abends die Kartoffeln und füttert die Hühner. Sie ist dankbar für Vater Theo († 1989), der den Schalk im Nacken hat, und für ihre zurückhaltende Mutter „Berni“ Bernhardine († 2015), die bis ins hohe Alter gern auf dem Hof mit anpackt.
„Ich war als Kind glücklich und zufrieden. Ich konnte mit allem zu meinen Eltern gehen. Bei uns wurde nichts unter den Teppich gekehrt. Wir haben über alles geredet und alles bereinigt“, sagt sie.
Sie besucht je vier Jahre die Marktschule und die neue Antoniusschule an der Biegstraße. Noch weiß sie nicht, dass sie eines Tages schräg gegenüber zu Hause sein wird. Sie wechselt auf die Kreisberufs- und Berufsfachschule, hauswirtschaftliche Richtung und schafft ihre Mittlere Reife.
Sie ist 16 und kennt längst Metzgermeister Theo Janßen von der Biegstraße. Er kommt auf den Hof, um beim Vater Vieh zu kaufen. Manchmal linst er über ihre Schulter, wenn sie Hausaufgaben macht.
1968 schließt sie die Berufsschule ab. Anschließend steht sie mit zwei Kameradinnen an der B 9 und will „per Anhalter“ nach Kevelaer. Sie sind ausgelassen, haben ihre guten Abschlüsse in der Tasche – und wer hält? Der Metzgermeister aus Kevelaer, Theo Janßen.
Etwas später trifft sie ihn beim Tanz in den Mai, sie ist noch immer 16, trägt ein Faltenröckchen und eine weiße Bluse. Theo Janßen, zwölf Jahre älter, tanzt mit ihr. Mit 17 ist sie sicher: „Das ist der Mann, den ich heiraten möchte.“ Ihr angehender Schwiegervater sagt zu ihrem angehenden Ehemann: „Ein bisschen jung ist sie schon!“ Theo entwaffnet ihn: „Alt wird sie von allein.“
Hans Brocks vermittelt ihr eine Stelle in einer Walbecker Metzgerei. Mit einem roten Mofa knattert sie drei Jahre zur Arbeit und lernt neben dem Beruf einer Fleischerfachverkäuferin eine Menge für Laden und Leben. 1971 wechselt sie zu Thielen nach Weeze und schneidet Schinken im Akkord.
1971 die Wende: Der Vater von Theo ist an Krebs erkrankt. Christel und Theo verloben sich. Sie gönnen dem sterbenden Mann das Gefühl, dass für die Zukunft alles zum Besten bestellt ist. Die junge Christel sagt ihm: „Wir müssen ja mal langsam für ein paar kleine Janssens sorgen“ und rührt ihn zu Tränen. Er stirbt kurz darauf.
Am 3. Oktober 1972 heiraten sie. Neun Monate und neun Tage später ist der kleine Theo da. Sie findet, „dass es nichts Wichtigeres in meinem Leben gibt als meine Kinder“ und dass es ihnen nichts nützt, sie mit ständiger, mütterlicher Verfügbarkeit unselbstständig zu halten. Sie gibt ihnen nicht „alle Zeit der Welt“, sondern Intensität in der begrenzten Zeit. Als einer ihrer Söhne weinend aus der Schule kommt, weil die Lehrerin ein Bild von ihm zerrissen hat, lässt sie alles stehen und liegen, wappnet sich mit ihrer Empörung und gibt der Frau Bescheid. – Ansonsten steht sie im Geschäft.
Christel Janßen ist bereits Mutter von zwei Kindern, als sie beschließt, ihre Gesellenprüfung nachzuholen. Sie möchte Lehrmädchen ausbilden, nimmt Privatunterricht, wird erneut schwanger und sitzt schließlich mit herrlich dickem Bauch in der Prüfung. 1978 erhält sie ihren Gesellenbrief mit sehr guten Noten. Sie ist Verkäuferin im Nahrungsmittelhandwerk Fleischer, bildet Nachwuchs aus und gibt ihm weit mehr mit auf den Weg als Wissen. Sie sagt freundlich und sachlich ihre Meinung. Und es liegt gewiss nicht nur am Personal, dass sie mit keiner Angestellten Schiffbruch erleidet.
Als die Kinder größer werden, sieht sie sich nach einer neuen Herausforderung um. Sie und ihr Mann engagieren sich in der Mazedonienhilfe. 1992 meldet Christel Janßen sich in der CDU an, wird 1997 Beisitzerin im Vorstand Kevelaer-Mitte und Beisitzerin im Stadtverbandsvorstand. 1999 kandidiert sie für den Stadtrat und gewinnt ihr Mandat direkt.
Sie bedient keine Erwartungen und keine Seilschaften und bleibt sperrig, wenn ihr gesunder Menschenverstand sie anders berät als Parteifreunde. Sie freut sich an harmonischer Zusammenarbeit, beherzigt aber zugleich, dass „Gesülze niemanden weiterbringt.“ Sie ist sicher: Wo keine Debatten ausgefochten werden, ist Demokratie am Ende.
Zwei der größten politischen Kontroversen in diesen Jahren übersteht sie gegen die „Mehrheitsmeinung“; sie wendet sich gegen die heimlich angezettelte Abwahl des Beigeordneten Ulrich Braasch, und sie protestiert gegen das geplante SB-Warenhaus. Die Wähler mögen sie dafür; sie ist, ohne es zu wollen und ohne es zu sollen, ein Aushängeschild für die Fraktion geworden.
Die Stadtoberen verkennen das. Jahrelang hat Familie Paal bei Fleischer Theo Janßen Würstchen gekauft. Fortan kauft sie woanders. Schuld am Umsatzeinbruch trägt, natürlich, Ehefrau Christel. Sie ist zu aufmüpfig. „Ich kann mich mitten zwischen zwei Stühle setzen, wenn dort mein Platz ist.“
2004 schreibt sie einen Brief an ihre Fraktion. Sie will nicht länger Entscheidungen durchwinken, die die Spitze diktiert. Sie zerpflückt klug das fadenscheinige Vorgehen der Fraktionsführung und beharrt darauf, bei Entscheidungen wie Abriss und Neubau des Rathauses die Bürger einzubeziehen.
Eine Parteikollegin erregt sich darüber, dass „bei der Janßen nichts Gescheites rumkommen kann. Wenn man die schon mit ihren kurzen Röcken sieht!“ Die Länge eines Rocksaums als Gradmesser für Geist und intuitive Kraft – da muss man erst mal drauf kommen. Christel Janßen zieht die Reißleine. Sie gibt der Politik den Laufpass.
Kurze Röcke gehören übrigens zu Christel Janßen, wenn sie die Gelegenheit hat, sich für ein Fest schick zu machen. Das tut sie gern und führt dann ihre schlanken, tennis- und tanzsporterprobten Beine unterm Mini aus. Noch immer trainiert sie mit Theo sonntags in einem Sevelaner Tanzclub.
2005 verkaufen die Janßens ihren vielfach ausgezeichneten Betrieb. Später nimmt Christel Janßen in einer Metzgerei in Twisteden eine Stelle als Fachkraft an und belebt mit ihrer Art das Geschäft.
Sie ist und bleibt mutig, unverblümt offen und herzlich, kräftig im Ausdruck und durchwachsen mit Humor, gesegnet mit geistiger und intuitiver Kraft und schön im Mini. Sie ist eine starke Frau.

Rot = Grün

Eine seltsame Gleichung, die da manche Menschen aufstellen. Was sich dahinter verbirgt, kann ich aus eigenem Erleben erzählen.
Ich wandere mit meiner Kiepe, und das zu Fuß, wie es beim Wandern nun mal nicht anders geht, durch die Stadt und ihre Außenbezirke. Und wenn ich „zu Fuß“ schon so deutlich erwähne, will ich mich absichtlich absetzen von einer Gruppe Mitmenschen, die sich ein Gefährt namens Auto unter den Allerwertesten klemmen. Der gottlob größere Teil von ihnen verhält sich im Straßenverkehr einigermaßen zivilisiert, will heißen, man achtet und beachtet die Verkehrsregeln, die ein gefahrloses Miteinander ermöglichen sollen.
Dieses Miteinander wurde bereits ab 1920 – in Ansätzen schon viel früher –  durch eine bestimmte, sehr notwendige Erfindung erleichtert: Eine sogenannte Lichtsignalanlage, die wir heute kurz als AMPEL bezeichnen. Das Wort kommt von lat. „ampulla“ = Ölflasche.
Was hat nun besagte Flasche mit einigen Autofahrern zu tun? Hier komme ich wieder zu meinen Erlebnissen (Mehrzahl!) der letzten Tage zurück. Ich stand an so einer ampulla, die ja auch zum Schutz der Fußgänger erfunden wurde, und sah das grüne Männchen aufleuchten. Schon der erste Schritt wäre beinahe mein letzter geworden. Ein ziemlich flotter kleiner PKW zog an mir vorbei! Bremsenversagen? Blendung durch tiefstehende Sonne? Oder „einfach“ nur der Gedanke, das reicht noch, bis der Querverkehr anfahren kann?
Dieses „noch mal eben schnell Durchhuschen“ hat in letzter Zeit wie eine Seuche um sich gegriffen, ist an jeder beliebigen Ampelkreuzung zu beobachten. Ob da ein Fußgänger (das bin zum Beispiel ich!!!) gefährdet wird oder ein anderer Autofahrer, der auf seine grüne Ampel vertraut, scheint diesen Herrschaften völlig egal zu sein. Ja, ja „ampulla“ = Flasche.
Apropos beobachten: Mechel hat gesagt: „Solche Leute bringste nur über das Portmonee zur Vernunft. Dat bessert sich nur, wenn du an der Ampel eine kleine Kamera anbaust, die sich andere Städte schon angeschafft haben. Aber bis dahin köj blos kieke en oppasse.“
Euer Hendrick

Rainer Kürvers – Mein Kevelaer

Was schätzen Sie an Kevelaer?
An Kevelaer schätze ich besonders die Ortschaften, die alle individuell reizvolle Besonderheiten aufweisen. Allen ist ein reges Vereinsleben und ein guter dörflicher Zusammenhalt gemeinsam.
Für einen Tag Bürgermeister von Kevelaer. Welches Problem würden Sie als erstes in Angriff nehmen?
Es gibt sicher viele dringende Aufgaben. Als besonders dringend sehe ich eine grundlegende Änderung bzw Entzerrung der Verkehrsströme im City-Bereich und die Schaffung von Gewerbeflächen in Autobahnnähe. Hier bietet sich Kervenheim als Standort an, da muss eine deutliche Sprache bei der Bezirksregierung gesprochen werden.
Was sollte ein Besucher auf jeden Fall gesehen bzw. unternommen haben?
Es gibt viele schöne Ecken, aber meines Erachtens nicht „das“ touristische Highlight. Familien mit Kindern ist ein Besuch im Twistedener Irrland aber sicher zu empfehlen.