Interessent für Hüls-Projekt zieht sich zurück

Es war kein guter Start für den Investor Hermann Tecklenburg, der sich als Zweiter darum beworben hat, auf der Hüls ein Hotel und Gesundheitszentrum zu errichten. Bis zur Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am vergangenen Donnerstag schienen sich die Dinge jedoch eingerenkt zu haben; die Politik bereitet sich darauf vor, an diesem Dienstag, dem 11. Juli 2017, in der Sitzung des Rates zwischen zwei Konzepten zu wählen. Jetzt hat mit Schreiben vom heutigen Tag Tecklenburg die Bewerbung um das Projekt zurückgezogen.
Im Wesentlichen führt Tecklenburg, der gemeinsam mit der Familie Janssen, die in Geldern das See Park Hotel betreibt, sowie mit Projektentwicklerin Ellen Mietz angetreten war, eine Ungleichbehandlung durch die Stadtverwaltung als Begründung an. In dem Schreiben an Kevelaers Bürgermeister Dominik Pichler und die Fraktionsvorsitzenden des Stadtrats moniert das Konsortium einmal mehr, dass zur erstmaligen Vorstellung eines Konzeptes für die Hüls nur der Mitbewerber Bernd Zevens eingeladen worden sei. Schon damals hatte Bürgermeister Pichler erklärt, dass die Stadtverwaltung aus der Kommunikation mit Ellen Mietz nicht dieses konkrete Interesse Tecklenburgs herausgehört habe. Tecklenburg und Mietz erhielten daraufhin die Möglichkeit, in einer Sondersitzung des Stadtentwicklungsausschusses ihren Gegenentwurf zum Zevens-Modell vorzustellen. Auch das Kevelaerer Blatt hat beide Konzepte ausführlich vorgestellt, beide machten einen soliden Eindruck, waren aber noch in sehr frühen Phasen.
Gestörte Kommunikation
Tecklenburg führt jedoch an, die gestörte Kommunikation habe angehalten. Das Konsortium wirft Bürgermeister Pichler vor, sich nur mit Investor Zevens zu weiteren Gesprächen getroffen zu haben. Pichler widerspricht dem gegenüber dem KB und betont, mit Zevens nie außerhalb des Rathauses über das Vorhaben auf der Hüls gesprochen zu haben.
Wie schwierig die Beziehung zwischen Stadt und Tecklenburg zu sein scheint, belegt auch der Vorwurf, Pichler habe das Interesse Tecklenburgs an weiteren Flächen ignoriert. Im Mai sei dies mehrfach mündlich, später auch schriftlich mitgeteilt worden. Tatsächlich hatte der Bürgermeister nach Aussage mehrerer Anwesender am 5. Juli in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses zunächst gesagt, dass ihm eine entsprechende Interessenbekundung nicht vorliege – sich dann aber nach Rücksprache mit Bauamtsleiter Ludger Holla umgehend korrigiert. Diese Korrektur scheint wiederum den Gesprächspartnern entgangen zu sein. Es erweckt den Eindruck, dass die Aufmerksamkeit für die Ausführungen des jeweils anderen auf beiden Seiten nicht immer optimal war.
Streit entzündet sich auch an der Frage des Wertes, den die Stadt gegenüber den beiden Interessenten dem Grundstück beimisst, auf dem das Projekt realisiert werden soll. Erneut fühlt sich Tecklenburg benachteiligt. Auch hier könnten Kommunikationsprobleme die Erklärung sein, da die Stadt selbst zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu unterschiedlichen Einschätzungen des Wertes gekommen ist. Inzwischen liegt eine Gutachterschätzung vor, und auch Zevens soll sein ursprüngliches Gebot erhöht haben.
Fragwürdige Begründung
Das Fass zum Überlaufen gebracht hat nach Darstellung des Konsortiums die Mitteilung „von verschiedenen Seiten“ an Ellen Mietz nach der Sitzung am vergangenen Donnerstag, die Entscheidung sei gefallen, sie solle aufgeben. Das ist insofern schwer nachzuvollziehen, als dass sich nach KB-Informationen die meisten Politiker, die letztlich die Entscheidung treffen müssen, noch gar nicht klar positioniert haben und dies erst am heutigen Montag in ihren Fraktionssitzungen tun wollten. Es ist auch insofern verwunderlich, als dass der Rat der Stadt Kevelaer bereits am morgigen Dienstag die Entscheidung treffen sollte. Tecklenburg und seine Partner hätten einfach 48 Stunden abwarten können und sich dann – im Falle einer Entscheidung gegen sie – noch immer beschweren können. Einen Tag vor der Entscheidung die Bewerbung zurückzuziehen, deutet jedoch auf eine andere Motivation hin als die, die das Konsortium im Schreiben an den Bürgermeister artikuliert.
Vielleicht steht die tatsächliche Begründung im gleichen Schreiben: Dort wird betont, dass die Familie Janssen seit Freitag die Gespräche mit dem Bürgermeister und dem Wirtschaftsförderer der Stadt Geldern gesucht hat und dort „intensive Unterstützung für das weitere Hotelprojekt“ zugesagt worden sei. Sollte die Familie Janssen lieber an ihrem heimischen Standort investieren wollen, könnte Tecklenburg kurz vor der Entscheidung der Hotelbetreiber für sein Konzept fehlen.
Sicher ist, dass sich so mancher Investor in der Vergangenheit nicht von seinem Vorhaben hat abhalten lassen, nur weil er den Eindruck hatte – oder es objektiv so war –, dass die Stadtverwaltung dem Vorhaben nicht wohlgesonnen war. Da die Stadtverwaltung sich am Ende der Entscheidung der Politik beugen muss, und da auch Bürgermeister Pichler und Wirtschaftsförderer Hans-Josef Bruns sehr an einem Hotel und einem Gesundheitszentrum auf der Hüls gelegen ist, darf man davon ausgehen, dass alle mit dem Investor, der den Zuschlag der Politik erhalten hätte, an einem Strang gezogen hätten. Diesen Zuschlag wird nun aller Voraussicht nach am Dienstagabend der Klever Unternehmer Bernd Zevens erhalten. Es sei denn, das Konsortium um Tecklenburg entscheidet sich kurzfristig noch einmal um. Die Möglichkeit dazu hat Pichler geschaffen: Er habe ein kurzfristiges persönliches Gespräch angeboten, teilte der Bürgermeister mit.