Köstliches Kunststück

Kevelaer. Es ist eine Kunst, das gleichnamige Theaterstück von Yasmina Reza zu verhunzen. Im Gegenteil: Diese Vorlage hat schon oft ein Ensemble geadelt. Dass es auch und gerade gut funktioniert, wenn sich etablierte TV-Schauspieler seiner annehmen, durfte das Kevelaerer Publikum am Dienstagabend bei einem Gastspiel der Konzertdirektion Landgraf mit Leonard Lansink, Heinrich Schafmeister und Luc Feit erleben.

Weißes Bild und bunte Hunde

Die Autorin hat mit dem Plot um ein teures, monochrom weißes Bild und die sich darin auf der Bühne spiegelnde Männerfreundschaft dreier bunter Hunde einen Klassiker des modernen Theaters geschaffen, der in den vergangenen Jahren in zig Variationen über die Bühne gegangen ist. Dutzende Schauspieler und Regisseure haben ihre Pinselstriche hinterlassen, Tausende Zuschauer konnten sich nicht sattsehen an dieser Schwarz-Weiß-Malerei, die schon in der Skizze der mittlerweile etablierten Theaterautorin so viele bunte Zwischentöne trägt.
Dass Streit manchmal aus dem Nichts entsteht, ist bekannt. Dass Reza dieses Nichts überhöht, indem sie dem monochromen Bild einen absurd hohen Preis andichtet, ist ein wunderbarer Kunstgriff, an dem sich die Beziehung der drei Männer bestens abarbeiten kann. Luc Feit gibt den Serge als um jeden Preis smarten, leicht in die Jahre gekommenen Yuppie, Leonard Lansink den Marc als stets unzufriedenen, nörgelnden Bodenständler, den man ihm genau so abnimmt, wie einem wunderbaren Heinrich Schafmeister die Rolle des hypochondrisch-harmoniesüchtigen Clowns Ywan. Seine durchaus temporeiche Inszenierung mit kleinen, feinen Regie-Schmankerln toppt Fred Berndt noch mit einem wunderbar wandelbaren Bühnenraum. Der ist zunächst mal weiß, wird jedoch durch unterschiedliche Lichtstimmungen, Verschieben der weißen Ledercouch und Hereinschweben zweier Bilder zu einem Kosmos künstlicher räumlicher Klammern, welche die drei Freunde in immer wieder neuen Konstellationen aufeinander treffen lässt.
Die drei etablierten TV-Darsteller hautnah auf einer solchen Bühne erleben zu dürfen ist schon allein ein Augen- und Ohrenschmaus. Dass sie den Spaß an der in einer zweiten Spielzeit wieder aufgenommenen Komödie nicht verloren haben, zeigt der offensichtliche Spaß, mit dem sie ihren Bühnenjob betreiben. Das überträgt sich auch aufs Kevelaerer Publikum und sorgt am Ende des Theaterabends für langanhaltenden Applaus für die gelungene Inszenierung und die Leistung der Darsteller in diesem köstlichen Kunststück.