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Minu Ghedina kehrte für Lesungen aus ihrem ersten Buch an den Niederrhein zurück.

Für einen Debütroman zurück

Für einige Lesungen ist Minu Ghedina wieder am Niederrhein. Am Friedensplatz 20 in Wetten hatte sie lange mit ihrer Tochter gelebt, die hier aufwuchs. Erst nachdem Lea die Grundschule absoviert hatte, gingen beide nach Innsbruck in das Land, in dem die Österreicherin Minu Ghedina aufgewachsen war.

Am Sonntag ist der Romanautor vom Niederrhein im Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau zu Gast

Literarischer Sommer: „Ein Nachmittag mit Christoph Peters“

Im Rahmen der Literaturreihe „Literarischer Sommer“ wird der bekannte, vom Niederrhein stammende Autor Christoph Peters am Sonntag, 6. August 2023 zwischen 14 und 18 Uhr im Museum Schloss Moyland zu Gast sein.

Heidi Leenen im St.-Antonius-Kindergarten. Foto: gee
Kinderbuchautorin Heidi Leenen zu Gast im St. Antonius Kindergarten

Emma erklärt Kindern das Leben und die Welt

Die kleinen Bänke im Turnraum des St. Antonius Kindergartens waren schnell besetzt und schon waren etwa 15 Kinder mittendrin in der Geschichte von Emma, der kleinen Schnecke, nachdem Heidi Leenen, die Kinderbuchautorin, die neue Gruppe begrüßte.

Lesung mal anders: Die Autorin und Logotherapeutin Alexa Willems stellte ihr Buch „Der Wald weist Dir den Weg“ vor

Erlebniswelt im Museum

Mit Wanderschuhen und einem Rucksack auf ihrem Rücken betrat die Autorin und Logotherapeutin Alexa Willems das Niederrheinische Museum. Michael Weirauch vom „Kingsound Music“-Produktionsstudio sorgte mit seiner Gitarre für den Klang im Museum. Er und Medienkünstlerin Gabriele Kremer machten den Abend zu einem besonderen Erlebnis.

Der Kevelaerer Autor Daniel Stenmans lud zur Premieren-Lesung zu seinem Thriller „Komplize“ ein

„Ich habe echt Blut geleckt“

Für Daniel Stenmans war der 19. April 2023 zweifelsohne ein ganz besonderer Abend. Nachdem der Kevelaerer Autor Anfang dieses Jahres seinen Thriller „Komplize“ veröffentlichte, stand für ihn nun seine Premieren-Lesung ins Haus.

Hendrik Duryn, bekannt als Stefan Vollmer aus „Der Lehrer“, las in Kevelaer aus seinem Buch. Foto: VP
Hendrik Duryn war zu Gast im Niederrheinischen Museum in Kevelaer

„Der Lehrer“ verlas Anekdoten seines Lebens

Hendrik Duryn kennen viele als Sport- und Chemielehrer Stefan Vollmer aus der RTL-Abendserie „Der Lehrer“. In der „Alten Schule“ des Niederreinischen Museums stellte er jetzt sein autobiografisches Buch „Sie sind doch der Lehrer, oder?“ vor.

In „Marie kommt heim“ von Bernadette Schoog geht es um eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung in Kevelaer

Eine Autorin kommt heim und liest aus ihrem Roman

„Schon länger gab es hier im Museum keine Lesung mehr“, begrüßte Veronika Hebben, Leiterin des Niederrheinischen Museums, die Gäst*innen.

Lesung mit Lia Tilon abgesagt

Die niederländische Schriftstellerin Lia Tilon sollte im Rahmen des Literarischen Sommers/Literaire Zomer am Sonntag, 23. August, um 11 Uhr, im Museum Schloss Moyland aus ihrem Roman “Der Archivar der Welt” lesen. Die Lesung wurde allerdings abgesagt.

Literarischer Sommer

Das deutsch-niederländische Literaturfestival Literarischer Sommer/Literaire Zomer hat sich als Sommer-Highlight in der Kulturregion Niederrhein etabliert und setzt ein positives Zeichen für das kulturelle Zusammenwachsen Europas und die Verbundenheit der Nachbarländer. Das gesamte Pro-gramm ist auf www.literarischer-sommer.eu abrufbar.

Eine spannende Spurensuche

Die „wort.werk“-Galerie in der Busmannstraße bezieht ihre Qualität daraus, dass sie auf komprimiertem Raum Kunstwerke interessanter Maler, Bildhauer und anderer Kreativer zeigt und sich in entspannt-kleiner Runde interessanten Literaten und historischen Geschichten zuwendet. An diesem Abend lag der Fokus auf der „literarischen“ Seite, denn Galerie-Inhaberin Eva-Maria Zacharias hatte sich zum wiederholten Mal die Düsseldorfer Schauspielerin, Dramaturgin und Übersetzerin Barbara Engelmann eingeladen, die diesmal die Rolle als Erzählerin vor einem Dutzend interessierter Zuhörer übernahm.
Es gehe an diesem Abend auf eine „besondere Spurensuche“, richtete Zacharias die Aufmerksamkeit auf das Thema des Abends, den Lebensweg des 1571 geborenen italienischen Frühbarock-Malers Michelangelo Merisi, wegen seines Heimatortes kurz „Caravaggio“ genannt.
Caravaggio sei schon zu Lebzeiten ein Mythos gewesen, so Zacharias. „Im Kosmos der Kunst galt er als Revolutionär“ und im Leben als Person, die ständig in Gewalttätigkeiten verwickelt war und sogar mit einem Mord in Verbindung gebracht wurde. In seinem „Ringen um Wahrhaftigkeit“ und den Anspruch nach dem Neuerleben der Kunst habe er „alles gegeben und dazu auch Gesetze übertreten“.
Barbara Engelmann bezeichnete Caravaggio als „genialen Maler und extreme Persönlichkeit“, deren „prägender Aspekt die Beziehung zur Gewalt war.“
Man wisse im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern von ihm sehr viel, weil es auch eine Reihe von Prozess- und Gerichtsakten mit detaillierten Protokollen und Aussagen von ihm gebe, denen zufolge er einen „ungestümen Charakter und viel mit der Polizei“ zu tun“ hatte. Allein im Staatsarchiv Rom lägen 70 Aktenbände zu seinen juristischen Angelegenheiten. „Ein Sonderfall.“
Sie lebe das halbe Jahr in Italien, so Engelmann, habe 2010 viele Veranstaltungen zum Caravaggio-Jahr besucht und mit Kollegen sogar ein Theaterstück über ihn geschrieben. Im Folgenden ging sie der Frage nach, welche Rolle die Gewalt in seinem Leben hatte und welchen Ausdruck sie in seiner Kunst fand.
Dazu streifte sie verschiedene Lebensstationen – wie die Ankunft in Rom mit 21 Jahren, die Verbindung zu gönnerhaften Kirchenkreisen, die ihm im Verlauf des Lebens immer wieder aus der Patsche helfen, und Verbindungen zu einer Kunstszene, die „das revolutionäre Element der Macht des Ausdrucks aus dem Alltäglichen“ heraus zunehmend erkennt.
Denn er „malt die Menschen, die ihm in der Stadt und bei seinen nächtlichen Exzessen“ begegnen – so zum Beispiel Prostituierte und Kurtisanen wie Fillide Melandroni, die für die Magdalena in dem Bild „Martha bekehrt Magdalena“, die Heilige Katharina sowie für die Judith in „Judith und Holofernes“ Modell gestanden haben soll.
Sie las dann aus der Ingrid Noll-Erzählung „Das weiße Hemd der Hure“ vor, in dem diese Fillide Meladoni fiktiv von ihrer Arbeit und den Erlebnissen mit Cavaggio berichtet. Dabei streifte sie seinen sexuellen Hang zu „einem bestimmten Knabentyp, etwas dicklich mit was Schläfrigem“, ihre Auswahl als Judith, die Feier eines fertiggestellten Bildes mit einer Orgie und das Halbtotschlagen eines Zechbruders durch Caravaggio. Der Textauszug endet mit der Ermordung ihres Vergewaltigers durch sie selbst, um aus des Malers Sicht authentischer auf dem „Judith und Holofernes“-Bild zu wirken – und dem „wie wahnsinnigen Malen“ des Toten, dem Caravaggio noch die Kehle durchschnitt.
Parallel zu der Erzählung blendete sie auch die beschriebenen Kunstwerke auf einem Laptop ein. „Er hat tatsächlich auch Tote gemalt“ , ordnete Engelmann den fiktiven Aspekt der Geschichte dem zu, was sich über Caravaggio nachweisen lässt.
Die Liebe siegt über alles

In der Pause konnten die Zuhörer den Bildband einer Künstlergruppe, die einige Szenen seines Lebens nachgezeichnet hatte, und einen italienischen Band mit den „alltäglichen Gesichtern“ Caravaggios im heutigen Fotogewand betrachten.
Im zweiten Teil beschrieb Engelmann seine mehrfachen Verhaftungen und seine rhetorische Gewandheit vor Gericht. Und sie las aus der zweiten Erzählung „Die Liebe siegt über alles“ von Gerhard Falkner. Sie stellt ein fiktives Verhör zwischen einem Jesuitenpater und Caravaggio im Anschluss an den Streit nach, bei dem Caravaggio im Jahr 1606 einen Mann getötet haben soll.
In diesem „Verhör“ kamen nochmal viele Aspekte des Werks fiktiv eingeflochten zur Sprache – wie seine kolportierte Homosexualität oder die „Obszönität“, eine tote Prostutierte als Heilige gemalt zu haben. Caravaggios fiktive Antworten darauf beschreiben seine Philosophie: „Eine Kunst, die nicht empfunden wird, wird nicht nachempfunden“ und „Eine Heilige war gerade nicht zur Hand. Um eine Tote so zu malen, wie eine Tote aussieht, habe ich eine Tote gemalt“.
Danach schlug Engelmann wieder die Brücke zur Biographie, berichtete von den vier Jahren Flucht über Neapel, Malta und Sizilien bis zu seinem mysteriösen Tod 1610 in Porto Escole, um den sich diverse Spekulationen – von der Tuberkulosekranheit bis zum Auftragsmord – drehen. „Er beschloss sein Leben auf jeden Fall so dramatisch, wie er gelebt hat“, meinte die Schauspielerin zum Schluss.
Unter den Anwesenden entbrannte anschließend noch eine kurze Debatte darüber, ob man die Person Caravaggio auch moralisch bewerten oder Werk und Person voneinander getrennt betrachten sollte. Wilfried Renard jedenfalls zeigte sich erstaunt, „dass er trotz seiner Gewalttätigkeit künstlerisch so was drauf hatte.“

Von Hexen, Dieben und Torwächtern

Nur ein gutes Dutzend Zuhörerinnen hatte den Weg zur Lesung in den Veranstaltungssaal des Wohnstiftes gefunden. Das heiße Wetter und die „Landpartie“ trugen ihren Teil dazu bei, dass die Resonanz auf diese letzte Veranstaltung des Wohnstifts vor der Sommerpause nicht allzu groß ausfiel.

Der Autorin Susanne Wingels machte dieser Umstand wenig aus. Der Industriekauffrau und gelernten Übersetzerin aus Hasselt war die Freude darüber, dass sie ihre Arbeiten vor einem Auditorium zum Besten geben konnte, durchaus anzusehen.

Ihre literarische „Karriere“ habe begonnen, als sie festgestellt habe, dass es Orte gibt, an denen Eltern mit ihren Kindern nicht willkommen sind, erzählte die 49-Jährige zum Einstieg. Daraufhin habe sie den „Pagina“-Verlag angeschrieben und die Idee vorgestellt, eine Art Führer für Familien-Ausflugsziele am Niederrhein zu schreiben. „Da haben wir mit der Familie und Verwandten dann diverse Orte besucht.“

Vom „Kinderbuch“ zur „Grusel“-Autorin

Aus der Idee entstanden dann zwei Bücher – und vom Wartberg-Verlag folgten zwei weitere Auftragsarbeiten: einmal über „100 Freizeittipps am Niederrhein“ und eben ein Buch über den „Düsteren Niederrhein“, das sie an diesem Nachmittag in kleiner Runde vorstellte.

„Ein Zeitungsartikel hat mich dazu angeregt. Ich habe viele Recherchen im Netz und vor Ort gemacht – und viele Gespräche mit dem Leiter des Weseler LVR-Museums Niederrhein, Veit Veltzke, geführt“, erläuterte sie, welche Quellen die Grundlage für die insgesamt 21 teils gruseligen, aber auch amüsanten Geschichten waren.

Und dann tauchte sie – ergänzt durch Diabilder der einzelnen Orte und Objekte, um die es ging, mit den Zuhörern in die Welt des „düsteren Niederrhein“ ein.

Sie erzählte die Geschichte der „Hexe von Moyland“. In dieser ist von der Zeit der Hexenverfolgung und von einem Dorf namens Liedberg die Rede, das in der Nähe des heutigen Museumsschlosses gelegen haben soll, 1635 aber von kroatischen Söldnern dem Erdboden gleichgemacht wurde.

Dort lebte die Waise Elgar, die von den Dorfbewohnern für eine Fee gehalten wird, weil sie die Soldaten des ersten Kroatenangriffs mit ihrer Anmut in ein Moor gelockt hatte und für den Ausbruch der Pest mitverantworlich gemacht wurde. Daraufhin wurde sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Geschichten lebendig erzählen

Kurzweilig erzählte Wingels vom „Schinderhannes vom Niederrhein“ Wilhelm Brinkhoff, aus dem 19. Jahrhundert – dem Gauner, Dieb und Frauenheld, der als Held verehrt wurde, weil er seine Beute mit den Kolonisten der Bönnighardt teile. Dort fand er stets Unterschlupf und verprasste sein Geld, nachdem er in den USA reich wurde. Er begann wieder mit dem Rauben und konnte sich schlussendlich vollends der Justiz entziehen.

Spannend geriet auch die Erzählung des „treulosen Torwächters“ Poorte Jäntje vor, der als ehemaliger Wächter des Vosstores in Goch die Stadt an die Spanier verraten wollte, indem er einen Wachsabdruck des Torschlüssels anfertigte. Er wurde allerdings auf frischer Tat ertappt, zum Tod durch Vierteilen verurteilt, konnte sich aber mit einer Giftkapsel durch Selbstmord entziehen.

Warum man ihm nahe des ehemaligen Standortes an der Voßstraße ein Denkmal gesetzt hatte, wusste auch Wingels nicht zu sagen. „Vielleicht gab es damals Menschen, die die Stadt gerne den Spaniern überlassen hätten“, konnte sie da nur spekulieren.

Am Ende konnte sich die Organisatorin des Nachmittags, Irmgard Hard, für den Vortrag nur auf das Allerherzlichste bedanken. Und Wingels kündigte an, dass ein neues Werk über „Burgen und Schlösser am Niederrhein“ schon in Arbeit ist. „Das wird dann etwas sachlicher und weniger gruselig“, meinte sie mit einem Augenzwinkern.