Ein sehr ungewöhnlicher Künstler an einem sehr ungewöhnlichen Ort
Da haben sich zwei wohl nicht gesucht, aber doch auf ganz wunderbare Weise gefunden: Heinz Henschel hängt, respektive ein Ausschnitt seines Werkes, und zwar an einem Ort, der ebenso geheimnisvoll und irgendwie verwunschen anmutet wie dieser wundersame Künstler selbst.
Ein paar herausragende Daten weiß man aus der Geschichte des Hauses te Gesselen – doch die Geschichten der Menschen, ihre Motive und Motivationen, das, was diese alten Mauern gesehen haben mögen, bleibt uns größtenteils verborgen. Vielleicht ist das auch ganz gut so, denn die leeren Räume des ältesten Wohnhauses im Lande bieten quasi unbegrenten Raum für Fantasie und Fantastisches.
Fast ebenso ergeht es dem Betrachter der Bilderwelten Henschels. Seine realen Darstellungen regen die Fantasie an, seine Fantasiewelten tun dies ohnehin. Doch schon bald stellt man fest, dass einem dieser fleißige Fantast Henschel immer einen Schritt voraus ist – auch Jahre nach seinem Tod. Die wissenschaftliche Aufarbeitung seines Schaffens hat gerade erst begonnen und dazu geführt, dass den Kunsthistorikern die Münder ebenso offen stehen vor Staunen wie den Laien.
Was immer klarer wird, je intensiver man sich mit den Bildern dieses Autodidakten beschäftigt: Heinz Henschel erzählt mit seinen Bild-Kompositionen Geschichten einer schier unendlichen Detailtiefe. Woher er diese Gabe hatte, die noch dazu mit einem schier unermüdlichen Fleiß einhergeht, können wir nur mutmaßen. Was es für ihn bedeutet haben mag, wissen wir nicht. Was es für uns bedeuten kann, hängt davon ab, wie tief wir uns hinein- ziehen lassen wollen in die Akribie, den Fleiß, die Inspiration, die Intuition diese Künstlers, der für sich im Verborgenen eine Art Geborgenheit gefunden haben mag. Wir dürfen ihn entdecken, so wie wir dank der aufgeschlossenen Besitzerin auch das Haus te Gesselen in einigen Facetten erspüren dürfen. Als Ausstellungsraum für Henschels Werk in diesem, einem künstlerischen Glücks-Fall.
Die Ausstellung „O wie schön, dass niemand weiß…“ mit 130 Werken von Heinz Henschel ist am 18. und 19. Mai, jeweils von 10 bis 17.30 Uhr, im Haus te Gesselen, Kapellener Str. 4 in Wetten, zu sehen.
Katalog beim KB
Als „Geheimtipp“ geht Heinz Henschel nicht mehr durch, Das machte schon die erste Ausstellung im Kevelaerer Museum 2018 deutlich, die dort alle Besucherrekorde brach. Aber auch der Andrang zur Katalogvorstellung im Haus te Gesselen zeigte, wie groß das Interesse an der Entdeckung dieses unbekannten Künstlers ist.
Wer sich weitergehend mit Heinz Henschel beschäftigen möchte: Beim Kevelaerer Blatt ist der aufwendig erstellte Katalog (208 Seiten) zur Ausstellung zum Preis von 38 Euro erhältlich.