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Ein sehr ungewöhnlicher Künstler an einem sehr ungewöhnlichen Ort

Da haben sich zwei wohl nicht gesucht, aber doch auf ganz wunderbare Weise gefunden: Heinz Henschel hängt, respektive ein Ausschnitt seines Werkes, und zwar an einem Ort, der ebenso geheimnisvoll und irgendwie verwunschen anmutet wie dieser wundersame Künstler selbst.
Ein paar herausragende Daten weiß man aus der Geschichte des Hauses te Gesselen – doch die Geschichten der Menschen, ihre Motive und Motivationen, das, was diese alten Mauern gesehen haben mögen, bleibt uns größtenteils verborgen. Vielleicht ist das auch ganz gut so, denn die leeren Räume des ältesten Wohnhauses im Lande bieten quasi unbegrenten Raum für Fantasie und Fantastisches.
Fast ebenso ergeht es dem Betrachter der Bilderwelten Henschels. Seine realen Darstellungen regen die Fantasie an, seine Fantasiewelten tun dies ohnehin. Doch schon bald stellt man fest, dass einem dieser fleißige Fantast Henschel immer einen Schritt voraus ist – auch Jahre nach seinem Tod. Die wissenschaftliche Aufarbeitung seines Schaffens hat gerade erst begonnen und dazu geführt, dass den Kunsthistorikern die Münder ebenso offen stehen vor Staunen wie den Laien.
Was immer klarer wird, je intensiver man sich mit den Bildern dieses Autodidakten beschäftigt: Heinz Henschel erzählt mit seinen Bild-Kompositionen Geschichten einer schier unendlichen Detailtiefe. Woher er diese Gabe hatte, die noch dazu mit einem schier unermüdlichen Fleiß einhergeht, können wir nur mutmaßen. Was es für ihn bedeutet haben mag, wissen wir nicht. Was es für uns bedeuten kann, hängt davon ab, wie tief wir uns hinein- ziehen lassen wollen in die Akribie, den Fleiß, die Inspiration, die Intuition diese Künstlers, der für sich im Verborgenen eine Art Geborgenheit gefunden haben mag. Wir dürfen ihn entdecken, so wie wir dank der aufgeschlossenen Besitzerin auch das Haus te Gesselen in einigen Facetten erspüren dürfen. Als Ausstellungsraum für Henschels Werk in diesem, einem künstlerischen Glücks-Fall.
Die Ausstellung „O wie schön, dass niemand weiß…“ mit 130 Werken von Heinz Henschel ist am 18. und 19. Mai, jeweils von 10 bis 17.30 Uhr, im Haus te Gesselen, Kapellener Str. 4 in Wetten, zu sehen.
Katalog beim KB
Als „Geheimtipp“ geht Heinz Henschel nicht mehr durch, Das machte schon die erste Ausstellung im Kevelaerer Museum 2018 deutlich, die dort alle Besucherrekorde brach. Aber auch der Andrang zur Katalogvorstellung im Haus te Gesselen zeigte, wie groß das Interesse an der Entdeckung dieses unbekannten Künstlers ist.
Wer sich weitergehend mit Heinz Henschel beschäftigen möchte: Beim Kevelaerer Blatt ist der aufwendig erstellte Katalog (208 Seiten) zur Ausstellung zum Preis von 38 Euro erhältlich.

„Ach, wie gut“ und „Oh wie schön“

Der Titel der Ausstellung ist so verheißungsvoll wie verwirrend: „oh wie schön, dass niemand weiß….“ hat Heinz Henschel unter sein Bild des ums Feuer tanzenden kleinen Männchens geschrieben. Dem Gnom hat Heinz Henschel einen gut erkennbaren großen Schnäuzer ins Gesicht gemalt, wie er selbst einen trug. Ein Selbstbildnis? Und dann diese Worte. Eine Mischung aus „Oh, wie schön ist Panama“ von Janosch und „Ach, wie gut, dass niemand weiß“ vom – pardon, Gebrüder, wenn ich‘s Grimm verachtend verrate – Rumpelstilzchen? Kann sein, muss nicht, darf aber gerne. Weiß man bei diesem Henschel nie so genau. Oder so: Wer Lust hat, sich auf eine Reise in die spannenden und unkonventionellen Bilderwelten des Künstlers Heinz Henschel zu begeben, der inzwischen auch große Kunstkenner ganz kleinlaut werden lässt, sollte sich die Schau seiner Bilder am kommenden und am darauffolgenden Wochenende keinesfalls entgehen lassen.

Bildrechte: M. David


Hatte die erste Ausstellung im Kevelaerer Museum (das KB berichtete) noch damit zu kämpfen, dass Werk und Leben des Schaffenden lange im Verborgenen lagen und die Kunstwissenschaftler und Kunstvermittler den Autodidakten Heinz Henschel daher schlichtweg nicht kannten – was man ihnen nicht zum Vorwurf machen kann, denn er wollte es ja wohl nicht anders – präsentiert die zweite Ausstellung in Kevelaer einen gleichsam geordneten Blick auf seinen Nachlass in Kategorien, die sich über Motive und Arbeitstechniken diesem unermüdlichen Tausendsassa nähern. Das zeugt einerseits, wie auch der im Verlag seines „Nachlassverwalters“ Mattes David erscheinende Katalog, von der begonnenen Aufarbeitung des künstlerischen Schaffens Henschels. Andererseits erleichtert dem Interessierten diese Auswahl eine Annäherung an das allein schon in der Fülle unüberschaubare Werk. Und dank einer klugen Hängung mag man zwischenzeitlich zwar noch kurzfristig der Anmutung eines mittelschweren LSD-Rausches erliegen, kann sich aber auch flott mal in ruhigeres Fahrwasser flüchten.
Niederrheinische Niederung – künstlerische Höhepunkte
Dazu trägt der äußerst ungewöhnliche Ausstellungsort maßgeblich bei: Das Rittergut Haus te Gesselen in Wetten muss man erst einmal finden – keine Angst, am Ausstellungstag werden Weg und Parkmöglichkeiten ausgeschildert. Dann geht‘s über verwinkelte Treppen und durch niedrige Türen mit Kopfstoß-Gefahr in die zweite Etage und weiter durch verwinkelte Räume ins Innerste des Hauses. Kleine Fenster, kaum größer als Schießscharten, erlauben doch den Blick aus dem Gemäuer über niederrheinische Niederungen. Und drinnen erlebt man – wenn man will – einen bewusstseinserweiternden künstlerischen Höhepunkt nach dem nächsten. Auf längere Sicht werde das wohl die letzte Gelegenheit sein, eine Henschel-Ausstellung in Kevelaer sehen zu können, sagt Mattes David.
Haus te Gesselen und die Ausstellung

Haus te Gesselen in Wetten, Kapellener Straße 4, ist ein zweigeschossiger gotischer Winkelbau, dessen Kern aus dem 15. Jahrhundert stammt. Es gilt als das älteste erhaltene Wohnhaus in NRW. Ab 1987 wurde es in Teilen aufwändig restauriert. Die heutige Besitzerin nutzt das Haus zu Wohnzwecken, bietet allerdings nur selten Einblicke in das historische Gemäuer. Die oberen Räume sollen künftig hin und wieder für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden.
Die Ausstellung „Oh wie schön, dass niemand weiß…“ wird am Freitag, 10. Mai, 19 Uhr, mit einer Einführung der Kunsthistorikern Nina Schulze eröffnet.
Zu sehen sind Zeichnungen, Papierarbeiten und Radierungen am 11., 12., 18. und 19. Mai, jeweils von 10 bis 17.30 Uhr. An jedem Ausstellungstag gibt es um 15 Uhr eine etwa einstündige, kostenlose Führung, die Mattes David durchführt. Die Schau zeigt das Schaffen des Künstlers in seiner ganzen Breite. Von den erstmals gezeigten Skizzenbüchern über die wichtigsten Motivgruppen bis hin zu den vielschichtigen „Erzählwelten“ blättert sie die Bildwelt Henschels auf.
Heinz Henschel und der Katalog

Heinz Henschel. Foto: M. David


Heinz Henschel war Autodidakt. Er lebte ein unauffälliges Leben als angestellter Dreher in Dülken am Niederrhein. Erst nach seinem Tod 2016 wurde offenbar, wie groß seine Schaffenskraft und sein künstlerisches Talent waren. In seinem Nachlass fanden sich mehr als 1000 Zeichnungen, Papierarbeiten und Radierungen. Als ein kleiner Teil davon erstmals 2018 in einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, haben sich fast 6000 Menschen für sie begeistern können.
Der Katalog ist in der Ausstellung, über den Kunstverlag David, sowie beim Kevelaerer Blatt erhältlich (hier klicken). Er stellt ein Zwischenergebnis der kunsthistorischen Aufarbeitung des Künstlers Heinz Henschel dar. Mit einem Vorwort von Gerd Baum und Texten von Nina Schulze M.A.. 208 Seiten, 187 Abbildungen, 22 x 22 cm, Sprachen: Deutsch / Englisch, Festeinband, Fadenheftung Auflage 750 / 1. Auflage, 38,- €.

Ein kreativer Erfinder

Norbert Vorfeld ist in seiner Werkstatt an der Kettelerstraße noch mitten in die Arbeit vertieft. „Ich muss hier noch den Rost hier von den Fensterläden abschleifen“, sagt er und geht konzentriert mit der Maschine über das Material. „Eine Auftragsarbeit“, erläutert der gedrungene Mann, ehe er die Schutzbrille absetzt.
Dass der in Geldern gebürtige Winnekendonker mal irgendetwas mit Handwerk machen würde, war ihm quasi von der Familie schon in die Wiege gelegt worden. „Mein Vater war Stahlreliefgraveur und hatte in Kevelaer eine Devotionalienfabrik zwischen Johannesstraße und Busmannstraße, wo heute die Luxemburger Galerie ist. Die hatte er von meinem Großvater geerbt und weitergeführt“, erzählte der 63-Jährige.
„Da haben wir Medaillen hergestellt, für die man Prägestempel benötigte, die man anfertigen musste. Und er war ein begnadeter Maler“, zeigte er ein Bild aus dessen Kriegsgefangenschaft aus dem Jahr 1946, das wohl eine Straße in England zeigt. Die Mutter war Paramentenstickerin, der Onkel ist Bildhauer.
Handwerk in die Wiege gelegt
Seine Kindheit beschreibt Vorfeld als „sehr streng, aber man hatte im Künstlerischen seine Freiheiten. In Malen und Zeichnen wurde ich unterstützt.“ Er wuchs gemeinsam mit einer Schwester auf, die später als Grundschullehrerin das Malen und Basteln beförderte. Der Bruder lernte Bankkaufmann, da kam diese Ader weniger zum Tragen. Über Hubertus- und Edith-Stein-Hauptschule ging es für den jungen Norbert im Alter von 15 Jahren erstmal zur Ausbildung bei Polders als Gold- und Silberschmied. „Ich wollte erst Dekorateur werden, das war mein Wunsch.“ Es sollte „etwas Handwerkliches sein verbunden mit Zeichnen.“
Nach der dreieinhalbjährigen Ausbildung und der Bundeswehrzeit arbeitete er dann in diversen Werkstätten als Geselle – „zuletzt bei Peters in Kevelaer. Hauptsächlich ging es da um Kirchengeräte bis hin zum Tabernakel, wo du fünfmal überlegst, bevor es ans Loch geht.“
1983 begann er die Meisterschul-Abendkurse in Essen, machte drei Jahre später in Köln seine Meisterprüfung zum Silberschmied. Am Schravelner Niersweg begann er seine Selbstständigkeit, die sich mit der Übernahme des Devotionalienladens des Vaters zunächst überschnitt.
Später gab er den Laden auf. „Ich habe schnell gemerkt, dass die Übernahme mir keine Zeit lässt, die eigene Kreativität auszuleben. Und es hat sich nicht mehr rentiert“, meint Vorfeld. Die vielen Geschäftsreisen und die Arbeit in der Produktion nehmen viel Zeit in Anspruch. Und schließlich gab es ja noch die eigene Familie mit Frau und drei Kindern.
Vorfeld restaurierte Kirchengeräte, gestaltete in einer Mischung aus Design und Kunsthandwerk „Geländer aus Edelstahl und Messing, die nicht 08/15 sein sollten“. Über diese Arbeit entwickelte sich langsam wieder das Malen und Zeichnen – und Anfang der 90er Jahre die Symbiose der verschiedenen Fertigkeiten. „Ich hab dann gemalte Bilder auf Fermacellplatten gemacht. Da konnte man mit Hitze und Acrylfarben arbeiten.“
Daneben begann er Möbel, Accessoires wie Kerzenständer, Tische mit wendbaren Platten oder Bronzefiguren zu gestalten. Und es entstanden erstmals „reduziert dargestellte Metallfiguren“ – einzeln oder in einen Rahmen gesetzt – bei denen das „Paar“-Motiv häufig auftaucht.
„Warum das so ist, das weiß ich nicht“, gesteht der Künstler. Bei seiner Arbeit lasse er sich sehr „von dem , was ich sehe und fühle“, leiten. Dazu komme dann noch das technische Element, mit geometrischen Formen und Figuren. „Irgendwann lasse ich los und setze es einfach um.“
In den 80er Jahren begründete er die „Künstlergemeinschaft Binnenheide“ mit, die auf einem Bauernhof „sehr gut besuchte Ausstellungen“ organisierte und bis in die 90er hinein Bestand hatte. Eine Antwort auf die Frage, warum sich das zerschlagen hat, kann Vorfeld nicht geben.
2007 eröffnete er ein Kunstcafé in Schravelen, betrieb es dort bis 2012 . „Da hat sich leider kein Nachfolger gefunden.“ Den Standort Schravelner Niersweg gab er dann aus „privaten Gründen“ auf.
Bis heute bearbeitet er Edelstahl und Kupfer, gestaltet Gesichter aus Stahl. Jedesmal, wenn die Werke fertig sind, steht er vor ihnen und nennt seinen Leitsatz: „Bring Ruhe rein.“ Nebenbei macht er mit dem Bruder freitags in der Werkstatt Musik, schreibt eigene Stücke.
Immer neu entwickeln
„Ich muss mich immer neu erfinden und entwickeln“, beschreibt der 63-Jährige den inneren Antrieb, der in ihm existiert. Im vergangenen Jahr hat er die Werkstatt an der Kettelerstraße neu eröffnet. „Und 2018 war ich erstmals bei der Landpartie mit dabei“, freut sich der kreative Mann darauf, im Juni wieder mit dabei zu sein. Als Gastausstellerin ist die Kalkarer Malerin Christel Verhalen bei ihm zu Gast. Dazu kommt noch der Bierbrauer Thomas Molderings.

Farbenfrohe Fotoausstellung

An einer Wäscheleine, wie zum Trocknen, flattern die eingereichten Fotos des Fotowettbewerbs im Wind auf der Binnenheide. Die Prämierung der platzierten Gewinner des Fotowettbewerbs „Radfahren am Niederrhein“ erfolgte bei der diesjährigen „fahrRad-Pause Kevelaer“. Erste Etappe macht diese „Ausstellung auf Zeit“ nunmehr wie bereits angekündigt im Bauernhof-Café Binnenheide.

Dennis van den Berg, Betreiber des Bauernhofcafé Binnenheide, war einer der Jury-Mitglieder und stellte zwei Gutscheine für jeweils ein Schlemmerfrühstück für zwei Personen zur Verfügung. Er erklärte sich gerne bereit, diese Ausstellung in seinem Café-Garten zu präsentieren.

Im zeitlichen Zusammenhang mit der „fahrRad-Pause Kevelaer“ initiierte die Wallfahrtsstadt Kevelaer einen Fotowettbewerb für Hobbyfotografen. Insgesamt 43 Bilder wurden eingereicht und sieben Gewinner durften sich über attraktive Preise freuen. Seit dem 1. Mai hängen alle eingereichten Motive in einer Ausstellung im Außenbereich des Bauernhofcafés Binnenheide und begrüßen an einer Wäscheleine flatternd die Gäste.

Besuch der Ausstellung im Wohlfühlgarten

Das Bauernhofcafé Binnenheide gilt als beliebtes Ausflugsziel für Radfahrer und Ausflügler am Niederrhein. Das Team des Cafés lädt die Gäste ein, schöne Stunden in gemütlicher Atmosphäre zu verbringen. Bei sonnigem Wetter kann man den Kuchen auf der mit Liebe zum Detail eingerichteten Außenterrasse mit wunderschönem Blick auf Wiesen und Natur genießen. Aus Sicht der Organisatoren des Fotowettbewerbs aus der Wallfahrtsstadt Kevelaer ist dies der perfekte Ort, um die Bilder des Fotowettbewerbs „Radfahren am Niederrhein“ auszustellen.

„Ich freue mich sehr, dass das Bauernhofcafé Binnenheide als Ausstellungsort gewählt wurde und unsere Gäste die Möglichkeit haben, sich in Ruhe alle eingereichten Motive anzuschauen“, so Dennis van den Berg.

Die sieben Gewinner-Motive des Fotowettbewerbs von Markus Weggen, Sebastian Swertz, Thomas Arntz, Charlin Grahl, Marion Schramm-Schmitz, Thomas Hueser und Thomas Bosch (1. bis 7. Platz) hängen unter allen Einreichungen auf einer Wäscheleine aufgereiht im Wohlfühlgarten des Bauernhofcafés und sind mit einer kleinen goldenen Siegerschleife markiert.

„Gerne platzieren wir die Ausstellung auch an anderen Orten in der Wallfahrtsstadt Kevelaer. Interessierte Gastronomen, Einzelhändler oder auch Vereine sollten sich bei Interesse an das Stadtmarketing der Wallfahrtsstadt Kevelaer wenden“, so Bernd Pool, Leiter Stadtmarketing.

Mit dieser Ausstellung wurde zeitgleich auch die Ausstellung „Kunst Kreuz(t)weg“ als Open-Air-Galerie in den Grünanlagen des Kevelaerer Kreuzweges eröffnet. Hier finden derzeit die großformatigen Madonnari-Bilder des Festivals 2017 Platz. Mit dieser Ausstellung wird Interessierten ein Vorgeschmack auf das Internationale Madonnari-Festival 2019 (20. bis 22. September) gegeben.

Straßenmalkunst am Kreuzweg

Beim „1. Internationalen Madonnari-Festival“ im Forum Pax Christi im August 2017 sind 20 außergewöhnliche Kunstwerke entstanden. Die ursprüngliche Idee war, sie an Interessierte zu versteigern und in Ausstellungen in Ladenlokalen in der Wallfahrtsstadt zu präsentieren. Viele Kevelaerer reiben sich nun seit Tagen verwundert die Augen: Mit Eröffnung der Wallfahrt präsentiert die Wallfahrtsstadt Kevelaer in enger Zusammenarbeit mit der künstlerischen Leiterin Fredda Wouters von „FreddArt Streetpainting“ und der Wallfahrtsleitung eine Auswahl der Madonnari-Kunstwerke in den Grünanlagen des Kreuzweges.

Vier Quadratmeter christliche Motive

Die vier Quadratmeter großen Platten mit ihren teilweise sehr farbenfrohen christlichen Motiven sollen Besucher und Pilger gleichermaßen in den Bann ziehen und den Fokus auf das „Internationale Madonnari-Festival“ 2019 richten. In der Zeit vom 20. bis 22. September sollen auch in diesem Jahr 20 internationale Künstler das Forum Pax Christi zur Open-Air-Werkstatt ihrer Arbeit machen.

Entlang des Kreuzweges werden mit Eröffnung der Wallfahrtszeit 2019 insgesamt elf Madonnari-Bilder platziert. Eine Hinweistafel weist auf das Festival 2019 hin und nennt Künstler und Herkunftsland des Künstlers. Das Stadtmarketing Kevelaer denkt derzeit gemeinsam mit einer Gästeführerin über einen geführten Spaziergang entlang der Kunstwerke nach.

„Kunst Kreuz(t)weg“ ist die Ausstellung überschrieben, die hier eine Symbiose mit Ort und Kunstobjekten eingehen will. „Die Kunstwerke werden hier bewusst den Witterungseinflüssen ausgesetzt und als „vergängliche Kunst“ im Laufe der Zeit Veränderungen in Form und Struktur erfahren. Dieses ist ausdrücklich gewollt und ist auch dem Gedanken geschuldet, dass „Straßenmalkunst“ immer den Umwelteinflüssen und der Vergänglichkeit ausgesetzt ist“, so die Ausstellungsmacher.

Die Weitläufigkeit der Grünanlagen entlang des Kreuzweges sind charakteristisch für den Weg, den Jahrzehnte in Kevelaer die Pilger betend, schweigend oder im Gespräch, alleine oder im Miteinander gehen. Mehr und mehr nutzen auch Spaziergänger die innerstädtische Grünzone. Der Betrachter hat hier den erforderlichen Abstand zu den Madonnari-Kunstwerken, der Weg lädt gleichermaßen zu Ruhe und Entspannung ein, gibt aber auch interessierten Gruppen die Möglichkeit, über die Madonnari-Kunst ins Gespräch zu kommen.

Doch die ursprüngliche Idee der Präsentation in geschlossenen Räumen hat man noch nicht ganz aufgegeben: „Kevelaerer Einzelhändler oder Gastronomen, die an einer zeitweisen Präsentation der Madonnari-Bilder interessiert sind, sollten sich beim Stadtmarketing melden“, lautet der Aufruf der Wallfahrtsstadt Kevelaer. Weitere Bilder könnten so den Weg der Besucher auch in der Innenstadt „kreuzen“.

Neue individuelle Kunst

Vom 20. bis zum 22. September werden auch in diesem Jahr internationale Künstler im Herzen Kevelaers auf Spanplatten ihre Madonnari-Kunst präsentieren. Innerhalb von drei Tagen soll unter der künstlerischen Leitung von „FreddArt Streetpainting“ wieder individuelle Kunst entstehen. Besucher können mit den teilweise weit angereisten Künstlern ins Gespräch kommen und die einzigartige Atmosphäre im Forum Pax Christi genießen.

Das Rahmenprogramm soll in diesem Jahr ausgeweitet werden und „künstlerischen Charme“ erhalten. „Hier erfährt die Wallfahrtsstadt Kevelaer auch die Unterstützung des neu gegründeten Vereins „wirksam e.V.“ und der Kirchengemeinde St. Marien“, schreiben die Veranstalter.

Botschaften an das Herz

Das Kerzenhaus „bauMgärtner“ am Kapellenplatz lädt am 1. Mai 2019, ab 13 Uhr zu einer Vernissage der Hamburger Künstlerin Imme Linzer ein. „Es ist eine ganz besondere Ausstellung“, sagt die Inhaberin des Kerzenhauses, Marion Piegenschke, die sich über die Zusage der Diplomdesignerin sehr freut. Denn Bilder von Imme Linzer seien immer mit einer besonderen Aussagekraft verbunden. Sie beinhalten Botschaften, die das Herz erreichen sollen.

Menschen erreichen

„Mit meiner Kunst sollen Menschen erreicht werden, die sich sonst nicht so sehr in Kirchen angesprochen fühlen. Nach meiner Überzeugung lehnt Gott niemanden ab, er liebt jeden Menschen bedingungslos, ohne etwas dafür zu verlangen“, steht in der Einladung zur Vernissage im Kerzenhaus geschrieben. In einem Gespräch mit dem Kevelaerer Blatt verriet uns die Künstlerin, warum sie in der Marienstadt ausstellt und welche Botschaft hinter ihren Bildern steckt:

KB: Woher kommt Ihre Verbindung zu Kevelaer?
Imme Linzer: „Ich wurde in Hamburg geboren, das Haus meiner Eltern entstand auf den Kriegstrümmern Hamburgs. Ich liebe meine Stadt mit allen Herausforderungen. Dennoch, ich habe seit meiner Geburt eine tiefe Verbindung zu Kevelaer, bedingt durch Eltern und Großeltern, die alle aus Geldern stammen, und mir eine sehr bunte Kindheit schenkten, samt Wallfahrtsort Kevelaer, der nie ausgelassen wurde.

So habe ich nach beiden Seiten ein sehr vertrautes Gefühl, wenn ich über den Rhein an den linken Niederrhein komme. Genauso bin ich berührt, wenn ich dann wieder nach Hause über die Elbe komme. Das war schon als kleines Mädchen so, ich liebe den Hafen und das Meer, ich liebe darauf zu segeln.“

KB: Wie entstehen Ihre aussagekräftigen Bilder?

Ein Werk der Hamburger Künstlerin Imme Linzer. Foto: privat

Imme Linzer: „Sie entstehen in meinen Gedanken, die wiederum gespeist werden vom Wort. Alle Jesus-Heilsgeschichten, (meine Mutter und Oma sind „schuld“ daran, ich liebe die Worte unseres Herrn), geben mir Kraft, Liebe, Mut und Vertrauen, jeden Tag neu!  Worte sind ja sehr wichtig, sie können ermutigen oder entmutigen, so ist es auch mit der Kunst.

Ich möchte in dieser widrigen Zeit Mutmacherin sein. Somit ist auch meine Kunst ermutigend, sie spricht allen Menschen ins Herz, egal woran sie zurzeit glauben oder womit sie sich gerade auseinandersetzen müssen. Sie sehen aber Gottes Herz. Meine Themen sind zum Beispiel: „Das Herz Gottes“ oder „Gott strömt in die Städte und besiegt Einsamkeit“, ich höre von vielen Wundern, die bei uns auf dem Kiez geschehen durch ehrenamtliche Menschen aller Denominationen – hier passiert Zusammenhalt durch seine Liebe!“

KB: Wie lange werden Ihre Bilder im Kerzenhaus zu sehen sein?
Imme Linzer: „Alle Bilder, ob als Original oder Kunstdruck, dienen als Vorlagen für Kerzenkunst und können das ganze Jahr erworben werden. Des Weiteren freue ich mich, mit Ausstellungen in Gemeinden eingeladen zu werden und dort ermutigende Vernissagen und Workshops anzubieten. Ein Teil vom Erlös geht als Spende in Einrichtungen, die sich die Werte Christi auf ihre Fahnen schreiben, so auch an die „NEXT-Schule mit Werten“. Ich arbeite dort als Kunstlehrende.“

Imme Linzer erlaubt mit ihrer Ausstellung im Kerzenhaus „bauMgärtner“ einen Einblick in ihre Kunst- und Gedankenwelt und lässt die Besucher daran teilhaben. Welcher Ort könnte besser dafür geeignet sein als Kevelaer? Das KB bedankt sich bei Imme Linzer für das Gespräch.

Kevelaer in vergangenen Jahrzehnten

Während am Sonntag, 21. April 2019, im Museum der letzte Tag der Ausstellung über die 70er Jahre war, machten sich passend dazu die beiden Stadtführerinnen Marianne Heutgens und Margret Meurs mit zwei Gruppen auf einen Kunst- und Kulturspaziergang durch die Marienstadt. Dabei kamen ganz umfassend auch die 60er-, 70er- und 80er-Jahre zur Sprache und wie sie in Kevelaer ihre Spuren hinterlassen haben.

Ohne die Apokalypse

Margret Meurs hatte für diese Sonderführung eigens große laminierte Fotoausdrucke von Kevelaer dabei, wie es früher aussah. Auf dem Kapellenplatz etwa konnten die Besucher vor der heutigen Basilika und einem Foto aus 1978 genau entdecken, wie die Basilika ohne Pilgerpforte und ohne die Apokalypse von Bert Gerresheim aussah. Erinnert wurde an den tödlichen Unfall mit Wasserspeiern im Jahr 1974 oder an die Tatsache, dass die Sakramentskapelle bis 1975 Bruder-Konrad-Kapelle hieß.

Margret Meurs auf dem Peter-Plümpe-Platz. Foto: DdB

Der Besuch von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1987 fand nicht nur Niederschlag in einer eisernen Bodenplakette vor dem Gnadenbild, auch die Portäle der Basilika sind vom Papstbesuch und vom Besuch von Mutter Teresa im selben Jahr inspiriert. Anhand von Fotos konnten sich gerade ältere Teilnehmer in Erinnerung rufen, was bis 1982 an der Stelle des Forum Pax Christi war. Oder dass bis 1981 an der Stelle der heutigen Luga noch der Verlag Butzon & Bercker seinen Sitz hatte.

 

Pizza und Pommes

Was das leibliche Wohl angeht, so wusste die Stadtführerin, dass die erste Pizzeria im Jahr 1968 in Kevelaer eröffnet wurde und im heutigen Pfannkuchenhaus war. Die erste Pommesbude in Kevelaer wurde im Jahr 1958 eröffnet.

Auch Hendrik Busmann wurde besucht. Foto: DdB

In der Annastraße und der Schanzstraße waren zwei Kinos untergebracht, das derAnnastraße bot sogar 700 Personen Platz und stand bis 1966. Margret Meurs erinnerte an Klara Schwent, die 30 Jahre in Kevelaer als Hebamme wirkte und im Lauf ihrer Zeit 7000 Kinder auf die Welt holte. Darunter war übrigens auch die Stadtführerin selber.

Notre Dame

Meurs erinnerte bei der Führung auch an die 1962 abgerissene Marktschule oder an die Tankstelle Roelofs auf der Marktstraße und zeigte ein Foto des Peter-Plümpe-Platzes aus dem Jahr 1971. Zur Sprache kamen auch das 1960 eröffnete Lehrschwimmbecken auf der Biegstraße und der 1969 gegründete Borromäusverein. 1960 gab es die erste Abiturprüfung in Kevelaer, die acht Mädchen und 18 Jungen erfolgreich ablegten. Allerdings befand sich das Gymnasium damals noch nicht im heutigen Schulzentrum, sondern dort, wo heute das Konzert- und Bühnenhaus steht.

Vor der Antoniuskirche nahm Margret Meurs auf die aktuellen Geschehnisse in Paris Bezug. Angesichts der brennenden Kathedrale Notre Dame wurden den Kevelaerern die Bilder der brennenden Antoniuskirche wieder sehr präsent. Durch den Brand musste die Antoniuskirche ganz neu aufgebaut werden, ein Auftrag, der für Pfarrer Gerd Coenen eine große Herausforderung darstellte, die er mit Erfolg meisterte. In fünf Jahren war die Kirche ganz neu aufgebaut.

Fotos von Schotten

Dass früher neben der Kirche noch die Gärtnerei Rogmanns war und bis 1973 Treibhäuser standen, wo heute das Kaufcenter steht, wurde auch anschaulich durch alte Fotodokumentationen erläutert, die Wilfried Schotten durch all die Jahre angefertigt hatte. Sehr eindrucksvoll und mit wichtigen Informationen zu Standort oder Jahreszahlen vermerkt waren diese Darstellungen eine große Bereicherung der Führung.

Seit sieben Jahren ist Margret Meurs als Stadtführerin unterwegs, seit zwei Jahren schlüpft sie auch immer wieder in die Rolle von Mechel Schrouse, der Frau von Hendrik Busmann. Bei einer Tasse Kaffee und kostenlosem Eintritt zur Sonderausstellung im Museum trafen beide Gruppen wieder aufeinander und die Teilnehmer konnten den Kulturspaziergang im persönlichen Austausch gemütlich ausklingen lassen.

Eine Blume war zu wenig

Als Gabriele Freitag-Lau und ihr Mann Kurt Walter Lau vom Gut Neuenhof in Twisteden in den benachbarten Maasduinen der Niederlande den alten Forstwagen entdeckten, waren sie sofort darin verliebt. Einen passenden Standort dafür hatte das Natur liebende Ehepaar auch schon ins Auge gefasst. „Im Schatten unseres 90 Jahre alten Walnussbaumes fand dieser grüne Wagen schließlich ein neues Zuhause“, berichtet Kurt Walter Lau, Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift „Natürlich Gärtnern & Anders Leben“, mit freudigem Blick auf den jetzt kunstvoll aufgewerteten Forstwagen. Denn hierauf hat die Klever Künstlerin Aino Rutten eine ganze Sonnenblumenfamilie liebevoll verewigt.

„Ganz nach unserem Geschmack“, freut sich auch Gabriele Freitag-Lau, die gemeinsam mit ihrem Mann das Unternehmen Mikro Veda GmbH, Effektive Mikroorganismen, auf Gut Neuenhof leitet. Die Idee, den grün angestrichenen Forstwagen aufzuwerten, stammt von der Hausherrin. Vorstellen konnte sie sich eine große Sonnenblume. „Dass daraus eine komplette Familie wurde, freut mich umso mehr“, gesteht Gabriele Freitag-Lau, die der Künstlerin Aino Rutten sehr dankbar für ihr gelungenes Werk ist.

„Nun ja“, so die Künstlerin, „mir war ehrlich gesagt eine Sonnenblume zu wenig“, verrät Aino Rutten mit einem Augenzwinkern. Für ihr Vorhaben am Forstwagen erhielt sie aber das volle Vertrauen des Ehepaares. Ein großflächiges Projekt zu bearbeiten, dazu noch im Außenbereich, das war wiederum schon immer ein großer Wunsch der Malerin.

Wunderbarer Hochsommer

Ein wunderbarer Hochsommer im vergangenen Jahr beflügelte die Künstlerin und Vitametikerin zusätzlich. Zieren vorerst zwei große, sich gegenüberstehende und tief in ihre Samenkörneraugen blickende Sonnenblumen die grüne Fläche, kommen nach und nach kleine und auf dem Boden krabbelnde Sonnenblumenkinder hinzu.

Wehende Sonnenstrahlenhaare, tanzende Beine und winkende Sonnenblumenblätter zeigen schon bald eine fröhliche Sonnenblumenfamilie, die vornehmlich gute Laune verbreiten. „Sie erzählen eine Geschichte – es sind Sonnenblumen on Tour“, berichtet die Malerin, die 1953 in Düsseldorf geboren wurde, der Liebe wegen an den Niederrhein kam. Heute ist sie die Mutter einer Tochter – und eine jugendlich wirkende Oma.

Sie greift schon in der Kindheit zu Pinsel und Farbe. Malt sie erst nur für sich, entwickelt sie im Laufe der Jahre ihre eigene Stilrichtung. Aino Rutten nimmt die Menschen mit auf eine wunderbare Reise. Es ist eine Reise aus Fantasie und Realität. Denn vieles, was die gelernte Arzthelferin persönlich erlebt und beeindruckt hat, verarbeitet sie in ihren Bildern.

2007 lässt sie sich zur Vitametikerin ausbilden, macht sich 2008 selbstständig. (Vitametik ist eine alternative Behandlungsmethode, wirkt unterstützend auf Muskulatur, Nervensystem und Wirbelsäule, Anmerkung der Redaktion). Ihren Beruf sieht sie heute als Fügung. „Ich möchte den Menschen gerne helfen, denn nur ein entspannter Körper kann sich regenerieren“, weiß die Künstlerin zu berichten.

2018 veröffentlicht Aino Rutten ihre Bilder in einem Buch: „Seelen-Gedanken in Bild und Schrift“. Jedes ihrer Bilder unterlegt sie mit eigenen Texten in Reimform und persönlichen Gedanken. So regt nicht nur das Betrachten eines Bildes zum Nachdenken an, sondern auch das Gelesene. Genau das ist die Absicht der impressionistisch veranlagten Künstlerin.

Im Buch beschreibt sie die Lebensweisheiten der Welt, die es meditativ zu entdecken gibt. Auf Gut Neuenhof in Twisteden erzählt jetzt eine ganze Sonnenblumenfamilie spannende Geschichten: „Halt mich nicht fest – zwäng mich nicht ein, lass mich mal gehen im Sonnenschein – das Leben ist so spannend“. Gabriele Freitag-Lau und ihr Mann Kurt Walter Lau freuen sich über das frisch und fröhlich wirkende Kunstwerk an ihrem Forstwagen.

„Glückswächter“ und Co

„Eine kreative Ader hatte ich immer schon“, erzählt Nicole Hieckmann, die gerade bei KB-Besuch in ihrer Werkstatt arbeitet. Seit Mitte 2018 hat die zweifache Mutter und gelernte Erzieherin, die mit einer Kollegin die Kindergruppe „Küken“ in der evangelisch-freikirchlichen Kirchengemeinde betreut, sich mit ihrer Kreativwelt künstlerisch selbständig gemacht.

Der Anstoß für diesen Schritt kam über einen gemeinsamen Cousinen-Urlaub an der Nordsee. Dort im Urlaubsort Greetsiel wohnten sie direkt neben einem Kreativatelier, das auch genau während des Aufenthalts einen Workshop anbot. „Das gefiel uns so gut, dass wir gleich wieder hier buchten und uns erneut für einen Workshop anmeldeten. Hier entstand auch mein erster Glückswächter!“

Ihre Cousine Sonja schließlich stellte ihr die entscheidende Frage: „Wieso hast Du mit deiner kreativen Ader eigentlich keine eigene Werkstatt?“ Davon angestoßen wurde schließlich auch ein Raum für ihr neues Hobby gefunden, der jetzt seit eineinhalb Jahren ihre Werkstatt ist. Ein Raum neben ihrem Haus auf der Geldernerstraße, in der Firma ihres Mannes „Binn Kachelofen- und Kaminbau“ wurde zu ihrer Werkstatt umgebaut. Vorher war dieser Raum noch durch die Tafel genutzt worden, aber nachdem diese andere Räumlichkeiten fand, stand dem Traum der eigenen Werkstatt direkt neben ihrem Wohnhaus nichts mehr im Wege. Hier hat sie alles, was sie braucht, um sich künstlerisch zu entfalten.

Jede freie Minute verbringt sie dort, besonders an den Freitagvormittagen, in denen ihre Kinder Lea und Tom in der Schule sind und sie nicht als Erzieherin bei den „Küken“ ist. Aufträge treffen auch schon reichlich ein. Bekanntheit machte sie sich in Kevelaer besonders mit ihrem ersten Stand auf dem Advents- und Krippenmarkt im Dezember 2018: „Es war ja etwas verregnet dieses Jahr, aber viele Kunder kamen trotzdem mit Regenschirm über den Krippenmarkt und zu ihrem Stand und es gab viele schöne Begegnungen“, erzählt sie.

Spezialisiert hat sie sich selber auf Glückswächter, die den Totempfählen der Indianer nachempfunden sind. Mit den Namen der Bewohner, der Eltern oder Schwiegereltern oder weiterer Familienangehöriger, mit Muscheln, Herzen oder Symbolen der Familie erzählen sie nicht nur Geschichten von Menschen und Familie, sondern sollen auch das Haus beschützen und den Bewohnern Glück bringen.

Vor der Erstkommunion kommen auch viele Aufträge für kleine Glückswächter, mit Bibelworten, mit einem weißen Fisch oder einem Leuchtturm, je nach dem Motto der Erstkommunion oder dem Wunsch der Kunden. Auch Türschilder, Etageren, Keilrahmenbilder mit Lebensbäumen oder Stühle mit Bepflanzung fertigt und dekoriert sie in ihrer Werkstatt. Auch ihre Heimatstadt Kevelaer wird immer wieder in ihren Werken eingebaut, indem etwa Nägelbilder die Silhouette Kevelaers ergeben oder Glückswächter Kevelaerbezug haben.

Gerne arbeitet sie gerade mit Holz. Sehr zugute kommt es ihr dabei, dass ihr Bruder Manuel selbst Schreiner ist und sie sich Holzklötze selber in seiner Werkstatt zuschneiden kann. „Die Ideen gehen mir nie aus und ich komme dabei runter und vergesse die Zeit!“, erzählt sie lachend. Fotos ihrer vielen Werke, die teils Unikate sind, gibt es mit weiteren Informationen auch auf ihrer Webseite: www.nicoles-kreativwelt.de.

Workshop zum Thema „Glückswächter“

Am 4. Mai 2019 bietet sie ab 13 Uhr auch selbst einen Workshop zum Thema „Glückswächter“ an. Interessenten können sich für 25 Euro (inklusive Grundmaterial) ihren eigenen Glückswächter machen, Anmeldungen sind möglich bis 27. April. Am 10. Mai 2019 ist sie auch bei der Spätschicht und bietet ihr Selbstgemachtes im Kindersecondhand-Laden an.

Aus nichts etwas machen

Tatjana van Went wurde am 6. September 1979 in Meerbusch geboren.  „Ich bin ein bisschen Pippi Langstrumpf, die Mutter ist im Himmel und der Vater ein Pirat“, sagt sie selbst. Der Vater, ein Niederländer, ist „irgendwie alles“, sagt sie nicht viel mehr dazu. Die inzwischen verstorbene Mutter hatte ein Bekleidungsgeschäft und Boutiquen. „Die konnte viel mit Farben kombinieren, das hab ich mitbekommen, hab da mitgearbeitet“. 

Von ihr nahm sie einen entscheidenden Grundgedanken ins Leben mit – aus nichts etwas zu machen. Und das zeigt sich bis heute bei ihrer kunstpädagogischen Arbeit im „Atelier für soziale Kunst“ in Wetten.

„Wenn man vor einer weißen Leinwand oder Mauer steht, das ist wie im Leben. Das kann wie ein Problemberg sein, aber das zu lösen mit den Menschen, das anzugehen, das macht was mit einem“, sagt die 39-Jährige. „Und hinterher zu sehen, was habe ich jetzt hier geschaffen, und das gemeinsam mit anderen Menschen, das löst unheimlich viel aus.“

Kindheit

Es ist eine im wahrsten Sinne  des Wortes „bewegte“ Kinder- und Jugendzeit, die Tatjana van Went nachhaltig bis heute prägt. „In Zeeland habe ich meine Kindheit verbracht, ab der Jugend bin ich dann wieder in Krefeld gewesen.“ In Holland ging sie auf eine Art „grüne“ Schule, „wo Natur ganz weit oben geschrieben wird.“

Sie selbst war auch viel in der Natur unterwegs. „Wir hatten einen großen Garten zuhause und da lagen Schuttsteine, daraus habe ich Hütten gebaut. Wir hatten viel Raum für Kreativität und Entfaltung in der Kindheit, da ist noch mein Herz so ein bisschen.“ Deswegen wirkt ihre eigene abstrakte Malerei auch so, als wäre man am Meer oder bei einem Strandspaziergang.

Von Anfang ihres Lebens an ist sie von ganz vielen musikalischen und künstlerisch geprägten Menschen umgeben. „Ich habe meinen Ur-Opa noch gekannt, wir waren sehr viele Generationen.“ Und das ist ihr Ding: Sich „mit Menschen umgeben und sich weiterzuentwickeln.“ „Wenn man so viele Menschen greifbar hat, kriegt man ganz andere Normen. Das bereichert meine Persönlichkeit, weil ich mich sehr gut auf Situationen einlassen und einfühlen kann.“ Deshalb könne sie „in einer Umwelt Impulse wahrnehmen, viel mehr als Otto Normalverbraucher“ – und dann künstlerisch umsetzen.

Heimat

Von Krefeld aus pendelte sie oft zwischen beiden Welten, „zweisprachig und immer hin und her.“ Diese ständige Bewegung bildet sich auch in ihrem Leben ab. „Ich bin 19 Mal umgezogen, so lange, wie ich hier bin, war ich noch nie“, bekennt die 39-jährige Wettenerin. Daraus leitet sich für sie auch die grundlegende Beziehung zu dem Begriff „Heimat“ ab. „Ich habe an vielen Orten Heimat. Die Heimat ist in einem selbst und den Menschen, die um einen sind. Das geschieht in einem und der Umgebung.“

Mit Ende 17 geht sie allein in die Welt, lernte zunächst in Krefeld Kinderpflegerin, dann Erzieherin und arbeitet parallel in einer bilingualen Kita auf der Hohenzollernstraße, die sie später auch leitete. Und sie studierte Sozialmanagement mit Schwerpunkt Bilingualität und Kunstpädagogik.

Sie machte alles Mögliche – sie arbeitete auf einer Säuglingsstation, modelte, unterrichtete behinderte Kinder im Reiten, operierte beim Tierarzt mit, kellnerte, war sogar kurz in einer Puddingfabrik und einer Massagepraxis. „Das war die Lust am Ausprobieren. Und ich habe mich noch nie in meinem Leben beworben, immer hieß es: Hast du nicht Lust?“

In der Kita errichtete sie ein Atelier, räumte den Materialraum aus. „Hier muss was stattfinden“, ist ihre Überzeugung und sie startete ihre Projektarbeit, arbeitete mit dem Kaiser-Wilhelm Museum zusammen. „Ich hab immer geschaut, wie man das mit Themen im Museum verbinden kann. Und ich habe da gelernt, durch Kinderaugen Kunst zu sehen.“

Kunst

Sie vertiefte die Kunstpädagogik im Elementarbereich mit Kindern in Krefeld, lebte dann in Willich und Nijmegen „im Naturschutzgebiet mit Gänsen und Pferden“. Über Freunde lernte sie ihren heutigen Mann kennen – einen Niederländer, der Computer-Chips für Automobile gestaltet  und auch eine große kreative Familie hat. „Da schließt sich der Kreis wieder. Wenn wir uns einmal treffen, sind das 40 Leute. Da wird nix geplant, das passt zu mir.“

Aus der Beziehung sind drei Söhne hervorgegangen, die heute acht, sechs und drei Jahre alt sind. „Wenn unsere Kinder an etwas Interesse haben, geben wir ihnen die Möglichkeit, sich zu vertiefen.  Eine Helikoptermutter bin ich nicht“, sagt van Went. Die Kinder sollen den Entfaltungsraum haben, den sie auch hatte.

Ihre erste Ausstellung war 2010 im ehemaligen Xantener Kunstmuseum zu sehen. Später stellte sie auch in Zeeland in ihrem Heimatdorf aus. Seit 2010 lebt sie nun in Wetten, hat sich Stück für Stück auf dem Grundstück an der Grünstraße ihre Lebens- und Arbeitswelt aufgebaut. „Das ist nach und nach aus sich selbst heraus gewachsen.“

2012 begann die Kinder-Kunst im Atelier. Daneben kommen immer wieder Gruppen, die sich in den Kunst- und Kreativ-Workshops Impulse für die eigene Weiterentwicklung holen oder  Teambuilding betreiben wollen. „Ich will die Menschen anregen, Möglichkeiten für sich zu entdecken, die sie sonst nicht haben.“ 

Daneben gestaltet van Went Mitmachkunst-Aktionen wie bei der „Fahrrrad-Pause“ am 28. April, soziale Kunstaktionen, arbeitet mit ihren Atelierkindern und stellt deren Werke im Katharinenhaus oder im Jugendamt Kevelaer aus.

Kinder

„Ich gebe den Kindern die Gelegenheit, dass sie Dinge wahrnehmen und künstlerisch ausdrücken“, nannte sie den „Zauberwald Wetten“ oder „das längste Gemälde Kevelaers“ als Beispiele. 

Sie gestaltet Workshops in Schulen – wie aktuell in der Hubertus-Grundschule zusammen mit Aminah Aengenheyster im Rahmen einer „Kunstinente“ – einer Kunstreise durch die Kontinente. Und sie engagiert sich in der Künstlerszene Kevelaers – ob nun bei „IMAGO“ oder jetzt als Mitbegründerin von „wirKsam e.v.“, um über Netzwerkarbeit die Akteure der Stadt für gemeinsame Kulturprojekte zu gewinnen.