„Sein Leben war ein Heimspiel“

Letzten Freitag starb mit Matthias „Matthes“ Kröll (86) eine der prägenden Bürger der Ortschaft in den vergangenen Jahrzehnten. Am 3. Februar 1962 wurde Kröll zum ersten Vorsitzenden des Vorsitzenden des Sportvereins Union Wetten gewählt. Damals konnte er sicher noch nicht ahnen, dass er eine Ära begründen würde, die insgesamt 51 Jahre lang andauern würde.

Von 1950 bis 1960 schnürte Kröll zumeist als Mittelfeldspieler in der ersten Mannschaft der SV Union seine Fußballschuhe. In der Zeit absolvierte er über 200 Meisterschaftsspiele für die „Erste“. „Er war immer ein fairer Spieler“ erinnert sich sein früherer Mitspieler und Torhüter Heinz Hegmanns. Aber mit dem Fußball war lange noch nicht Schluss. Zwischen 1963 bis 1981 absolvierte Kröll noch weitere 334 Spiele.

Unter seiner Regie wurde der Verein das, was er heute ist: ein Klub mit vielfältigen Sportabteilungen und über 1.000 Mitgliedern, von ursprünglich unter 200.
Kröll begründete neue Abteilungen vom Tischtennis (1963), über Gymnastik (1966), Volleyball (1972) und Vereinsjugend (1973) bis zu Tennis, Lauftreff (1983) und der Einradgruppe im Jahr 2006. Als Vorsitzender war er unter anderem dafür verantwortlich, dass es am Ascheplatz eine Flutlichtanlage gab, dass ein Rasenplatz (1982) eingeweiht wurde oder in den 80ern Tennisplätze entstanden.

Unter seiner Ära gab es unter anderem die beiden Bezirksliga-Aufstiege der Fußballer 1975 und 1986 sowie den Aufstieg der Tischtennis-Mannschaft TTA Kevelaer-Wetten in die Landesliga 2005. Und es entwickelten sich zahlreiche Veranstaltungen wie Sommerfest, Nachbarschaftsolympiade oder der Neujahrsball.

Für sein Engagement wurde Matthes Kröll vielfältigst geehrt: 1985 war er der Festkettenträger des Sportvereins bei der Kirmes der Geselligen Vereine Wetten (22 Jahre später hatte seine Ehefrau Inge die große Ehre). Für sein soziales und sportliches Engagement wurde ihm 1996 die DFB-Ehrennadel verliehen, acht Jahre später das Bundesverdienstkreuz.

„Er war schon ein besonderer Mensch, das kann man nicht in Worte fassen“, würdigt Manfred Nilkens den Mann, dem er 2013 als Vorsitzender nachfolgte. Als Seniorenspieler, der 15 Jahre lang aktiv war, könne er sich kaum daran erinnern, dass „Matthes“ bei einem Spiel von Union Wetten gefehlt hätte: „Er war immer sehr präsent auf dem Sportplatz, immer gegenwärtig und gehörte zu den treuesten Fans. Und er hatte ein unwahrscheinliches Gedächtnis über die Verganheitheit von Union Wetten, eine wandelnde Fußball-Bibliohek.“

Sport ist die eine Sache. Aber was hat Kröll als Menschen ausgezeichnet? „Ich habe ihn immer als sehr ruhig, sehr ausgeglichen und immer freundlich erlebt“, sagt Nilkens. „Er war kein Mensch, der emotional aus sich heraus ging.“ Trotzdem sei er zum Lachen nie in den Keller gegangen. „Und er hat dir immer das Gefühl gegeben, er ist auf deiner Seite.“

Man habe immer gewusst, dass man den Matthes wegen alles ansprechen könne: „Das ist das, was man sich als Vorsitzender wünscht, dass die Leute von vornherein so großes Vertrauen haben, dass sie mit allem zu einem kommen.“ Die Bodenständigkeit, diesen Dorfverein mit vielen Abteilungen zu integrieren, und die Bedachtheit habe dazu beigetragen, „Probleme leicht lösen“ zu können.

Entsprechend habe Kröll die Union als „bodenständigen Breitensportverein“ aufgestellt. „Er wollte nie, dass wir was Wildes machen. Das ist eine Linie, die er vorgelebt hat, die ich auch weiterführen möchte und die zu uns Wettenern passt“, sagt Nilkens.

„Sein Leben war ein Heimspiel“, würdigte die Ortsvorsteherin Beate Clasen den Verstorbenen als „Teamplayer im positivsten Sinne. Er hat immer Leute dazugeholt, hatte eine großartige Führungsqualität.“ Kröll sei „sehr geerdet, verwurzelt in seiner Familie“ gewesen und „immer auf dem Teppich geblieben“.

Er war ein „Mann für den Zusammenhalt“ im Ort, der auch zu Karneval die Sitzungen eröffnete oder die Zeltlager des Vereins besuchte. Er und seine Frau Inge hätten seit der Heirat 1962 „alles zusammen gemacht. Clasen bezeichnete ihn als „Bereicherung für die Ortschaft. Wir sind froh, dass wir ihn hatten.“

Das Seelenamt findet am Freitag, 27. April, um 14.30 Uhr in der St. Petrus Kirche statt.