Hinter den Kulissen bei Nacke Logistik

„Wir haben eine gute Beteiligung heute. Fast 40 Leute sind hier“, freute sich Gerdi Probst von der Ortsgemeinschaft KKV Unitas Kevelaer des Bundesverbands der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) über das große Interesse. 23 Mitglieder und 13 Nichtmitglieder hatten sich zur Führung durch die Firma Nacke Logistik am Gewerbering zusammengefunden. Die Führungen übernahmen Georg Bors, Geschäftsführer, Stefanie Artz, Assistentin der Geschäftsführung und Tobias Bors, Prokurist.

Nacke Logistik ist ein Unternehmen, das Textilaufbereitung durchführt. Insgesamt werden dort im Jahr 50 Millionen Teile aufbereitet. „Der größte Teil, den wir machen, ist für C&A. 80 Prozent der Anzüge, die bei C&A verkauft werden, werden von uns gebügelt. Und ich habe gestern ein Ausschreiben fertig gemacht für sieben Millionen Teile“, erklärt Georg Bors. Bei diesen Zahlen staunten die Besucher nicht schlecht. Alle gingen mit großer Neugier durch die Firmengebäude und hörten dem Geschäftsführer gespannt zu.

Die Firma beschäftigt zurzeit 105 festangestellte Mitarbeiter und 220 Hilfsarbeiter, die vor allem in der Hauptsaison tätig sind. Die Hauptsaison ist im Herbst. „August, September und Oktober ist immer extrem“, erklärt Stefanie Artz. „Wir stehen kurz vor der Saison“, sagt sie, während sie einen Teil der Führungsteilnehmer trotzdem mit viel Ruhe durch die Geschäftsräume führt.

Bors erklärte den Teilnehmern auch negative Seiten, mit denen ein Unternehmer zu kämpfen hat: „Brandschutz und Arbeitsschutz machen einem zu schaffen.“ Außerdem gebe es teilweise „Wärmeabzüge, die 1999 genehmigt wurden und jetzt nicht mehr reichen.“ Was man seiner Meinung nach bei all dem nicht aus den Augen verlieren darf: „Ich denke, als Unternehmer ist es wichtig, mit dem, was erwirtschaftet wurde, gut umzugehen.“

Bangladesch ist größter Lieferer

Die Ware wird dem Unternehmen in Containern und LKW angeliefert. „Im Moment ist Bangladesch der größte Lieferer“, erklärt Bors. Bei der Lieferung aus unterschiedlichen Ländern läuft nicht immer alles glatt. „Wir haben vor zehn Jahren acht Millionen Socken in die Müllverbrennungsanlage gefahren“, erzählt er und sorgt bei den Zuhörern damit für verblüffte Gesichter. Die Socken seien gestreift gewesen und in einem der Streifen an den Socken habe die Organisation Greenpeace jeweils etwas Azofarbstoff entdeckt. Bei Azofarbstoff handelt es sich um einen synthetischen Farbstoff. Eine Geschichte, die dem Geschäftsinhaber spürbar in Erinnerung geblieben ist.

Die Besucher wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und erkundeten interessiert die Geschäftsräume der Firma Nacke Logistik.

In der Bügelei bekamen die Teilnehmer zu sehen, welchen Weg die Kleidungsstücke nehmen, bis sie fertig für die Lieferung sind. Die Kleidung fährt durch einen Tunnel, in dem Wärme und Dampf abgegeben wird, wird gegebenenfalls von Hand nachgebügelt und auch Dampfpuppen stehen zur Verfügung, auf die die Mitarbeiter Kleidungsstücke aufziehen können, die dann durch die sich aufblasende Puppe geglättet werden.

„Ich glaube, dass jeder, der diese Werksführung mitgemacht hat, etwas Neues entdeckt hat“, zeigt sich Alfred Plönes, zweiter Vorsitzender der Ortsgemeinschaft KKV Unitas Kevelaer, zufrieden mit der Führung. Er war mit der Anfrage auf Georg Bors zugegangen und stieß bei ihm auf offene Ohren. „Viele haben gesagt, dass sie sich das gar nicht so vorgestellt hätten“, stimmt Gerdi Probst der positiven Rückmeldung zu. Einige der Besucher waren erstaunt, welche Abläufe hinter der Firma stehen und zeigten großes Interesse. Im Anschluss an die Führung gab es im Aufenthaltsraum Kuchen, belegte Brötchen, Kaffee und Kaltgetränke für die Gäste, alles von der Firma Nacke organisiert.

Im Gespräch mit dem Geschäftsführer

Die Firma Nacke Logistik wurde 2003 von Georg Bors übernommen. Bis dahin handelte es sich bei der Firma noch um „Textilaufbereitung Thewissen“. 2003 meldete Thewissen dann Insolvenz an. Georg Bors war in der Firma als Betriebsleiter tätig. „Der Plan war nicht, das weiter zu machen“, lächelt der 52-Jährige, „es war aber klar: Wenn ich jetzt abhaue, geht es nicht weiter.“ Nachdem Bors sich unter anderem Nacke ins Boot geholt hatte, entschied er sich, die Firma weiterzuführen. Daher bekam das Unternehmen den Namen. Nacke war Geschäftsführer und Gesellschafter, bevor sich nach zwei Jahren seine Wege vom Unternehmen trennten. Bors war zu der Zeit Geschäftsführer und ist aktuell Geschäftsführer sowie Gesellschafter.

Die Firma bearbeitet Kleidung in großen Mengen.

Bors’ Söhne Christian und Tobias sind ebenfalls im Unternehmen tätig. „Tobias ist in der Geschäftsleitung, der ist Prokurist, und Christian ist in der Logistik mit aktiv“, erklärt Bors. Tobias Bors machte eine Ausbildung als Steuerfachgehilfe und der 26-Jährige entschied sich erst 2017, in der Firma mit tätig zu werden. Christian Bors ist gelernter Lagerlogistiker und für den 28-Jährigen sei hingegen früh klar gewesen, dass er in der Logistik im Unternehmen aktiv sein wird, sagt Georg Bors.

Tobias Bors, Stefanie Artz und Oliver Basedow, aktueller Betriebsleiter, sind ein wichtiger Teil der Firma. „Die sollen im Laufe der nächsten Jahre die Geschäftsführung übernehmen“, kündigt Georg Bors an, sich in Zukunft aus der Leitung zurückzuziehen. „Begleitend dabei sein werde ich wohl wahrscheinlich immer. Ich glaube, so ganz rausziehen kann man sich gar nicht, irgendetwas tut man immer“, lacht der Unternehmer.

Im Laufe der Jahre habe sich vor allem verändert, „dass alles flexibler und schneller sein muss, weil die Kundschaft nicht mehr so geduldig ist. Das fordert eine wahnsinnige Flexibilität“, erklärt der erfahrene Geschäftsinhaber. Es gebe keine verschiedenen Dienstleister für unterschiedliche Prozesse bei der Textilaufbereitung mehr. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Ware verkaufsfertig rausgeht. Es ist alles schneller, alles aus einer Hand“, macht der gelernte Elektriker deutlich.

Ehrlichkeit und ein offenes Ohr

Wie er als Unternehmer trotz aller Veränderungen erfolgreich sein kann, erklärt Bors in wenigen Worten: „Man muss immer auf einer vernünftigen Grundlage arbeiten, ehrlich bleiben und bei seinen Mitarbeitern bleiben – dann läuft das.“ Für ihn sei wichtig, dass er als Geschäftsinhaber im Unternehmen anwesend ist, ein offenes Ohr für die Mitarbeiter hat und sich auch Sorgen und Nöte anhört. Die einzelnen Seiten müssten „wie ein Zahnrad ineinander greifen.“ Dass einige Mitarbeiter diese Unternehmensphilosophie zu schätzen wissen, ist zu erkennen: Ein paar Mitarbeiter sind seit den 90er Jahren im Unternehmen tätig – übernommen von Thewissen. Insgesamt habe die Firma mit 34 Festangestellten gestartet, die fast alle von der Firma Thewissen übernommen wurden, blickt Bors auf die Anfänge zurück.

„Seit 2003 haben wir das Volumen, den Umsatz, versechsfacht“, blickt der 52-Jährige auf die Entwicklung des Unternehmens. In all den Jahren erlebt man viel. Eine Geschichte, die dem Unternehmer in Erinnerung geblieben ist, lässt schmunzeln: „Einmal war an 2.500 T-Shirts der rechte Arm exakt 2,5 Zentimeter kürzer als der linke.“