Kervenheim feiert Kirmes

Stolze Erwachsenen- und Kinderköniginnen mit Gefolge. Foto: AF


Als ihr Sascha Claaßen und Rainer Krüger von der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Kervenheim-Kervendonk die Königskette um den Hals legten, schloss Bettina Stuesgen kurz die Augen und atmete tief durch. Als die 77-Jährige in der St. Antonius-Kirche die Augen wieder öffnete und gemeinsam mit ihrem Prinzgemahl Eckmar Leibeling und dem Kinderthron um Jagoda Chojnacka und Julian Labedzki die Kirche verließ, war ihr anzusehen, was ihr das bedeutete. „Ich war schon sehr gerührt“, fiel es ihr schwer, die Emotionen zu unterdrücken.
Ein paar Stunden zuvor hatte sie auf dem Burggelände noch abgewiegelt. „Ich bin ja noch nicht Königin“, sagte sie und unterstützte Leibeling und den Kervenheimer Ortsvorsteher Martin Brands bei den Vorbereitungen auf den Fassanstich.
Die Feier am Vorabend hatte gut 300 Menschen ins Festzelt gelockt. „Es war gerammelt voll, die Stimmung grandios“, umschrieb Michael Fichte vom Orga-Team die Atmosphäre der Party, die zur Musik von DJ „K-rave“ mehrere Generationen ins Zelt gelockt hatte.
Hingucker waren natürlich auch diesmal die Lichtinstallationen von Tim Kelm und Martin Bloemen, die der Burg und dem Gelände ein besonderes Flair verliehen.
In seiner kurzen Ansprache lobte Martin Brands die Bemühungen um den Erhalt der Kirmes, dankte der evangelischen Kirchengemeinde dafür, den Burghof zum dritten Mal dafür zur Verfügung zu stellen und schloss mit dem Satz: „Lasst uns nicht viel Worte machen und das Fass anschlagen.“
Danach genossen die Erwachsenen das Bier und die Geselligkeit. Die Kinder hatten Spaß mit der Hüpfburg, der kurzfristig organisierten „Schweine“-Bahn als Ersatz für das kaputtgegangene Baby-Karussell und vor allem beim Quad-Fahren. Die Fahrzeuge hatte Thomas Cleven privat zur Verfügung gestellt. „Die Clevens stecken soviel Herzblut in Kervenheim rein – das ist schon beeindruckend“, meinte Marcel Borghs. Auch das Kinderprinzenpaar fuhr ein paar Runden. „Es ist schön, aber jetzt bin ich „total durcheinander“, lachte die siebenjährige Königin Jagoda.
Am Nachmittag folgte dann der Festakt in der Kirche. „Wir wollen die Türen weit öffnen, damit Menschlichkeit herrscht und eine fröhliche Kirmes. Die Kirmes ist des Kervenheimers Freud und Lust“, hatte Manfred Babel in seiner Predigt allen Beteiligten eine schöne Zeit gewünscht.
Dem Gottesdienst schlossen sich dann das Fahnenschwenken und das Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges am Ehrendenkmal an, wo Ortsvorsteher Brands an die Errungenschaften der Demokratie anlässlich der 70 Jahre Grundgesetz erinnerte.
Von dort aus machte sich der Tross mit den Königspaaren und Adjutanten, den Schützen und den Vereinen auf den Weg durch die Ortschaft bis zurück ins Festzelt. Dort wurde dann mit dem Königsthron und den befreundeten Bruderschaften zur Musik der Partyband „Nightlife“ getanzt bis in die Nacht.
Familienfest stand im Mittelpunkt

Der Schützenverein mit seiner Königin. Foto: AF


Der dritte Tag der Kervenheimer Kirmes begann mit einem sehr stimmungsvollen ökumenischen Gottesdienst im Festzelt, der inhaltlich von „Kids im Glauben“ und musikalisch von dem Kirchenchor St. Cäcilia Kervenheim auf eindrucksvolle Art und Weise gestaltet wurde.
Dabei stellten der evangelische Pfarrer Robert Arndt und sein katholischer Kollege Manfred Babel inhaltlich das Thema Wasser und die Bedeutung, die es für das Leben hat, in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen.
Im Anschluss daran folgte ein entspannter Frühschoppen – und am Nachmittag genossen die Gäste im Rahmen des Familienfestes Kaffee und Kuchen, die Tombola zugunsten der Senioren-Adventsfeier, das Entenrennen auf der Fleuth und den gemeinsamen Austausch.
„Warm, aber trotzdem gemütlich“, fand Claudia van Oeffelt die Atmosphäre auf dem Gelände. „Mal gleich noch´n Kaffee – das Wetter spielt mit“, entspannten sich auch Margot Schwartges und Marianne Vloeth und plauderten mit Bekannten.
Eine gut aufgelegte Schützenkönigin Bettina Stuesgen und „ihre“ Sebastianus-Schützen ließen es sich nicht nehmen, für ein Erinnerungsfoto gemeinsam zu posieren. „Wir haben bestimmt bis 4 Uhr gefeiert und zuhause an die 60 Eier gebraten“, plauderte ihr Liebster Eckmar Leibeling aus dem „Nähkästchen“ einer „verlängerten“ Samstagabendfeier.
Viele Kids nutzten nochmal die Chance, mit dem Quad ein paar Runden zu drehen und sich dann auch an der Gestaltung der „Kermespopp“ im Festzelt zu beteiligen, die erstmals zum Abschluss der Kirmes an einem Sonntag auf der Dorfwiese verbrannt wurde.
Dass man die Kirmes auf vier Tage komprimiert hatte, bezeichnete der Vorsitzende der Sebastianus-Schützenbruderschaft, Rainer Krüger, als „genau die richtige Entscheidung. Der Gottesdienst am Samstag war toll besucht und es gab eine würdige Kettenübergabe.“ Das alles sei „ein deutliches Zeichen: wir gehören alle zusammen.“
Und auch die evangelische Kirche zeigte sich froh, dass ihre Burg erneutes Zentrum der Feierlichkeiten gewesen war. „Für uns ist das vor allem gelebte Gemeinschaft“, unterstrich das Mitglied des Presbyteriums, Andreas Jannsen. „Uns ist bewusst, wie wichtig dieser Platz hier für die Kervenheimer ist. Und deshalb stellen wir ihn hier auch gerne zur Verfügung.“