Mandolinen-Melancholie

Kein Stuhl im Foyer des Marienstiftes war frei – so groß war die Vorfreude der Bewohner und der Musikinteressierten in Kevelaer auf die musikalische Darbietung dieses Nachmittags. Die „Mandolinenfreunde 1923 Goch“ unter der Leitung von Hans-Josef Korsten sind in dem Haus seit Jahren ein gern gesehener Gast. „Die waren schon so oft hier“, konnte die Veranstaltungsorganisatorin des Hauses, Irmgard Hardt, also „alte Bekannte“ begrüßen. Später geriet sie nach der unterhaltsamen Stunde förmlich ins Schwärmen. „Mandolinen sind für mich Italien, Südamerika. Danke, dass wir träumen durften.“

Tatsächlich hatte das 14-köpfige Ensemble für einen stimmungsvollen Nachmittag gesorgt – ob es nun um die ausführliche Erläuterung des Instrumentes Mandoline betraf, dessen italienische Herkunft und Anwendung vom Barock bis zur heutigen Popmusik – oder einfach nur die Musik, die das Ensemble darbot. Dabei unternahm das Orchester einen Streifzug durch verschiedene musikalische Kulturen und Kontinente, die bei vielen der Anwesenden erkennbar Wehmut und Erinnerung auslösten.

Hans-Josef Korsten als Sänger

Vom kubanischen „Guantanamera“ über das neapolitanische „Santa Lucia“ hin bis zu den „Capri-Fischern“ reichte das Repertoire der „Mandonlinenfreude“, deren Leiter Korsten die Anwesenden erfolgreich zum Mitsummen und sogar Mitsingen anregen konnte. Bei dem Song „The Rose“ gelang den Musikern ein wunderbarer Spannungsbogen, der melodisch tatsächlich anrührend war. Spontan hatten sie sich am Morgen dazu entschlossen, „Die kleine Bergkirche (Ave Maria)“ vorzutragen. Und Hans-Josef Korsten nutzte die Gelegenheit, sich als Sänger einzubringen – genauso wie bei dem offiziellen Schlusslied „Hallelujah“ von Leonard Cohen.

Das endgültige Ende passte dann zu den 60 Minuten melancholischer Musik-Nostalgie mit Wehmutscharakter: „Ein schöner Tag war uns geschenkt“ zur Melodie von „Amazing Grace“.