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Nach 21 Jahren zurück nach Kevelaer

Nach Ausbildung, neuen Berufswegen und Elternzeit ist sie nun seit Juli im Job wieder zurück bei der Stadt Kevelaer. Christiane Peulen ist die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. 1998 schloss sie ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Wallfahrtsstadt Kevelaer ab.

„Mein erstes Amt war das Standesamt“, erinnert sich die 41-Jährige. Bereits dort habe sie gemerkt, dass es ihr viel Freude bereitet, den Umgang mit Menschen während ihrer Arbeitszeit zu pflegen. Auch im Service-Center und Ordnungsamt habe sie einen Teil ihrer Ausbildung verbracht. Das seien „sehr publikumsintensive Ämter“ gewesen. Dabei habe sie schnell gemerkt, dass sie das „am interessantesten finde“.

Den Menschen zuhören

Nach ihrer Ausbildung wechselte die gebürtig aus Geldern stammende Verwaltungsfachwirtin zur Kreisverwaltung nach Kleve. Vor allem im Bereich des Jugendamtes ging sie dort beruflich auf. „Den Menschen einfach zuzuhören“, das sei ein großer Bestandteil des Berufes gewesen. Im Jahr 2014 brachte sie ihre Tochter zur Welt und war anschließend von 2016 bis jetzt bei der Stadt Geldern tätig.

„Die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten ist eine ganz neue Herausforderung“, macht Peulen deutlich, dass diese Position mit ihren vorherigen nicht zu vergleichen ist. Der neue Job sei „unheimlich spannend und vielfältig.“ Sie habe sich vorab näher damit beschäftigt, was eine Gleichstellungsbeauftragte genau mache: „Denn ich finde es wichtig, dass ich auch hinter dem stehe, was ich mache.“

Peulen steht sowohl den Bürgern für Fragen offen, ist jedoch auch stark in die internen Abläufe der Stadt integriert. Sie wird involviert, wenn es um Maßnahmen geht, „die sich auf die Gleichstellung auswirken können“, erklärt Peulen. So prüfe sie zum Beispiel die Unterrepräsentanz hinsichtlich der Stellenbesetzung der Stadt Kevelaer. Sie wird in den Bewerberprozess integriert, verschafft sich einen Überblick über den Männer- bzw. Frauenanteil auf bestimmten Stellen und achtet bei Bedarf im Bewerberprozess neben den Qualifikationen speziell darauf, ob eine Unterrepräsentanz eines Geschlechts auszugleichen ist.

Außerdem plane man mit der Arbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Kleve unter anderem zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2019 einen Informationsstand in Kevelaer. Ebenso sei ein kleines Projekt zum Weltfrauentag am 8. März 2020 in Planung.

Ansprechpartnerin vor Ort

Peulen ist es ein großes Anliegen, „dass die Menschen wissen, dass sie auch zu mir kommen können. Die Leute einfach zu erreichen, das ist das Ziel.“ Für alle Belange, die das Thema „Gleichstellung“ betreffen, steht Peulen Bürgerinnen und Bürgern jederzeit als Ansprechpartnerin vor Ort zur Verfügung, gemeinsam mit ihren beiden Vertreterinnen Andrea Hoenselar und Ina D‘Aleo.

Als einen Schwerpunkt ihrer Arbeit wolle Peulen unter anderem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Fokus stellen, ein Thema, was sie in ihrem Privatleben ebenfalls betrifft. „An oberster Stelle steht für mich der respektvolle und faire Umgang mit Menschen“, erklärt Peulen, eine Ansicht, die mit ihrem Grundsatz einhergeht: „Behandle andere Menschen so, wie du selbst auch behandelt werden möchtest.“

Jobmesse ging erstmals an den Start

Von der Pflege über den Einzelhandel bis zum Handwerksbetrieb waren auf der ersten Jobmesse in Kevelaer am Freitag, 12. April, viele Branchen vertreten. Die Messe wurde in den Räumen des Petrus-Canisius-Hauses veranstaltet. Hier konnten sich Interessierte über Stellen- und Fortbildungsangebote informieren. Am Tisch beantworteten Vertreter der verschiedenen Branchen die Fragen der Besucher.

Bei der Premiere der Jobmesse in Kevelaer knüpften so interessierte Bürger erste Kontakte mit Arbeitgebern der Region. Fast 30 Firmen waren mit Infoständen dabei. „Ich habe nicht mit der Menge an Menschen gerechnet“, staunte Nicole Kuklan, Personalabteilung Imtakt. Sie informierte an diesem Tag über die Arbeit im Sicherheitsdienst. Das Interesse sei groß. Es seien neben den Schulklassen auch viele andere interessierte Besucher gekommen.

Bei einem Blick durch den Saal wurde dieser Eindruck bestätigt. Von Jung bis Alt waren alle Altersklassen vertreten. Die Messe bot so nicht nur Berufseinsteigern eine Plattform, sondern auch Menschen, die schon im Berufsleben stehen, sich aber neu orientieren wollen.

Auch Manfred Nöthling, der an diesem Tag am Stand der Bundeswehr beriet, zog ein positives Zwischenresümee: „Das Interesse ist auf jeden Fall da.“ Die Bundeswehr zum Beispiel biete viele Arbeitsbereiche. Doch man müsse den Interessierten auch erklären, dass der Beruf des Schiffskapitäns bei der Bundeswehr nicht zu verwechseln sei mit dem „Traumschiff“-Kapitän im Fernsehen, erzählte Nöthling lächelnd.

Neben den Infoständen im Saal hatten die Besucher die Möglichkeit, an verschiedenen Workshops teilzunehmen. Denn vor der Einstellung stehen in der Regel eine Bewerbung und ein Bewerbungsgespräch an. Wie man eine gute Bewerbungsmappe gestaltet und was man im Bewerbungsgespräch lieber nicht machen sollte, wurde unter anderem in den Workshops behandelt.

Einblicke in Handwerk, Pflege und Co.

Fabian, 16 Jahre, weiß genau, was er nach seinem Schulabschluss machen möchte. „Ich fange eine Ausbildung zum Elektriker an“, sagt er ganz stolz. Dafür nimmt er sogar einen Umzug nach Bamberg in Kauf.
Einige seiner Kameraden aber wissen noch nicht so richtig, was sie nach Beendigung der Schule machen möchten. „Das geht sehr vielen Schülern so“, wissen Schulleiterin Renate Timmermann und ihre Stellvertreter Bernd Druyen zu berichten. Seit vielen Jahren schon bietet die Städtische Gemeinschaftshauptschule Kevelaer ihren Schülern eine mehr als spannende Berufsorientierung an. In diesem Jahr unter dem Motto: „Berufsorientierung 2.19“.
Großer Zuspruch
Eine Woche lang erhielten die Schüler viele wichtige Einblicke in unterschiedliche Berufsfelder. Dieses erstmals als Kompaktwoche angebotene Projekt wurde bei allen beteiligten Schülern, wie auch bei allen Gästen und Gastgebern mit sehr großem Zuspruch und positivem Feedback angenommen. „Wir können nur hoffen, dass es auch in Zukunft so ein Angebot für Entlass-Schüler gibt“, sagen Timmermann und Druyen. Denn die Schüler bräuchten zum Ende ihrer Schullaufbahn Beratung und Informationen, damit sie Zugang zur Berufswelt finden. „Nicht jeder Schüler hat die Möglichkeit das Abitur zu machen und zu studieren“, bekräftigen die Pädagogen.
Unter dem Leitfaden „Fördern und Fordern“ bereitet die Hauptschule ihre Schüler auf ein Leben nach der Schule vor. Hautnah erfuhren sie während der Projektwoche wie wertvoll eine gute handwerkliche Ausbildung ist. Den Startschuss legte der Caritasverband Geldern-Kevelaer e.V. Er stellte die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten und Aufgabenbereiche im Bereich der Pflege vor. Marcel Schmetten, ein ehemaliger Schüler der Schule und inzwischen stellvertretender Küchenchef des Hauses „Goldener Schwan“ in Kevelaer, stellte sich selbst und die vielfältigen Aufgaben in der Gastronomie und Hotelgewerbe vor.
Interessante Einblicke erlaubte auch der Besuch der ALDI-Ausbildungsfiliale in Geldern. An eine Betriebsbesichtigung der Firma Wystrach nahmen Fabian, Steven, Jakob, Pascal, Tommy, Friedrich, Aaron, Jenny, Sonja, Aiden, Julian, Lukas, Krispin und Dominik teil. (Das KB berichtete). Hier erhielten sie, dank einer informativen Führung durch Kevin Sonderkamp, einen guten Einblick und waren erstaunt über die vielen Berufszweige, die dieser Betrieb anbietet.
Nur einen Tag später reichte Lukas seine Bewerbung ein. „Ein Erfolg“, sagt Bernd Druyen. Denn an Ausbildungsplätzen mangelt es keineswegs. Auch hier in Kevelaer und Umgebung nicht. Zusätzlich gewannen die Schüler einen dreidimensionalen Einblick in ihr zukünftiges Berufsleben. Durch Einsatz einer 3D Brille tauchten sie virtuell in unterschiedlichste Berufe, gewannen so wertvolle Informationen.
Unter Federführung der Niederrheinischen IHK Duisburg-Wesel-Kleve begrüßten die Schüler an einem Tag eingeladene „Ausbildungsbotschafter“ der Firmen ALDI-Süd, Herbrand, Westnetz und der Debeka. Kurz vor ihren Prüfungen stehend, konnten die junge Dame und die Herren hautnah berichten, wie der Übergang Schule–Beruf zu gestalten ist. Eine Führung durch das Duisburger Stahlwerk der ArcelorMittal war so etwas wie das Highlight der Woche. Hier konnte der „Kohlenpott“, hautnah erlebt und auch gerochen werden. Am letzten Tag der Projektwoche boten die Bundesagentur für Arbeit und die Firma maxQ Geldern, ein Bildungsträger im Bereich der Pflegeberufe, noch eine umfassende Gesprächsrunde an.
Eine Abschlussrunde ergab bei allen Beteiligten ein eindeutiges Fazit: Berufsorientierung ist spannend, interessant und dringend notwendig. Eine Wiederholung? Ja, auf jeden Fall. „Vielleicht früher im Schuljahr, wenn da die Schulschließung im Juli nicht wäre“, bedauert Bernd Druyen.

Und ich tanze!

Wenn Edith Bongers- Reul erklären soll, von wem sie ihr Bewegungstalent geerbt hat, kommt die Antwort ohne langes Zögern: „Das habe ich von meiner Mutter. Sie ist früher als Kind in den Bäumen herumgekraxelt“, erzählt sie und lächelt.
Als das zweite von sechs Geschwistern wurde die Tanzpädagogin und -choreographin am 26. April 1957 in Trier als Tochter des späteren Kevelaerer Sparkassendirektors Werner Bongers und seiner Frau Katharina geboren.
„Die beiden kamen aus Kranenburg und Zyfflich. Und als er eine Anstellung hier fand, sind wir hierher gezogen – und der Rest der Kinder ist auch in Kevelaer geboren“, erzählt die 61-Jährige. Sie kam in die Antonius-Grundschule, „wo es nur Mädchen gab“, später dann auf das Gymnasium.
Das Musische war im Hause Bongers stark ausgeprägt. „Die jüngere Schwester und ich spielten Gitarre, einige Geschwister waren beim Vater der Sängerin Annja Rossmann im Schulchor. Ein jüngerer Bruder spielte Klavier und der kleine, in England lebende Bruder leidenschaftlich Schlagzeug“, erinnert sie sich an diese lebhafte Zeit.
Die junge Edith turnte und machte Leichtathletik „bei der alten Frau Sadowski. Die hatte die Ballettschule auf der Gelderner Straße. Da war ich schon mit 13, 14 Jahren.“
Erste ganz zarte Berührungspunkte mit Tanz und darstellendem Spiel hatte sie bei der Gestaltung einer Messe. „Da ging es um Ausgrenzung und Wiedereingliedern, da habe wir eine Reihe gebildet und uns damit vor- und zurückbewegt.“
Tanzdiplom und Kinder

Foto: AF


Nach dem Abitur ging sie 1976 nach Köln. „Ich wollte unbedingt was mit Bewegung machen“, war für die damals 19-Jährige klar. Ein halbes Jahr ging sie in eine Gymnastikschule, bis sie zum Sportstudium zugelassen wurde.
Dort gab es auch einen Bereich „darstellendes Spiel, Musik, Tanz.“ Sie lernte unter der Begründerin des „elementaren Tanzes“, Maja Lex, die unter anderem auch mit Carl Orff zusammengearbeitet hat.
„Diese Bewegung war sehr prägend für unsere Entwicklung“, sagt Bongers-Reul. Noch heute fährt sie einmal pro Monat nach Köln, wo sie Lex´ Nachfolgerin Graziella Padilla besucht.
Damals lebte die junge Edith mit ihrem Freund Wolfgang Reul in Würzburg, wo er Medizin studierte. Sie bekam das erste Kind, gab Kurse für Kinder im Bereich Jazztanz und darstellendes Spiel und schloss ihre Diplomarbeit ab.
Der gemeinsame Weg des Paares führte über Bad Kissingen, Bad Berleburg und Emden Weihnachten 1990 nach Kevelaer. Ihr Mann ließ sich mit einer eigenen Praxis in der Marienstadt nieder. Das eigene Erleben von kinderreichen Familien führte dazu, dass die Familie Bongers-Reul bis 1996 auf elf Personen anwuchs.
Ihre neun Kinder zog Edith Bongers-Reul im Haus der Schwiegereltern groß, das sie übernehmen durften. „In der Zeit waren nur Kinder angesagt“, sagt Bongers-Reul.
Wiedereinstieg und Weiterentwicklung

2010 fing sie wieder mit dem Tanzen an. Sie machte zwei Jahre lang eine Ausbildung beim
Bundesverband Tanz zur „Tanzpädagogin für Tanzkultur“. Ihr Abschlussprojekt „Frauen- leben“ stellte sie mit acht Frauen auf der Bühne der Begegnungsstätte vor. „Einer meiner Söhne hat dazu noch gerapt, das war eine gute Verbindung.“
Und in den vergangenen fünf Jahren lernte sie für ihr zweites Tanzdiplom an der Akademie Remscheid Modern Dance, höfische Tänze und südeuropäische Folklore – und neue Stile wie Hip Hop.
Ihr Tätigkeiten sind vielseitiger Natur: Sie arbeitete bei der Caritas, machte im Wohnstift mehrere Jahre lang Tanzangebote, gab an der Förderschule Kevelaer Tanz- Förderkurse und Tanzkurse in Kindergärten und in Grundschulen.
Im „Mein Sportraum“ an der Marienstraße bietet sie unter dem Titel „Und ich tanze!“ jeden Donnerstag Bewegungs- und Tanzmöglichkeiten für Grundschulkinder an. Dazu kommen weitere Grundschul- und Erstklässler- Tanzangebote in Mülheim und Kempen.
2017 choreographierte sie zu dem großen Kevelaerer „Ave Maria“-Musikspiel über das Leben Mariens den Tanz „wo sich Maria und Elisabeth treffen.“ Komponist Elmar Lehnen sprach sie an, sie traute sich die Aufgabe zu.
Knapp ein halbes Jahr arbeitete sie mit 30 Mitgliedern des Theaterchores Niederrhein und vielen Kindern. „Die hatten daran Freude, sich auf die Bewegungsaufgaben einzulassen und ihre Quellen ‚anzuzapfen‘, beschreibt die Theaterpädagogin den Prozess, der in der „großartigen Erfahrung“ der Aufführung im Juni mündete.
Sich bewegen, um sich selbst zu entdecken

Foto: AF


Im Bewegungstanz, sagt Bongers-Reul, „kommen die Eigenschaften jedes Einzelnen zum Ausdruck – individuell und authentisch. Das ist das, was ich
vermitteln möchte.“ Bewegung „gehört zum Leben dazu und Musik – und darüber die Kombination und dann zu entdecken, was steckt in mir. Solche Augenblicke finde ich großartig.“
Mit ihrer Kollegin Edith Rühl betreibt sie in der Alten Schule in Goch-Hülm ein Tanzatelier für Frauen ab 40. Da soll es weiter in Richtung Tanztheater gehen.
Und bei der Kevelaerer „Landpartie“, wo sie 2018 bei der Steinwerkstatt von Lisa Lepper mit Edith Rühl aufgetreten „und zur Musik auf Steinen balanciert“ ist, wird sie mit dem Konzept „Zwischenräume“ zu sehen sein. „Ihr Bruder spricht Dada-Texte und es soll dazwischen Musik gemacht werden.“

Ein Woche lang in Berufe schnuppern

Eine ganze Woche lang widmet sich die Städtische Gemeinschaftshauptschule Kevelaer der Berufsorientierung. Dabei werden den Schülern des Entlass-Jahrgangs die unterschiedlichsten Berufszweige und Ausbildungsmöglichkeiten vorgestellt. Hautnah dürfen sie diese Woche in verschiedenen Betrieben reinschnuppern.
Unter anderem besuchte bereits eine Schülergruppe die Ausbildungsfiliale ALDI in Geldern. Eine weitere Gruppe erlebte eine Betriebsbesichtigung im Weezer Unternehmen Wystrach. Hier beschrieb Ausbildungsleiter Kevin Sonderkamp den Schülern das Unternehmen. Die Wystrach GmbH sei spezialisiert auf technische Lösungen für den Transport und Speicherung von Gasen. Sie sei auf diesem Gebiet europaweit marktführend.
Sehr interessiert und aufmerksam lauschten die Schülerinnen und Schüler einem einstündigen Vortrag, worauf eine aufschlussreiche Betriebsführung folgte. Kevin Sonderkamp machte sehr deutlich, wie wichtig eine gute und gründliche Ausbildung sei. Das aber setze auch eine Bereitschaft zum Lernen des Auszubildenden voraus. Denn erst gut ausgebildete Fachkräfte würden einen Betrieb erfolgreich machen.
Das hatten auch die schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftshauptschule verstanden und konnten diese Erkenntnis mit in die weitere Projektwoche nehmen. Mindestens zwei der Schüler werden sich im Unternehmen Wystrach um eine Ausbildungsstelle bewerben.

Wie ein Winnekendonker zum Deutschen Fernsehpreis kam

Am 31. Januar wurde in Düsseldorf – moderiert von Barbara Schönberger und Steffen Hallaschka – der Deutsche Fernsehpreis verliehen. Zu den Preisträgern gehört auch die NDR-Show „Inas Nacht“, die in der Kategorie „Beste Unterhaltung Late Night“ geehrt wurde. Redakteur dieser Sendung ist Christoph Pellander. Der gebürtige Kevelaerer beantwortet dem Kevelaerer Blatt Fragen zur Preisverleihung, gewährt einen Einblick in die Zusammenarbeit mit Ina Müller und verrät, wie sehr er sich Kevelaer und seinem Heimatdorf Winnekendonk verbunden fühlt.
KB: Hallo Herr Pellander, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Deutschen Fernsehpreises 2019. In der Kategorie VBeste Unterhaltung Late Night“ wurde CInas Nacht“, für die Sie als Redakteur zuständig sind, mit dem begehrten Fernsehpreis ausgezeichnet. Was geht in einem vor, wenn man einen so wichtigen Preis erhält?
Christoph Pellander: Zunächst einmal vielen Dank für die Glückwünsche. Natürlich war und ist die Freude groß nach solch einer Auszeichnung – im Team, beim NDR und auch bei mir persönlich. Es war mein erster Deutscher Fernsehpreis, dementsprechend bekommt er natürlich auch einen besonderen Platz.
Wann haben Sie und Ihr Team von der Nominierung erfahren und sehen Sie die Auszeichnung als eine Art Belohnung für Ihre Arbeit?
Etwa sechs Wochen zuvor wurden wir über die Nominierung informiert und offiziell eingeladen. Bis zum Moment der Verkündung haben wir aber weder etwas gewusst noch geahnt. Da „Inas Nacht“ auch bereits vor zehn Jahren schon mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, hielten wir uns für „Nominierungsfutter“, wie Ina es in ihrer Dankesrede nannte. Umso schöner, dass die Jury so entschieden hat.
Was den zweiten Teil Ihrer Frage betrifft: Am Ende ist es ein organisches Zusammenspiel aus einer einzigartigen Moderatorin, einem sehr motiviertem Team, einer spitzen Formatidee, wie man sie im deutschen Fernsehen eher selten findet, und einem Sender, der sich als Teil der Mannschaft versteht – daher war es für uns alle eine schöne Belohnung.
Inas Nacht ist ein Dauerbrenner. Lockere Atmosphäre mit lieben und spontanen Gästen, die sich auf ein Bier in einer Hamburger Kneipe treffen. Wer steckt hinter so einer Idee? Und wie kann man sich einen solchen Erfolg erklären?
Vorsicht, es gibt nicht nur Bier. In zwölf Jahren haben sich die Trinkgewohnheiten sehr verändert, kürzlich tranken Ina und Sido zum Beispiel Moscow Mule und mit Iris Berben und Barbara Schöneberger wurde natürlich Champagner getrunken. Und die „Kneipe“ ist unser „Schelli“, Hamburgs älteste Seemannskneipe mit nordisch romantischer Seefahrer-Atmosphäre und Blick auf den Hafen.
Die Idee zur Sendung kam von Ina Müller selbst, die vor 13 Jahren die Unterstützung des damaligen NDR-Intendanten Jobst Plog fand. Der gab grünes Licht für drei Episoden, inzwischen sind über 120 im Kasten und wir laufen nicht mehr nur im NDR sondern auch erfolgreich im Ersten, wo wir Zuschauer aus der ganzen Republik erreichen. Die lieben Inas ehrliche, manchmal schnodderige, aber stets liebenswerte Art, den Shanty-Chor, die Bierdeckel-Fragerunden, die nationalen wie internationalen Musik-Acts, die sich freiwillig auf 3,5 Quadratmeter quetschen, um bei uns zu singen… um nur ein paar Faktoren zu nennen. Am Ende erlebt der Zuschauer eine 60-minütige Late-Night-Show, in der die Gastgeberin Themen anspricht, wie sie in keiner Talkshow zu finden sind. Es wird herrlich und laut gelacht… und am Ende oft bis in die späte Nacht gefeiert.
Ina Müller ist sehr spontan, flexibel, hat ein lockeres Mundwerk, sagt was ihr gerade einfällt und auf der Zunge liegt, verbreitet mit ihrem unvergleichlichen Lachen immer gute Laune. Überträgt sich das auf Ihre Arbeit? Geht man da nach einem harten Arbeitstag eher beschwingt und mit einem Lächeln auf dem Gesicht nach Hause? Oder ist man eher geneigt zu sagen: Gott sei Dank, endlich Ruhe.
Ina Müller trägt das Herz auf der Zunge und lässt sich weder vor noch hinter der Kamera verbiegen. Sie sagt, was sie denkt, hat eine Haltung zu vielen Themen und steht auch dazu. Das macht die Zusammenarbeit am Ende leicht, denn wir alle haben ein Ziel: die Sendung so unterhaltsam wie möglich gestalten. Das beginnt bei der Auswahl der Gäste und den Themen und Fragen und endet beim finalen Schnitt, den ich als Redakteur abnehme. Spaß und Humor stehen in der Sendung im Vordergrund und dies überträgt sich auch auf die Zusammenarbeit. Uns beide verbindet ja auch zum Beispiel eine Kindheit auf dem Bauernhof. Wir haben eine Menge Spaß bei der Gestaltung der Sendung und auch bei den Dreharbeiten im Schelli. Die beginnen stets am Abend gegen 20 Uhr und enden dann tief in der Nacht. Gern feucht-fröhlich.
Viele Prominente Gäste kommen seit 2007 zur legendären Hamburger Kneipe „Zum Schellfischposten“ und stellen sich den manchmal pikanten Fragen von Ina Müller. Wie muss man sich die Arbeit mit den prominenten Gästen vorstellen? Möchten sie umgarnt werden, benötigen sie eine besondere Behandlung? Oder ist der Umgang ein ganz lockerer, so wie er dann letztendlich auch dem Zuschauer präsentiert wird?
Natürlich gibt es solche und solche und immer ist es spannend. Man trifft auf einen plötzlich eher schüchternen Otto Waalkes oder auf eine völlig entspannte Iris Berben – alle eint am Ende, dass sie vor einem ungewissen Abend mit Ina stehen. Eine Sonderbehandlung braucht aber keiner. Und wenn, würde ich sie oder ihn hier nicht outen (lacht).
Bereits im vergangenen Jahr erhielten Sie und Ihr Team den Deutschen Comedypreis in der Kategorie Beste Sitcom. In diesem Jahr erstmalig den Deutschen Fernsehpreis. Sind Ihnen beide Preise gleich wertvoll oder macht man da Unterschiede?
Den Deutschen Comedypreis bekamen wir für die NDR-Comedy-Serie „Jennifer – Sehnsucht nach was Besseres“, die am Niederrhein leider weniger bekannt sein dürfte, weil sie nur im Dritten läuft. Wer sich jetzt über den grammatikalischen Fehler wundert – der ist gewollt und steht für eine Redensart, wie sie in bestimmten Regionen im Norden durchaus üblich ist. Es waren an diesem Abend zwei sehr bekannte RTL-Comedyserien nominiert, da waren die Überraschung und Freude mindestens so groß wie in der Vorwoche beim Deutschen Fernsehpreis. Am Ende hält es sich die Waage – beide Preise machen uns als Sender stolz, der Zuspruch der Zuschauer ist aber mindestens genauso wichtig, denn wir machen ja kein Programm für Jurys.
Herr Pellander, Sie sind ein junger Mann, um die 36 Jahre, wenn ich da richtig liege. Bedeutet diese Auszeichnung einen weiterer Ansporn für Ihren beruflichen Weg? Und wo genau führt dieser wohl hin?
Sehr schmeichelhaft, ich werde in diesem Jahr 41. Nominierungen und Preise für Filme, Serien oder Shows sind natürlich eine besondere Form der Anerkennung für die geleistete Arbeit, doch die größte Auszeichnung bleibt die Akzeptanz des Publikums und die Begeisterung beim Zuschauer. Denke ich an den Eurovision Song Contest, für den ich seit 2018 im Ersten verantwortlich bin, so war auch Rang 4 von Michael Schulte in Lissabon ein gefühlter Sieg, auch wenn die Trophäe nach Israel ging. Das Ergebnis hat uns als Redaktion beflügelt und auch in ganz Deutschland etwas bewegt. Zunächst führt mich der Weg in diesem Jahr aber noch nach Tel Aviv, wo wir am 18. Mai um Punkte aus Europa kämpfen.
Sie kommen gebürtig aus Winnekendonk am schönen Niederrhein, wo Ihre Eltern auch noch leben. Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf, würden Sie diesen Weg noch einmal so gehen?
Ursprünglich kam für mich kein anderer Beruf als der des Tierarztes in Frage. Aus gesundheitlichen Gründen hat mir jedoch ein Fachmann von einem Studium abgeraten, obwohl ich schon einen Studienplatz in Hannover hatte. Die Alternative war dann schnell gefunden: Ich wollte Drehbuchautor werden, denn Geschichten zu erzählen, zu entdecken, aufs Papier zu bringen und dann zu verfilmen – davon habe ich schon als Kind geträumt. Ich bin dann mit 19 Jahren nach Köln gezogen, eine der wichtigsten Städte in Deutschland, wenn man in dieser Branche arbeiten möchte. Nach zwei Jahren begann ich mein Studium an der Filmhochschule in Ludwigsburg, von wo ich aus schnell bei der ARD anheuerte. Zunächst beim Bayerischen Rundfunk in München, dann beim Westdeutschen Rundfunk in Köln und seit 3,5 Jahren beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg. Sozusagen geographisch von unten nach oben. Es kann also beruflich nur wieder abwärts gehen. Natürlich meine ich nur die Himmelsrichtung. In diesen Jahren habe ich das Glück gehabt, mit großartigen und für großartige Menschen arbeiten zu dürfen und ich kam an verschiedenste Orte auf der ganzen Welt – ja, ich würde den Weg genauso noch einmal gehen. Vielleicht würde ich nur meine Eltern öfter mitnehmen.
Nebenbei sind Sie dem Trabrennsport verbunden und Sie fahren auch selbst Rennen und züchten Rennpferde. Bleibt dafür noch Zeit?
Leider zu wenig, mein Job nimmt schon viel Zeit in Anspruch – gerade jetzt, wo wir wenige Monate vor dem ESC stehen und auch Filmprojekte im Sommer anlaufen. Ich fahre nicht mehr so viel wie früher, steige etwa 10- bis 15-mal im Jahr noch ins Rennsulky. 2014 zum Beispiel, als ich deutscher Meister werden durfte, waren es 80 Rennen im Jahr. Ich verpasse aber kein Pferderennen in Deutschland und vor allem meiner Heimatbahn in Mönchengladbach fühle ich mich verbunden. Ganz an den Nagel hängen werde ich den Sport aber nicht. Sonst würde ich auch nicht weiter züchten.
Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an Kevelaer, den Niederrhein und Ihren Heimatort denken?
Es ist nicht leicht, sich hier kurzzufassen. Wenn ich an Kevelaer denke, denke ich – neben meiner Familie – sofort an meinen besten und großartigsten Freund Robin, an den Papstbesuch, an den Traberpark in Twisteden, die Backstreet Boys im Stadion, an den Prinzenhof, an eine nicht immer leichte Zeit an einem Gymnasium, das inzwischen einen guten Ruf genießen soll, damals aber ein Paradebeispiel unseres katastrophalen Bildungssystems in Zeiten des Pisa-Schocks war, und an eine großartige Chemie-Lehrerin Marie-Luise Müller, von deren Sorte es mehr gebraucht hätte.
Mit dem Niederrhein verbinde ich den Dialekt meiner Großeltern, den Geruch von Pferden und frisch gepresstem Heu, dreistellige Telefonnummern, aber auch schlechtes Handynetz. Und was meinen Heimatort Winnekendonk betrifft: an die Overberg-Grundschule und an meiner erste Lehrerin Frau Klein habe ich wunderbare Erinnerungen, an Wochenenden auf dem Tennisplatz zu einer Zeit, als Poster von Boris und Steffi an den Wänden hingen, an den Pastor Kopovski, der eines Tages meinen Eltern mitteilte, dass ich von meinen Aufgaben als Messdiener befreit werde. Nicht etwa, weil ich mich daneben benommen habe, sondern weil ich bei Beerdigungen zu viel weinte. Traurig war ich über diese Nachricht aber nicht.
Herr Pellander, wir bedanken uns für das ausführliche Gespräch und ihre Offenheit.

Allround-Talent gesucht

Das Bild hat Symbolcharakter: Fast flehentlich öffnen Heinz Aben und Hans-Gerd Frerix vom Trägerverein der Öffentlichen Begegnungsstätte (ÖBS) in Winnekendonk ihre Arme, um zu signalisieren, dass jeder Interessent und jede Interessentin für den vakanten Job des Hausmeisters des für den Ort so wichtigen Gebäudes willkommen ist.
Seit drei Monaten sucht der Trägerverein Nachfolger für das Ehepaar Angelika und Jürgen Berns, die „ihre Sachen gut gemacht haben“, wie Frerix ausdrücklich betont. Die beiden hätten aber den Wunsch geäußert, nicht mehr weiterzumachen, da Angelika Berns sich weiterqualifiziert hat und andere Aufgaben annehmen möchte.
450-Euro-Job

Seitdem bekannt ist, dass das Ehepaar nicht mehr tätig sein wird, hat der Verein von sich aus immer wieder Leute für den 450-Euro-Job angesprochen. Es hätten sich auf die Zeitungsannonce im Dezember auch schon Personen gemeldet. „Das waren aber eher klassische Hausmeister, die kamen, um den Klodeckel zu schrauben“, meint Frerix. Der Job des Hausmeisters der ÖBS sei aber weit mehr als das.
„Das ist so eine Mischung aus Manager, Hausmeister und Gastronom“, unterstreicht Heinz Aben, der diese Tätigkeit selbst vierzehn Jahre lang ausgeübt hat. „Der muss der Putzfrau aufschließen, Mietverträge mit Kunden und Konzessionen besprechen, die Technik bedienen können, mit dem Gebäudemanagement der Stadt über die Reparatur schiefer Fenster reden, Tische aufbauen.“ Das bedeute aber nicht zwölf Monate Dauerarbeit und Stress. Den Bühnenaufbau, das machten zu den Feierlichkeiten wie bei Karneval zum Beispiel die Vereine. Und es gebe in den Ferien durchaus Leerläufe, wo man wochenlang so gut wie nichts zu tun habe.
Es handele sich also um einen vielfältigen Job, der jemanden benötigt, der „Organisationstalent, Technikverstand und ein Gefühl für Menschen hat“, sagt Aben. Und besagte Person sollte durchaus in der Nähe wohnen. „Deshalb haben wir auch erst in Winnekendonk gesucht“, sagt Frerix. Es könne aber durchaus auch jemand aus der Umgebung sein, der flexibel, mobil und greifbar bei Bedarf ist.
Ein wichtiger Aspekt ist den Verantwortlichen des Trägervereins zudem die Identifikation mit der ÖBS. „Denn der, der das macht, ist dann das Gesicht der ÖBS und unser verlängerter Arm hier“, machte Frerix deutlich. Und wenn das Martinskomittee im Saal mal eine Runde gebe und der Hausmeister mittrinken dürfe, dann zeige sich, dass die Arbeit auch ihre menschlichen Seiten und Vorzüge habe.
Das bestätigt auch Elke Cürvers, die mit ihrer Yoga-Gruppe während des Gesprächs die Begegnungsstätte betritt und ein spontanes Angebot macht, als sie von der Vakanz der Stelle erfährt: „Der neue Hausmeister wäre bei uns sofort eingeladen und bekommt von uns Pralinen!“

Von Beruf und Berufung

Geschäftiges Treiben wie sonst nur selten herrschte am Vormittag des vergangenen Samstages in der hiesigen Sparkassenfiliale. Zur mittlerweile 29. Auflage des „Berufs-Info-Treff“ (BIT)hatten sich zahlreiche Schülerinnen und Schüler aus den neunten und zehnten Klassen der Kevelaerer Schulen aufgemacht, um sich bei den 34 beteiligten Ausstellern Informationen aus „erster Hand“ zu holen. Gereon Heinen als verantwortlicher Mitarbeiter seitens der Sparkasse freute sich über die starke Resonanz bei Unternehmen und zukünftigen Auszubildenden. Viele Kevelaerer Firmen sind seit Jahren mit von der Partie, wie auch Polizei und Bundeswehr, aber es gab auch eine Premiere, so hatte „Edeka-Brüggemeier“ in diesem Jahr erstmalig einen Stand aufgebaut.

Aber es schwebte auch ein wenig Wehmut über den Köpfen, ist es doch der letzte BIT, bei dem die Gemeinschaftshauptschule Kevelaer federführend mit von der Partie war. Resignation ist für Schulleiterin Renate Timmermann allerdings ein Fremdwort: „Wir wollen keinesfalls das Gefühl vermitteln mit dem bevorstehenden Ende der Hauptschule in Kevelaer in unseren Anstrengungen nachzulassen. Wir sind kein Auslaufmodell!“ Befragt nach den Entwicklungen in beinahe 30 Jahren BIT stellte sie heraus, dass einerseits früher mehr klassische Ausbildungen gefragt waren, etwa Friseur oder der einstige KFZ-Mechaniker. Andererseits hat aus vielerlei Gründen der Anteil der Schüler auf nur noch 10% abgenommen, die direkt nach dem Hauptschulabschluss eine Ausbildung aufnehmen, früher war es ein gutes Drittel. Viele setzen heute anschließend ihre Ausbildung am Berufskolleg fort. Als kleines Bonbon brachte die Hauptschule eine „Abschiedszeitung“ unter die Besucher mit zahlreichen Schlaglichtern und Rückblicken auf 29 Jahre BIT.

Starker Ansturm auf Polizei und Bundeswehr

Starken Ansturm gab es klassischerweise auf Polizei und Bundewehr. So interessierten sich auch Nike Reichling, Leonie Pelzer, Valentina Fornari und Hannah Müller für eine Laufbahn bei den Ordnungshütern – eine der vier jungen Damen konnte sich diesen Wunsch aber gleich wieder aus dem Kopf schlagen, nachdem das Gespräch auf die Mindestgröße kam: Kleiner als 163 cm darf man einfach nicht sein. Für Nike Reichling bekommt das Berufsbild seinen Reiz aus dem Kontakt mit Menschen und der abwechslungsreichen Tätigkeit: „Es sind immer verschiedene Sachen, es wird nie langweilig“.

Hannah Müller blickt schon etwas weiter in die Zukunft und interessiert sich für die Arbeit bei der Kriminalpolizei: „Ich schaue gern Krimis, rätsele mit und mag es, Lösungen zu finden, die ziemlich schwierig sind“. Polizeihauptkommissar Rüdiger Reusch und Kommissarsanwärterin Melanie Leimann stellten ihren Beruf und die Ausbildung lebendig dar, beantworteten Fragen und mussten sicher auch die eine oder andere „Fernseh-Illusion“ zerstören. Zur Sprache kam dabei auch der gewandelte Stellenwert der Polizei in der Gesellschaft – auch das sollte man bei der Berufswahl im Blick haben: Tätliche Angriffe auf die Beamten sind leider keine Seltenheit, sodass der Eigensicherung heute ein viel höherer Stellenwert in der Ausbildung beigemessen wird, als das noch vor Jahren der Fall war.

Auch wenn in Kevelaer die Welt ein wenig mehr in Ordnung scheint als anderswo, die gängigen Trends auf dem Ausbildungsmarkt schlagen sich auch hier nieder. Das Thema Bewerbermangel konnte man allerorten besprechen und dieses nicht nur im „klassischen Handwerk“. Stephanie Helmus vom Parkhotel beklagte: „Es ist leider ein Trend ‚erstmal weiter zur Schule‘ zu gehen“ – auch in ihrem Hause bleiben Ausbildungsplätze in Hotelfach und Gastronomie mittlerweile unbesetzt. Ähnliches hörte man auch von Pia Schmidt vom Modehaus „Vrede“ und selbst Zahnarzt Dr. Roland Klein konstatierte eine schon länger anhaltende Abnahme des Interesses an einer Ausbildung zur (Zahn-)Medizinischen Fachangestellten.

Dass es auch möglich ist, „gegen den Trend“ unterwegs zu sein, versichert Silvia Albat vom St. Elisabeth-Stift – viele junge Leute interessierten sich bei ihr für eine Ausbildung im Bereich Altenpflege. Der Fachkräftemangel ist mediales Dauerthema. Da ist es für die Leiterin der Altenpflegeeinrichtung umso wichtiger, den Nachwuchs im eigenen Haus heranzubilden. Michael Kahn und Danny Robbers von der Gesamtschule Kevelaer-Weeze, beide 14 Jahre alt, haben den Weg an den Stand gefunden, lassen sich das Berufsbild erläutern und stellen ihre Fragen. Beide treibt der Wille an, mit Menschen zu arbeiten – „Ich bin auf den Beruf gekommen, weil ich viel mit Betreuung zu tun haben möchte, weil ich es schön finde, anderen Leuten zu helfen“, sagt Michael Kahn.

Hilfe für den Neuanfang

In der Werkstatt herrscht geschäftiges Treiben. Klaus H. (Name geändert) feilt an einem Holzstück, aus dem später eine Weihnachts-Dekoration werden soll. Der gelernte Vermessungstechniker aus Geldern ist „wegen einer Herzschwäche berufsunfähig“, erzählt der 42-Jährige. Aber er sei dabei, seine Erwerbsfähigkeit „wiederzu- kriegen.“

Seit seit zwei Wochen ist er in der Einrichtung an der Kroatenstraße mit dabei. „Fit für den Alltag“ heißt die Maßnahme für gesundheitlich Eingeschränkte. Durchgeführt wird diese vom SOS Kinderdorf Niederrhein. „Mein erster Eindruck ist bislang gut.“

Rebekka Markwirth sitzt neben ihm am Werktisch und ist mit Feuereifer dabei. Die 19-Jährige ist seit Oktober in der Maßnahme. „Ich bin arbeitssuchend, nach der Schule habe ich keine Ausbildung bekommen und bin gesundheitlich beeinträchtigt“, hat die Geldernerin schon jetzt über die Maßnahme „Blut geleckt“ und eine Idee für die Zukunft. „Ich will definitiv was Technisches machen – Schreiner oder Tischler.“

Die beiden sind nur zwei der gut 60 Personen, die aktuell in den Fördermaßnahmen des SOS Kinderdorfs Niederrhein sind und in den Räumen der früheren Virginia-Satir-Schule weitergebildet und unterstützt werden.

„Die Schule hier wurde 2016 geschlossen. Im Sommer 2017 hat dann die Stadt Kevelaer das Gebäude vom Kreis Kleve gekauft“, erläuterte der Einrichtungsleiter des SOS-Kinderdorfs Niederrhein, Peter Schönrock, die Hintergründe.

Nach einer Umbaupause mietete dann das SOS-Kinderdorf Niederrhein die obere Etage des früheren Schulgebäudes an und bezog sie im Dezember vergangenen Jahres. Neben zwei Büroräumen und vier Räumen für die berufliche Bildung wird ein Multimedia-Raum für Seminare genutzt. In der Werkstatt kann an verschiedenen Projekten gearbeitet werden.

Vier Maßnahmen

„Aktuell werden hier im Auftrag des Jobcenters vier Maßnahmen durchgeführt“, erläuterte Schönrock. Dazu zählen die Aktivierung U 25 (für Hilfebezieher unter 25 Jahre), die Aktivierungshilfe Ü 25, die Aktivierung für Alleinerziehende und die Maßnahme „Fit für den Alltag“ für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen.

Aktuell geplant ist noch ein Projekt „Perspektive für junge Flüchtlinge“, das voraussichtlich im kommenden Monat oder im Januar kommenden Jahres starten wird. Die Angebote sollen dazu beitragen, den betroffenen Personen bei der Integration in den Arbeitsmarkt oder dem Einstieg in eine Ausbildung zu helfen.

Einst ein Zentrum für Polychromeure

Bei ausgefallenen Dingen ist das Kevelaerer Blatt immer gerne vor Ort, um seinen Leserinnen und Lesern davon zu berichten. Mein Auftrag diesmal war das „Berufsbild Polychromeur“. Mich begleitete Gottfried Mülders, der durch seine berufliche Tätigkeit häufig Kontakt zu Polychromeuren hatte und das Treffen organisierte.

Ich betrete die Werkstatt von Hans Rommen und fühle mich in der Zeit um 100 Jahre zurückversetzt. Der 79-jährige Polychromeur-Meister sitzt an einer uralten Werkbank. Ihm gegenüber sitzt der 78-jährige Alfred van Schayck, ebenfalls Meister des Faches. Sie bemalen eine Heiligenfigur und ein Relief des Kreuzweges.

Eine bunte Kiste mit zahlreichen Fächern und gemahlenen Farben (Pigmente), Schellack, Spiritus und Nitro stehen herum. Die Einrichtung der Werkstatt ist noch so wie um die Wende des 19. Jahrhunderts, als die erste der bereits drei Generationen der Familie von Hans Rommen als Polychromeure tätig war.

Polychromie ist ein Begriff, der in der Kunst verwendet wird, um die farbige Gestaltung in Malerei und Kunsthandwerk, insbesondere bei Bildern und Strukturen, zu beschreiben. In der Antike und im Mittelalter wurde sie viel ausgeübt. Im 19. Jahrhundert wurde die Polychromie wiederentdeckt und wiederverwendet. Es entstand im Handwerk der Lehrberuf als Polychromeur, der in dreijähriger Ausbildung in Werkstätten und Berufsschule (meistens zusammen mit den Malerlehrlingen) das notwendige Wissen vermittelte.

In und um Kevelaer siedelten sich zahlreiche Polychromeure an, weil hier durch die Wallfahrt viele Grossisten für Devotionalien und Gipsfiguren ihren Standort hatten. Werkstätten für Figurenmalerei mit Meister, Gesellen und zahlreichen Hilfskräften waren keine Seltenheit und es war ein Beruf, mit dem man seinen Lebensunterhalt finanzieren konnte. Mit Zunahme der Automatisierung und der Importe (besonders aus China) von Heiligenfiguren brach das Berufsbild ein und verschwand; ebenso die Werkstätten, nicht nur in Kevelaer.

Heute ist das Berufsbild, soweit nicht noch alte Meister ihr Fach ausüben, in die Ausbildung zum Restaurator mit Spezialisierung Kunstgattungen übergegangen.
Für die zwei alten Polychromeur-Meister war und ist ihr Beruf immer mit Leidenschaft verbunden und deshalb sind sie auch heute noch mit Pinsel und ruhiger Hand dabei.

Krippenmarkt

Auf dem Kevelaerer Krippenmarkt 2018 werden Hans Rommen und Alfred van Schayck beim Stand von Christliche Kunst Bauer einen Tisch haben, um den Besuchern einen kostenlosen Dienst anzubieten. Man kann mit seinen gegebenenfalls beschädigten Heiligenfiguren kommen um zu erfahren, ob diese restauriert werden können und ob sich dies noch lohnt.