Ein Leben lang Künstlerin
„Innerlich hatte ich schon entschieden, dass ich nach Japan zurückgehe“, erklärt Yoshi Yamauchi, in welcher Situation sie sich vor über 30 Jahren befand, nachdem sie fürs Arbeiten aus Japan nach Deutschland gekommen war. Doch sie blieb. Und sie arbeitete insgesamt 25 Jahre bei der Glasmalerei Derix in Kevelaer. Ab nächsten Monat stellt sie sogar einige Werke in einer Einzelausstellung zur Schau.
In jungen Jahren studierte Yoshi Kunstmalerei in Tokyo an einer Kunsthochschule. In Berührung mit der Malerei kam sie durch ihren Onkel. „Mein Onkel war auch Maler“, berichtet Yoshi. Außerdem habe er verschiedene Illustrationen für Zeitungen angefertigt. „Jeden Tag habe ich seine Illustrationen gesehen. Da war ich auch mächtig stolz drauf“, erinnert sich die 80-Jährige zurück. Trotz der Sorge ihrer Mutter, dass man mit Malerei keine gute Zukunft hätte, entschied Yoshi sich, ihren Weg zu gehen.
Während ihres Studiums und danach arbeitete sie unter anderem an Mosaikarbeiten im Olympischen Stadion in Tokyo mit und fertigte viele eigene Arbeiten an. Im Anschluss verbrachte sie Zeit in Venedig. Im Jahr 1967 kam Yoshi im Alter von 28 Jahren nach Kevelaer und absolvierte ein viermonatiges Praktikum bei der Glasmalerei Derix. Der Kontakt entstand durch einen Musiker, den sie auf einem Flug von Tokyo nach Venedig kennenlernte. „Malen konnte ich ja. Da habe ich richtig in der Auftragsarbeit mitgearbeitet“, blickt Yoshi zurück.
Nach ihrem Praktikum verbrachte sie erneut ein Jahr in Venedig, um einen Auftrag zu erledigen. In dieser Zeit fertigte sie ein sechs Meter hohes Mosaik an. „Ein Maler wollte mich als Assistentin haben“, erzählt die Malerin. Aber sie entschied sich 1968, nach Japan zurückzukehren. „Genau zwei Jahre war ich in Europa – Venedig und Kevelaer.“ In Japan arbeitete sie unter anderem an einem Klosterfenster in Mosaikart und an Fresko-Deckenmalereien. Zu der Zeit habe man von diesen Arbeiten noch gut leben können, sagt Yoshi.
Länger geblieben als geplant
„Dann kam zufällig die Anfrage aus Kevelaer, ob ich in der Basilika ein Fenster machen kann“, erzählt die 80-Jährige. „Ich habe so an zwei bis drei Jahre gedacht, aber irgendwie bin ich hängen geblieben“, lacht sie. In Kevelaer hat sie dann in der Glasmalerei Derix gearbeitet und dort unter anderem Fenster in der Basilika nach einem Stummel-Entwurf angefertigt.
1999 legte Yoshi im Alter von 60 Jahren ihre Arbeit nieder. „Von da an habe ich hin und wieder mitgeholfen“, sagt die Künstlerin. Außerdem war sie in der Künstlergruppe „Binnenheide“ „sehr aktiv. Wir haben zwei Mal im Jahr eine Ausstellung gemacht“, berichtet Yoshi. Seit 15 Jahren hält sich die 80-Jährige mit Yoga und Walking fit. Alle eineinhalb Jahre geht sie ihre Familie in Japan für mehrere Wochen besuchen. „Eine Woche gehe ich immer auf Reisen“, berichtet Yoshi. So reiste sie zum Beispiel nach Peru oder Syrien.
Am 15. Juli 2019 wurde Yoshi 80 Jahre alt. Sie feierte ihren Geburtstag im Goldenen Löwen in Kevelaer mit 60 Gästen. „Es war richtig schön. Wir hatten eine richtig gute Stimmung“, sagt die 80-Jährige und lächelt beim Gedanken an die Feier.
Über das Leben und ihre Werke
Am Freitag, 23. August 2019, startet die Ausstellung „Lebenslinien“ über Yoshi Yamauchi und ihr Werk als Malerin in der wort.werk-Galerie in Kevelaer, Busmannstraße 28. Die Ausstellung endet am Samstag, 28. September 2019. Zur Vernissage am 23. August 2019 ab 19 Uhr gestalten Wies Kuyers und Rainer Heeke eine Collage aus Texten und Tönen über Leben und Werk der 80-jährigen Künstlerin und ihren Weg nach Kevelaer.